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Nr. 25

JUGEND

1904

Die farbigen Gefahren

Seit dem siebenziger Jahr
Gibt's bei uns die rot he G'fahr.

Das sind nämlich Sozialisten,
wenn Sie das vielleicht nicht wüßten.

Ferner gibt's die schwarze G'fahr;
Die ist wirklich schauerbar,

Denn das sind die Jesuiten,

Kapuziner, Karmeliter:.

Darm hab'n wir die gelbe G'fahr —
Mir steig'n gleich zu Berg die Haar —
Denn das sind die Japanefer,

Koreaner und Ehineser.

Um'kehrt hab'n die Afrikaner,

Die Mongoln und Indianer
An uns selbst die weiße G'fahr,
weils verfolgt wer'n 's ganze Jahr.

Die Moral von der Geschicht:

Traue keinem Menschen nicht I
Denn es ist des Einen Tod,
wie bekannt, des Andern Brot.

F. 8.

JSu$ der Religioimtunde

Mitunter gibt es unter den Kleirren
auch kritische Köpfe. Es soll erklärt
werden, warum die Erde ein Jarnmer-
thal genannt werde. „Die Erde ist gar
kein Jammerthal," berichtigt der kleine
Kritiker den Text, „sie ist ein Freuden-
thal." „Inwiefern denn?" forscht der
Lehrer. Darauf schmunzelnd der Junge:
„Weihnachten, große Ferien, gute Zen-
suren" —, und als er erklären soll, weß-
halb denn Jammerthal im Buche stehe,
sagt er schlagfertig: „Das ist bloß
verdruckt."


A. Fiebiger

„Hast Du gehört- die Emma ist unter die Frauenrecht-
lerinnen gegangen."

„Was blieb ihr denn bei ihrem spärlichen Haar-
wuchs Anderes übrig?"

Zur Periodenkf)re

(zwei wissenschaftliche Gedichte *)

I.

Ein quabbliges Phantasma
Im stillen Ocean,

Ein blasiges Protoplasma —

Das war mein Ur-Urahn.

Und drängten die Wellen nach oben,
Von Luna rhythmisch gelockt,

So fühlte mein Ahn sich gehoben —
Und im andern Falle verstockt.

Es kreist das Periodengekose
Dem Enkel noch im Blut,

Daher die verfluchte Neurose,

Die heut mich plagen thut.

II.

Was Du sinnend je errungen,
Ist Dir nimmermehr verloren;
Wird es auch vom Nichts verschlungen,
Kehrt's doch wieder neugeboren
Auf deu Wellen Deiner Seele.

Was erlitten Du mit Schaudern,
Was Du jubelnd hast genossen,
Längst Verklung'nes: ohne Zaudern
Rhythmisch wird es wieder sprossen
Aus den Tiefen Deiner Seele.

p. Scb.

*) veranlaßt durch H. Lwobodas Buch
„Die Perioden im menschlichen Drganismus."

Der Staatsstreich

(Dr. Kramarz plaidierte in einer Delegationsrede
für den Staatsstreich in Desterreich.)

Den Staatsstreich fordert Her Kramarz kühn
Und will uns machen bangen —

Ja, brauchen wir denn in Oesterreich
Den Staatsstreich noch zu verlangen? —

Den Staatsstreich haben wir schon längst,
Nur kam er nicht ganz plötzlich —

Deßhalb erschien er unserm Gemüth
Auch gar nicht so entsetzlich.

Der Paragraph Vierzehn bestimmt's Budget,
Und heute oder morgen
Dürft' man sich ohne Parlament
Auch die nöthigen Gelder borgenl

Wir haben im alten Schlendrian
Bon jeher gethan uns gütlich,

Drum wirkt ein Staatsstreich selbst bei uns
Nicht besonders ungemüthlich.

Denn rechnen wir zusammen einmal
Die neu'sten Regierungsthaten,

So sind sie summa summarum nichts,

Als wie ein Staatsstreich auf Raten!

Krokodil

Leutnantsschätzchen

„wohin, Mizzi?"

„Zur Frühjahrsxarade, — möchte meinen Leut-
nant auch mal in Uniform sehen."

Schulbunior

Geschichtslehrer: während ich Luch vom
Untergang des assyrischen Reiches erzähle, kann der
Müller dort, der gefühllose Mensch, lachen!

Aus dem Tagebuche Graf Weiberlings
von Rotspon

Heute legte ich mir einen Kneifer zu; meine
Lasterkurven wurden mir zu sichtbar groß.

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Register
Krokodil: Der Staatsstreich
[nicht signierter Beitrag]: Aus dem Tagebuche Graf Weiberlings von Rotspon
[nicht signierter Beitrag]: Schulhumor
P. Sch [Schönthan]: Zur Periodenlehre
[nicht signierter Beitrag]: Aus der Religionsstunde
F. S.: Die farbigen Gefahren
Albert Fiebiger: Médisance
[nicht signierter Beitrag]: Leutnantsschätzchen
 
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