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°der Nachr-'""*
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Existenz.
^ Probobrlof
> franco,
:t. Tk|
liierter
cht.
IRÜNGl
Eontcrarb.
>hie.
hön-
1904
Kleine Gespräche
We kommt's, daß der Schäd-
srr im Landtag den konsiszirten
Simplicissimus" g'habt hat?"
" ^as war vermutlich das
Pflichtexemplar, das ihm die
JUGEND
Regierung
von den konsiszirten
Nunimern zu
liefern g'habt hat!"
„Der oanzige Tag Schimpfets kost
dem Land 4000 Markin!"
„I waar dafür, ma gebet dem
H eim statt Diäten a - A v e r su m I"
Megweiler zur römllcken BlmiK
Von vasrlan vlulbenschääel. Tuitelemaler
INr. 4
Kleines Gespräch
„Ja, dös is doch gschpaßig, daß
s' dö Jungfrau von Orleans selig
sprech'n woll'n,"
„Gar nötl 's hat si' halt raus-
g'stellt, daß dö ganze Beschuldigung,
sie mär a Hexn. nix war, als a
liberaler Schwindel."
05
Der Centrumsabgeordnete Scharf-
richter Lerno erklärte im Finanzaus-
schuß des bayrischen Landtags beim
Justizetat, „die Schwurgerichte hätten
sich überlebtI"
Warum? Weil das Centrnm
nicht die Geschworenen zu er-
nennen hat!
M aesalbtes und tonsurirtes Menschenkind, so du leidest an einem
a geistlichen Gebrest,
Schnür' deinen Ranzen und zieh' zur römischen Klinik —
das ist für dich das Allerbest I
Dort auskultirt, perkutirt, sondirt gewissenhaft deine unsterbliche Seele
Nach allen kanonischen Regeln ein Stab von Kardinälen!
Auch der gesalbte Theodor von Glmütz steht alldort momentan
in klinischer Behandlung
von wegen unterschiedlicher Delikte und sonstiger allgemeiner
Verschandlung
Des mit der oberhirtlichen würde nothwendig verdundenen Dekorum.
Zwar wurde vorderhand ernirt noch kein arger defectus
ecclesiasticorum morum,
Doch laborirt der Patient, wie constatirt wurde mit salbungsvoller Betrübtheit,
An einem ellenlangen Bandwurm von allseitiger Unbeliebtheit.
Sintemalen es aber von jehero einem jeden Raben war äußerst peinlich,
Dem andern ein Aug' auszuhacken, wird auch dem Thedi nichts
geschehen wahrscheinlich.
Darum, geliebte cc>nlratre5, setzet euer vertrauen auf die römische
Klinik in allen Stücken ...
Auf irgendeine weise werden sie dortselbst auch den Hochwürdigsten Kohn
wiederum zusammenflicken!
Xrfolg garantiert
ls-Lehr-Instltit
•Elbing.
men:
Zwölf *
Erzählungen.
?crlags=Hnltalt
10, Berlin.
BUdunastmb
von maxi vierjung, Gymnafist
(veranlaßt durch die Lektüre der Parlaments-
und Zeitungserklärungen des Herrn Ehr. Heim
contra Dr. G ä ch.)
Wie schad, daß ich in München bin!
Mich zieht es so nach Ansbach hin.
O dort in der Realschul' drin —
Dort möcht ich sein!
In München gibt es viele Sünd.
Die „Luke" und die „Kare" sind
Kein gutes Beispiel für ein Kind.
Sie sind gemein.
Sie haben einen rohen Ton,
Und rennen einem jeden schon,
Wo Denunziant heißt und Spion,
Das Messer 'rein.
Sie schimpfen auch mit Worten wie:
Du Schurke, Hundsfott, Feigling, Vieh!
— In Ansbach hört man so was nie.
Dort ist es fein.
Denn dort ist der Herr Doktor Heim.
Der redet süß wie Honigseim.
Und hat auch niemals keinen Schleim.
Und — ist ja niemals nicht daheim. .
Dort möcht' ich sein!
