1904
Nr. 1
190<
5«-ankforber
doo
*)
JIe H's schon
Wese.
> bo b obvie
'funtie,
hie,
ramme:
bobelür
he:
©oebtjee [)er
’ige:
>wck, von „Lavor-
i „Krüppel",
»t brie vor,
oerdeppel.
ur're Zeit,
Hanne,
och de Leut
verschdamie.
daher
tsch babble,
de Anner'n Mb
bble.
nor vor
Schichte,
is er nor
Dichte.
> Aeäner rcdt
rar,
üä „Bildung" m
’en Käwwer.
nowle Herrn:
ner wette?
Goedhees wer'^
redde."
ich's Euch geM
, Ihr Lichter:
terl"
»03.
Oie Cardinäle und ihre [leibfchweizer bringen das Weihnachtsgeschenk in den Vatikan
(Der Papst bekam kürzlich das von Leo XIII. hinterlassene, 49 Tttillionen betragende
Kirchenvermögen ausgehändigt.)
Bayrische
£andU0$--0$tanzel;t
In Bayern, da Ham mer
Bekannlli a Kammer,
Lackiert aber sam mer
Mit ihr, 's is a Jammer
Kohlrappenschwarz sin
Die Mehrern da drin, _
Katholisch — dös glabst:
No viel mehr, wia da Papst!
Im Tag hanr's zehn Mark
Und im Geschrei, da
san's stark
Und im Schimpfen san's groß,
Dös kenna's famos!
Die Prannerstraß' wackelt,
Wann der Schüdler
spektakelt,
Dem Minister gang's schlecht,
Der not that, was der möcht!
Dem Lerno und Kohl,
Dem thuat's halt so wohl,
Wann's der „Jugend" mit der Scheer
Kinna abschneid'n d' Ehr!
Und der Kohl möcht' a G'setz
Zu der Witzblätter-Hetz,
Denn die wissen's eam z' guat,
Was er hat — unter'm Huat!
„Wenn's geht, meine Herrn,"
Sagt der Feilitzsch, „recht gern!
I bin a kreuzbraver Mann
Und thua so, was i kann!"
Und jetz, meiner Seel,
Werd's in Bayern fidel:
's ganz Land werd a Sumpf
Und Dummheit werd Trumpf! .
Maus
Weltchronik der „Jugend"
inen deutschenkünstlerbund
t Gründeten zu guter Stund
Freigesinnte Kunstgenossen,
wie zu weinrar ward beschlossen.
Alle Secession isten
prangen in des Bundes Listen,
„Scholle" auch und
„Luitpoldgrnpxe"
Schwören zu der gleichen Truppe
Und noch mancher, welcher frei
Denkt und stolz, ist mit dabei;
Eine Schaar, die Mann für Mann,
wohl sich sehen lassen kann,
welche kein Ressortchef gängelt
Und kein hoher Herr bemängelt,
Die allein vor dem sich beugt,
Der die größte Kunst bezeugt!
Nicht vor dem den Rücken biegt,
Der die meisten Orden kriegt!
Dieser Bund, den wir begrüßen,
Steht auf eignen, festen Füßen
Und vertritt die deutsche Kunst,
Frei von Fürsten-Haß und -Gunst,
Auswärts, wie im eignen Land —
Vivant, crescant, floreant! —
5et|r betrübte weihnachtsschau
Beut der Blick nach
Lrinrnritschau:
Dorten tobt ein Streit von
Webern,
welche von den Arbeitgebern
Kürzung ihrer Arbeitszeit
Fordern im gerechten Streit —
Tange Müh' bei kargem Lohn
Fordert aber der Patron;
Immer tiefer klafft die Kluft
Und Skandal liegt in der Luft.
Auf der Unternehmer Seite
Aber steht in diesem Streite
Die Behörde ganz und gar
Und der Arbeitsmänner Schaar
Hindert sie in allen Stücken,
Ihre Forderung durchzudrücken;
Jegliche Versammlung sperren
Den Verzweifelten die Herren, —
Sei's zum Tanz, sei's zur Belehrung;
Selbst die weihnachtsfest-
bescheerung,
Die der: Armen man geplant,
ward verboten kurzerhand!
wahrlich, eine arge Saat
wird gesät im Sachsen-Staat,
Die zu böser Ernte wird,
wenn einmal die Sichel klirrt!
