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Moralische

ktigel-


macderei

der Stadt bn
S(haJ.'1??.6’! >md der das
lktz^?3efuhl gröblich ver-
At Faschingsusancen,
Pufa s) ?n Wieder einmal be-
!lchen <>??°k>r der pornograph-
° ftieS"ltlratur und Kunst —
Siet!? e* wenigstens — Ha-
lich^.'? getrieben. Es ist ivirk-
Ui>d rJ;n~' Schönes um Moral
ß*Ient!!le Sitte, aber bei dieser
Ichjch)^^e,t siel mir die Ge-
gliedpE der, Knnstvcreinsmit-
^alen ^wRheinland nndWest-
’sSi!,'1'1, die sich im Jahre
^"raMetragen hat. Beiagtc,
Niitoli^efende Kilnstvcreins-
?»ls ,, j schiften nämlich da-
auzi,,^uier den unslätigsten
>»>q ?eken sittlicher Entrüst-
mit Kunsivereinsblatt

^rsn^^^estellung des „Wi-
8i,k,^wc,en Modells" von

Äli'-s', ?•” den Verwaltungs-
und über hundert
»Schn ur zeigteil ob dieses
»i>, ' 'dblattes" ihren Austritt
bei j der Bemerkung, „da

»Ui ii ? "" '

im das!

- sÄ? afsenbaren Attentaten
>»l>x Schamgesühl, dic^tÄe-

wmmi

FRASER

Reinhold-Max Eichler (München)

^ große sei." Das
eine«'E ,,Scha»dblatt" stel.t
Hel j^llerliebsten kleinen Ben-
°»r, !!-5Nadiesischer Nacktheit
''6en°er uch sträubt, Modell zu

s>8e>,^^agen — wo ist da
ai mn v as„osfenbareAttcn-
, ,V ^as Schamgefühl?"

w liegt eben darin,

!stn wo, istt Knaus den klei-
'"stäwn mit den charakter-

llulei.vv 'anni dem embryo-
slllechi^adinii, entwachsenen Merkmalen seines Ge-
FWr au-zgestattet und dadurch die srnniben Rhein-
°Ekan>„d" ganz verdächtigen Gedankenerenrsionen
>U w,am hat. Derselbe Geist, der diese Herren
let>en? 11,.clMV>övten Proteste trieb, beseelte auch die
Entwürdigen Sittlichkeitskongrehler.
in jhd.w ko».».?,, — muß man sich fragen — diese
? siew^^whung verpfuschten Leute, die dcr Kunst
w>w,Mgenüberstehen ivie der Alains pitlieean-
Pe,eBe i v1! Lippe'schen Erbfolgestreit, dazu, Kunst-

niftiPvo»t nun fümtpit f«p ntif ihvprt fnhpil^

iweinj<FU diktieren, wie können sie mit ihren faden

nS“*.wm.■

V. nip

Welt schon

L^Ubi .? einbegriffen es wagen, moralische Stützen
k.. >e,», tzjb sie selbst am meisten benöthigen?

je erlebt, daß der stelzbeinige

a, Feigenblatt bedürftigen Sittlichkeits- resp.
>kei'°'--- - -«“-*■- ÄU!‘.

veten-
K- °>e :

i!?3 (‘Fti stch an,näßt,'"dem gradgliedrigen Gesunden
^fhk„taen z» lernen, daß der geistig Blinde dem
H den Gebrauch seiner Augen vorschrcibt,
St»' .Perverse dekretiert, „der Mensch ist voll
Mblm^Par, der nackte Mensch aber ist ein anormaler
®> ' stk unmoralisch?"

, '’*>»IViUU|U| •

le^mt? Pdi es Schöneres und Erhabeneres in der
i'-"khx . . Aatnr alS dcr Mensch und dcr menschliche
„ iü ',?.k>r höchstes und unbegreislichstes Wunder?

