Nr. 2
JUGEND «
1§Ö4
Motzrchen
Uutfcfe vüiow
Dammerftein
v. einem
Poti.
mölier
Mieinvaven
Posa.
Silentium!
Die Minister erwarten einen Sezessionisten, der um eine Unterredung nachgesucht hat.
Weltchronik der „Jugend"
Manches, was nicht schön noch schlau,
Meldet man ausLrinrnntfchau,
Mo sie Arbeitsleute nehmen
Aus Galizien und Böhmen,
Daß man klar den Streitern lehre,
wie so leicht man sie entbehre —
Ist's nicht herrlich, wie man itzt^
Nationale Arbeit schützt?
Gänzlich zu den Arbeitgebern
Stellen sich dabei die Gebern,
Blicken auf die Streiter schief —
Dieses heißt man objektiv!
wahrlich, auch bei diesem Streiten
Ist das Recht auf beiden
Seiten,
So, daß ein gerechter Männ
weise wohl vermitteln kann —
Doch vom Polizeigesichts-
punkt erreicht man sicher nichts!
Bebel reibt sich seine ^ände .
Fröhlich, denn zur Iahreswen.de
ward ihm ein Geschenk gemacht,
Daß sein Herz im Leibe lacht.'—
Neulich durften wir betonen,
Daß die deutschen Secessionen
Jüngst in VOcxmax, treuverbündet,
Einen Küustlerbund gegründet.
Dieser Bund hat kurzerhand
Meister Kalckreuth abgesandt,
Daß er zu Graf Bülow wandle
Und mit diesem unterhandle
Mb der Kunstschau zu St. Louis.
Jener sagte: „Gerne thu i's!" ■
Fuhr per Eilzug nach Berlin —
Aber nicht empfing man ihn!
Bülow, der so gern sonst spricht.
Mit Graf Kalckreuth sprach er nicht,
Hat an Posadowsky diesen
Mit Bedauern kühl verwiesen,
wo ihm seine Forderungen
Gleichfalls sind vorbeigelungen.
Abgewiesen klar und klipp
Ist das Seceffionsprincip
. Und in unsrer Kunst herrscht ferner,
wie bisher, der Herr v. Werner!
Daß vom Grafen Bülow dorten
Kalckreuth nicht empfangen worden,
Find' ich weder klug, noch brav:
Kalckreuth ist doch auch ein Graf
Und was Bülow jetzt im Staat
Werth sein mag als Diplomat,
Ist — drauf wett' ich einen Thaler! —
Kalckreuth auch wohl werth als
Ma ler! —
Achtzehn Monate Gefängnitz
Hat ein bitteres verhängniß
Einem blinden Mann geschenkt,
Der die Majestät gekränkt
Und beleidigt vor den Leuten —
Dieser Fall geschah in Beuthen:
Der beschränkte Unterthan
Knüpft naiv die Frage dran,
Mb die Majestät gewinnt,
wenn ein Mensch, der arm und blind
In den Kerker wird gesetzt,
weil er dummes Zeug geschwätzt,
Mder ob man besser diese
Armen Teufel laufen ließe? —
Nah bei Leipzig, wie Du weißt,
Liegt ein Grt der Mockau heißt.
Dort schuf die Gemeinde Heller
Sachsen einen Rathhauskeller,
Den der schlaue Magistrat
Nutzbar gleich verpachtet hat.
Aber ach, die Herrn Mockauer
Fanden ihren Rathswein sauer,
Blieben fern als Kostverächter,
Bis der schwergekränkte Pächter
Sprach: „Ich konrm auf diesem
Postelr
Nimmermehr auf meine Kosten!"
Und ein scharfes Protokoll
Schrieb der Magistrat voll Groll,
Das energisch zum Besuch
M a h n t j — bei neuer Steuern Fluch—
Und die großen Worte spricht:
„Saufen ist des Bürgers
Pflicht!"
Ach! In unsrer tristen Zeit,
wo der Abstinenzler schreit
„Fliehet vor dem Alkohol!"