Neulich hat der Ehroniquenr
Mitgetheilt erst das Malheur,
wie aus Münchens
Krankenhaus
Flog ein H e r r Tu rat heraus,
Schnell genöthigt, abzudanken,
weil er Sterbenden und Kranken
Durch obscöne Fragerei
In der Beichte lästig sei —
Und zwei andere 'Luraten,
Statt, daß sie ob solcher Thaten
Etwa sich empört gezeigt
Haben jetzo —. hört's — gestreikt!
Nimmer hören dort sie Beichte,
weil sie jener Kirchenleuchte
Sich, dem braven Amtsgenossen,
Solidarisch angeschlossen.
Ach! Zu wahrer Christlichkeit
Fehlt es wirklich manchmal
weit!
Auch in Augsburg fand sich ein
Lorporal jetzt, Namens ^Hein,
Der Soldatenschinderei'n
Trieb, die nur ein Schuft kann
billigen:
Auf die Einjährigfreiwilligen
Hatte er besondern Zorn,
Kniffte, puffte hint' und vorn,
Brüllte, wie ein Menschenfresser,
Hat sie mit dem Käsemesser
Feig' in Knie und Hand gestochen,
Schalt sie Sau- und Hundeknochen,
Ochsen, Rindvieh, Rabenaas —
(Einen schumpf er „Montgelas",
wähnend, dieser Titel heiße
Etwa was, wie Schweinepreuße),
Kurz, er stand um gar Nichts
nach
Dem berühmten Breidenbach!
Und dafür nun muß er sitzen
Und verliert die goldnen Litzen. -—
Daß ein Mensch es treibt, wie der,
wundert heute Keinen mehr;
Wundern muß ich insofern
Blos mich, daß die
jungen Herrn
Sich nicht über den gescheerten
Lümmel früher schon
beschwerten:
Erst, wenn Jeder, stramm
und fest,
D ienstlich gleich erhebt Protest,
wie ihn quält ein solcher
wicht,
wenn die Herrn vom
Kriegsgericht,
Nimmer Zeit zum Essen
finden,
wird die Niedertracht
verschwinden!
Viel Erbauliches geschah
In dem Land Hungaria:
Arge Schweinerei vollführten
Fünf der Herren
Deputierten:
Auf Bankrott, dem
trügerischen,
Ließ Herr Ugron sich
erwischen;
Herr Lzavolsk^ unterschlug
Einen Wechsel durch Betrug;
Nessi's Defraudationen —
Sechsmalhunderttausend Kronen
Machen ihre Riesensummen;
Eötvös muß vermuthlich brummen,
weil mit Sparkaff'büchern er
Trieb verdächtigen Verkehr;
während Jankovich Pretiosen
„An sich nahm" und derlei Lhosen. —
Jeder hatte, wie Ihr seht,
Seine Spezialität.
Sonst sind jene Biedermaier*)
wohlbekannt als arge Schreier
Von der Obstruktionspartei —
Stehlen thun sie nebenbei! —
In Paris kam jüngst ein strammer
Fortschrittsantrag an die Kammer,
Dessen kühner Vater ist
Herr SYlixman, der Sozialist:
Abzuschaffen alle Orden
Ist von ihm beantragt worden,
Nach den Tongregationen
Auch die Dekorationen,
welche aus dem Knopfloch blüh'n,
Violett und roth und grün —
Oder blau und gelb, wie Schwefel!
Ach, man weiß, wie mancher Frevel
Um ein buntes Endchen Band
Schon geschah in jenem Land!
Mirnrans Antrag ward
Beschluß -
Und aus diesem Anlaß muß
Man Respekt und zwar recht großen,
Haben vor den Herrn Franzosen!
Hier herüben, rechts vom Rhein,
würde das nicht möglich sein,
Hier erstehen immer neue
Lhrenkreuzlein, daß sich freue,
wer als wohlgewandter Mann,
Seinen Bückling machen kann;
Hier wird jedem Kammerjunker
Angehängt der gleiche Klunker,
Der nach sorgenvollem Dienst
wird dem Staatsmann zum
Gewinnst,
Und als Trinkgeld kriegt dahier
Ein Lakai die Ordenszier,
welche den Professor ehrt,
Der ein Menschenalter lehrt!
Ach, von Orden überall
Glitzert's, wie im Tarneval,
Selbst im allerkleinsten Ländchen
Hat man kleine Ordensbändchen —
Ach! Ein Antrag Mirman
wär'
Auch in Deutschland populär!
Herodot
' *) mit cti. D. R.
Man sieht, der Nuss' will ohne Schämen
Korea grinsend an sich nehmen.
Die Mutter schreit zwar nach John Bullen,
Doch ist mit diesem nichts zu wullen.
