Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Deröstzeilkose

Fritz Christ

Ihre Schönheit

von Dante Eabriel Nossetti

In ihrer Schönheit liegt Genie! Sagt nicht,

Daß Dante's Herz, der weite Blick Homers,

Des Benvenuto Hand, Petrarcas Vers
Uns niehr geschenkt an Harmonie und Licht.

Fahl scheint der Kranz, den uns der Frühling flicht,

Des Erntemonds Verschwendung wird zum Geiz
' Vor dieser Züge Reichthum, deren Reiz
Selbst aus dem Schatten an der Mauer spricht.

Die Jugend macht uns Alle zu Poeten.

Doch wem die Saite einmal voll erklang,

Dem tönt sie fort ein ganzes Leben lang.

Die Rose welkt, ein Falter wird zertreten

Vom Schritt der Zeit — jedoch der geistdurchwehten,

Der wahren Schönheit droht kein Untergang.

(Ueberseyk von A. v. Lhrmanch

Vas Lanä der Halbgötter

Noch ein Amerika Buch von Ludwig Nlar Wilhelm Hugo Schönfärber
Vorwort

Wenn einer berufen ist, über Amerika ein Buch zu schreiben, dann
bin ich es. Denn erstens handelte auch ich dabei gleich meinen Vorgängern
im Aufträge hochstehender Persönlichkeiten, denen Alles daran liegt, siä>
bei Onkel Sam lieb Kind zu machen, zweitens habe ich mir von einem ver-
eidigten, deutsch-amerikanischen Zeitungs-Skalden unerreichter Uankeeherr-
lichkeit sowie von einem deutsch-amerikanischen Professor an Harvad vor
Antritt der Reise ein Privatissimum über Amerika halten lassen, drittens
habe ich drei Monate lang Land und Leute in Amerika gründlich studiert,
viertens bin ich Roosevelt vorgestellt worden, sünstcns habe ich fünfzig »str
zu Ehren von den hervorragendsten Amerikanern veranstaltete Bankette
mitgemacht. Des Buch's besonderer Zweck ist, die nichtsnutzigen deutschen
Zeitungs-Korrespondenten unschädlich zu machen, die so oft unangenehme
Wahrheiten über Amerika schreiben; und ferner beabsichtigteich dem Deutschen
einen so vortheilhast wie möglich geschminkten Onkel Sam vorzuführen.
Nur so kann die gegenseitige Achtung und Freundschaft der beiden Völker
gefördert werden. Dass sich meine Vornamen mit denen der drei amtlich
hochgeschätzten Amerika-Buchmacher Goldberger, Polen; und Münsterberg
decken, ist eine neckische Laune des Zufalls.

Vas Land

Amerika ist das Land, tvo Milch und Honig fleußt. Geld gibt es dort
in solchem kleberfluß, daß man zur Herstellung der bekannten Papier-
rollen in gewissen verschwiegenen Räumlichkeiten nur Dollarscheine benutzt-
Ferner ist Amerika das einzige Land, wo Freiheit, Gleichheit und Brüder-
lichkeit herrscht. Jeder gewöhnliche Mann ist dort ein König, dem sich
Alles beugt. Wenn ein Straßenfeger eine Europareise machen will, st'
schreibt er einfach an Banderbilt und dieser stellt ihm sofort seine Danipst
Uacht zur Verfügung. Die Trusts werden von den Arbeitern geleitet
diese bestimmen alle Preise für Lebensmittel und sonstige Bedürfnisse, natür-
lich so niedrig wie möglich. In New-Aork fährt das getvöhnliche Volk jeden
Nachmittag in glänzenden Kutschen in den Park, Abends in's Theater.
Die Aktionäre des New-Aorker Opernhauses sind z. B. lauter Arbeiter
und kleine Gewerbetreibende, die in ihren eigenen Logen im ersten Rang
sitzen, während sich die Dollarkönige, wie man die Reichen spottweise nentst-
mit dem dritten und vierten Rang begnügen müssen. Ueberraschend ist
das nicht, wenn man die öffentliche Schule kennt. Diese ist das Treib-
haus für die allgemeine Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Dort sitze»
der kleine Banderbilt oder die kleine Astor neben Söhnen und Töchter»
der Proletarier, in denkbar einfachster Kleidung, und dürfen sich nickst
einmal unterstehen, klüger zu sein als die Proletarierkinder. Privatschule»
sind völlig unbekannt. Noch schärfer tritt die Volksherrschaft in den gesetz-
gebenden Körperschaften (Legislaturen) der einzelnen Staaten und i»
Washington zu Tage. Die Volksvertreter sind nicht nur aus dem Volke
selbst hervorgegangen, sondern von einer Ehrlichkeit und Unbeftechlichkcst-
wie man sie in Europa, besonders in Deutschland, vergebens sucht. Daher
die Erklärung der auffallenden Erscheinung, daß es in Amerika keine
Korruption gibt. Das, was der geistig zweifellos minderwerthige Euro-
päer, besonders der Deutsche, Korruption zu nennen beliebt, ist nichts, als
.der hochentwickelte geniale Geschäftssinn des Amerikaners. Hin und wieder
versucht ein Dollarkönig, Legislaturen zu Profitzwecken zu besteche»-
Register
Dante Gabriel Rossetti: Ihre Schönheit
Henry F. Urban: Das Land der Halbgötter
Fritz Christ: Herbstzeitlose
 
Annotationen