„f!e ^iux Klinger sagt, „der Kern und Mittel-
'>ü>is-,?uer j!il„st, a„ den sich alle Beziehungen
MiwjP bon dem sich die Künste in der weitesten
E^lung loslösen."

^Ud ,, 'st das Fundament der Kunst der Renaissance
kochen ^stkike. Er befähigte jede dieser Kunst-
''ü»s„'SU jenen. Höchstleistungen, aus die man die
'"Nian k »och heute verweist, indeß die Epochen des
'iahe-, wbn und gothische» Stils, ivelche das Nackte
»is hN Ncrbaunten, in dieser Beziehung nienials
Ts wt lich gelten können. . .

'kioh^s. n zum Verzweifeln, wenn man diese Binlen-
?e9en immer und immer wieder im Kampfe
Pid NmPnniheit, Verworrenheit der Moralbegrisse
,Ü°lc>, .^Wechslung von Ethik und Aesthetik wieder-
, "!ilickm >m man stets von Neuem aus die unum-
»Nd Ivt Pffatsachen der Kunstgeschichte Hinweisen
stlchgs-wnen muß, daß der Mensch, so ivie ihn Gott
hl1 beviT ungleich schönerund ästhetischer ist, als der,
iwse„ „nnverftand mit Lappen und Fetzen, Schwimm-
. M„wd Feigenblättern verunzieren möchte.

K,, °as nicht einsieht, der sollte doch in Sachen
"lt nicht mitzureden begehren. Da kommen

nun die konfessionellen Aesthetiker (siehe z. B. St öckl,
Lehrbuch der Aesthetik» und wollen die künstlerische
Darstellung des Nackten verbieten, weil dadurch die
„böse Begierlichkeit im Menschen in Folge der Erb-
sünde" erregt werde.

Na, wenn Ihr nun schon die Mensche» vor der
bösen Begierlichkeit und der Erbsünde bewahren wollt,
dann schützt sie doch nicht nur vor dem Abbild des
Sünden-Erregers, sondern gleich radikal und un-
mittelbar vor diesem selbst, das heißt vor ihrem
eigenen Leibe, den Gott nun einmal nackig geschaffen
hat, um Euch auf den Leim zu locken. Wälzt Euch
in Theer und Federn, näht Euch in Affenhäute ein,
oder — und ich glaube, das führt sicherer zum Ziel —
sorgt für eine bessere, menschenivürdigere Erziehung!

Erzieht dieIugend vernünftig, sonnt Menschen aus
ihnen und keine Kapaunen, und Ihr sollt sehen,
ivie die Erbsünde im großen Eimer mittelalterlichen
Unraths verschwindet.

Aber natürlich, das wollen ja wieder die Herren gar
nicht, die von dieser Erbsünde ihr Leben fristen ivie
der Staatsanwalt vom Verbrechen. Und wenn heute
die Welt frei von Fehl und Sünde wäre, sie hätten
sicherlich schon morgen einen neuen Sündenbacillus
entdeckt. Glaubt man etwa dadurch, daß man dcr
Fugend die Augen verbindet, daß man ihr den
eigenen Körper ableugnet, unterdrückt und verhunzt,
die Begierlichkeit und Unsitllichkeit aus der Welt zu
schassen? Im Gegentheil, dadurch wird sie in Rein
kulturen gezüchtet. Ist es nicht eine empörende Un
geheuerlichkeit, wenn in gewissen koilsessionellen Mäd
cheninstituten den Insassen verboten wird, während
des Waschens die Nachtjacken auszuziehen, ist es
nicht ekelhaft, wenn den gleichen Insassen der Ge-
brauch des Klosetpapiers untersagt wird? Kein
Wunder, daß eine solch perverse Erziehung jeden
Funken ästhetischen Empfindens zerstört und den
ganzen Menschen aus dem natürlichen Geleise wirst,
so daß ihm schließlich vor sich selber ekelt. Kein
Wunder ferner, daß diese unverantwortliche, ebenso
unsaubere wie ungesunde Methode, die das „Biid
Gottes", den nienschlichen Körper, als Teüfelswerk
voll böser Triebe anzusehen befiehlt, die der Jugend
den lüsternen Schauder vor dem nackten Leibe in
die ahnungslose Seele impft, keinen inneren Halt,
keine sittliche Festigkeit und Selbständigkeit zu ver-
leihen vermag, um kommenden Anfechtungen zu
widerstehen.