Mildernde dmstände!
5er Pfarrer H auck von Fellen war von der
Würzburger Strafkammer angeklagt worden, weil
er bei der Christenlehre (!!) in der Kirche gesagt
hatte: „Die Offiziere und Unteroffiziere,
trlfr-^au^ui,en' dulden, daß in der Kaserne
unsittliche Lieder gesungen werden. Diese Lieder
.^en Soldaten aus das Land" gebracht
uno die Bevölkerung wird dadurch verdorben. Ich
nod? einmal, es find Lausbuben!" Das
""heil lautete auf 200 Mark Geldstrafe event.
20 Tage Haft. Bei Bemessung der Strafe ist in
Anbetracht der Stellung und Erregung des An-
geklagten von einer Haftstrafe abgesehen worden.
wenn man bedenkt, was für poesievolle und
dezente Lieder unsere Bauern singen, wo sie noch
nicht vom Militär „verdorben" sind, kann
man die „Erregung" des frommen Herrn be-
greifen! was aber seine Stellung angeht, so
möchte man glauben, daß eine Stellung, die christ-
liche Liebe, Mäßigung und Wahrhaftigkeit und
doch auch eine gewisse Bildung voraussetzen lassen
sollte, gerade als straferschwerend in Betracht
kommt, wo es sich um eine solch' unerhörte Be-
leidigung handelt l — t
Der neue Plutarch
„Ihr Malcfizburschen," entrüstete sich ein
Lehrer über zwei Schuljungen, „wie könnt
ihr euch nur so gemein beschimpfen?"
„Aber, Herr Lehrer," vcrthcidigten sich diese
verwundert, „wir Ham ja bloß Landtag
g'spielr!"
„Bravo," sagte Hochwürden zum Herrn
Kaplan, „ey ham s' aa die Zentrumsnummer
vom,Simplizissimus< konfisziert!"
„Und die»Jugend* wenn mi no mal aus-
spott," eiferte Kathl, „dö laß i aa konfiszieren
wegen Verbrechen gegen die Religion!"
Berliner Gespenslerballacle
Der junge Großherzog von Weimar hat das
Protektorat über den Allgemeinen Sezessionistenbund
übernommen. Dem bekannten Maler und Direktor
der Lönigsberger Kunstakademie, Professor Ludwig
Dettmann, soll von Seiten der Regierung die Mah-
nung zugegangen sein, er möchte seine sezession-
istische Malweise aufgeben oder auf sein Lehr-
amt verzichten.
Zu Spree-Athen in der Siegesallee
Gibt's ein mitternächtiges Raunen,
Es rümpfen die dortigen Herrschaften all
Die Rias' mit empörtem Staunen.
Es tuscheln die Serenissimi
Von einem Sockel zum andern —
So hört man die schreckliche Schauermär
Die ganze Allee durchwandern.
Ein sezessionistischer Großherzog
Auf einem deutschen Throne!
Dies unerhörte Faktum geht
Noch über das Lied von der Bohne!
Ein Thron galt doch mit Recht bisher
Als das conservativste Möbel —
Es encanaillirt sich ein Souverän
Jm Bund mir der Kunst des Pöbel!
O wenn man ihn nur behandeln könnt' —
So schütteln sie grimmig die Köpfe —
wie einen deutschen Professor der Kunst
Und ähnliche solche Tröpfe!
Dann würde man den erlauchten Herrn
Schon lehren seine Pflichten ...
Er müßte sofort als Sezessionist
Auf seinen Thron verzichten!
Krokodil
Kleines Gespräch
„Den Lehrern an Mittelschulen ist neuerdings
wiederum eingeschärft worden, gegen Schüler nicht
Schimpfworte zu gebrauchen!"
„Aha! Drum geht Dr. Heim lieber in den
Landtag als in die Schule."
77
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1904
Kleine Gespräche
We kommt's, daß der Schäd-
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Simplicissimus" g'habt hat?"
" ^as war vermutlich das
Pflichtexemplar, das ihm die
JUGEND
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von den konsiszirten
Nunimern zu
liefern g'habt hat!"
