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BildniSj der Sängerin Friederike Sadis

Moritz von Schwind f
688

1904

Glockenblumen

Sommerhimmelblaue Glockenblumen:
Schöne Zreundin Du, geliebt vor Allen,
Zwischen Großstadtmauern in Dein Gärtck""
Ist ein Stückchen Himmel Dir gefallen-

Sommerhimmelblaue Glockenblumen!
Gärtchen ist ganz himmelblau von Glocke"'
Die mit holdem Zeigen, trautem Schweigt
In dies Stückchen Himmelreich verlocke"'

Zwischen Großstadtmauern Glockenblume"
Zwischen diesen sommerhimmelblauen
Glockenblumen laß mich sommerselig
Dir in Deine blauen Augen schauen!

Hugo SalU«

Die Stimmen der Nlostergrttsl

Tritt leise auf, »m nicht den Staub zu wecst"'
Das Ueberstand'ne staubt um deine Schritte
Du bist die lebensvolle heitre Mitte
Von tobten Freuden, überwuudnen Schrecke"-

Die schwarzen Wände und zersprungneii Deck'""
Sind unsre ewig steiugcwordue Bitte:

Hemm deine festen jugendlichen Tritte,

Laß unser» Staub nicht wieder Sonne schmeckt'"

Wir sind zu alt, um »och im Wirbelreige"

Oer Sonneulichtcr auf- und abzuwogen.

Auf bunten Leitern auf- und abzusteige».

Es fällt das Licht zu ernst durch diese Bogc''t
Zu schwer drückt das gcheimnißschwangre

Schwei^'

Und uuserm Staube ward die Kraft eutsoge"'

llaiix MarliII EoU®1'*

Der grohe Eduard

Von Hurt Uram

Eduard war lyrischer Dichter- Einer von ^
schwermüthigen Sorte mit gerunzelter Stirn
hängenden Mundwinkeln. Eine durchaus dü!".
Natur, wie schon daraus hervorgeht, daßWeininü^
„Geschlecht und Charakter" sein Lieblingsbuch i
und daß er in den fünfundzwanzig Jahren st'"'
Lebens schon dreimal Selbstmord begangen ha"^
Das erste Mal — er war gerade füntZ^
Jahre alt und aus Tertia weggejagt worden ^
weil er nicht Dichter, sondern Photograph weco ,
sollte. Leider vergaß er in der Erregung »aM ^
sehen, ob die Pistole auch geladen war, ch" ,
er schoß und schoß, ohne ein Resultat zu erz""

Er wurde aber doch Photograph- . lf.;

Das zweite Mal verübte er Selbstmord e"
Mädchens wegen, dem er nicht lustig genug "
Diesmal war das Instrument zwar geladen, " ^
Nachtthau aber so feucht, — denn er hatte es Ab" ...
auf den Kirchhof geschafft, wo er sich nach .
kueipter Nacht an seinem zwanzigsten Geburt'-"^,
mit Sonnenaufgang erschießen wollte, — bs"
Pistole trotz aller Ilnstrcngungen nicht losgcN" ^
Das dritte Mal — fünfnndzwanzigjäl"'!^,-,
griff er aus taedium vitae zur Waffe, und, g-r
mal gestaltete sich die Sache schon gefährlich^' s,
hatte nämlich das Photographieren nun dc>P!,§>-
gegeben und beschlossen, von seiner Lyrik z" g-.z
Plan kann sich denken, wie es ihm da erg"'."' ,„I
reichte grade noch zu einem Revolver. D'co> ^
mußte Ernst gemacht werden, hatte er doä>
seine lyrischen Freunde, mit denen er dasselbe
besuchte, von dem Ereigniß benachrichtigt ^
erwarteten alle diese Thai von ihm.
Register
Hugo Salus: Glockenblumen
Moritz v. Schwind: Bildniß der Sängerin Friederike Sachs
Hans Martin Eckert: Die Stimmen der Klostergruft
Kurt Aram: Der große Eduard
 
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