Nr. 29
1904
Tropenausrüstung für M. d. R.
Der Vorschlag des Abgeordneten Diedrich,
den Reichstagsmitgliedern, anstatt zur RordlaudS-
fahrt, zum Besuch der Kolonien Freibillets
auszustellen, ist auf fruchtbaren Boden gefallen.
Verschiedene Firmen haben uns bereits ihre Be-
reitwilligkeit erklärt, zur Tropenausrüstung der
Reichstagsmitglieder das ihrige beitragen zu wol-
len. Daraufhin haben wir unfern Kolonialschnei-
der beauftragt, einen zweckmäßigen Tropenanzug
zu entwerfen, welchen wir hier den geehrten
Lesern im Bilde vorführen.
ßeilige Ordnung, segensreiche!
Mach einer TReltnmg des Berliner Tagbl.)
Alt-Heidelberg, Du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine
'Rein' and're kommt Dir gleich,
Denn was in Deinen Mauern
Ein Stadtrarh jüngst verbrach,
Das kan» man nur bedauern,
Es macht ihm keiner nach.
Es kam vom kühlen Norden
Matkowsky, aus Berlin,
Geschätzt, und reich an Orden
Spielt er bei Euch den „Rean,"
JUGEND
Bis zu dem Augenblicke,
wo man, wie stch's geziemt,
In diesem Bühnenstücke
Vom Publikum aus mimt.
Da hob sich voller Grimme
Der Stadtrath tiefverletzt
Und schrie mit lauter Stimme:
Er sordre Ruhe jetzt!
Und rief dann voll Entrüsten
Als Bühnen-Rommifsions-
Mitglied den Polizisten
Zur Strafe des Lujons.
Alt-Heidelberg, Du feine,
wer zeiht Dir solche Schmach!
Verhüll' Dein Haupt und weine
Der Väter Sünden nach!
Denn wo zu Rünstlers Ohren
Dein Name klingt fortan,
Gibt er dem Roß die Sporen
Und reitet, was er kann.
Edivln
Zwei Politiker
Ouastelmaier: wie lang wird denn der
russisch-japanische Krieg noch dauern?
Huebinger: So lang, bis einem von Beiden
der Draht ausgeht!
O..: Dann können's ja wieder pumpen!
H.: wenn's was kriegen!
O.u.: handelt sich also nur darum, wer sich
leichter was auspumpt I
H.: Natürlich der Japaner!
O.u.: wieso?
H.: Das is doch selbstverständlich! Die Russen,
können ja gar net soviel gepumpt kriegen
als bei ihnen defraudiert wird!
Aus dem Cagcbucb eines Entführten*)
Marokko, 12. Juni.
Ich hätte mir das Entführtwerden schlimnier vor-
gestellt. Die Räuber benahmen sich sehr taktvoll.
Wir logieren in einer Felsenhöhle. Die Verpflegung
ist weit besser und billiger als in den marokkanischen
Hotels.
*) Perdiccart schrieb in einem Briefe an seinen Freund
A. I. Dawson ». A.: Eine iveitere verblüffende Ueber-
raschung war es, in R aisul leinen der interessante sie»,
gutmütigsten eingeborenen Gentlemen kennen zu
lernen, die mir se begegnet sind.
16. Juni.
Ich war sehr angenehm überrascht, in dem Haupt'
mann einen vorzüglichen Skatspieler kennen zu lerne»’
Er hat mir schon mein ganzes Geld abgewonne»-
Wenn nicht meine beiden Wächter wären, die nu»>
bei der geringsten verdächtigen Bewegung niederz»'
schießen haben, würde ich mich wie zu Hause fühle»-
18. Juni.
Heute erzählte mir beim Morgenkaffee der Haupt'
mann, es beständen Schwierigkeiten betreffs des
Lösegeldes. Es thüte ihm sehr leid, wenn er t»,r
die Ohren abschneiden müßte. Ich versicherte ihn»
daß ich diese Empfindung voll und ganz theile-
Wir tranken gestern Brüderschaft.
