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Nr. 28

JUGEND

1904

Hochzeit J■ Wackerte

„Jetzt Hab i Dir eins so schöne lKsde gehakten, setzt patz mir auch auf,
Wärbeke, Latz Du mir nit schon in drei Wochen ein Kind kriegst."

klagebank stehen. „Franzl, geh, konst aa net so sein! . . . Bleibn nler die
eilten! Magst?"

„Bleiben mer's! Ja!" Beruhigt streckte Franzl die Hand über das Ge-
länder der Anklagebank herunter. „Jatz woaß i, daß D' es wieder bist!"

An dem Tag, der dem Franzl die Freiheit gab, erwartete ihn der Wastl
vor dem bewussten Thürl. Dann sahen sie bis zum Abend fidel im Bräu-
haus — und damals machten sie's miteinander aus, daß sie überkreuz ihre
Schwestern heiraten wollten.

Die Freundschaft der Beiden wurde niemals wieder gestört, durch keinen
Hauch getrübt.

Als mir der Wastl auf jenem Pirschgang diese Geschichte erzählt hatte, lachte
er vergnügt vor sich hin. Und sagte nachdenklich: „Schaugn S', so kon's zua-
gehn auf der Welt! Zwoa Fremd, wia der Franzl und i, mier waaren schier
gar wegen fufzehn Markln mitanend überzwerch kunmia!"

Das ewig tiefe Geheimniß von den kleinen Ursachen und den großen
Wirkungen!

Stönaüaöüpfln

(3ur Zeichnung von A. Münzer auf Seite 55S/59)

Deantll, biß nodi g'stellt,
Schauest so frisch nei' in ü' welk,
Saperäibix!

Schuachplakkelk werd iatz gier.
Da fan mir zuioa dabei,

Cs seil fi’ nix!

*

So fan mir 2’ Tegernsee,
Schutz'n ü' Dirn in die Döh'
Und sangen s' aus;

Und wenn ma d' Sohl'n valicrn,
Dees thuak uns nek fchenirn,

Mir huask'n drans!

*

Anslassn werd gar net,
6'strampst werd so lang als's geht,
Daß Alles kracht;

Und geht der Schnaufer aus,
Mach'n ma uns aa nix drans, —
Deandl, gnat Nacht!! —

1’. A.

Münchner Gespräch

Kat Iji: Du, d' Zenzl hat a guate Partie g'macht.

Mali: Ja is's wahr; hat denn ihr Mo aa a dauernde Stellung?
Aath i: Dös glaubst. Der is Straßenaufgraber beim Magistrat.

daheim waren, was übriges thun, um die schläfrigen „Lebnsgoaschtr" seines
Herzbruders ein wenig zu ermuntern. Er legte den Wastl der Länge nach
in den Brunnentrog und pumpte fünf Minuten lang das kalte Wasser über
ihn her, so lange, bis Wastl unter diesem Geplätscher wie ein Fisch zu schnappen
ansing und sehr lebhaft betheuerte: „Gnuag Hab i! Himi sakra! Gnuag Hab
i! Hör auf!"

Mit Hilfe von Wastls Schwester, die jammernd im Unterrock gelaufen kam,
trug Franzl den Blessirten in seine Kammer und legte ihn aufs Bett — bei
welcher Gelegenheit er auch bemerken konnte, daß die Schwester des Wastl „Holz
in der Butten" hatte.

„So, Wasterl, iatz schlaf Di sauber ans!"

Das Gleiche that auch der Frauzl, als er heimkam. Und die Schwester
rannte »ach Ferchensee zur Wiesbäucrin, ließ sich von dieser weisen Frau „ebbes
zum schmirben" geben und nahm auch gleich die Büchsen der beiden Jäger
mit heim.

