Aittenpoki;e<
Arpad Schmidhammer (München)
beschienenes Sträßchen zwischen dichtem Gras-
wuchs sich öffnet, und wandert eine Strecke weit
muthigen Schrittes dahin. Erst als sie sich in
genügender Entfernung glaubt, macht sie Halt,
läßt sich am Rande eines Grabens nieder und
fängt an, mit zitternden fänden ihr unförm-
liches Bündel von seinen Lappen und Tüchern
zu befreien, bis endlich der kleine, kalte, erstarrte
Körper herausgeschält ist. Die UTnttcr betrachtet
ihn unverwandt mit einer Inbrunst, in die sich
ein leises Grauen mischt, und findet nicht gleich
denMuth, ihn zu berühren. Der Kleine ist todt.
Todt seit zwei Tagen, auf offenem Meere
gestorben, und sie, in ihrer Angst, man könnte
ihn ihr entreißen und hinunter in die abgrund-
tiefe Fluth versenken, hat die Kraft besessen, es
zu verheimlichen, die entsetzliche Rolle durch-
zuführen. Jetzt kann das Meer ihn ihr nicht
mehr rauben, jetzt ist es gerettet, das einzige
Gut, das sie ans dem fernen, wilden Lande mit
sich hernbergebracht hat.
Und „Fränzchen, mein Fränzchen!" schreit sie
auf, diese erloschenen Augen, das bleiche Münd-
chen mit heißen Küssen bedeckend. „Mein kleiner
Liebling Du l" Und sie eilt fort, über die in gol-
denen» Erntesegen prangenden Felder, den sengen-
den Sonnenstrahlen den eisigkalten kleine» Leib
darbietend.
Aus der Ferne, von dein tiefblauen Himmel
sich abhebend, winken die schwarzen Kreuze des
kleinen Friedhofs herüber.
(Aus äem italienischen von Nina Iknoblich)
Auch eilt Jubiläum
Fremder (an der Ehrenpforte eines festlich
dekorirten Dörfchens zum Bauern): „was ist denn
da los? Bekommt Ihr einen neuen Pfarrer oder
fährt der Regent durch?"
Bauer: „Ah nal Der wirth hat heut wieder
an'zapft."
Mahres Gesckicklcben
Bei Pastors ist große Gesellschaft. Der kleine
Heinz wird von der Mama instruiert, wie er sich
zu verhalten hat, und es wird ihm gesagt, den
alten Damen habe er die Hand zu küssen, den
jungen nur eine Verbeugung zu machen, Heinz
befolgt artig diese Ermahnungen; als aber Fräu-
lein v. Erhner, ein ältliches Fräulein, erscheint,
ist er sich nicht klar und fragt laut über die Achsel
weg seine Mutter: „Du, Muttel, is das nu ne
alte?"
3m Reiche der Sitte
Himmel, sende Zucht und Sitte
Wieder in das deutsche Herz!
Also klingt der Frommen Bitte
Heut' in bittrem Seelenschmerz
Sie erheben laute Klage,
Wie es um die Seelen steht,
Gehn zur Kirche fromm am Tage,
Wo nian um Erleuchtung sieht.
Aber um Mitternacht knallen die Pfropfen,
Wird in dem ClubhauS beim theuersten Tropfen
Flott bis zum grauenden Morgen gejeut.
Nieder mit der rochen Bande,
Hoch die Edlen der Nation,
Die vor Untergang und Schande
Schützen treu Altar und Thron I
Die dem rochen Mob, auf Taille,
Zeigen, was 'ne Harke ist,
Die die Söhne der Canaille
Hassen, wie den Antichrist.
Doch ihre Töchter, die hassen sie nimmer.
Abends niit Fifi im Söparö-Zimmer,
Heissa, wie wird da gezecht und geküßt I
Strenge Einfachheit der Sitten
Schmückt den Deutschen schlicht und zart.
Mammon lassen wir dem Briten.
Lupus ist des Wälschen Art.
Wir, wir lauschen Philomelen,
Deren Lied so lieblich schallt,
Singen selbst mit frohen Kehlen:
Wer hat dich, du schöner Wald?
Ziehen auch zum Rennen, wo der prämiirte,
Von der Regierung konzessionirte
Totalisator uns lockt mit Gewalt.
Sparsamkeit ist eine Tugend
Für die Frau und für den Mann,
Darum fange schon die Jugend
Zeitig mit dem Sparen an!
Sparer brauchen nicht zu borgen,
Darben nie und hungern nie,
Und der Greis kennt keine Sorgen,
Wenn der Jüngling sparte früh.
Spare, o spare, so mahnt die Behörde,
Reicht uns mit lockender Schmeichelgeberde
Lächelnd den Spielplan der Staatslotterie.
