Nr. 26
Var arme
Mtttemvergel Volks Schul Zäu'le
„O Du liab's Herrgottle vo' Bibemch I Lueg,
lueg'), Michele, mir g'moine Leut heut2) 's Säule
g'fuetteret und d' Herre d'obe2) tont's Eus*)
fresse,"
Schau, 2) haben, 3) droben, 4) uns.
(Vatikamsch-
<Ümrmakische (Versöhnungs-Gstanzekn
Der Vatikan und der Quirinal
Thuan si' gar nit vertrag'n,
Liegt einer dem andern
Ganz g'walti im Mag'n!
Wann si' wer untersteht
Und den Kini besuacht,
Dann muaß er riskir'n,
Daß der Papst ihn verfluachtl
Aber iatz weht auf einmal,
Scheint's, a besserer Wind —
Der heilige Vater
Suacht a anderes Kindl
„Wann Du magst —" so meint er —
„Will i auch nit so sein,
Dann lass'n ma's Streit'n
Und san wieder fein,
„Vom Marianndl, mei'm Diandt,
Hab' Verdruß i grad' g'nua —
Geh' Viktorl, komm' her da,
Sei Du iatz mei' Bua!
Krokodil
Druckfehler
(Zeitungsnotiz)
Heute morgen wurde die bekannte Frauen-
rechtlerin Fräulein Or. Müller in ihrer Wohnung
entweibt aufgefunden.
Huf der Pommern-Kircbenbank
Trauer-Andacht der Aktionäre ^
JUGEND
Die vom (Kubevßfuß
Sportsandalen an den Füßen,
Ruderkappel (nur zum Grüßen!)
teinwandhose, riesig kurz,
wie ein Hottentottenschurz;
Guergestreiftes Ruderleibchen,
Nackt sonst wie das Donauweibchen,
Rur nicht ganz genau so schön,
Rann man überall sie sehn,
Die vom Ruderklub, ja ja,
Hip Hip Hurrah l
Im Schinakl sitzen sie,
Eifrig rudernd schwitzen sie,
Rnie und Füße eingezogen,
Brust und Ropf zurückgebogen;
Einer spritzt den Andern an,
Naß wird auch der Steuermann;
Pritscheln froh als wie die Fische
In des kühlen Wassers Frische,
Die vom Ruderklub, ja ja,
Hip Hip Hurrahl
Niemals wird ein Rudersmann,
wer das Englische nicht kann,
Denn der steersman und die crew,
Rufen english sich nur zu;
Backbord, longside, heim und gig...
On heißt vorwärts, back zurück,
Ruder heißt's bei uns zuhaus,
Paddle sprechen sie es aus,
Die vom Ruderklub, ja ja,
Hip Hip Hurrahl
Zum Marokkanischen Streitfall
Die Bedingungen des Räubers Raisuli
Unsere erste Annahme, das; Raisuli nicht ganz
richtig im Oberstübchen sein müsse, findet ihre volle
Bestätigung durch die Veröffentlichung der Beding-
ungen, die er für die Freilassung des Perdikaris
gestellt hat. Eine derartige Unverschämtheit grenzt
an Blödsinn!
Wir geben hier die einzelnen Sätze seiner For-
derungen wieder.
1) Jch, der Räuberhauptmann Raisuli, bean-
spruche ein Gehalt in der Höhe, wie es die Direk-
toren der Pommern-Bank inklusive Tantiemen be-
zogen, gehe aber keinerlei finanzielle Verpflichtungen
für Berliner Kirchen-Bauten ein. (Anmerk. d. Rdkt.:
Frechheit!)
2) Für meine sieben Lieblingsfrauen verlange
ich die „Päpstliche Tugend-Rose" mit Eichenlaub
und Schwertern am Ringe.
3) Die Kaiserin von China soll vor mir den drei-
fachen Kotau mit Variationen machen.
4) Endlich hat nach meinem Tode Professor
Eberlein ein Standbild von mir zu fertigen, das
seinen Platz vor der Kriegs-Akademie in Washington
erhält.
Angesichts dieser wahrhaft exorbitanten Forder-
ungen würden wir es für eine bedauerliche Schwäche
der betheiligten Mächte ansehn, wenn den Wünschen
Raisulis Folge geleistet werden sollte. ,
Br,
Eduards Reifegedanken
„Nach Berlin gehe ich nicht. Das ist
meiner Tugend zu gefährlich."
