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Centrum und Kriegsminister oder Dressur aut den Mann

.kille sah, Cgras! Sakra, der wirft’n aa net! fln andern her!“

JAKOB

Contra flieh

Don Ittaxl Hierhin*. Gymnasist

Der Herr Professor Heim — (ist’s nicht gerad’,
Als ob schon bei dem Wort die Sprache

duftet?) —

Hat den Herrn Kriegsminister Asch verschustet
Beim Landtag, daß er ihn belogen hat.

weil daß er nämlich gegen die Duelle
Rur dann sei, wenn ihn einer darnach fragt,
Hingegen heimlich in Erlassen sagt,

!Man dürfe schon, es gebe schon so Zölle.

Und weil der Heim ein Ehrenmann,

nicht wahr?

Der wo auch selber niemals nicht gelogen,
So hat ihn dieses, daß der Asch betrogen,
Natürlich sehr entrüstet, das ist Klar.

Ls ist auch ganz abscheulich von dem Wanne,
Daß er noch außerdem sich so vergißt
Und ruhig sagt: daß es nothwendig ist.

Daß man sich manchmal fordert vor

die Pfanne!

Und hat er ihn auch gleich bei seiner Herrschaft
verklampert, daß ihn diese schassen thut,
weil er dem Landtag nicht mehr passen thut,
Und daß sie schleunigst einen Andern

herschafft.

Allein die Sache ging doch etwas mißer:
Die Herrschaft hat den Asch nicht weggejagt!
Bravo! Sie hat sich jedenfalls gesagt:

Lin Schießer ist mit lieber als ein Schisser!

Äfferkei

, München. Kaum hat die Maximilians-
brucke in München gewackelt, da kommt die Nach-
richt aus Berlin, daß dort die Warschauer
Brücke nachgegeben habe. Ein Wunder ist das ja
an und für sich nicht; es gehen und fahren eben
viele Berliner über die Brücke und da dachte diese:
der Klügere gibt nach. Aber ein Skandal ist
es, wie diese neidischen Malefizpreußen den Bayern
gar nichts gönnen; nicht das heiligste Reser-
vatrecht ist vor ihnen sicher!

Aus Berlin. Der preußische Justizminister
S ch önsted t soll amtsmüde sein. Offiziös wird ver-
sichert, daß diese Müdigkeit lediglich auf einem ernsten
Ansall von Gesundheitsrücksichten beruhe. Wir können
dies nach unseren Informationen bestätigen. Nach-
dem nämlich die Konstitution des alten Herrn schon
durch einen hartnäckigen Durchfall, den der Amts-
gerichtsdirektorenvorlage, geschwächt war, stolperte
er derart über die Vorlage betreffend das ländliche
Gesinde, daß er einen Kontraktbruch des rechte»
Oberschenkels davontrug. Dazu kommt in neuester
Zeit noch ein akuter innerer Prozeß; hinzuge-
zogene Königsberger Spezialisten konstatirten
nach einersehr langen Untersuchung, daß da nicht
alles klappe. Dieser Klappenfehler brachte
den Entschluß des Ministers zur Reife.

Aus Jasnaja-Poljana. Ein Handwerker
aus Elisadetharad besuchte aus Empfehlung einiger
Gönner den Grasen Tolstoi in Jasnaja-Poljana,
um ihm Proben seines literarischen Talents vorzu-
legen, und bat ihn um Geld. Tolstoi erwiderte ihm,
jede Sache, zu der man Geld brauche, sei eine schlechte
Sache, die man nicht zu thun brauche. Es sei noth-
mdi 1 ' ’ “ ‘ ..

Deutschland in Et. Louis

Jm Pariser Temps schreibt Paul Adam über die
deutsche Malerei in St. Louis: „Die schlechteste
Ausstellung ist sicherlich die deutsche. Zwei oder
drei Seestücke ausgenommen, erscheint die Sanum
lung dieser des Kolorits und der Zeichnung ent-
behrenden Historienbilder kläglich. Niemals w»d
die offizielle Kunst einen erbärmlicheren Ausdruck
finden."

Es ist erreicht! Und das Gestichel
Der lieben Feinde macht'ö uns klar.
Blamiert hast Du Dich, deutscher Michel,
Bis auf die Knochen, schauderbar!

Ertrag' es aber nur mit Schweigen:

Die lieben Feinde haben Recht!

Die Kunst, die wir da drüben zeigen.

Ist hundemiserabel schlecht!

Sic bringt zum Wettstreit der Natione»
Der gottverlass'nen Schwarten viel
Mit Schlachten und mit Staatsaktionen,
Roh, leer, bombastisch und servil!

