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Nr. 52

1W3

Der Löwenritt.

ausgeführt von HrÄfft Cfail$bei1t1
und Clemens Podewils

(Eine lehrreiche Geschichte für Kinder)

O wie ist es doch probat,

Wenn man eine Bildung hat!

Und vielleicht sogar in Höchen
Adelskreisen ist erzogen!!

Und vielleicht sogar am Lnd'

Sich noch „Lrzellenz" benennt!!!
Ja, da kann man manche Sachen
Elegant und zierlich machen,

Ueber die ein Niederer
Meistens viel zuwiderer.

Lieh, hier diese beiden Knaben
Hatten diese Gottesgaben:

Denn sie waren sehr gebildet
Und in ihrem Wappenschild
Trug ein jeder eine Krone
(Theils für Grafen, theils Barone.)
Und doch kamen diese Beiden
Lines Tages auch zu streiten.

Hört Luch die Geschichte an!
Rehmt Luch ein Lrempel dran!

Immer lieb und immer brav
War der Krafft, der kleine Graf.
Deshalb hat sein guter Vater
Ihn recht lieb gehabt und hat er
Ihm vor langer Zeit bescheert
Schon ein schönes Hotte-Pferd.
Dieses Hottepferdchen war
tftun kein Hottepferdchen zwar,
weil die hohen Gräsiichkeiten
Richt auf Hottepferdchen reiten,
Sondern war ein Löwe edel

Mit Gebiß und Mahn und Wedel

Und von schrecklichem Geschau
Und gestrichen weiß und blau.
Diesen ritt er, Hoppe! Hoppe!
Theils im Trabe, theils Galoppe,
Alle Tage lange Zeit ,

Und es hat ihn recht gefreut.

. JUGEND »

Einmal aber in die Stube
Schlich herein ein böser Bube
Und er gab dem Löwen, schwupps,

plötzlich einen solchen Schubbs,
Daß der Reiter von dem Roß
Jählings vorne überschoß.

O das war ihm kein Vergnügen,
Gerne war' er aufgestiegen,

Aber siehe, 1 — 2 — 3,

Stand sein Bruder schon dabei,
Und obwohl nur ein Baron,
Wupp' dich! saß er droben schon.

Ja da half kein Lamentiren,
Clemens wollt' es auch probiren
Und dem braven Hotte-Leu
war es gänzlich einerlei.

Als der Clemens sehr gehoben
Lustig schaukelt nun da droben»
Ach, da wurde Krafft betrübt,

Daß es solchen Undank gibt;

Und er klagte: dieser Leue
Hat doch wirklich keine Treue.

Rnnm Dich» Bruder, nur in Acht,
Daß er Dir's nicht auch so macht.
Oh, wie Hab' ich ihn geritten
Bald im Trabe, bald in Schritten
Auf der Trense und Candare,

Auf dem Sattel und dem Haare,
Und nun wirft mich dieses Biest
Mir nichts, dir nichts auf den Mist!
Doch ich bin ein guter Bruder,

Und ich will Dir von dem Luder
Alle Fehler nun erzählen,

Sieh, dann kann es Dir nicht

fehlen —"

Doch der Clemens sprach darauf:
„Halte damit Dich nicht auf!

Ich kann ihn schon selber reiten!
Denn mich kann er besser leiden!
Du verdirbst mit Deinem Rache
Mir nur grade die Parade!

Laß Du lieber mich in Ruh!

Und sei still und schau mir zu!"..

Clemens >. Rein, oas war nicht brav!
wo Dein Bruder doch ein Graf.
Schmerzlich fühlt es auch Dein guter

Abgesetzter Graf und Bruder!
Bitterlich hat er geweint,

Denn so wars ja nicht gemeint.
Ach, es schalten sich die Brüder,
Der hinauf und der hernieder;
Alle Leute, die es hören,
weinen wie die Brunnenröhren.

Rur dem guten Hotte-Leu
war es gänzlich einerlei.

Endlich sprach ein kluger Mann:
„Kinder, strengt Euch doch nicht an!
Thut nicht lang darüber streiten,
wie der brave Löw' zu reiten,
Bleibt nur lieber bei dem Ritte
Immer sorgsam in der Mitte,
Zwischen schwarz und rother Klippe,
Daß er nicht zur Seite kippe,

Schaukelt Luch m y allzukrastig
Und bewegt ihn nies; f m heflig
Rach dem Rorden, d. ß ihr nicht
'mal verliert das Gleichgewicht.
Gebt ihm immer gut zu frcffen
Und verlangt nicht wahrcnddcsse-,
Daß er große Sprünge macht,

Und vor Allem, gebet Acht,

Daß- nicht hie und da sich himen
wieder böse Buben finden,

Die aus Bosheit und paisier
Schubbser geben Lurem Thier —

Dann ist immer gut und treu
Euer alter Hotte-Leu.