19. Juni.
Um Gotteswillen, man wird doch das Lösegeld
nicht zahlen! Der Abschied von meinem Freunde
Diavolo würde mir wirklich nahe gehen. Heute
morgen tanzten wir Cakewalk, d. h. ich tanzte und
die Anderen sahen mit geladenen Revolvern zu. 23,r
lachten Tränen.
20. Juni
Ich bin ein Pechvogel: Das Lösegeld ist bezahlt-
Diavolo versprach mir, denmächst mich in meine!
Villa zu besuchen, wenn niemand zuhause wäre-
Jch fteue mich schon heute darauf. Uebrigens nah>»
er mir das Ehrenwort ab, daß ich keine Konkurrenz'
räuberbande gründe. Das Geschäft gehe so wie l»
sehr schlecht. Die Waarenhäuser ruinierten Allcö-
Jetzt geht's heim zu meiner Frau. Ich sag's ja: I"
bin ein Pechvogel.
Kärtchen
Der llmfall beim Lokalbahngesetz'
cnrwurf
Auf der Ministerkegelbahn harre v. podc-
wils einen Pudel geschoben.
„Da muaß halr r die G'schichr außireißnl
rief v. Frauendorfer. „Iuchhu — Rra>"
— g'wunna Hammer!"
Wer noch Zähne hat — es wächst geradezu erschreckend die
Zahl der Menschen, die keine Zähne mehr haben — der sei
mit aller Kraft darauf bedacht, sich dieses wichtige und köst-
liche Lebensgut um jeden Preis zu erhalten, der pflege regel-
mäßig und gewissenhaft seinen Mund, — der bekehre sich zum
„Odol".
Wer es nur einmal gebraucht hat, der wird ein begeisterter
und treuer Anhänger desselben und denkt mit Grauen zurück
an die „Odollose, die schreckliche Zeit"!
594
i
1904
Tropenausrüstung für M. d. R.
Der Vorschlag des Abgeordneten Diedrich,
den Reichstagsmitgliedern, anstatt zur RordlaudS-
fahrt, zum Besuch der Kolonien Freibillets
auszustellen, ist auf fruchtbaren Boden gefallen.
Verschiedene Firmen haben uns bereits ihre Be-
reitwilligkeit erklärt, zur Tropenausrüstung der
Reichstagsmitglieder das ihrige beitragen zu wol-
len. Daraufhin haben wir unfern Kolonialschnei-
der beauftragt, einen zweckmäßigen Tropenanzug
zu entwerfen, welchen wir hier den geehrten
Lesern im Bilde vorführen.
ßeilige Ordnung, segensreiche!
Mach einer TReltnmg des Berliner Tagbl.)
Alt-Heidelberg, Du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine
'Rein' and're kommt Dir gleich,
Denn was in Deinen Mauern
Ein Stadtrarh jüngst verbrach,
Das kan» man nur bedauern,
Es macht ihm keiner nach.
Es kam vom kühlen Norden
Matkowsky, aus Berlin,
Geschätzt, und reich an Orden
Spielt er bei Euch den „Rean,"
JUGEND
Bis zu dem Augenblicke,
wo man, wie stch's geziemt,
In diesem Bühnenstücke
Vom Publikum aus mimt.
Da hob sich voller Grimme
Der Stadtrath tiefverletzt
Und schrie mit lauter Stimme:
Er sordre Ruhe jetzt!
Und rief dann voll Entrüsten
Als Bühnen-Rommifsions-
Mitglied den Polizisten
Zur Strafe des Lujons.
Alt-Heidelberg, Du feine,
wer zeiht Dir solche Schmach!
Verhüll' Dein Haupt und weine
Der Väter Sünden nach!
Denn wo zu Rünstlers Ohren
Dein Name klingt fortan,
Gibt er dem Roß die Sporen
Und reitet, was er kann.