Frido
Liebe Jugend!
Bei der Besprechung des Maikäfers — voi
einigen Tagen passiert — fragt die Lehrerin: „wer
von Euch weiß noch, wie die Larven des Mai-
käfers heißen?" Keine Antwort. Um dein Ge-
dächtniß, auch der praktischen Erfahrung der Kinder
zu Hilfe zu kommen, fährt die Lehrerin fort: „wie
heißen die gierigen, gefräßigen Larven, die
so schädlich sind?" Da kommt der kleinen Emmz>
eine Erleuchtung. „Die Engländer I" ruft sie strahl-
end aus.
Herr Pollak ist geadelt worden und besonders
Frau Pollak — pardon — Frau von Pollak ist
sehr stolz auf diese Auszeichnung.
Jüngst trifft sie nun mit einer Bekannten zu-
sammen und es entspinnt sich folgendes Gespräch:
„Guten Tag, Frau von Pollak, gratulire!"
„Danke sehr, liebe Frau Maier!"
„Li und wie geht es Ihnen,'liebe Frau von
pollak?"
„was heißt, wie geht es Ihnen? Liebe Frau
Maier, jetzt sagt man: wie geht's von Ihnen!"
Unter den Klängen eines Walzers wiegte ich
mich mit einem siebzehnjährigen Backfischchen, mit
dom die Unterhaltung nicht gerade flott vor sich
gehen wollte. Da ich sah, daß meine Partnerin
sich wohl noch nicht ganz heimisch auf dem Par-
kett fühlte, richtete ich an sie die Frage, ob sie
schon viel getanzt habe, worauf ich die von einem
Seufzer begleitete Antwort erhielt: „Ach nein, ich
bin erst dieses Jahr Jungfrau geworden."
Bei einer „Kontrahage" entstehen Streitigkeiten,
auf welche Waffen die Sache ausgefochten werden
soll. Da man sich nicht einigen kann, sendet die
eine Verbindung dem Gegner einen „Kartell-
träger", der Folgendes erklärt: „Im Aufträge
meines Konvents finde ich Ihr Benehmen komisch."
I2eues von Serenissimus
Serenissimus, einen wirklichen Feldzug im
Hauptquartier mitmachend, bei der ersten Schlacht:
„Aeh, lieber Kindermann, äh, wo sind denn da.
äh, die Schiedsrichter?"
Arpad Schmidhammer (München)
beschienenes Sträßchen zwischen dichtem Gras-
wuchs sich öffnet, und wandert eine Strecke weit
muthigen Schrittes dahin. Erst als sie sich in
genügender Entfernung glaubt, macht sie Halt,
läßt sich am Rande eines Grabens nieder und
fängt an, mit zitternden fänden ihr unförm-
liches Bündel von seinen Lappen und Tüchern
zu befreien, bis endlich der kleine, kalte, erstarrte
Körper herausgeschält ist. Die UTnttcr betrachtet
ihn unverwandt mit einer Inbrunst, in die sich
ein leises Grauen mischt, und findet nicht gleich
denMuth, ihn zu berühren. Der Kleine ist todt.
Todt seit zwei Tagen, auf offenem Meere
gestorben, und sie, in ihrer Angst, man könnte
ihn ihr entreißen und hinunter in die abgrund-
tiefe Fluth versenken, hat die Kraft besessen, es
zu verheimlichen, die entsetzliche Rolle durch-
zuführen. Jetzt kann das Meer ihn ihr nicht
mehr rauben, jetzt ist es gerettet, das einzige
Gut, das sie ans dem fernen, wilden Lande mit
sich hernbergebracht hat.
Und „Fränzchen, mein Fränzchen!" schreit sie
auf, diese erloschenen Augen, das bleiche Münd-
chen mit heißen Küssen bedeckend. „Mein kleiner
Liebling Du l" Und sie eilt fort, über die in gol-
denen» Erntesegen prangenden Felder, den sengen-
den Sonnenstrahlen den eisigkalten kleine» Leib
darbietend.
Aus der Ferne, von dein tiefblauen Himmel
sich abhebend, winken die schwarzen Kreuze des
kleinen Friedhofs herüber.
(Aus äem italienischen von Nina Iknoblich)
Auch eilt Jubiläum
Fremder (an der Ehrenpforte eines festlich
dekorirten Dörfchens zum Bauern): „was ist denn
da los? Bekommt Ihr einen neuen Pfarrer oder
fährt der Regent durch?"
Bauer: „Ah nal Der wirth hat heut wieder
an'zapft."
