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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 9.1904, Band 1 (Nr. 1-26)

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Nr. 22
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https://doi.org/10.11588/diglit.3895#0478

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1904

Von tlniversitäten

,dinrflctraactt v. „Schwarzen Aujnsp' b. d. Weinkostprobe'
n. d. Melodie: „So lang der alte Peter!")

solang noch Simultanschul'n in Bayern existirn,
solang sich noch a Ketzer darf immalriknlirn,
solang a Katholik noch mit Iud und Protestant
Auf oaner Bank muaß sitzn im pörsaal beianand,
^lang noch Eorpsstudent'n net werd'n relegirt,
Solang noch zu Mensuren mißbraucht

der Schläger wird,
Solang noch a Professor darf red'n wies ihn freut,
Solang voin „Imprimatur" noch jedes Fach befreit,
Solang sogar berufn noch manchmal wird a Preiß,
Solang dabei noch immer blos gfragt wird,

was er weiß,

Solang bei so an Freyid'n dnrchfalln kann am End
Sogar an echt katholischer bayrischer Student,
Solang halt Überhaupts noch dö Universität
in so an Sündenbabel wie

d' Münchnerstadt is, steht —

— Solang is Alles nix:: I Solang is All's a Grans!
Solang stirbt die Verdrießlichkeit beim Eentrum

gar net aus!

Lrst wenn amal sind gschiedn die Konfessionen scharf,
Erst wenn amal a Ketzer gar nimmer nritthun darf,
Erst wenn beim Katholiken amal der Mensch anfangt,
Erst wenn amal der Taufschein schon als

Matrikel langt,

Erst wenn amal der Bischof ernennt die professorn,
Erst wenn der Daller Rektal' magnificus is worn,
Erst wenn der S ch ä d l e r aufsetzt, was Jeder

lehren soll,

Erst wenn der Pichler ^su8 liest und Literatur

der Kohl,

Erst wenn der Heim für Anstand

und Bildung aufgstellt wird,
Erst wenn der Zimmer n über

Versammlungsrecht docirt,
Erst wenn auf jedem Lehrstuhl a Pfarrer sitzt

und schlaft,

Erst wenn der Katechismus die oanzig Wissenschaft,
Erst wenn in koam Examen mehr durchfallt

a Student,

wenn er nur's Vaterunser und 'n

Dr. Mrt erer kennt,
Erst wenn halt Überhaupts dann die Universität
Uöt mehr in München, sondern im frommen

Freising steht —

— Erst dann stnd't auch beim Eentrum

die ganze G'schicht Applaus
Uno dann stirbt die Gemüthlichkeit

in Bayern nimmer aus!

Colibri

tenfrufti

Preos J«

H9tionallibtralt

i

Die NationaMveralen u. da$ $cbul=Pfcrd

,,Hellen wir dm Schwirren nur ln clen Sattel,
— reiten wird er schon von TeIbIt können!“

(leider frei nach Bismarck)

Der Simuktanschuke

ober sagen wir gleich: Der modernen Staats-
schule, ohne welche in einem paritätischen Staate
die Pflege nationaler und liber aler Grundsätze
kaum denkbar ist, soll in der „deutschen" Vormacht
Preußen der Todesstoß versetzt werden. Das ge-
schieht zu einer Zeit, wo die einseitig konfessionelle
Morallehre nahe am Bankerott ist. Und zwar unter
Assistenz der National liberalen. Wie diese
ihren alten Ehrennamen künitig noch rechtfertigen
wollen, weiß der Teufel. Anständiger wäre es bald,
sie nennten sich Anlinationalreaktionäre.
Ueberall wird der Konfessionszipfel herausgehängt,
fast scheint es, als ob das ganze 19. Jahrhundert
mit seinen schwermüthigen Kämpfen und mühsamen
Errungenschaften spurlos vorübergegangen wäre.
Lernet nur, wie die Russen, fleißig beten, Ihr
jungen Leute von heute!

O. H.

Kosenkohl

(mit untenstehender Zeichnung)

Dem bayer. Lentrumsabgeordneten und „Dichter"
Kohl bereitete es großen Schmerz, daß der Liberale
Caffelmann seinen, Kohls, Pegasus „lend en lahm"
genannt hatte.

O schaut ihn an den edlen Hippogryphenl
Ihn, der den Dichter Rohl zum Himmel trug.
Von dieser pferdearbeit schwerem Zug
Seht Ihr noch jetzt die schwarze Mähne triefen.

Nr. 22

Hier wenn ihn seine innern Stimmen riefen,
Hier saß der Kohl, hier nahm er seinen Flug.
Doch immer, wenn er seine Leier schlug,
Entwich Apoll und alle Musen liefen.

Nur Eine blieb, mitleidig, wie Ihr wißt,
Zurück bei seinem abgehetzten Pferde
Und streichelt' es und sprach: Wiemüd du bist!

Da lächelte der Gaul: Ach nein, es ist
Nur Bauchweh! warte, bis ich fertig werde!
wir produziren einen schönen — Rosenkohl.

A. De Nora

Die (wasserina-eks

Jüngst kam beim Prozessieren es zu Tage,
Was mir, dem Kenner, längst ersichtlich war,

Es hat kein Mensch auf Erden seine Plage
So wie die Wassermädels, das ist klar.

Drum töne laut, du wohlgereimte Klage,

Dein guter Zweck ist Jedem offenbar:

Es gilt, die triste Lage zu verbessern
Der Mädels, die das Dasein uns verwässern.

Du Cilly, in der offenherz'gen Bluse,

Die weiß ist, doch von Mittwochs ab gestreift,
Bist heute ausnahmsweise Karlchens Muse, .

Für die er feurig in die Saiten greift.

Der Gäste Stolz! Wie flink bedienst aüch Du se,
Und wenn Dich Einer in die Wangen kneift,

So bist erfreut Du, doch erhaben drüber,

Ein Trinkgeld wäre Dir entschieden lieber.

Ein Trinkgeld! Ach, Tu kennst vom Hörensagen
Dies Labsal nur. Gar schmal ist Dein Gewinn.
Du darfst den Leuten das Geschirr hintragen,
Doch's Trinkgeld nimmt Dir die „Kassiererin".
Hast Du ein Täßchen, o Malheur, zerschlagen,
Dann schimpft sie Dich, daß ich ganz sprachlos bin;
Ach, wie erbärmlich sie Dich honorieren,

Ach, davon kann Dein Gustav nicht studieren!

O Gastwirth! Ungethüm! Moderner Tilly!
Wie soll so 'n Mädel leben? Wie und wo?

— Ich rede hier nicht bloß für Fräulein Cilly,
Den Andern geht es leider ebenso.

Das Mädel, das Kaffee uns bringt und Milli,
Berdient fürwahr ein höheres Niveau!

Es ist die höchste Zeit, es auszusprechen,

Drum mußte Karlchen diese Lanze brechen.

Karlchen
Register
Julius Diez: Finis
Arpad Schmidhammer: Die Nationalliberalen und das Schul-Pferd
Colibri: Von Universitäten
G. H.: Die Simultanschule
A. De Nora: Rosenkohl
Karlchen: Die Wassermädels
 
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