Thut uns solche Botschaft wohl! —
Der famose Doktor Heim,
Deutschlands größter Meister beim
Schimpfen und verdächtigen
Fand jetzt einen mächtigen,
Ebenbürtig prächtigen
Gegner mit beredten: Mund:
Dieser zählt zum Bauernbund,
Heißt mit Namen Doktor Gäch
Und war jüngst so kühn und frech,
Daß er die fatalsten Dinge
Ueber Heim zur Sprache bringe.
Heim, dem Nichts so wurschtig wäre,
Als der andren Menschen Ehre,
&
Rast, weil man sich jetzt vergeht,
Wider seine Majestät,
Und versendet an die Blätter
Ein Erklärungsdonnerwetter.
Drin wird sechsmal, fettgedruckt,
Gäch ein „Lügner" aufgemuckt,
Dreimal heißt er
„Eh ra bf ch n eid er",
Zweimal auch „Verleumder"
leider,
Auch von „Schurken" und so
weiter
Strotzt die Proklamation
von des Lentrums gröbstem Sohn!
An den: waschen schwarzer Wäsche
Und robustem wortgedresche
Hat man, wie der Leser weiß,
viel erlebt in diesem Kreis,
Aber das, was hier geschieht,
Geht schon über's Bohnenlied,
Nur am Fischmarkt sonst gewahrt
Man Manieren solcher Art,
wie sie jetzt im Schwünge bei
Der Regierungsstützxartei! —
wiederum von neuen Stxdtjlcxt
Lesen wir in den Journalen,
Lharpentier und Blondelot
Fanden sie und, wißt Ihr, wo?
Direkt aus dem Menschenleib,
wie beim Manne, so beim Weib,
wirken sie nach dem Bericht,
Sowohl chemisch, wie als Licht!
Ist die Sache nicht curios?
Ueberall sind Strahlen los,
Rothe, blaue, violette,
Man entdeckt sie um die wette —
Und dabei war doch gewiß
Nie so arg die Finsterniß! —
In Hen>-i}orI ward nun soeben
Wagners „parfifal" gegeben
Und den pankee's war's ein Fest,
Trotz Frau Losima's Protest.
Die Kunst im Leven der Parlamentarier r
Schmücke Dein' Heim!
Bühne, Spiel, Musik und Leut'-
Alles war wie in Bayreuth,
Ernsthaft saß man in der Reihe
Und markierte Bühnenweihe,
Die gesammte Weiblichkeit
Kam in hochgeschloss'nemKleid.
Und es weinten manche Schönen
Funkelnde verzückungsthränen.
Kurz und gut: den Snobs gefiel
Dieses Kunstentweihungsspiel
Und sie waren kreuzvergnügt:
wieder mal hat ja gesiegt
König Dollar im Gefechte
Mit Lultur und mit dem Rechte!
Herodot
Divor$ons!
Prinz Friedrich Schönburg-M-
denbvrg gedenkt, wie die Blätter
melden, für den Fall, daß der Vati-
kan seine Ehe nicht scheiden follte,
den Formfehler geltend zu machen,
daß er bei Schließung dieser W
der italienischen Sprache nicht n#
tig gewesen sei.
Dies sehr triftige Argument hat
nun Jauosz veranlaßt, ebenfalls
seine sofortige Scheidung von Dam
A u st r i a auf Grund des Umstandet
zu beantragen, daß er bei der seinei-
zeitigen Vereinigung mit ihr „nie
daitsch" verstanden habe.
Bruder Wenzel folgte sofort
diesem Beispiele mit der Molivir-
ung, daß er seinerzeit des Lesens
und Schreibens nicht mächtig go
wesen sei und daher den HeiratS-
kontrakt mit drei Kreuzen unter-
zeichnet habe; nachdem er aber in-
zwischen in deutschen Schulen lesen
und seinen Namen schreiben gelernt,
sei jener Vertrag uugiltig geworden
Der Hinterhuber Sepp gebeiift
sich von seinem bissigen Weibe schei-
den zu lassen, weil bei seiner Trair-
ung so viel Lateinisch gesungen uw
gesprochen wurde, eine Sprache, dr-
ren er heute noch nicht mächtig ist
Der Rechte!
