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Nr. 17

j UGENÖ

Max Hagen (München)

Aus den

Achcichillliigtll des Tenoristen Ajifeliours.

Bei der gestrigen Lohengrin - Aufführung
wollte mich ein Gerichtsvollzieher pfänden und
frug nach meinen Personalien. „Warten Sie
bis zum dritten Akte," sprach ich, „jetzt
darf ich meinen Namen noch nicht sagen."

Ich muß schnell noch ein paar Maaß trinken.
Unser Bassist ist unpäßlich geworden und ich soll
für ihn einspringen.

Heute haben wir zum ersten Male mit ver-
decktem Orchester gespielt. Ich habe richtig alle
Einsätze verpaßt.

Mein Lebtag sing ich den Tannhäuser nicht
mehr. Neulich hat mir die Venus eine Ohr-
feige gegeben, weil ich zu realistisch gespielt habe.

Gestern habe ich als „Postillon von Lonju-
meau" so großartig mit der Peitsche geknallt,
daß mich ein anwesender Gutsbesitzer als Kut-
scher engagieren wollte.

Es gibt nichts Schlimmeres, als das Quin-
tett aus den Meistersingern, wenn Jeder eine
eigene Auffassung hat.

's ist doch gut, daß ich früher Bauchredner
war. Gestern als Fliegender Holländer läßt
mich der Daland im Duett im Stich. Was
mache ich? — Ich singe einfach meine Partie mit
der Kehle, und dem Daland seine mit dem Bauch.

O diese Weiber! Neulich habe ich einer
eine Locke von mir gegeben — jetzt trägt sie
sie selbst.

Ich gehe zur Operette über. Da braucht
man nur ein Lied zu lernen, das kommt in jeder
Operette vor.

Wie wir im Gasthaus zur „Post" das
„Glöckchen des Eremiten" gaben, ereignete sich
etwas Komisches: Wie es zum ersten Male läu-
tete, kam das Zimmermädchen, beim zweiten
Male der Zählkellner, beim dritten Male der
Hausknecht.

Karlchen

1ÖÖ4

Oer Rettig

Dem einen ist erinnrungsreich die Rose,

Des andern Sehnsucht schwebt zum Veilchen hin-
Lin altes Strumpfband, Locken, eine Dose '
Bethört erinnrungsreich des Dritten Sinn.

Mit meiner Sehnsucht buhlt, so lang ich lebe
Lin weißerRettig, groß und wundervoll,

Lr ist der Punkt, nach dem ich rückwärts strebe
Oft tönt ihm meine Leier in Apoll.

Lang ist es her — noch wallte in der Fülle
Der blonden Locken unser junges Haar,

Da tönte durch des Sommerabends Stille
Das Lied der Liebe, rein und wunderbar:

Lugenie hieß sie; lange schon, verstohlen,

Hat mich ihr Bild durch manchen Traum geführt
Da ging ich selbst, den Rettig ihr zu holen,

Zu sanften Thränen hat er sie gerührt.

Sie aß ihn auf und ließ sich willig küssen
Die rothen Lippen, üppig, zart und rund;

Ach! In des Lebens reichen Bitternissen
Schmeck' ich noch oft den süßen Rettigmund.

Und zum Idol ward mir die Frucht, die herbe,
Den Apfel Lva's gab ich gern dafür!

Ich bitte Luch, wenn ich dereinst mal sterbe,
Pflanzt auf das Grab den größten Rettig mir

fiermann Zaques

Die verhängnißvokke <8aKek

(Mit untenstehender Zeichnung)

Der Tod des Generals von Lettow-Vorbeck,
der mit seinem Rade in einen Kanal gestürzt ist,
gibt Alfred Rerr Anlaß zu ernsten Betrachtungen
im „Tag": Lr selbst ist in Holland auch einmal mit
seinem Rade in einen Kanal gefallen und durch
eineHeugabel gerettet worden. Die Rach«
richt vom Unfall des Generals hat die Seele des
grimmigen Kritikers erschüttert und er fragt sich,
warum? Nähere Beziehungen hat er zu dem
verunglückten nicht gehabt. „Blieb nur die
Thatsache: daß ich mit einem Zweirad in
eine Gracht gefallen war — um ein der
Erschütterung verwandtes Gefühl her-
vorzurufen, ein volles verstehen dieser
Tragik, ein tiefes Mitschwingen aller
Saiten, weil eine Heugabel sich nicht zur Stelle
fand, hat er hinüber müssen, darf er das Licht der
Sonne nicht mehr sehen, und seine Nächsten sind
ins Herz getroffen.

Man erschauert im Innersten über
.... ein Schicksal. Ueber — wessen
Schicksal?"

Ueber das Schicksal des deutschen Schrift-
thums! Man kann sagen, daß ihr Fortbestehen
damals an einer Heugabel gehangen hat. lvar
diese nicht zur rechten Zeit vorhanden, so versank
auch jene rettungslos mit Alfred Kerr im schwarzen
Schlammwasser der holländischen Gracht!
Entsetzlich!


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Erich Wilke: Sozi Leipzigs, wahret eure heiligsten Güter!
Dr. A. N.: Zur Leipziger Ärzteschlacht
 
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