„Der oanzige Tag Schimpfets kost
dem Land 4000 Markin!"
„I waar dafür, ma gebet dem
H eim statt Diäten a - A v e r su m I"
Megweiler zur römllcken BlmiK
Von vasrlan vlulbenschääel. Tuitelemaler
INr. 4
Kleines Gespräch
„Ja, dös is doch gschpaßig, daß
s' dö Jungfrau von Orleans selig
sprech'n woll'n,"
„Gar nötl 's hat si' halt raus-
g'stellt, daß dö ganze Beschuldigung,
sie mär a Hexn. nix war, als a
liberaler Schwindel."
05
Der Centrumsabgeordnete Scharf-
richter Lerno erklärte im Finanzaus-
schuß des bayrischen Landtags beim
Justizetat, „die Schwurgerichte hätten
sich überlebtI"
Warum? Weil das Centrnm
nicht die Geschworenen zu er-
nennen hat!
M aesalbtes und tonsurirtes Menschenkind, so du leidest an einem
a geistlichen Gebrest,
Schnür' deinen Ranzen und zieh' zur römischen Klinik —
das ist für dich das Allerbest I
Dort auskultirt, perkutirt, sondirt gewissenhaft deine unsterbliche Seele
Nach allen kanonischen Regeln ein Stab von Kardinälen!
Auch der gesalbte Theodor von Glmütz steht alldort momentan
in klinischer Behandlung
von wegen unterschiedlicher Delikte und sonstiger allgemeiner
Verschandlung
Des mit der oberhirtlichen würde nothwendig verdundenen Dekorum.
Zwar wurde vorderhand ernirt noch kein arger defectus
ecclesiasticorum morum,
Doch laborirt der Patient, wie constatirt wurde mit salbungsvoller Betrübtheit,
An einem ellenlangen Bandwurm von allseitiger Unbeliebtheit.
Sintemalen es aber von jehero einem jeden Raben war äußerst peinlich,
Dem andern ein Aug' auszuhacken, wird auch dem Thedi nichts
geschehen wahrscheinlich.
Darum, geliebte cc>nlratre5, setzet euer vertrauen auf die römische
Klinik in allen Stücken ...
Auf irgendeine weise werden sie dortselbst auch den Hochwürdigsten Kohn
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Xrfolg garantiert
ls-Lehr-Instltit
•Elbing.
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Zwölf *
Erzählungen.
?crlags=Hnltalt
10, Berlin.
BUdunastmb
von maxi vierjung, Gymnafist
(veranlaßt durch die Lektüre der Parlaments-
und Zeitungserklärungen des Herrn Ehr. Heim
contra Dr. G ä ch.)
Wie schad, daß ich in München bin!
Mich zieht es so nach Ansbach hin.
O dort in der Realschul' drin —
Dort möcht ich sein!
In München gibt es viele Sünd.
Die „Luke" und die „Kare" sind
Kein gutes Beispiel für ein Kind.
Sie sind gemein.
Sie haben einen rohen Ton,
Und rennen einem jeden schon,
Wo Denunziant heißt und Spion,
Das Messer 'rein.
Sie schimpfen auch mit Worten wie:
Du Schurke, Hundsfott, Feigling, Vieh!
— In Ansbach hört man so was nie.
Dort ist es fein.
Denn dort ist der Herr Doktor Heim.
Der redet süß wie Honigseim.
Und hat auch niemals keinen Schleim.
Und — ist ja niemals nicht daheim. .
Dort möcht' ich sein!
Mildernde dmstände!
5er Pfarrer H auck von Fellen war von der
Würzburger Strafkammer angeklagt worden, weil
er bei der Christenlehre (!!) in der Kirche gesagt
hatte: „Die Offiziere und Unteroffiziere,
trlfr-^au^ui,en' dulden, daß in der Kaserne
unsittliche Lieder gesungen werden. Diese Lieder
.^en Soldaten aus das Land" gebracht
uno die Bevölkerung wird dadurch verdorben. Ich
nod? einmal, es find Lausbuben!" Das
""heil lautete auf 200 Mark Geldstrafe event.
