DIANA
Georg Wrba
102
Das Nehkitzchen
Zu meinem Hochstand ging ich durch den kühlen,
Von feinem Regen trüben Juniabend —
Vorsichtig schlüpft ich durch die nassen Stauden,
Durchs zarte, lichte Grün der jungen Tannen,
Hinaus zum Erdbeerschlag, wo ich im Mai
Gar manchesmal gesehen den Abnormen,
Der heut, wenn St. Hubertus gnädig....
Schau
Im feuchten Moos vor mir ein reizend Kitzchen,
Still hingekauert, kaum drei Tage alt!
Wie regungslos es liegt, ganz ohne Ahnung,
Daß vor ihm steht ein Mensch, der Seinen Mörder
Noch lebt kein Ausdruck in den schwarzen Augen,
Es duckt ein wenig nur das winfge Köpfchen
Aufs nasse, rothe, weißgefleckte Fell.
In weitem Bogen schleich ich um feftt Lager,
Die Gais, die unfern wohl, nicht zu vergramen —
Und denk, auf glatter Leiter langsam kletternd
Zu meinem luft'gen Sitz — kommt auch der Bock
Mir heute nicht, ich will ihn gern verschmerzen.
In dunklen Tannenzweigen gut versteckt,
Die Büchse schußbereit auf meinen Knieen,
Sitz ich und warte . . .
Leise rinnt der Regen
Durch das Geäst, der Kuckuck ruft von fern,
Blaumeisen zirpen in der nahen Schonung —
Kein Laut sonst rings — und zu dem kleinen Reh
Im Moose unten kehren die Gedanken. .
So hilflos noch und schon in wenig Monden
Der Mutter Schutz beraubt, auf sich gestellt
Kampf, drin Keines no.
\ Äl' -arten, lieblichen (
'1,ntl Hunger abgezehrt
N verlaß,
danken, ,
fl* mitleidsvoll
)u eln Bock!
Doch di
■ tn." "'5 rum Leiden
hl ft
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fi^e,.tailcl)t vor m
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m,t bei« Kitzchen
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Georg Wrba
102
Das Nehkitzchen
Zu meinem Hochstand ging ich durch den kühlen,
Von feinem Regen trüben Juniabend —
Vorsichtig schlüpft ich durch die nassen Stauden,
Durchs zarte, lichte Grün der jungen Tannen,
Hinaus zum Erdbeerschlag, wo ich im Mai
Gar manchesmal gesehen den Abnormen,
Der heut, wenn St. Hubertus gnädig....
Schau
Im feuchten Moos vor mir ein reizend Kitzchen,
Still hingekauert, kaum drei Tage alt!
Wie regungslos es liegt, ganz ohne Ahnung,
Daß vor ihm steht ein Mensch, der Seinen Mörder
Noch lebt kein Ausdruck in den schwarzen Augen,
Es duckt ein wenig nur das winfge Köpfchen
Aufs nasse, rothe, weißgefleckte Fell.
In weitem Bogen schleich ich um feftt Lager,
Die Gais, die unfern wohl, nicht zu vergramen —
Und denk, auf glatter Leiter langsam kletternd
Zu meinem luft'gen Sitz — kommt auch der Bock
Mir heute nicht, ich will ihn gern verschmerzen.
In dunklen Tannenzweigen gut versteckt,
Die Büchse schußbereit auf meinen Knieen,
Sitz ich und warte . . .
Leise rinnt der Regen
Durch das Geäst, der Kuckuck ruft von fern,
Blaumeisen zirpen in der nahen Schonung —
Kein Laut sonst rings — und zu dem kleinen Reh
Im Moose unten kehren die Gedanken. .
So hilflos noch und schon in wenig Monden
Der Mutter Schutz beraubt, auf sich gestellt
Kampf, drin Keines no.
\ Äl' -arten, lieblichen (
'1,ntl Hunger abgezehrt
N verlaß,
danken, ,
fl* mitleidsvoll
)u eln Bock!
Doch di
■ tn." "'5 rum Leiden
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