„persönlich habe ich meinen Neffen Willy
sehr gern. Nur wächst er mir zu schnclll"
„Die Höflinge schimpfen ja garnicht auf
mich. Nun, sie sollen trotzdem ihre Orden
kriegen."
„wie zartfühlend doch diese Oermuns sind.
Veranstalten zur Feier meines Besuches einen
Frauenkongreß."
„Goddam, jetzt heißt's politisch sein, da-
mit die Zusammenkunft nicht als politisches
Ereigniß aufgefaßt wird!"
1604
Gin loyaler Sport:
Frontmachen gegen die moderne Richtung!
(Mettmärsche
Es blüht eine neue Aera des Wettmarsches:
Nach den Midinettes und dem französischen Armee-
Todes-Wettmarsch kam in Paris ein Photographen-
Wettmarüch mit Aufnahmen an die Reihe.
Wir deutsche sollten da nicht länger zurückstehen!
Recht originell würde ich mir z. B. einen Dauer-
marsch staatlicher Kunsthistoriker vorstellen.
Dieselben marschiren von Berlin nach Hamburg,
hätten jedoch unterwegs alle 10 Minuten gegen die
moderne Richtung (Süden) Front zu machen. Der
Sieger erhält die Erlaubnitz, ein Werk über die
„ästhetische Erziehung des Volkes an der Hand der
Siegesallee" zu schreiben. L je.
Aus dem lyrischen
Tagebuch des Leutnants v.versewitz:
Die Rieler Woche
preßkerls mal wieder voll Unvernunft ...
witzeln janz unverhohlen,
weil — zu Monarchcnzusammenkunft
Ehrenwache befohlen!
Staune immer, in welchen Jrad
Schwer von Bcjriff dies Livil isr
Müßten doch wissen nachjcrad,
was bei dergleichen Stil is'l
Hätten eh'r Irund zur Dankbarkeit,
Daß Majestät kommandirt hat,
Jarde zu stellen, die allezeit
Jedermann imponirt hat.
wird auch — janz fraglos — in Riel jescheh'n,
Anseh'n von Reich stark erhöhen...
Nur von Livilkerls nich cinjefeh'n —
Na, wird auch ohne die jehenl
Erziehung zur Kunst
Der ultramontane Abgeordnete S ch ä d l e r
äußerte sich abfällig über die Kunstausstellung im
Münchener Glaspalast, dieweil verschiedene ver-
werfliche Nackigkeiten sein keusches Auge beleidigten.
Die Ausstellung „sei nicht geeignet, auf die Ju-
gend günstig zu wirken." Das ist wohl zunächst
auch gar nicht ihr Zweck. Es genügt, wenn sie
die Alten ein wenig zum Kunstverständ-
niß erzieht. Und wie nöthig die es haben,
dafür liefern uns gewisse Leute in der Kammer
täglich den Beweis! —g—
Weltchronik der „Jugend"
In des Reiches Kapitale
Tagt der „Internationale
Frau'ncongretz" in dieser Woche —
Mächtig rütteln an dem Joche,
Das die Selbstsucht und der Neid
Und die Dünkelhaftigkeit
Vieler Männer unentwegt
Ihnen heut' noch auserlegt,
Rühn und kampfbereit die Damen
In der Menschenrechte Namen.
Jeder Mann von Herz und Hirn,
Der kein Brett hat vor der Stirn,
zzo
Var arme
Mtttemvergel Volks Schul Zäu'le
„O Du liab's Herrgottle vo' Bibemch I Lueg,
lueg'), Michele, mir g'moine Leut heut2) 's Säule
g'fuetteret und d' Herre d'obe2) tont's Eus*)
fresse,"
Schau, 2) haben, 3) droben, 4) uns.
(Vatikamsch-
<Ümrmakische (Versöhnungs-Gstanzekn
Der Vatikan und der Quirinal
Thuan si' gar nit vertrag'n,
Liegt einer dem andern
Ganz g'walti im Mag'n!
