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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 9.1904, Band 1 (Nr. 1-26)

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Nächtliche Fahrt

von 6eorg kerckre

Der vrummkreifcl

Julius Diez

Durch winterlich vermummte, stille Gaffen,
Fremdartig schlummernd unter weißer Decke,

Tragt uns der Wagen von dem Fest nach Hause.
Noch voll des Glanzes, den wir kaum verlassen,
Lehnt jeder müde in der Wagenccke,

Und seltnem Wort folgt eine lange Pause.

Da öffnest Du das Fenster. Frische Luft,

Schon Feuchte witternd, fächelt unsre Schläfen
Und weckt die halbvcrdämmerten Gedanken.

In die geblähten Nüstern steigt ein Duft

Aus Deinem Haar — als wenn mich Blicke träfen,

Die unter Wünschen und Verzichten kranken.

Im irren Schimmer unsrer Wagenlichter
Blinkt Deine Hand vom Kissen mir entgegen,
Als böte sie stch an, mir zu gehören.

Ich folge gern und neig zu ihr mich dichter —:
Doch plötzlich zag ich, meine drauf zu legen,
Ungcrne möcht' ich Deine Träume stören.

Ist nicht das Beste, was die Seele gibt
Im stummen Klingen, in der Lüfte 'Wehen,

Die hold-gemeinsam unfern Sinn umflüstern,

Im Schweigen-dürfen, das die Liebe liebt

Wie tiefstes Wissen, besser zu verstehen

Als Wort und That, die alles Sein umdüstern?

Nippes

von Arthur Schubart

Die Enten

An einem sonnigen Februarmorgen war ich
in den englischen Garten gewandert und kam
an einen Arm des Stadtbachs, auf dessen grün-
grauer Fluth eine Schaar wilder Enten schau-
kelte. Die sonst so scheuen Vögel hatten stch
hier während des Winters völlig an die
Menschen gewöhnt und ließen mich bis auf
wenige Schritte heraukommcu, ohne sich stören
zu lassen.

Ich betrachtete eine Weile die Taucherkünste
der vier Männchen und drei Weibchen. — Da
plötzlich richtete sich ein prächtiger Enterich hoch
auf und bedrängte von heißer Miune entflammt
das schwächste der Entlein. Aber noch ehe er
sein Ziel erreicht, fuhr ein anderer auf ihn los
— der feurige Werber wich halb flatternd, halb
rudernd.

Selbstzufrieden sah ihm der Sieger nach, das
Entlein aber ließ sich wie zufällig abwärts treiben
in die Nähe des Verjagten.

Jetzt waren sie dicht aneinander. . . laut
schnatternd eilte der Beschützer herbei — zu spat,
den süßen Raub zu verhindern, zeitig genug, ihn
zu rächen . . . Pfeilschnell ruderten die Neben-
buhler einander entgegen.... auch die andern
Männchen schickten sich minnetoll an, um die un-
schuldig quakenden Huldinnen zu kämpfen...

Da warf ich eine Viertel Semmel in's
Wasser.... Liehe und Eifersucht waren ver-
gessen, die eben noch so streitlustigen Kämpen
schwammen hurtig herbei nach der verlockenden
Beute — auch Ihr!!

Der Auflauf

(Betrachtungen eines Psychologen)

Sov — brav! Der alte Schimmel hat ge-
nug! Natürlich der glatte Asphalt!

Freilich die Jugend, überall vorn, wo es
Radau gibt! Nein, diese sittliche Verrohung des

kindlichen Gemüths, diese grausame Wollust in
den zarten Gesichtern der kleinen Mädchen —
und das sind die zukünftigen Mütter unseres
Volkes!

llnd die Alten auch nicht klüger; als ob der
Kerl in seinem Leben noch nie ein gestürztes
Pferd gesehen hätte! Ah, richtig, Zeitungsre-
porter! .. . Jedes solche welterschütternde Er-
eigniß muß ja gewissenhaft ins Blättchen — sonst
kündigen die Abonnenten!

Nein, und wie eilig der Alte es hat, der
gerade noch dort drüben wankte, als wäre er
sterbenskrank!

Natürlich! Die Weiber dürfen bei so was
nicht fehlen! Da recken sie die Hälse und rennen
eine der andern nach wie die Schafe! Neugier,
Dein Name ist — Mann! Da hört sich ja doch
alles auf, das starke Geschlecht treibt cs ja noch
ärger! Mir sage noch einer, der Mensch stamme
nicht vom Affen!

Da stehen sic fetzt blöd glotzend und gaffen,
immer noch und stoßen und drängen einander —'


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Arthur Schubart: Nippes
Georg Reicke: Nächtliche Fahrt
Julius Diez: Der Brummkreisel
 
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