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Nr. 19

JUGEND

1904

Zor Uncihillung vom junge
6oecihee leim Denkmäl

von eme aldc Trankforder

£$ dl)ut eim freue ganz nadicrlid),

Des her; werd eim mid Zchdolz gefillt,
Wann vom 'me Landsmann werd

gebiehrlich

£ Denkmol erjendwo endhillt.

Un dobbeld viel haww ich embfunne,
Un war £uch dobbeld fchdolz dodruff,
Dah fe in Zchdrahborg ewe drunne
De junge Lioedhee fchdelle uff.

De junge 6oedhee! — Daufend Bilder
CClern do lewennig vor meim Blick.

£s fehlt net viel, dah ich fe fchilder,
Doch is mei Baum befd)ränkt, zem 6Iick!

£ ganzes kläänes Kägeblickche
Derf ich verweile bei em bloß.

Jch guck en mit feim ?ridderickche
Dor meine Käge riefegroh.

£s hat fich Haid an dene Beide
£rfillt, was heud ääch noch modern:

L freier Dichter kann kään

Bfaff net leide,

Doch ihre Döchder kiht er gern.

Jo, 6oedhee, Du driebft dolle Boffe,

Du göddliches Liewidderoos,

Du Haft Del Jugendzeid genoffe
Un gingft der grod wie Blicher los.

Rudolf Bosselt (Düsseldorf)

Plakette auf Frau Rath Goethe

Un warftde ääch net gud )e fchbreche
Uff 5rankford, uff Del' Dadderfchdadt,
5o zeigt des ewe, dah fei Schwäche
£ jeder Menfch uff £rde hat.

Deswege biftde doch gegrawe
Dief in mei Herz, ich lieb Dich fehr.
Dann e Zchenie von Deine 6awe
Des kimmt in hunnert Johr net mehr.

Drum: dhu ich äänfd nach

Zchdrahborg fahre
— Des kann fogar sehr bald bafliern —
Dann dhu ich mer de 6ang net fchbare
Un dhu Dei Denkmal viffediern.

Un knie mich hie, Dir grod ;e Ziehe,
Ziel) ab mein I)ud mit kiehnem Zchwung,
80 dhut der ,,alde ?rankforder" begriehe
D°e junge Srankforder, der ewig jung.

Der 3rau Rat!)

Dem jungen Goethe ward aus Erz und Stern
ln Strahburg jetzt ein Monument errichtet.
(Und noch dazu Ift's keins von Eberlem!) —
'Mo er so vielversprechendes gedichtet.

So wächst sein Ruhm im Land mit

jedem Cag —

Man trägt sich oft, wie’s möglich nur geworden,
Dah Einer es bei uns im Kühlen Norden
Zu solcher Pracht und Gröhe bringen mag!

.. und da verschlang er mich bald mit leinen schwarzen Augen"
(Goethes Mutter In B. v. flrnims „Goethes Briefwechfel mit einem Kinde“)

Was rätselhaft erscheinen mag dem Caien,
Der lachmann freilich weih es ganz genau
Von feiner Mutter, dieser Musterfrau,
bekam fein Genius die höchsten Weihen.
Was später in 5rau Jlja's grohem Sohn
Entwickelt ward zu so famoser blüthe.

Das keimte, sozusagen im Gemüthe.

Der prächtigen lrau Rath zu Srankfurt schon!

Sein 'Vater war ein trockner Bureaukrat,
Gebildet zwar, solide, ernst und tüchtig.
Jedoch pedantisch, geizig, obstinat,

Sich und der Welt nicht Treund

und nörgMchtig!

Von ihm ererbte Wolfgang die Statur
Und dah er es zum Doctor Juris brachte -
Doch was den grohen Dichter aus ihm machte.
Stammt aus der mütterlichen lrohnatur.

Stets war die Iran von sonnigem Humor,
Ertrug sogar den Gatten ohne Murren,
Sang oder spielte ihren Kindern vor
Und wuhte immer Märchen oder Schnurren.
Und trieb den Knaben selbst der Uebermuth.
Das Chongeschirr aus dem „Geräms"

zu schmeißen.

So pflegte Ne ihn nicht am Ohr zu reihen
Und war ihm hinterher gleich wieder gut.

Schlagfertig war sie, voller Mutterwitz,
Von klarem Haus- und feinstem

Kunftverständnih.
Kerndeutsch vom Absatz bis zum haubenfpit;,
Gerad', natürlich und voll Menschenkenntnih.
Sie war dem Sohn die beste Beterin,
beglückt von jedem Wort aus feinerJeder,
Und von des Jünglings freunden war ein Jeder
Is Treund willkommen ihrem Mutterfinn.

Und war der Jreund auch eine Jreundin gar,
verstand Ne 's doch, ein lluge zuzudrücken.
Wenn diese, wie Christiane, fähig war,

Ihr liebes hätfchelhänschen zu beglücken.
Sein Bild, fein Glück ja ganz alleinig nahm
Das Herz ihr ein bis in die tiefste (Tiefe -
Sie schrieb ihm keine larmoyanten Briefe,
Wenn er zehn Jahre nicht nach Jrankfurt kam.

Sie reifte, ob ihr Herz von Sehnsucht schwoll,
Dach Weimar nie, dah Ne ihn nicht genierte -
Selbst als Ne starb, starb Ne so rücksichtsvoll,
Dah es den Herren Sohn nicht moleftirte.
Kurzum: Ne war fo gut und treu und klug.
Dah Ne das Eeben ihm durchfonnte
Und Goethe keine beN're wählen konnte
Don allen Müttern, die der Erdball trug.

behaupten möcht' ich dehhalb — mit

Vernunft:

Wer eine folche Mutter hat auf Erden,
Jürdiefen wär’ es förmlich eine Runlt.

Chät' er was JTndres, als ein

Goethe werden!

Und wenn dem Sohn die Welt jetzt

Borbeern fllchl

Und laut ihn preift bei stolzer Denkmalfcicr,
Begt huldigend auch ihr der Biedermeier
Zu ihren treuen 5ühen dies Gedicht.

Biedermeier mit e\

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Sehnsucht ist der
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Biedermeier mit ei: Der Frau Rath
Der alde Frankforder: Zor Enthillung vom jungen Goedhee seim Denkmal
Rudolf Bosselt: Plaketten auf Frau Rath Goethe
 
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