A. <le Nora
(Zeichnungen von fl. Schmidhammer).

Die Kleine Komtesse

„Mama, wie kommt es eigentlich,
daß Bürgerliche den $Xot>el~
preis kriegen können?"

Sodom

Eisenbahn schaff n er: „Sta-
tion Forbach!"

M u t t e r (zum Töchterlein):
„Emma, daß Du hier nicht
durchs Eoup^fenster schaust!"

Veter, der Kleine

Peter, der Kleine, in großer Roth,
weiß sich nicht mehr zu rathen,
Täglich fühlt er sich mehr bedroht
Von seinen eignen Soldaten.

Peter, du kleiner, geplagter

Mann,

Gerne macht' ich Dir nützen:
Frag' doch bei Peter, dem

Großen, an,
wie man verfährt mit Strelitzen.

Stefai

Hus dev Gesellschaft

Don einem Beispiel seltener
Toleranz wird uns aus hoch-
adligen Kreisen des Großherzog-
t h n m s G e'r o l st e i n berichtet. Die
Großherzogin von Gerolstein und der
überwiegende Theil der Bevölkerung
sind bekanntlich evangelisch. Zimt
lebt dort Baron Timotheus von Ren-
tenfels, ein Herr von weniger altem,
als zahlungsfähigem Adel, der streng
katholisch erzogen, aber so her-
vorragend tolerant ist, daß er jähr-
lich bedeutende Summen evangel-
ischen Missionsanstalten und
Kirchen zuzuwenden pflegt.
Der Segen des lieben Gottes für
diese Toleranz blieb denn auch nicht
aus: Neulich hat die Großherzogin
den Baron von Rentenfels zum
Grafen befördert!

Weltchronik der „Jugend"

Sprechen, wenn auch etwas leiser
Darf nun wiederum der Kaiser
Und darüber freut er sich
Sicher-, kaiser-, königlich!

Denn, so lange nicht zu reden,

Das ist hart für einen Jeden! —
Diese Nachricht hochwillkommen

§at den Alp von uns genommen,
er feit manchem langen Tag
Drückend auf den Herzen lag. —
Unser deutscher Kronprinz,

heißt es,

wäre ganz modernen Geistes
Im Verhältniß zu der Kunst
Und er schenke seine Gunst
Jener, sonst an höchsten Stellen
Als Verschwörung von Rebellen
Gegen Kunst, Altar und Thron
Angesehenen Secession!

Ja, er kaufte, heißt es, da
Eine Anzahl Earriea-
turen für den Herrn Papa!
Ferner heißt's, der Kronprinz hätte
Jüngst am Reiten um die wette
Eigenmächtig sich vergnügt
Und den zweiten Preis gekriegt
Und dafür nun säß' er fest
Auf drei Tage im Arrest —
(Oder wurde der Arrest
Gar am End' ihm als Protest
Aufgebrummt von wegen jener
Neigung für die Seceffiöner?)

Daß der Kronprinz frisch und freudig
Eigne Meinung zeigte schneidig,
Daß er steht auf eignen Füßen,
Kann man freudig nur begrüßen!
Für die Zukunft weiß er dann:
Der nicht ist der bessere Mann,

Der gehorsam stets sich duckt,

Der nicht muckt und Alles schluckt,
Sondern der, der auf der Welt
Thut, was er für's Rechte hält! —
wehe! wehe! wehe! wehe!
wird in Hornburg V. d. H.
Man im Sommer rufen können,
Denn zum Gordon-Bennet-

Rennen

Kommen pustend, klappernd,

brausend

Dann der Autos rund>

fünftausend,

wie's schon jetzt im Eomit^
Eingeschätzt wird a peu pr£s!
Ueber's weite Deutschland hin
Stinkt die Luft dann nach Benzin,
Von zerplatztem Gummi knallt's
Bis hinüber in die Pfalz,

Mauern krachen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Hammel, Hühner, Ochsen, Schweine,
Index
Paul Stefan: Peter, der Kleine
Herodot [Pseudonym]: Weltchronik der "Jugend"
A. De Nora: Der Löwenritt
Arpad Schmidhammer: Ilustrationen zum Text "Der Löwenritt"
[nicht signierter Beitrag]: Aus der Gesellschaft
[nicht signierter Beitrag]: Sodom
[nicht signierter Beitrag]: Die kleine Komtesse
 
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