Wann si' wer untersteht
Und den Kini besuacht,
Dann muaß er riskir'n,
Daß der Papst ihn verfluachtl
Aber iatz weht auf einmal,
Scheint's, a besserer Wind —
Der heilige Vater
Suacht a anderes Kindl
„Wann Du magst —" so meint er —
„Will i auch nit so sein,
Dann lass'n ma's Streit'n
Und san wieder fein,
„Vom Marianndl, mei'm Diandt,
Hab' Verdruß i grad' g'nua —
Geh' Viktorl, komm' her da,
Sei Du iatz mei' Bua!
Krokodil
Druckfehler
(Zeitungsnotiz)
Heute morgen wurde die bekannte Frauen-
rechtlerin Fräulein Or. Müller in ihrer Wohnung
entweibt aufgefunden.
Huf der Pommern-Kircbenbank
Trauer-Andacht der Aktionäre ^
JUGEND
Die vom (Kubevßfuß
Sportsandalen an den Füßen,
Ruderkappel (nur zum Grüßen!)
teinwandhose, riesig kurz,
wie ein Hottentottenschurz;
Guergestreiftes Ruderleibchen,
Nackt sonst wie das Donauweibchen,
Rur nicht ganz genau so schön,
Rann man überall sie sehn,
Die vom Ruderklub, ja ja,
Hip Hip Hurrah l
Im Schinakl sitzen sie,
Eifrig rudernd schwitzen sie,
Rnie und Füße eingezogen,
Brust und Ropf zurückgebogen;
Einer spritzt den Andern an,
Naß wird auch der Steuermann;
Pritscheln froh als wie die Fische
In des kühlen Wassers Frische,
Die vom Ruderklub, ja ja,
Hip Hip Hurrahl
Niemals wird ein Rudersmann,
wer das Englische nicht kann,
Denn der steersman und die crew,
Rufen english sich nur zu;
Backbord, longside, heim und gig...
On heißt vorwärts, back zurück,
Ruder heißt's bei uns zuhaus,
Paddle sprechen sie es aus,
Die vom Ruderklub, ja ja,
Hip Hip Hurrahl
Zum Marokkanischen Streitfall
Die Bedingungen des Räubers Raisuli
Unsere erste Annahme, das; Raisuli nicht ganz
richtig im Oberstübchen sein müsse, findet ihre volle
Bestätigung durch die Veröffentlichung der Beding-
ungen, die er für die Freilassung des Perdikaris
gestellt hat. Eine derartige Unverschämtheit grenzt
an Blödsinn!
Wir geben hier die einzelnen Sätze seiner For-
derungen wieder.
1) Jch, der Räuberhauptmann Raisuli, bean-
spruche ein Gehalt in der Höhe, wie es die Direk-
toren der Pommern-Bank inklusive Tantiemen be-
zogen, gehe aber keinerlei finanzielle Verpflichtungen
für Berliner Kirchen-Bauten ein. (Anmerk. d. Rdkt.:
Frechheit!)
2) Für meine sieben Lieblingsfrauen verlange
ich die „Päpstliche Tugend-Rose" mit Eichenlaub
und Schwertern am Ringe.
3) Die Kaiserin von China soll vor mir den drei-
fachen Kotau mit Variationen machen.
4) Endlich hat nach meinem Tode Professor
Eberlein ein Standbild von mir zu fertigen, das
seinen Platz vor der Kriegs-Akademie in Washington
erhält.
Angesichts dieser wahrhaft exorbitanten Forder-
ungen würden wir es für eine bedauerliche Schwäche
der betheiligten Mächte ansehn, wenn den Wünschen
Raisulis Folge geleistet werden sollte. ,
Br,
Eduards Reifegedanken
„Nach Berlin gehe ich nicht. Das ist
meiner Tugend zu gefährlich."
„persönlich habe ich meinen Neffen Willy
sehr gern. Nur wächst er mir zu schnclll"
„Die Höflinge schimpfen ja garnicht auf
mich. Nun, sie sollen trotzdem ihre Orden
kriegen."
„wie zartfühlend doch diese Oermuns sind.
Veranstalten zur Feier meines Besuches einen
Frauenkongreß."
„Goddam, jetzt heißt's politisch sein, da-
mit die Zusammenkunft nicht als politisches
Ereigniß aufgefaßt wird!"