Zauberkünstler: „VOie dir
Herrschaften sehen, habe ich j
Person verschw inden lassen.
Lin Zuschauer: „Männeke".
Sie sollten sich von der nifftfä*
Regierung für Finnland engagireli
lassen."
z3
JUGEND «
1§Ö4
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Uutfcfe vüiow
Dammerftein
v. einem
Poti.
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Silentium!
Die Minister erwarten einen Sezessionisten, der um eine Unterredung nachgesucht hat.
Weltchronik der „Jugend"
Manches, was nicht schön noch schlau,
Meldet man ausLrinrnntfchau,
Mo sie Arbeitsleute nehmen
Aus Galizien und Böhmen,
Daß man klar den Streitern lehre,
wie so leicht man sie entbehre —
Ist's nicht herrlich, wie man itzt^
Nationale Arbeit schützt?
Gänzlich zu den Arbeitgebern
Stellen sich dabei die Gebern,
Blicken auf die Streiter schief —
Dieses heißt man objektiv!
wahrlich, auch bei diesem Streiten
Ist das Recht auf beiden
Seiten,
So, daß ein gerechter Männ
weise wohl vermitteln kann —
Doch vom Polizeigesichts-
punkt erreicht man sicher nichts!
Bebel reibt sich seine ^ände .
Fröhlich, denn zur Iahreswen.de
ward ihm ein Geschenk gemacht,
Daß sein Herz im Leibe lacht.'—
Neulich durften wir betonen,
Daß die deutschen Secessionen
Jüngst in VOcxmax, treuverbündet,
Einen Küustlerbund gegründet.
Dieser Bund hat kurzerhand
Meister Kalckreuth abgesandt,
Daß er zu Graf Bülow wandle
Und mit diesem unterhandle
Mb der Kunstschau zu St. Louis.
Jener sagte: „Gerne thu i's!" ■
Fuhr per Eilzug nach Berlin —
Aber nicht empfing man ihn!
Bülow, der so gern sonst spricht.
Mit Graf Kalckreuth sprach er nicht,
Hat an Posadowsky diesen
Mit Bedauern kühl verwiesen,
wo ihm seine Forderungen
Gleichfalls sind vorbeigelungen.
Abgewiesen klar und klipp
Ist das Seceffionsprincip
. Und in unsrer Kunst herrscht ferner,
wie bisher, der Herr v. Werner!
Daß vom Grafen Bülow dorten
Kalckreuth nicht empfangen worden,
Find' ich weder klug, noch brav:
Kalckreuth ist doch auch ein Graf
Und was Bülow jetzt im Staat
Werth sein mag als Diplomat,
Ist — drauf wett' ich einen Thaler! —
Kalckreuth auch wohl werth als
Ma ler! —
Achtzehn Monate Gefängnitz
Hat ein bitteres verhängniß
Einem blinden Mann geschenkt,
Der die Majestät gekränkt
Und beleidigt vor den Leuten —
Dieser Fall geschah in Beuthen:
Der beschränkte Unterthan
Knüpft naiv die Frage dran,
Mb die Majestät gewinnt,
wenn ein Mensch, der arm und blind
In den Kerker wird gesetzt,
weil er dummes Zeug geschwätzt,
Mder ob man besser diese
Armen Teufel laufen ließe? —
Nah bei Leipzig, wie Du weißt,
Liegt ein Grt der Mockau heißt.
Dort schuf die Gemeinde Heller
Sachsen einen Rathhauskeller,
Den der schlaue Magistrat
Nutzbar gleich verpachtet hat.
Aber ach, die Herrn Mockauer
Fanden ihren Rathswein sauer,
Blieben fern als Kostverächter,
Bis der schwergekränkte Pächter
Sprach: „Ich konrm auf diesem
Postelr
Nimmermehr auf meine Kosten!"
Und ein scharfes Protokoll
Schrieb der Magistrat voll Groll,
Das energisch zum Besuch
M a h n t j — bei neuer Steuern Fluch—
Und die großen Worte spricht:
„Saufen ist des Bürgers
Pflicht!"
Ach! In unsrer tristen Zeit,
wo der Abstinenzler schreit
„Fliehet vor dem Alkohol!"
