Nr. 4
J UGEND
1904
Die Gräfin
jedesmal, wenn ich die alte Stadt wieder be-
sN trat, war mir dort eine seltsame Gestalt aus-
gefallen. Sie mochte so in den vierziger Jahren
sein, vielleicht war sie auch älter. Man konnte
das nicht genau sagen, denn sie trug sich so selt-
sam, daß man an der Kleidung nicht einmal dafür
einen Anhaltspunkt gewinnen konnte, ob sie sich
selbst für ein junges Mädchen oder eine alte Frau
tarirte. So kam es wohl, daß man geneigt war,
ihr Alter sehr hoch hinaufzusetzen.
Verschossener, buntfarbiger Samt, verknitterte
und vielfach gebrochene Seide, bunte Blumen,
Bänder, eine kleine Muff, die sie auch im Som-
mer an einer Schnur um den Hals trug, ein
wehender zumeist grüner Schleier, alte aufgekrämpte
Zugstiefel; alles zu kurz, zu lang, zu bunt oder
zu weit für das magere Persönchen; der dürre
Hals, eigentlich nur zwei Sehnen; und . das Ge-
sichtchen so gelb, so eckig, so vertrocknet, wie eine
Backbirne auf einem Zahnstocher. Immer aber
spielte ein stilles glückseliges, etwas blödes Lächeln
um ihren Mund, und immer sah man sie wie auf
eiligem Geschäftsgänge laufen, sich durch die Leute
durchschlängeln und oft, wenn der Bürgersteig zu
belebt war, weite Strecken auf der Fahrstraße neben-
her Zurücklegen. Man konnte alleweil vermuthen,
sie liefe, einen lieben Bekannten noch rechtzeitig
auf dem Bahnhofe zu erwischen.
Es war gegen elf Uhr Vormittags.
Ich befand mich in der Nähe der Volksschule,
deren Thor der Kustos eben öffnete. Da tauchte
hinten auf der Straße eine kleine, schnell sich
nähernde Gestalt auf. Unbekümmert um die Pas-
santen, die lächelnd stehen blieben oder um die
Gassenjungen, die ihr nachriefen: „O Gräfin!
Wat büst Du hüt wedder scheun!" oder „Gräfin!
is din Jung bald nog mäst, dat he afsteckt warben
kann?", kam sie in immer beschleunigterem Tempo
heran, nicht rechts, nicht links blickend, nahm die
letztest Straßenübergänge mit ein paar Sprung-
schritten, und stand vor der Thür unter den
herausstünnenden Buben still.
Lächelnd, wippend spähte sie hinein.
Ich sah, daß sie eine braune Botanisirtrommel
unterm Arm vorzog.
Gleich darauf kam durch das Thor unter großem
Halloh einer ihn umringenden, ihn anulkenden
und zupfenden Bande ein kleiner fetter, etwa sieben-
jähriger Bursche, der die Alte an Größe erreichte.
Er sah weinerlich ans, hing die Lippe und stieß
die Jungen mit dem Ellbogen.
Die Alte schoß mit unverständlichen, aber
sicherem Anschein nach zärtlichen Worten auf ihn
zu, streichelte ihn, nahm ihm die Schulmappe ab
und gab ihm die Botanisirtrommel, in die er so-
fort mürrisch und argwöhnisch hineinspähte, während
sie die Güte der darin enthaltenen, ganz frisch be-
reiteten Butterbröde betheuerte.
In Eile ging es nun durch die Straßen zu-
rück. Sie redete dabei fortwährend glückselig, sah
ihm zu, nickte ihm zu und trieb ihn an zu essen.