K.M!K

011‘üSOir

V

Hier, bei der Erziehung
muß der Hebel angesetzt iver-
den, der de» Menschen zur
moralischen Stärke enivorhebt.
Bewahrt der Jugend die Nai-
vität, Natürlichkeit und Sau-
berkeit, schreckt sie nicht mit
der Erbsünde, quält sie nicht
im Bcichtstnhi, erzieht sie zur
Selbständigkeit, lehrt sie auf
eigenen Füßen zu stehen, klärt
sie rechtzeitig über die Er-
scheinungsformen des Lebens
ans, dann wird sie gewapp-
net sein gegen den erotischen
Koth einer Pseudokunst, dann
wird sie auch mit reinem
?luge sich an den nackten Herr-
lichkeiten jener hohen Kunst
erstellen könne», die Euer Un-
verstand und böser Wille mit
jener auf eine Stufe stellt.

Man erzähle uns nur nicht
das Märchen, Eure aus mo-
ralischer Haltlosigkeit geborene
sittliche Entrüstung richte sich
lediglich gegen die Pornogra-
phie in Wort und Bild. Nein
— die richtet sich gegen Böck-
lins „Spiel der Wellen" viel-
leicht noch mehr wie gegen die
Schiveincreicn moderner An-
sichtsposikarteir, denn für Euer
Auge ist eben alles Nackte —
Ruoität und daher schweinern.
Dafür müßt Ihr aber nicht
die Kunst Und die sie schassen
verantwortlich machen, son-
dern Euch selbst, und vor Allem
müßt Ihr nicht der anmaßen-
den Meinung sein, als ob jeder
so dächte und empsände wie
Ihr — denn es gibt auch
noch anständige Menschen in
der Welt!

isermÄNN?opp

Die Bibis

Schreckliches fürwahr hat uns berichtet
Jüngst das .fromme Blättchen in Hannover, *)
Dort aus Afrika, vom Luderleben
Unsrer sünd'gen Kolonialbeamten.

Wenn die Sonne sich verglühend neigte,
Wandeln dort umher die schwarzen Weiber,
Blank und schlank, im Schmuck der Straußenfedern
Wandelst dort die sogenannten Bibis,")

Mit verfilzten Locken, palmöl-triefend,

Ueppig grinsend mit den dicken Lippen.

Und der lockre Kolonialbeamte,

Lüstern taucht er auf in der Veranda,

Winkt herauf die liebevolle Bibi!

Also treibt der böse Geist sein Wesen,

Und im Sumpf versunken sind sie Allel
Nur der wackre Theolog bekanntlich,

Er verschmäht im Ausland, wie im Inland —
Je und je und stets und allerorten
Keusch verschmähet er die schönste Bibi!

Reinhard Volker

*) „Kirchliche Gegenwart", Gemeindeblat
für Hannover.

**) „Bibi" (afrikanisch) = Frau.

Sittenlose Jugend

Als vierjähriger Bengel war Aarlchen einmal
in Gesellschaft mehrerer Bekannten derartig un-
gezogen, daß sein Vater ihm schließlich einen
nicht zu Gelinden auf den dazu am besten geeig-
neten Theil seines Körpers applizierte. Sein er-
schrockenes Gesicht zu einem Lachen zwingend, er-
klärt er sofort: „Gott sei Dank, jdapa, da hat's
mich anch gerad' so gejuckt!"

QOI
Register
Reinhold Max Eichler: Zeichnung ohne Titel
Hermann Popp: Moralische Engelmacherei
Reinhard Volker: Die Bibis
[nicht signierter Beitrag]: Sittenlose Jugend
 
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