Thut uns solche Botschaft wohl! —
Der famose Doktor Heim,
Deutschlands größter Meister beim
Schimpfen und verdächtigen
Fand jetzt einen mächtigen,
Ebenbürtig prächtigen
Gegner mit beredten: Mund:
Dieser zählt zum Bauernbund,
Heißt mit Namen Doktor Gäch
Und war jüngst so kühn und frech,
Daß er die fatalsten Dinge
Ueber Heim zur Sprache bringe.
Heim, dem Nichts so wurschtig wäre,
Als der andren Menschen Ehre,
&
Rast, weil man sich jetzt vergeht,
Wider seine Majestät,
Und versendet an die Blätter
Ein Erklärungsdonnerwetter.
Drin wird sechsmal, fettgedruckt,
Gäch ein „Lügner" aufgemuckt,
Dreimal heißt er
„Eh ra bf ch n eid er",
Zweimal auch „Verleumder"
leider,
Auch von „Schurken" und so
weiter
Strotzt die Proklamation
von des Lentrums gröbstem Sohn!
An den: waschen schwarzer Wäsche
Und robustem wortgedresche
Hat man, wie der Leser weiß,
viel erlebt in diesem Kreis,
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Nur am Fischmarkt sonst gewahrt
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Der Regierungsstützxartei! —
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Lesen wir in den Journalen,
Lharpentier und Blondelot
Fanden sie und, wißt Ihr, wo?
Direkt aus dem Menschenleib,
wie beim Manne, so beim Weib,
wirken sie nach dem Bericht,
Sowohl chemisch, wie als Licht!
Ist die Sache nicht curios?
Ueberall sind Strahlen los,
Rothe, blaue, violette,
Man entdeckt sie um die wette —
Und dabei war doch gewiß
Nie so arg die Finsterniß! —
In Hen>-i}orI ward nun soeben
Wagners „parfifal" gegeben
Und den pankee's war's ein Fest,
Trotz Frau Losima's Protest.
Die Kunst im Leven der Parlamentarier r
Schmücke Dein' Heim!
Bühne, Spiel, Musik und Leut'-
Alles war wie in Bayreuth,
Ernsthaft saß man in der Reihe
Und markierte Bühnenweihe,
Die gesammte Weiblichkeit
Kam in hochgeschloss'nemKleid.
Und es weinten manche Schönen
Funkelnde verzückungsthränen.
Kurz und gut: den Snobs gefiel
Dieses Kunstentweihungsspiel
Und sie waren kreuzvergnügt:
wieder mal hat ja gesiegt
König Dollar im Gefechte
Mit Lultur und mit dem Rechte!
Herodot
Divor$ons!
Prinz Friedrich Schönburg-M-
denbvrg gedenkt, wie die Blätter
melden, für den Fall, daß der Vati-
kan seine Ehe nicht scheiden follte,
den Formfehler geltend zu machen,
daß er bei Schließung dieser W
der italienischen Sprache nicht n#
tig gewesen sei.
Dies sehr triftige Argument hat
nun Jauosz veranlaßt, ebenfalls
seine sofortige Scheidung von Dam
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zu beantragen, daß er bei der seinei-
zeitigen Vereinigung mit ihr „nie
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Bruder Wenzel folgte sofort
diesem Beispiele mit der Molivir-
ung, daß er seinerzeit des Lesens
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wesen sei und daher den HeiratS-
kontrakt mit drei Kreuzen unter-
zeichnet habe; nachdem er aber in-
zwischen in deutschen Schulen lesen
und seinen Namen schreiben gelernt,
sei jener Vertrag uugiltig geworden
Der Hinterhuber Sepp gebeiift
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den zu lassen, weil bei seiner Trair-
ung so viel Lateinisch gesungen uw
gesprochen wurde, eine Sprache, dr-
ren er heute noch nicht mächtig ist
Der Rechte!
Zauberkünstler: „VOie dir
Herrschaften sehen, habe ich j
Person verschw inden lassen.
Lin Zuschauer: „Männeke".
Sie sollten sich von der nifftfä*
Regierung für Finnland engagireli
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