Er biß in eins seiner Butterbröde oder wehrte mit
einem bockbeinigen Ha! aber ja! die Fragen der
Alten ab. Und plötzlich stieß er sie mit Füßen,
schrie, während er das Gesicht wie zum Weinen
verzog: „Laß mich doch endlich mal in Ruh,
Hexe! Siehst Du nicht, wie alle Jungens mich
foppen? — Deinetwegen?" und lief auf den Fahr-
damm hinaus, um dort sein Bntterbrod zu ver-
schmausen. Beschämt lächelnd trottete die Alte
mit bipperndem Munde auf dem Trottoir und
schielte sehnsüchtig nach ihm. — Wie dieses Per-
sönchen zu dem Jungen kam? Wer und wo der
Vater war? Warum man sie die Gräfin nannte?
Ich weiß es nicht. Vielleicht war sie eine Gräfin.
Sicher hatte sie bessere Tage gesehen, und der
schäbige Sammt schien den Leuten so spottwürdig,
daß sie einen adlichen Titel für die Trägerin dazu
erfanden. Der fette, kleine Bube aber, hieß es, sei
wirklich und leibhaftig ihr Sohn.
*
Einige Jahre darauf kam ich wieder in die
Stadt und bei einem Spaziergange sah ich auch
die Gräfin wieder.
Sie hatte sich wenig verändert. Nur trug sie
eine seltsam geflickte blaue Jacke mit blanken
Knöpfen und einen schwarzen, der Länge nach ein-
gekniffenen und aufgeputzten Filzhut. Es mochte
um die gleiche Tageszeit sein, wie damals; doch
nahm sie diesmal eine andere Richtung, die gegen
das Stadtthor zu.
Die alte braune Botanisirtrommel trug sie
umgehängt und an ihrem rechten Arm baumelte
eine Schulmappe mit herausguckenden Büchen: und
Heften, einer Tafel und einen: Lineal.
Sie lief wichtig und lächelnd weiter — weiter,
was die alten Beine leisten wollten — zum Thore
hinaus — die langen blühenden Lindenalleen ent-
lang — bis zum Friedhof. Mich hatte mein Weg
in die gleiche Gegend geführt. Nun folgte ich ihr
mit einen: gewissen neugierigen Interesse.
Der Friedhofgärtner ging auf den Kieswegen,
sah mich an, lachte spöttisch mit einer Bewegung
des Zeigefingers gegen seine Stirne und sagte
etwas wie: „Ja die! — da rappelt's!"
Ueber die Rasenplätze hin, zwischen den Kreuzen
hindurch stelzte sie, stieg sie, inden: sie die Röcke
vorsorglich hob, und stand endlich bei einem ein-
fachen Rasengrab still; oder vielmehr sie stand auch
da nicht. Sie lief, zupfte, streichelte die Blätter
des Immergrüns, warf scheltend ein paar Reisig-
stückchen von dem Hügel und riß sorgsam auf-
sprießendes Unkraut aus. Dabei redete sie ab und
zu tröstend und zärtlich mit jemandem, den ich
nicht sah. Endlich öffnete sie die Botanisirtrommel
und legte ein Päckchen Butterbröde mit: „So! —
so! — Heut hab'n wir Wurst, ganz frische, noch
beinahe warm!" auf das Grab nieder. Dann
ging sie.
Zwei kleine barfüßige, graubefetzte Geschöpfe
mit Flachsköpfen warteten bereits zwischen den
Kreuzen, die Finger im Munde, und sahen ver-
schmitzt, wie ich der Alten nachblickte. Ich ließ
ihnen ihre Beute, ging und fand den Kirchhof-
gärtner, den fragte ich nach der Alten.