Rlappliörndl
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JIe H's schon
Wese.
> bo b obvie
'funtie,
hie,
ramme:
bobelür
he:
©oebtjee [)er
’ige:
>wck, von „Lavor-
i „Krüppel",
»t brie vor,
oerdeppel.
ur're Zeit,
Hanne,
och de Leut
verschdamie.
daher
tsch babble,
de Anner'n Mb
bble.
nor vor
Schichte,
is er nor
Dichte.
> Aeäner rcdt
rar,
üä „Bildung" m
’en Käwwer.
nowle Herrn:
ner wette?
Goedhees wer'^
redde."
ich's Euch geM
, Ihr Lichter:
terl"
»03.
Oie Cardinäle und ihre [leibfchweizer bringen das Weihnachtsgeschenk in den Vatikan
(Der Papst bekam kürzlich das von Leo XIII. hinterlassene, 49 Tttillionen betragende
Kirchenvermögen ausgehändigt.)
Bayrische
£andU0$--0$tanzel;t
In Bayern, da Ham mer
Bekannlli a Kammer,
Lackiert aber sam mer
Mit ihr, 's is a Jammer
Kohlrappenschwarz sin
Die Mehrern da drin, _
Katholisch — dös glabst:
No viel mehr, wia da Papst!
Im Tag hanr's zehn Mark
Und im Geschrei, da
san's stark
Und im Schimpfen san's groß,
Dös kenna's famos!
Die Prannerstraß' wackelt,
Wann der Schüdler
spektakelt,
Dem Minister gang's schlecht,
Der not that, was der möcht!
Dem Lerno und Kohl,
Dem thuat's halt so wohl,
Wann's der „Jugend" mit der Scheer
Kinna abschneid'n d' Ehr!
Und der Kohl möcht' a G'setz
Zu der Witzblätter-Hetz,
Denn die wissen's eam z' guat,
Was er hat — unter'm Huat!
„Wenn's geht, meine Herrn,"
Sagt der Feilitzsch, „recht gern!
I bin a kreuzbraver Mann
Und thua so, was i kann!"
Und jetz, meiner Seel,
Werd's in Bayern fidel:
's ganz Land werd a Sumpf
Und Dummheit werd Trumpf! .
Maus
Weltchronik der „Jugend"
inen deutschenkünstlerbund
t Gründeten zu guter Stund
Freigesinnte Kunstgenossen,
wie zu weinrar ward beschlossen.
Alle Secession isten
prangen in des Bundes Listen,
„Scholle" auch und
„Luitpoldgrnpxe"
Schwören zu der gleichen Truppe
Und noch mancher, welcher frei
Denkt und stolz, ist mit dabei;
Eine Schaar, die Mann für Mann,
wohl sich sehen lassen kann,
welche kein Ressortchef gängelt
Und kein hoher Herr bemängelt,
Die allein vor dem sich beugt,
Der die größte Kunst bezeugt!
Nicht vor dem den Rücken biegt,
Der die meisten Orden kriegt!
Dieser Bund, den wir begrüßen,
Steht auf eignen, festen Füßen
Und vertritt die deutsche Kunst,
Frei von Fürsten-Haß und -Gunst,
Auswärts, wie im eignen Land —
Vivant, crescant, floreant! —
5et|r betrübte weihnachtsschau
Beut der Blick nach
Lrinrnritschau:
Dorten tobt ein Streit von
Webern,
welche von den Arbeitgebern
Kürzung ihrer Arbeitszeit
Fordern im gerechten Streit —
Tange Müh' bei kargem Lohn
Fordert aber der Patron;
Immer tiefer klafft die Kluft
Und Skandal liegt in der Luft.
Auf der Unternehmer Seite
Aber steht in diesem Streite
Die Behörde ganz und gar
Und der Arbeitsmänner Schaar
Hindert sie in allen Stücken,
Ihre Forderung durchzudrücken;
Jegliche Versammlung sperren
Den Verzweifelten die Herren, —
Sei's zum Tanz, sei's zur Belehrung;
Selbst die weihnachtsfest-
bescheerung,
Die der: Armen man geplant,
ward verboten kurzerhand!
wahrlich, eine arge Saat
wird gesät im Sachsen-Staat,
Die zu böser Ernte wird,
wenn einmal die Sichel klirrt!