Nach drei Wochen konnte der Wastl wieder Dienst machen. So weit wäre
die Sache ganz gut gewesen. Aber der Schandarm hörte im Wirthshaus von
der Geschichte, erschien beim Wastl und ... „Natüarli, in alls müassen s' ihr
Nnsn einistecken!" .. . und schrieb sich verschiedene Bemerkungen in sein rothes
Notizbuch.

Deswegen trutzte nun der Franzl mit dem Wastl. „Dös hätt's net braucht!"
meinte er. „I Hab 's Mäu nobel ghalten!"

Wastl vcrtheidigte sich: „Was kon denn i derfier? Bal 'r oam alles aussi-
guatscht und allwei glei mit'n Schwiern kummt!"

Dieses gefürchtete Schwören blieb dem Wastl nicht erspart. Und nach
kurzer Verhandlung, bei der man den Franziskus Kluibenschädl in Anbetracht
aller mildernden Umstände zu eincni Monat verknurrte, fragte der Richter den
Sebastian Gmelch: „Wieviel verlangen Sie Schmerzensgeld und Kurkosten?"

Dem Wastl schoß das Blut ins Gesicht. „Muaß i da ebbes verlang»?"

„Selbstverständlich!"

Lange besann sich der Wastl, bevor er stotterte: „In GottSnamcn, wenn's
schon sein muaß ... sagn mer halt sufzehn Markln."

„Jöises!" Wie von der Tarantel gestochen, fuhr aus der Anklagebank
der Franzl in die Höhe. „Fufzehn Martin! Wastl! Bist denn narrisch!
Fufzehn Markln kannst verlanga! Bon mir! ... Wastl, Wastl, dös vergiß
i D'r meiner Lebtag nimmer!"

Der Wastl wurde kreidebleich. „Herr Richter! Na na! Da ziag i zrnck!
Da Hab i a bißl z'viel gsagt! Himi sakra, lassen mer's guat sein! Vom
Franzl nimm i nii!" Und als er sich entfernen durste, blieb er vor der An-

Wadrer «escdicdttden

Die kleine Marie, in München geborenes Töchterlein des Herrn
Privatdozenten £. aus Berlin, kommt zu ihrer Großmama zu Besuch
nach Berlin-Mestend. Am ersten Morgen nach ihrer Ankunft wird sie
von der zärtlich besorgten Geheimräthin gefragt:

„Nun, Du liebe kleine Bayerin, was darf ich Dir zum Frühstück an-
bieten, eine Lhokolade, oder ein paar weiche Eier, oder eine Zuckerbretzel?"

„A wnarschtl" «. «.

^Ilechäncl RIoans

Von Peter Auzinaer
Um ITlenrch’nleb’n

3m Menlch’nleb’n, da is’s a To, -
Bald trittst es guat — bald

schlecht, —

Und leiten find’tt amal Oan’

'raus,

Dem’s ’naus geht, wia er’s möcht’.
D'rum rath i 3ed’n: palt Dir frisch
Dein per) und an pamur,

Und stimmt was Z’wider’s

aa daher, —
Es hinteriaht stoa' Spur!

Uergih, was Schlimmes Dir pattirt
Durch falsche Sreund’ und Deid —
An’s freundliche und Schöne

denk’ —

Da hast all wei a Sreud’. —

Keilt* und da Hunga

Kalt’ und da punga — die zwoa Helsa z’samm,

Man möcht’s gar net glaab’n, was die ang’richt't schon Ham,
Den härtesten Schädel hab’n s' miirb schon bracht —

3n Wald drauh’n — ’s Wild — Ham I’ hoamli g’macht;

3n d’ päufer ’nei’ laafa’s — da paat’ und das steh. —

3a, Käst’ und da pungcr — die zwoa thean hast weh. —

560
Index
P. A.: Schnadahüpf'ln
Peter Auzinger: Allerhand Kloans
[nicht signierter Beitrag]: Münchner Gespräch
[nicht signierter Beitrag]: Wahre Geschichten
G. H.: Wahres Geschichtchen
Joseph Wackerle: Hochzeit
 
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