„Ach! die Gräfin!" sagte der- ,,'ne Gräfin
soll sie sein. Das ist Hrnnbug. Man weiß blos
nichts von ihr, als daß sie verrückt ist, und dumme
Streiche soll sie ja auch mal gemacht haben, so
daß ihre Leute sie rauswarfen. Seit ihr Jung
todt ist, bringt sie ihm immer noch das Butter-
brod, und die Jacke, die sie anhat, hat sie sich
aus seiner Hose gemacht — hähähä! — Das ist
Ihnen wohl schon aufgefallen, das schöne Ding,
'nen Bubenhut dazu mit 'neu: Band und 'ner
grünen Feder babenup — fein I - Ja, se -is
06
! — Na, vas Brod holen sich
kleine Gören. Die lam»™ ^
'ne scheune Diern! — . |VUJ
immer 'ne paar kleine Gören. Die lauern da
schon, damit es die Vögel nicht anpicken. Cie
meint aber nu mal, der Jung hält es gegessen.
Ja, es gibt komische Menschen!"-
Und ein paar Tage später kam ich über einen
Kinderspielplatz.
Es war sonnig und die kleinen Krabäuter
lärmten und wühlten in: Sand wie ein Schwann
toller Spatzen.
„Frau Gräfin! Frau Gräfin!" Der Ruf timt,
bald hier, bald da. ' nte
Da sah ich sie auch schon unter etwa einem
Dutzend kleiner Geschöpfe. Sie hüpfte in der hule
gluckste wie eine Henne, fing sich ein zappelndes
Kleines, küßte es ab und redete in jener urwelt-
lichen Sprache, für die die Grammatik noch nicht
geschrieben ist, und auf die sich nur eine gewisse
Sorte von weiblichen Wesen versteht: aber siehe
da: schon hatte so ein Dreikäsehoch sie als Er-
widerung kräftig am Ohrläppchen gerissen.
„Au! Kleiner Max! au! wie weh das thut!"
jammerte sie und rieb das Ohr. „Au wie weh das
thnt, kleiner Mann!'' Gleich darauf brach sie in
ein meckerndes Gelächter aus, so daß der alte,
zahnlose Mund zitterte. —
Eine dralle Dienstinagd, die da ihren Kinder-
wagen vor- und zurückschob, erzählte einein älteren
Weib — und zwar blinzle sie dabei herum und
sprach sehr laut, damit ich ihre interessanten Kennt-
nisse hören sollte: „Die da? — Ach die thut den
Gören nichts. Kennen Sie die Gräfin nicht, Frau?
O! das ist eine wirkliche. Die ist mal mit ihrem
Kutscher durchgegangen und der hat sie natürlich
sitzen lassen, als sie so ohne war," — sie rieb den
Daumen am Zeigefinger. — „Ha! alt war sie ja
auch schon. — Sie kommt hier alle Nachmittag
heraus. Wenn die Herrschaften keine Dienstmädchen
zahlen mögen, schicken sie ihre Rangen der ver-
rückten Gräfin her. Die läßt mit sich herumstoßen
und sich die Nase halb abdrehen. — Na, dazu
paßt die ja am Ende ganz gut. Wir reißen uns
nicht um die Gören."
Der Wagen, den sie vor und zurückschob,
quiekte eklig.
Ich schlug mich in die stilleren Theile der
Anlagen.
Die Sonne huschte warm durch die Büsche
auf die stillen weißen Wege und die Vögel zwit-
scherten wie in alten Gedichten von der ewig be-
seligenden Liebe.
Julius Havemann
Verbotene Stücke
Verbotene Stücke enttäuschen fast immer.
Entweder nämlich: sie bleiben verboten,
Dann ärgern uns diese Censurzeloten.
Und gibt man sie frei, dann ist es noch schlimmer;
Dam: ärgern wir uns, daß — wenn schon
geschrieben —
Sie wenigstens nicht verboten geblieben.