20 Tage Haft. Bei Bemessung der Strafe ist in
Anbetracht der Stellung und Erregung des An-
geklagten von einer Haftstrafe abgesehen worden.
wenn man bedenkt, was für poesievolle und
dezente Lieder unsere Bauern singen, wo sie noch
nicht vom Militär „verdorben" sind, kann
man die „Erregung" des frommen Herrn be-
greifen! was aber seine Stellung angeht, so
möchte man glauben, daß eine Stellung, die christ-
liche Liebe, Mäßigung und Wahrhaftigkeit und
doch auch eine gewisse Bildung voraussetzen lassen
sollte, gerade als straferschwerend in Betracht
kommt, wo es sich um eine solch' unerhörte Be-
leidigung handelt l — t
Der neue Plutarch
„Ihr Malcfizburschen," entrüstete sich ein
Lehrer über zwei Schuljungen, „wie könnt
ihr euch nur so gemein beschimpfen?"
„Aber, Herr Lehrer," vcrthcidigten sich diese
verwundert, „wir Ham ja bloß Landtag
g'spielr!"
„Bravo," sagte Hochwürden zum Herrn
Kaplan, „ey ham s' aa die Zentrumsnummer
vom,Simplizissimus< konfisziert!"
„Und die»Jugend* wenn mi no mal aus-
spott," eiferte Kathl, „dö laß i aa konfiszieren
wegen Verbrechen gegen die Religion!"
Berliner Gespenslerballacle
Der junge Großherzog von Weimar hat das
Protektorat über den Allgemeinen Sezessionistenbund
übernommen. Dem bekannten Maler und Direktor
der Lönigsberger Kunstakademie, Professor Ludwig
Dettmann, soll von Seiten der Regierung die Mah-
nung zugegangen sein, er möchte seine sezession-
istische Malweise aufgeben oder auf sein Lehr-
amt verzichten.
Zu Spree-Athen in der Siegesallee
Gibt's ein mitternächtiges Raunen,
Es rümpfen die dortigen Herrschaften all
Die Rias' mit empörtem Staunen.
Es tuscheln die Serenissimi
Von einem Sockel zum andern —
So hört man die schreckliche Schauermär
Die ganze Allee durchwandern.
Ein sezessionistischer Großherzog
Auf einem deutschen Throne!
Dies unerhörte Faktum geht
Noch über das Lied von der Bohne!
Ein Thron galt doch mit Recht bisher
Als das conservativste Möbel —
Es encanaillirt sich ein Souverän
Jm Bund mir der Kunst des Pöbel!
O wenn man ihn nur behandeln könnt' —
So schütteln sie grimmig die Köpfe —
wie einen deutschen Professor der Kunst
Und ähnliche solche Tröpfe!
Dann würde man den erlauchten Herrn
Schon lehren seine Pflichten ...
Er müßte sofort als Sezessionist
Auf seinen Thron verzichten!
Krokodil
Kleines Gespräch
„Den Lehrern an Mittelschulen ist neuerdings
wiederum eingeschärft worden, gegen Schüler nicht
Schimpfworte zu gebrauchen!"
„Aha! Drum geht Dr. Heim lieber in den
Landtag als in die Schule."
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Monogrammist Frosch: Illustrationen zum Text "Der neue Plutarch"
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Wegweiser zur römischen Klinik"
[nicht signierter Beitrag]: Kleine Gespräche
Krokodil: Berliner Gespensterballade
Maxl Bierjung: Bildungstrieb
Kassian Kluibenschädl: Wegweiser zur römischen Klinik
t [Ostini]: Mildernde Umstände!
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Wegweiser zur römischen Klinik"
[nicht signierter Beitrag]: Kleine Gespräche
Krokodil: Berliner Gespensterballade
Maxl Bierjung: Bildungstrieb
Kassian Kluibenschädl: Wegweiser zur römischen Klinik
t [Ostini]: Mildernde Umstände!