Neulich hat der Ehroniquenr
Mitgetheilt erst das Malheur,
wie aus Münchens
Krankenhaus
Flog ein H e r r Tu rat heraus,
Schnell genöthigt, abzudanken,
weil er Sterbenden und Kranken
Durch obscöne Fragerei
In der Beichte lästig sei —
Und zwei andere 'Luraten,
Statt, daß sie ob solcher Thaten
Etwa sich empört gezeigt
Haben jetzo —. hört's — gestreikt!
Nimmer hören dort sie Beichte,
weil sie jener Kirchenleuchte
Sich, dem braven Amtsgenossen,
Solidarisch angeschlossen.
Ach! Zu wahrer Christlichkeit
Fehlt es wirklich manchmal
weit!
Auch in Augsburg fand sich ein
Lorporal jetzt, Namens ^Hein,
Der Soldatenschinderei'n
Trieb, die nur ein Schuft kann
billigen:
Auf die Einjährigfreiwilligen
Hatte er besondern Zorn,
Kniffte, puffte hint' und vorn,
Brüllte, wie ein Menschenfresser,
Hat sie mit dem Käsemesser
Feig' in Knie und Hand gestochen,
Schalt sie Sau- und Hundeknochen,
Ochsen, Rindvieh, Rabenaas —
(Einen schumpf er „Montgelas",
wähnend, dieser Titel heiße
Etwa was, wie Schweinepreuße),
Kurz, er stand um gar Nichts
nach
Dem berühmten Breidenbach!
Und dafür nun muß er sitzen
Und verliert die goldnen Litzen. -—
Daß ein Mensch es treibt, wie der,
wundert heute Keinen mehr;
Wundern muß ich insofern
Blos mich, daß die
jungen Herrn
Sich nicht über den gescheerten
Lümmel früher schon
beschwerten:
Erst, wenn Jeder, stramm
und fest,
D ienstlich gleich erhebt Protest,
wie ihn quält ein solcher
wicht,
wenn die Herrn vom
Kriegsgericht,
Nimmer Zeit zum Essen
finden,
wird die Niedertracht
verschwinden!
Viel Erbauliches geschah
In dem Land Hungaria:
Arge Schweinerei vollführten
Fünf der Herren
Deputierten:
Auf Bankrott, dem
trügerischen,
Ließ Herr Ugron sich
erwischen;
Herr Lzavolsk^ unterschlug
Einen Wechsel durch Betrug;
Nessi's Defraudationen —
Sechsmalhunderttausend Kronen
Machen ihre Riesensummen;
Eötvös muß vermuthlich brummen,
weil mit Sparkaff'büchern er
Trieb verdächtigen Verkehr;
während Jankovich Pretiosen
„An sich nahm" und derlei Lhosen. —
Jeder hatte, wie Ihr seht,
Seine Spezialität.
Sonst sind jene Biedermaier*)
wohlbekannt als arge Schreier
Von der Obstruktionspartei —
Stehlen thun sie nebenbei! —
In Paris kam jüngst ein strammer
Fortschrittsantrag an die Kammer,
Dessen kühner Vater ist
Herr SYlixman, der Sozialist:
Abzuschaffen alle Orden
Ist von ihm beantragt worden,
Nach den Tongregationen
Auch die Dekorationen,
welche aus dem Knopfloch blüh'n,
Violett und roth und grün —
Oder blau und gelb, wie Schwefel!
Ach, man weiß, wie mancher Frevel
Um ein buntes Endchen Band
Schon geschah in jenem Land!
Mirnrans Antrag ward
Beschluß -
Und aus diesem Anlaß muß
Man Respekt und zwar recht großen,
Haben vor den Herrn Franzosen!
Hier herüben, rechts vom Rhein,
würde das nicht möglich sein,
Hier erstehen immer neue
Lhrenkreuzlein, daß sich freue,
wer als wohlgewandter Mann,
Seinen Bückling machen kann;
Hier wird jedem Kammerjunker
Angehängt der gleiche Klunker,
Der nach sorgenvollem Dienst
wird dem Staatsmann zum
Gewinnst,
Und als Trinkgeld kriegt dahier
Ein Lakai die Ordenszier,
welche den Professor ehrt,
Der ein Menschenalter lehrt!
Ach, von Orden überall
Glitzert's, wie im Tarneval,
Selbst im allerkleinsten Ländchen
Hat man kleine Ordensbändchen —
Ach! Ein Antrag Mirman
wär'
Auch in Deutschland populär!
Herodot
' *) mit cti. D. R.
Man sieht, der Nuss' will ohne Schämen
Korea grinsend an sich nehmen.
Die Mutter schreit zwar nach John Bullen,
Doch ist mit diesem nichts zu wullen.
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