Kory 'Coxvskn
wahres Geschichtchen
In tiefschwarzer Gegend der Rhenlprovinz
rd über die Mahlen zur Gemeindevertretung
eathen. Als eine allgemein als tüchtig bekannte
wsönlichkeit vorgeschlagen wird, heißt es:
„Nein, den können wir nicht wählen, der w
liberal, — der ist ja schon fünf Jahre verhei-
_'s
H. Pampel
J UGEND
1904
Die Gräfin
jedesmal, wenn ich die alte Stadt wieder be-
sN trat, war mir dort eine seltsame Gestalt aus-
gefallen. Sie mochte so in den vierziger Jahren
sein, vielleicht war sie auch älter. Man konnte
das nicht genau sagen, denn sie trug sich so selt-
sam, daß man an der Kleidung nicht einmal dafür
einen Anhaltspunkt gewinnen konnte, ob sie sich
selbst für ein junges Mädchen oder eine alte Frau
tarirte. So kam es wohl, daß man geneigt war,
ihr Alter sehr hoch hinaufzusetzen.
Verschossener, buntfarbiger Samt, verknitterte
und vielfach gebrochene Seide, bunte Blumen,
Bänder, eine kleine Muff, die sie auch im Som-
mer an einer Schnur um den Hals trug, ein
wehender zumeist grüner Schleier, alte aufgekrämpte
Zugstiefel; alles zu kurz, zu lang, zu bunt oder
zu weit für das magere Persönchen; der dürre
Hals, eigentlich nur zwei Sehnen; und . das Ge-
sichtchen so gelb, so eckig, so vertrocknet, wie eine
Backbirne auf einem Zahnstocher. Immer aber
spielte ein stilles glückseliges, etwas blödes Lächeln
um ihren Mund, und immer sah man sie wie auf
eiligem Geschäftsgänge laufen, sich durch die Leute
durchschlängeln und oft, wenn der Bürgersteig zu
belebt war, weite Strecken auf der Fahrstraße neben-
her Zurücklegen. Man konnte alleweil vermuthen,
sie liefe, einen lieben Bekannten noch rechtzeitig
auf dem Bahnhofe zu erwischen.
Es war gegen elf Uhr Vormittags.
Ich befand mich in der Nähe der Volksschule,
deren Thor der Kustos eben öffnete. Da tauchte
hinten auf der Straße eine kleine, schnell sich
nähernde Gestalt auf. Unbekümmert um die Pas-
santen, die lächelnd stehen blieben oder um die
Gassenjungen, die ihr nachriefen: „O Gräfin!
Wat büst Du hüt wedder scheun!" oder „Gräfin!
is din Jung bald nog mäst, dat he afsteckt warben
kann?", kam sie in immer beschleunigterem Tempo
heran, nicht rechts, nicht links blickend, nahm die
letztest Straßenübergänge mit ein paar Sprung-
schritten, und stand vor der Thür unter den
herausstünnenden Buben still.
Lächelnd, wippend spähte sie hinein.
Ich sah, daß sie eine braune Botanisirtrommel
unterm Arm vorzog.
Gleich darauf kam durch das Thor unter großem
Halloh einer ihn umringenden, ihn anulkenden
und zupfenden Bande ein kleiner fetter, etwa sieben-
jähriger Bursche, der die Alte an Größe erreichte.
Er sah weinerlich ans, hing die Lippe und stieß
die Jungen mit dem Ellbogen.
Die Alte schoß mit unverständlichen, aber
sicherem Anschein nach zärtlichen Worten auf ihn
zu, streichelte ihn, nahm ihm die Schulmappe ab
und gab ihm die Botanisirtrommel, in die er so-
fort mürrisch und argwöhnisch hineinspähte, während
sie die Güte der darin enthaltenen, ganz frisch be-
reiteten Butterbröde betheuerte.
In Eile ging es nun durch die Straßen zu-
rück. Sie redete dabei fortwährend glückselig, sah
ihm zu, nickte ihm zu und trieb ihn an zu essen.