Dort ringt die stolze Schaar moderner
Bahnbrecher um der Mitwelt Gunst —
Und dritthalb Kilometer Werner
Vertreten unsre deutsche Kunst!

Wie höhnen Alle, die uns hassen:

„Die deutschen Bilder, schaut doch nur!
Bon aller Phantasie verlassen,

Von Geist und Anmuth keine Spur!

Nicht tief, nicht echt! Voll Langeweile!
Hurrahkunst, die mit Phrasen spielt,
Uunstmalcrunkunst, falsche, feile,
Livreekunst, die nach Orden schielt!

Die, ach! nichts Bessres weist zu schildern,
Als Blut und Pulverdampf allein —

Und solch ein Volk mit solchen Bildern
Will aus der Menschheit Höhen sein!"

So höhnen sie — Du hörst sie lachen —
Die Schläfe brennt Dir lichterloh —

Ja, Michel, da ist nichts zu machen:

Sic volo heistt's, sic Jubeo!

So lang das Höflingsvolk im Norden
Nicht Wahrheit redet, schweigt und kuscht'
Wird von den Werner und Konsorten
llnS lustig die Cnltnr verpfuscht!

II«! II I»IM>»

Landtagoöericht*)

Liabe Buabn! In dö letzt» Tag war wieda 11
Mordsviecherei in insera Kamma! Delikts Eich nur,
der Heim, der Hauptplana, hot mit'« Kriagsministcr
g'rasft und nobi Heer worn is er eahm! Z'ern
lot’» scho der Pichla-Seppl in dö Prazn g'hobr
— 'söll hobts jo g’heart, net? — und mit Mücw
und Roth is eahm da Asch auskemma. Ärod ab»,
wia er si Hot a bisl vaschnansn wolln, sangt aa sM
der Heim an, z'frozzln und aufz'zwicka, schleicht »
'uawi, schön von da Seit», woaßt, stellt eahm a

jl

B

Boa und gibt eahm an Renna. Hergottsarn, botd
da den hing'haut. „Dös is a Gemeinheit," plärr;
er, „dös gheart si net." — „Wos?" Ham mir ö‘.e.j

9nTt n'frfvrintt nitfrmirfrt miss pr ff nn nn hpr RllZi»

8

wendig, daß jeder das Gute selbst schaffe und dieses
Gute nicht bei seinem Nächsten suche.

„Einen solchen Mann soll man nicht be-
suchen," sagte der Freiherr v. Mirbach, als er
dies las.

Alli g'schnan, „auffnucka ivill er si aa no, der Bazi.
Raus! Raus!" Und hält net vui gfehlt, hält' »m
’n außig'schmissn aa no!

Aba scchts, Buama, da dran kennt nia, wo--
Rammt san und wös bösliche und gebnidete kaibch
lischc Männa, wia 's Ihr aa ivcrn sollts. Nein»,
weil ma so gebnidete Leut san, damma bloß allaivP
'mWirth g'ichrian: „Raus! Schmeiß'» außU
Den wißts, dös söll is an Wirth sei Sach u»d
seht ins mx weitas an. Und wcil'n da Wirt n»
wt anhischmeißn mögn, hamma ins wieda ga«»
griiabi hingsetzt und gingt! „Also! Frozzln i»a"
halt weita, bis a jelba geht!" Und iverd's c«
segn: Er geht no! Stimmt ins ja nia net au».
Aba mirkn miiaßts es Enk, wia ma's macht, waN»
in an katholischen Bauernbuabmverein ir’
wos vorkimmt.

*) Wie die Centrumsprcfse inittbellt, wird für J/e
„tka tholtschen Burschenvereine" ab l. Juli ein
eigenes Bereiusorga» unter dem Titel „Das Burschen
blatt" herauSgegcben. Dasselbe erscheint, wie es tm Pr,
speit hieß, vorläufig monatlich einmal, die Nummer o,
1« Pfg., ist reich illustriert und ivird inhaltlich Viele
bringen, was der Burschenwelt Belehrung, Unter
Haltung und Erheiterung zu bieten verniaa. Wir»»,
in der Lage, den obigen Landtagsbericht daraus peron-m
ltchen zu können.

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Register
Jakob: Centrum und Kriegsminister oder Dressur auf den Mann
[nicht signierter Beitrag]: Landtagsbericht
Hermann, Herrmann [Ostini]: Deutschland in St. Louis
Frido: Allerlei
Maxl Bierjung: Contra Asch
 
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