Edivln
Zwei Politiker
Ouastelmaier: wie lang wird denn der
russisch-japanische Krieg noch dauern?
Huebinger: So lang, bis einem von Beiden
der Draht ausgeht!
O..: Dann können's ja wieder pumpen!
H.: wenn's was kriegen!
O.u.: handelt sich also nur darum, wer sich
leichter was auspumpt I
H.: Natürlich der Japaner!
O.u.: wieso?
H.: Das is doch selbstverständlich! Die Russen,
können ja gar net soviel gepumpt kriegen
als bei ihnen defraudiert wird!
Aus dem Cagcbucb eines Entführten*)
Marokko, 12. Juni.
Ich hätte mir das Entführtwerden schlimnier vor-
gestellt. Die Räuber benahmen sich sehr taktvoll.
Wir logieren in einer Felsenhöhle. Die Verpflegung
ist weit besser und billiger als in den marokkanischen
Hotels.
*) Perdiccart schrieb in einem Briefe an seinen Freund
A. I. Dawson ». A.: Eine iveitere verblüffende Ueber-
raschung war es, in R aisul leinen der interessante sie»,
gutmütigsten eingeborenen Gentlemen kennen zu
lernen, die mir se begegnet sind.
16. Juni.
Ich war sehr angenehm überrascht, in dem Haupt'
mann einen vorzüglichen Skatspieler kennen zu lerne»’
Er hat mir schon mein ganzes Geld abgewonne»-
Wenn nicht meine beiden Wächter wären, die nu»>
bei der geringsten verdächtigen Bewegung niederz»'
schießen haben, würde ich mich wie zu Hause fühle»-
18. Juni.
Heute erzählte mir beim Morgenkaffee der Haupt'
mann, es beständen Schwierigkeiten betreffs des
Lösegeldes. Es thüte ihm sehr leid, wenn er t»,r
die Ohren abschneiden müßte. Ich versicherte ihn»
daß ich diese Empfindung voll und ganz theile-
Wir tranken gestern Brüderschaft.
19. Juni.
Um Gotteswillen, man wird doch das Lösegeld
nicht zahlen! Der Abschied von meinem Freunde
Diavolo würde mir wirklich nahe gehen. Heute
morgen tanzten wir Cakewalk, d. h. ich tanzte und
die Anderen sahen mit geladenen Revolvern zu. 23,r
lachten Tränen.
20. Juni
Ich bin ein Pechvogel: Das Lösegeld ist bezahlt-
Diavolo versprach mir, denmächst mich in meine!
Villa zu besuchen, wenn niemand zuhause wäre-
Jch fteue mich schon heute darauf. Uebrigens nah>»
er mir das Ehrenwort ab, daß ich keine Konkurrenz'
räuberbande gründe. Das Geschäft gehe so wie l»
sehr schlecht. Die Waarenhäuser ruinierten Allcö-
Jetzt geht's heim zu meiner Frau. Ich sag's ja: I"
bin ein Pechvogel.
Kärtchen
Der llmfall beim Lokalbahngesetz'
cnrwurf
Auf der Ministerkegelbahn harre v. podc-
wils einen Pudel geschoben.
„Da muaß halr r die G'schichr außireißnl
rief v. Frauendorfer. „Iuchhu — Rra>"
— g'wunna Hammer!"
Wer noch Zähne hat — es wächst geradezu erschreckend die
Zahl der Menschen, die keine Zähne mehr haben — der sei
mit aller Kraft darauf bedacht, sich dieses wichtige und köst-
liche Lebensgut um jeden Preis zu erhalten, der pflege regel-
mäßig und gewissenhaft seinen Mund, — der bekehre sich zum
„Odol".
Wer es nur einmal gebraucht hat, der wird ein begeisterter
und treuer Anhänger desselben und denkt mit Grauen zurück
an die „Odollose, die schreckliche Zeit"!
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