Er biß in eins seiner Butterbröde oder wehrte mit
einem bockbeinigen Ha! aber ja! die Fragen der
Alten ab. Und plötzlich stieß er sie mit Füßen,
schrie, während er das Gesicht wie zum Weinen
verzog: „Laß mich doch endlich mal in Ruh,
Hexe! Siehst Du nicht, wie alle Jungens mich
foppen? — Deinetwegen?" und lief auf den Fahr-
damm hinaus, um dort sein Bntterbrod zu ver-
schmausen. Beschämt lächelnd trottete die Alte
mit bipperndem Munde auf dem Trottoir und
schielte sehnsüchtig nach ihm. — Wie dieses Per-
sönchen zu dem Jungen kam? Wer und wo der
Vater war? Warum man sie die Gräfin nannte?
Ich weiß es nicht. Vielleicht war sie eine Gräfin.
Sicher hatte sie bessere Tage gesehen, und der
schäbige Sammt schien den Leuten so spottwürdig,
daß sie einen adlichen Titel für die Trägerin dazu
erfanden. Der fette, kleine Bube aber, hieß es, sei
wirklich und leibhaftig ihr Sohn.
*
Einige Jahre darauf kam ich wieder in die
Stadt und bei einem Spaziergange sah ich auch
die Gräfin wieder.
Sie hatte sich wenig verändert. Nur trug sie
eine seltsam geflickte blaue Jacke mit blanken
Knöpfen und einen schwarzen, der Länge nach ein-
gekniffenen und aufgeputzten Filzhut. Es mochte
um die gleiche Tageszeit sein, wie damals; doch
nahm sie diesmal eine andere Richtung, die gegen
das Stadtthor zu.
Die alte braune Botanisirtrommel trug sie
umgehängt und an ihrem rechten Arm baumelte
eine Schulmappe mit herausguckenden Büchen: und
Heften, einer Tafel und einen: Lineal.
Sie lief wichtig und lächelnd weiter — weiter,
was die alten Beine leisten wollten — zum Thore
hinaus — die langen blühenden Lindenalleen ent-
lang — bis zum Friedhof. Mich hatte mein Weg
in die gleiche Gegend geführt. Nun folgte ich ihr
mit einen: gewissen neugierigen Interesse.
Der Friedhofgärtner ging auf den Kieswegen,
sah mich an, lachte spöttisch mit einer Bewegung
des Zeigefingers gegen seine Stirne und sagte
etwas wie: „Ja die! — da rappelt's!"
Ueber die Rasenplätze hin, zwischen den Kreuzen
hindurch stelzte sie, stieg sie, inden: sie die Röcke
vorsorglich hob, und stand endlich bei einem ein-
fachen Rasengrab still; oder vielmehr sie stand auch
da nicht. Sie lief, zupfte, streichelte die Blätter
des Immergrüns, warf scheltend ein paar Reisig-
stückchen von dem Hügel und riß sorgsam auf-
sprießendes Unkraut aus. Dabei redete sie ab und
zu tröstend und zärtlich mit jemandem, den ich
nicht sah. Endlich öffnete sie die Botanisirtrommel
und legte ein Päckchen Butterbröde mit: „So! —
so! — Heut hab'n wir Wurst, ganz frische, noch
beinahe warm!" auf das Grab nieder. Dann
ging sie.
Zwei kleine barfüßige, graubefetzte Geschöpfe
mit Flachsköpfen warteten bereits zwischen den
Kreuzen, die Finger im Munde, und sahen ver-
schmitzt, wie ich der Alten nachblickte. Ich ließ
ihnen ihre Beute, ging und fand den Kirchhof-
gärtner, den fragte ich nach der Alten.
