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Nr. 16

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1904

Das Müncßner Rkima

(D Muse, leih' mir deine feinsten Spitzen,
Pikante Redensarten, scharf, wie Gift!

Laß mich in Worten diabolisch blitzen,

Weil mein Poem das widrigste betrifft,

Was wir im deutschen Süden hier besitzen,

In Galle laß mich tauchen meinen Stift —
Dann laß im Metrum der Ottava rima

meine wuth aus an dem Münchner Klima l

Lin Klima, dies ? Nein! Auch ein Mildgesinnter
Nennt's eine permanente Scheußlichkeit.

Anfangs August bereits beginnt der Winter,
von dem der Juli kaum uns hat befreit!
LinMonat Sommer — doch, was ist dahinter?
Der vortheil höchstens, daß es nicht mehr schneit.
Lr ist, mit Sommern echter Art verglichen,

Lin Winter auch, blos grünlich angestrichen.

wenn aber Winter steht in den Kalendern,
Dann thaut's, daß auch Granit in Koth zerfließt;
Keuschweißer Schnee, den's gibt in andern

Ländern,

Ist Etwas, das kein Auge hier genießt.

Zur Kälte pflegt das Wetter erst zu ändern,
wenn anderswo bereits der Flieder sprießt —
Dann stöbert es mit Flockenwirbeldrehung,

Mit Postverspätung und mit Bahnverwehung!

Das Mildeste, was wir an Lüften haben,

Geht scharf und schmerzhaft in die Lungen ein,
Als hetzten durch die Bronchien böse Knaben
Dem Athmenden ein wüstes Stachelschwein!

Ist's aber rauh, so lasse sich begraben,
wer etwa nicht aus Gußstahl sollte sein:

Dann ist's, als ob mit Glas und Schwefelsäure
In seiner Brust ihn: wer die Schleimhaut scheure!

Und was geleistet wird an Niederschlägen,
Das ist nun schon das Tollste überhaupt:

Sogar beim trocknen Wetter strömt der Regen
In Massen, die der stärkste Mann nicht glaubt!
Und gießt es wieder, wie aus Brunnentrögen,

So kann es sein, daß es zugleich noch staubt —

Mit Frösteln in der Iulisonne sitzt man

Und bei der ärgsten Winterkälte schwitzt man!

Man bleibe stets mit Vorsicht eingehäuselt,

Sobald sich nur ein Lüftchen draußen regt,
weil schon der Zephyr, wenn er sanft

' hier säuselt,

Me Pflastersteine aus den Straßen fegt!

Und geht ein wind — wie Pobelspähne kräuselt
Bahnschienen er, die er von dannen trägt;

Und weht ein Sturm — so beugt wie

Bratwurstzipfel

Er krumm der Alpen harte Kalksteingipfel!

Gehst du bei jo Grad unter Null um Achte
Mit pelz und Zähneklappern einmal aus,

Ist's schon um Neune schwül, daß man sich sachte
Den Sommerüberzieher holt zu paus.

Um Zwölf kanns sein, daß schon ein Wetter krachte
Mit Blitz und pagel, Donner und Gebraus.

Um zwei Uhr ist es heiß wie bei den Mohren,
Um vier Uhr hat es wiederum gefroren!

Kein Sommersonntag, wo die Sonne schiene!
Kein Gstertag, wo reiner Pimmel blaut,

Kein Pfingsten, wo man wandeln kann ins Grüne
Und nicht durchnäßt wird bis zur Gänsehaut! —
dies den Namen Klima noch verdiene,

Was Einem jede Freude doch versaut

Durch Kälte, Wind und pritschelndes Geträufle,

Ist Etwas, was ich, wie gesagt, bezweifle!

Biedermeier mit Si

am nassen Ostermontag ^904

JUGEND

Die VerTucbung des heil. Hnton

(Aach den neuesten „authentischen" Berliner
Enthüllungen)

Als Stütze von Altar und Thron
Malt Anton, fern der Sezession.

Da trat — er wollt' um Pilse schrei'n —
Professor piglhein herein.

Und sprach: „pör, Anton, dieser Stiebel,
Den Du da malst, ist gar nicht übel!

Der Uniform-Blau in sich trug.

vom piglhein ging dieser Fleck,

M Gott, sein Lebtag nimmer weg.

Und weiter für Altar und Thron

Malt Anton — fern der Sezession.-

M. Br.

?flundergescbicbtcben

Tin talentloser Kunstmaler, der sonst immer
einen rechten Dreck machte, hängte die Benediktus-
medaille an seine Staffelei und siehe da, bald
darauf erhielt er auf einer Ausstellung des ver-
eins für christliche Kunst die goldene Medaille.

Die drei (Naqueure

preisend mit viel schönen Reden
Ihrer Künste Werth und Art,

Saßen einst in der Komödie
Drei Claqueure, frech und smart.

„Ich kann klatschen," sprach der Erste,
„Selbst dem Dümmsten brech ich Bahn,
Riederklatsch ich pfiff und Zischen.

Seht mal meine Pratzen an."

„Ich kann's besser," sprach der Zweite,
„Besser wirkt es, wenn ich lach'.

Mir ist jeder Lustspieldichter
Dankbar, wenn ich Lachkrampf mach'."

„Ich kann husten," sprach der Dritte,
„Ich verekle Luch den Kampf,

Stück und Dichter find verloren,

Krieg ich meinen Hustenkrampf."

Da — schon räuspert er die Kehle.
Tschubb — jetzt spuckt er auf die Lrd.
„Hustenmann, Ihr seid der smartste,

Eure Kunst ist Goldes werth."

Bi'. 81.

Huch ein Reltgionsgespräcb

(Aus dem Münchner katholischen Casino)

„past Du dös vastand'n, Sepp? Do steht in
der Zeitung, der heilige vata hat g'sagt, er hoffe
auf den Tag, wo die religiöse Spaltung
aushören werde, wie soll dös zugehn?"

„Ganz oafach! Der heilige vata braucht blos
protestantisch zu wer'n."

„Dumms Zeugs! was werd denn da der Frei-
herr von Berlichingen sag'n!"

„Oder wir wer'n alle mitananda Juden."
„Naa, naa! wann i nimmer aus d' Juden
schimpfa derf, nacher g'freut mi die ganz Politik
nimmer!"

verehrter Maler und Lackirer,

Die Sezession wünscht Dich zum Führer."

Nun packte Anton eben darum
Der iuror artium liberarum.

voll wuth er mit dem Pinsel schlug,

Des Satirikers Klage

Die aktuellen Gedichte
Die sind mein Lieblingsfcld,

Doch ist's eine böse Geschichte,

Wie man hinein oft fällt.

Man liest einen Fall in den Blättern,
Sensationell und spricht:

Ha, bei den unsterblichen Göttern,

Das ist ein Stoff sür'n Gedicht!

Man kommt in die höchste Ekstase
Und sucht eine Pointe schnell.

Man streckt in die Luft seine Nase
Und dichtet und reimt auf der Stell.

Biel Mühe wird drauf verwendet.
Gefeilt wird und ciselirt.

Und wenn das Gedicht dann beendet
— Dann wird der Fall dementirt.

* Karl die 11
Register
Monogrammist Frosch: Illustrationen zum Text "Die Versuchung des heil. Anton"
M. Br.: Die Versuchung des heil. Anton
Biedermeier mit ei: Das Münchner Klima
[nicht signierter Beitrag]: Wundergeschichten
M. Br.: Die drei Claqueure
[nicht signierter Beitrag]: Auch ein Religionsgespräch
Karlchen: Des Satirikers Klage
 
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