1604
Gin loyaler Sport:
Frontmachen gegen die moderne Richtung!
(Mettmärsche
Es blüht eine neue Aera des Wettmarsches:
Nach den Midinettes und dem französischen Armee-
Todes-Wettmarsch kam in Paris ein Photographen-
Wettmarüch mit Aufnahmen an die Reihe.
Wir deutsche sollten da nicht länger zurückstehen!
Recht originell würde ich mir z. B. einen Dauer-
marsch staatlicher Kunsthistoriker vorstellen.
Dieselben marschiren von Berlin nach Hamburg,
hätten jedoch unterwegs alle 10 Minuten gegen die
moderne Richtung (Süden) Front zu machen. Der
Sieger erhält die Erlaubnitz, ein Werk über die
„ästhetische Erziehung des Volkes an der Hand der
Siegesallee" zu schreiben. L je.
Aus dem lyrischen
Tagebuch des Leutnants v.versewitz:
Die Rieler Woche
preßkerls mal wieder voll Unvernunft ...
witzeln janz unverhohlen,
weil — zu Monarchcnzusammenkunft
Ehrenwache befohlen!
Staune immer, in welchen Jrad
Schwer von Bcjriff dies Livil isr
Müßten doch wissen nachjcrad,
was bei dergleichen Stil is'l
Hätten eh'r Irund zur Dankbarkeit,
Daß Majestät kommandirt hat,
Jarde zu stellen, die allezeit
Jedermann imponirt hat.
wird auch — janz fraglos — in Riel jescheh'n,
Anseh'n von Reich stark erhöhen...
Nur von Livilkerls nich cinjefeh'n —
Na, wird auch ohne die jehenl
Erziehung zur Kunst
Der ultramontane Abgeordnete S ch ä d l e r
äußerte sich abfällig über die Kunstausstellung im
Münchener Glaspalast, dieweil verschiedene ver-
werfliche Nackigkeiten sein keusches Auge beleidigten.
Die Ausstellung „sei nicht geeignet, auf die Ju-
gend günstig zu wirken." Das ist wohl zunächst
auch gar nicht ihr Zweck. Es genügt, wenn sie
die Alten ein wenig zum Kunstverständ-
niß erzieht. Und wie nöthig die es haben,
dafür liefern uns gewisse Leute in der Kammer
täglich den Beweis! —g—
Weltchronik der „Jugend"
In des Reiches Kapitale
Tagt der „Internationale
Frau'ncongretz" in dieser Woche —
Mächtig rütteln an dem Joche,
Das die Selbstsucht und der Neid
Und die Dünkelhaftigkeit
Vieler Männer unentwegt
Ihnen heut' noch auserlegt,
Rühn und kampfbereit die Damen
In der Menschenrechte Namen.
Jeder Mann von Herz und Hirn,
Der kein Brett hat vor der Stirn,
zzo
Krokodil: Vatikanisch-Quirinalische Versöhnungs-Gstanzeln
Leutnant v. Versewitz: Aus dem lyrischen Tagebuch des Leutnants von Versewitz: Die Kieler Woche
Karl Ettlinger: Eduards Reisegedanken
Br.: Zum marokkanischen Streitfall
K. E.: Wettmärsche
Monogrammist Frosch: Das arme württembergische Volks-Schul-Säu'le
Herodot [Pseudonym]: Weltchronik der "Jugend"
Monogrammist Frosch: Ein loyaler Sport
Monogrammist Frosch: Auf der Pommern-Kirchenbank
[nicht signierter Beitrag]: Die vom Ruderklub
-g-: Erziehung zur Kunst
Leutnant v. Versewitz: Aus dem lyrischen Tagebuch des Leutnants von Versewitz: Die Kieler Woche
Karl Ettlinger: Eduards Reisegedanken
Br.: Zum marokkanischen Streitfall
K. E.: Wettmärsche
Monogrammist Frosch: Das arme württembergische Volks-Schul-Säu'le
Herodot [Pseudonym]: Weltchronik der "Jugend"
Monogrammist Frosch: Ein loyaler Sport
Monogrammist Frosch: Auf der Pommern-Kirchenbank
[nicht signierter Beitrag]: Die vom Ruderklub
-g-: Erziehung zur Kunst