„Ach! die Gräfin!" sagte der- ,,'ne Gräfin
soll sie sein. Das ist Hrnnbug. Man weiß blos
nichts von ihr, als daß sie verrückt ist, und dumme
Streiche soll sie ja auch mal gemacht haben, so
daß ihre Leute sie rauswarfen. Seit ihr Jung
todt ist, bringt sie ihm immer noch das Butter-
brod, und die Jacke, die sie anhat, hat sie sich
aus seiner Hose gemacht — hähähä! — Das ist
Ihnen wohl schon aufgefallen, das schöne Ding,
'nen Bubenhut dazu mit 'neu: Band und 'ner
grünen Feder babenup — fein I - Ja, se -is
06
! — Na, vas Brod holen sich
kleine Gören. Die lam»™ ^
'ne scheune Diern! — . |VUJ
immer 'ne paar kleine Gören. Die lauern da
schon, damit es die Vögel nicht anpicken. Cie
meint aber nu mal, der Jung hält es gegessen.
Ja, es gibt komische Menschen!"-
Und ein paar Tage später kam ich über einen
Kinderspielplatz.
Es war sonnig und die kleinen Krabäuter
lärmten und wühlten in: Sand wie ein Schwann
toller Spatzen.
„Frau Gräfin! Frau Gräfin!" Der Ruf timt,
bald hier, bald da. ' nte
Da sah ich sie auch schon unter etwa einem
Dutzend kleiner Geschöpfe. Sie hüpfte in der hule
gluckste wie eine Henne, fing sich ein zappelndes
Kleines, küßte es ab und redete in jener urwelt-
lichen Sprache, für die die Grammatik noch nicht
geschrieben ist, und auf die sich nur eine gewisse
Sorte von weiblichen Wesen versteht: aber siehe
da: schon hatte so ein Dreikäsehoch sie als Er-
widerung kräftig am Ohrläppchen gerissen.
„Au! Kleiner Max! au! wie weh das thut!"
jammerte sie und rieb das Ohr. „Au wie weh das
thnt, kleiner Mann!'' Gleich darauf brach sie in
ein meckerndes Gelächter aus, so daß der alte,
zahnlose Mund zitterte. —
Eine dralle Dienstinagd, die da ihren Kinder-
wagen vor- und zurückschob, erzählte einein älteren
Weib — und zwar blinzle sie dabei herum und
sprach sehr laut, damit ich ihre interessanten Kennt-
nisse hören sollte: „Die da? — Ach die thut den
Gören nichts. Kennen Sie die Gräfin nicht, Frau?
O! das ist eine wirkliche. Die ist mal mit ihrem
Kutscher durchgegangen und der hat sie natürlich
sitzen lassen, als sie so ohne war," — sie rieb den
Daumen am Zeigefinger. — „Ha! alt war sie ja
auch schon. — Sie kommt hier alle Nachmittag
heraus. Wenn die Herrschaften keine Dienstmädchen
zahlen mögen, schicken sie ihre Rangen der ver-
rückten Gräfin her. Die läßt mit sich herumstoßen
und sich die Nase halb abdrehen. — Na, dazu
paßt die ja am Ende ganz gut. Wir reißen uns
nicht um die Gören."
Der Wagen, den sie vor und zurückschob,
quiekte eklig.
Ich schlug mich in die stilleren Theile der
Anlagen.
Die Sonne huschte warm durch die Büsche
auf die stillen weißen Wege und die Vögel zwit-
scherten wie in alten Gedichten von der ewig be-
seligenden Liebe.
Julius Havemann
Verbotene Stücke
Verbotene Stücke enttäuschen fast immer.
Entweder nämlich: sie bleiben verboten,
Dann ärgern uns diese Censurzeloten.
Und gibt man sie frei, dann ist es noch schlimmer;
Dam: ärgern wir uns, daß — wenn schon
geschrieben —
Sie wenigstens nicht verboten geblieben.
Kory 'Coxvskn
wahres Geschichtchen
In tiefschwarzer Gegend der Rhenlprovinz
rd über die Mahlen zur Gemeindevertretung
eathen. Als eine allgemein als tüchtig bekannte
wsönlichkeit vorgeschlagen wird, heißt es:
„Nein, den können wir nicht wählen, der w
liberal, — der ist ja schon fünf Jahre verhei-
_'s
H. Pampel