Mahres Gesckicklcben
Bei Pastors ist große Gesellschaft. Der kleine
Heinz wird von der Mama instruiert, wie er sich
zu verhalten hat, und es wird ihm gesagt, den
alten Damen habe er die Hand zu küssen, den
jungen nur eine Verbeugung zu machen, Heinz
befolgt artig diese Ermahnungen; als aber Fräu-
lein v. Erhner, ein ältliches Fräulein, erscheint,
ist er sich nicht klar und fragt laut über die Achsel
weg seine Mutter: „Du, Muttel, is das nu ne
alte?"
3m Reiche der Sitte
Himmel, sende Zucht und Sitte
Wieder in das deutsche Herz!
Also klingt der Frommen Bitte
Heut' in bittrem Seelenschmerz
Sie erheben laute Klage,
Wie es um die Seelen steht,
Gehn zur Kirche fromm am Tage,
Wo nian um Erleuchtung sieht.
Aber um Mitternacht knallen die Pfropfen,
Wird in dem ClubhauS beim theuersten Tropfen
Flott bis zum grauenden Morgen gejeut.
Nieder mit der rochen Bande,
Hoch die Edlen der Nation,
Die vor Untergang und Schande
Schützen treu Altar und Thron I
Die dem rochen Mob, auf Taille,
Zeigen, was 'ne Harke ist,
Die die Söhne der Canaille
Hassen, wie den Antichrist.
Doch ihre Töchter, die hassen sie nimmer.
Abends niit Fifi im Söparö-Zimmer,
Heissa, wie wird da gezecht und geküßt I
Strenge Einfachheit der Sitten
Schmückt den Deutschen schlicht und zart.
Mammon lassen wir dem Briten.
Lupus ist des Wälschen Art.
Wir, wir lauschen Philomelen,
Deren Lied so lieblich schallt,
Singen selbst mit frohen Kehlen:
Wer hat dich, du schöner Wald?
Ziehen auch zum Rennen, wo der prämiirte,
Von der Regierung konzessionirte
Totalisator uns lockt mit Gewalt.
Sparsamkeit ist eine Tugend
Für die Frau und für den Mann,
Darum fange schon die Jugend
Zeitig mit dem Sparen an!
Sparer brauchen nicht zu borgen,
Darben nie und hungern nie,
Und der Greis kennt keine Sorgen,
Wenn der Jüngling sparte früh.
Spare, o spare, so mahnt die Behörde,
Reicht uns mit lockender Schmeichelgeberde
Lächelnd den Spielplan der Staatslotterie.
Frido
Liebe Jugend!
Bei der Besprechung des Maikäfers — voi
einigen Tagen passiert — fragt die Lehrerin: „wer
von Euch weiß noch, wie die Larven des Mai-
käfers heißen?" Keine Antwort. Um dein Ge-
dächtniß, auch der praktischen Erfahrung der Kinder
zu Hilfe zu kommen, fährt die Lehrerin fort: „wie
heißen die gierigen, gefräßigen Larven, die
so schädlich sind?" Da kommt der kleinen Emmz>
eine Erleuchtung. „Die Engländer I" ruft sie strahl-
end aus.
Herr Pollak ist geadelt worden und besonders
Frau Pollak — pardon — Frau von Pollak ist
sehr stolz auf diese Auszeichnung.
Jüngst trifft sie nun mit einer Bekannten zu-
sammen und es entspinnt sich folgendes Gespräch:
„Guten Tag, Frau von Pollak, gratulire!"
„Danke sehr, liebe Frau Maier!"
„Li und wie geht es Ihnen,'liebe Frau von
pollak?"
„was heißt, wie geht es Ihnen? Liebe Frau
Maier, jetzt sagt man: wie geht's von Ihnen!"
Unter den Klängen eines Walzers wiegte ich
mich mit einem siebzehnjährigen Backfischchen, mit
dom die Unterhaltung nicht gerade flott vor sich
gehen wollte. Da ich sah, daß meine Partnerin
sich wohl noch nicht ganz heimisch auf dem Par-
kett fühlte, richtete ich an sie die Frage, ob sie
schon viel getanzt habe, worauf ich die von einem
Seufzer begleitete Antwort erhielt: „Ach nein, ich
bin erst dieses Jahr Jungfrau geworden."
Bei einer „Kontrahage" entstehen Streitigkeiten,
auf welche Waffen die Sache ausgefochten werden
soll. Da man sich nicht einigen kann, sendet die
eine Verbindung dem Gegner einen „Kartell-
träger", der Folgendes erklärt: „Im Aufträge
meines Konvents finde ich Ihr Benehmen komisch."
I2eues von Serenissimus
Serenissimus, einen wirklichen Feldzug im
Hauptquartier mitmachend, bei der ersten Schlacht:
„Aeh, lieber Kindermann, äh, wo sind denn da.
äh, die Schiedsrichter?"