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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 10.1905, Band 1 (Nr. 1-26)

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Nr. 16
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https://doi.org/10.11588/diglit.3904#0322
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ühe.mis: „So, Kinder, hübfch brau heranfrefen! Erft der Oldenburger, dann Dasbach
und zulefjt die Frau Kracht aus fiemgo !"

Der weile Salomo.: „3a, da hört auch mir der Verband auf! — Don liquet!"

Spitapb auf einen Kircbenstreiter

Von Kassian Khiibenscbädet, Tuifelemaler

Bei feiner letzten (Ernte streckte der Sensenmann Bans lllors auch auf die Bahr'

(Einen der größten hierarchischen Kampf Hahne, den Bischof Stroßmayer von Diakovar.
So unerhört es war, daß er mit Papst und Kaiser sich herumgestritten,

Das schrecklichste blieb doch daß er sogar beleidigte die Jesuiten!

Lin arger Dorn war dieser panslavistische Apostel im Aug' der k. k. Regierung
Durch sein Programm eines großkroatischen Rastelbinderstaates unter russischer Führung!
Beim heiligen Stuhl kroch er zu Kreuz gleich andern Gegnern der Unfehlbarkeit auf allen Vieren,
viel weniger that des Kaisers Rüffler dem gesalbten Kirchenstreiter imponiren.

Anjetzo hat's den alten Berrn in dem irdischen Jammerl hal nicht langer mehr gelitten,

Lr reist' in's Jenseits schleunig, um dort für Rußland, sein geprügeltes

•stf. '■ Schoßkind, frirznbitten!

Oer fall Klimt

Wie sich doch die Stimmung wandelt:
Erst hat man, was Klimt gemacht
Für die Aula, schlecht behandelt
An der Donau und verlacht;

Ein Protest ward laut, ein wilder
An der Hochschul' und bestimmt
wiesen sie zurück die Bilder
Des besagten Josef Klimt.

Gut! Nun will er ohne Schaden
Sie befreien selbst davon —

Doch da rufen Seine Gnaden
Der Minister ihr: Quod non!

Auf die Bilder Klimts verzichten
Will man nicht — zwar sollen sie
In die Aula hin mit Nichten,

Doch in eine Galerie!

Mit Verlaub: Auf diese weise,

Herr Minister, wird die Kunst
Seitens der Regierungskreise
^icht gefördert, bloß gehunzt!

Höchstes Unrecht wird, so bieder
Es sich gibt, hier das Gesetz —

Aber Wien hat einmal wieder
Für drei Wochen seine „Hey!"

Fraiizel

VerMiflungsschrei eines Satirikers

Sehr geehrte Redaktion!

Seit gestern befinde ich mich ans der psychiat
rischen Klinik. Daran find in erster Linie Sie
schuld, in zweiter Linie die Ungarn. Sie maltrai-
tieren mich nun schon drei Wochen lang mit der
geradezu frevelhaften Zumuthung, ich solle eine
möglichst gelungene Satire über die ungarische
Krise schreiben. Täglich bekomme ich viermal meine
Zeitungen. Und täglich habe ich mindestens vier
ungarische Satiren verfaßt. Kaum war die eine

fertig, wurde sie durch eine neu eintreffende Zeitungs-
meldung wieder gegenstandslos gemacht. Ich habe
in meinem armen, gequälten Hirn alle Wandlungen
dieser chamäleonartigen Krise miterlebt und ließ
meine satirische Begabung in allen Regenbogen-
farben schillern: Kompromiß zwischen Krone und
Majorität — alle Hoffnungen auf Verständigung
gänzlich geschwunden — bevorstehende Auflösung
des Abgeordnetenhauses — agrarische Agitation
gegen die Zolltrennung — entweder neuerliche
Kompromisse oder Neuwahlen — Kapitulation
der Krone — Austritt aus der liberalen Partei

— weitere Reducierung der Heeres- und Flotten-
kredite — Andrassy — Szögyenp-Marich — Szell

— Hunyady Bitterwasser — Schwöb verdammter

— Cognac Gros Keglevich Jstvän — Teremtete

— Temesvar — Paprika- Gulyas — Eljen —

Wissen Sie. an was ich leide? Ich habe satirische
Drehkrankheit (morbus «atirious torquens).
Wenigstens hat man es ärztlich konstatiert. Ob
ich je wieder hergestellt werde, ist sehr zweifelhaft.
Jedenfalls haben Sie und Ungarn meine Heilungs-
kosten zu tragen. Zu welcher Quote Sie sich mit
Ungarn vergleichen, ist Ihre Sache. Sollte ich
halbwegs wieder in den Besitz meiner geistigen
Fähigkeiten kommen, dann will ich mich fosort
um die freigewordene Stelle eines ungarischen
Ministerpräsidenten bewerben. Die nöthige Lamms-
geduld hiefür bringe ich mit. Leben Sie wohl!

__ Ihr ausnahmsweise in echte Thränen aufge-
löstes Krokodil

0

Die Schülerin eines Mädcheugyinnasiums,
die offenbar den Prozeß gegen den Or. Braunstein
genau verfolgt hatte, lieferte kürzlich nachfolgende
„zeitgemäße" Uebersetzung:

Virtus optima (los est — Die beste Tugend
ist die Mitgift I

Hr» Roscbdjestwenshy

Wird verjüngt, ein phoenir, anserstehen
Aus den Wogen Mußlands alter Ruhm?
Oder eine Sturmfluth niedergeheir
lieber Deines Landes Heldenthum?

— Frag' die Möven, die mit Dir gezogen
Mach der Ferne aus der Heimatstadt,

Frag' den Oeean, der seine Wogen
Meutelechzend schleudert, nimnrersatt.

Fern die Lüste glüht im Abendrothe
Wie ein Opferbrand, dem Tod entfacht:
Diesmal sind es keine Fischerboote,
Mosch d jestiveit s 1: ij, habe acht:

Helios

päpstliche Fehlbarkelt

Sie wächst bekanntlich im Quadrat der Ent-
fernung von Rom. Was Pius X. neulich über
die österreichische Los vonRoni-Bewegung
gesagt hat, ist ungeheuerlich und zeigt uns, von
was für Eseln oder — Jefuiten Se. Heiligkeit be-
dient wird. Jedes Kind weiß bei uns, daß jene
Bewegung zunächst, ja man kann sagen ausschließ-
lich die direkte Folge der deutschfeindlichen
Haltung eines sehr großen Theiles des
katholischen Klerus ist. Will der Papst ernst-
lich dieser Bewegung ein rasches und gründliches
Ende bereiten, so sorge er dafür, daß in deutschen
Gemeinden nur deutsche Pfarrherrn Hausen und
belege mit dem Bannfluch jeden Kleriker, der sich
erfrecht, in einer deutschen Gemeinde wider den
deutschen Geist zu sündigen. Aber das thut
er nicht, und darum wird jene ganz gesunde Be-
wegnng foitdauern.

6. f).

-sK

Ministerreisen. Natürlich! Kaum haben die
preußischen Minister ihre 14000Mark Zulage be-
kommen, gleich verjncken sie das Geld ans Urlaubs-
reisen. Fünf prenßi sche Minister sind jetzt nach
dem Süden gereist. Zn Ostern! So etwas gabs
doch früher nicht; da bekamen sie weniger Geld
und arbeiteten mehr!

Graf Hattenbach in Hez

„Mie. .;utn Teufet, kamen Are denn ßier
'rein!?" —

„Durch die offene Thur!"


Register
[nicht signierter Beitrag]: Ministerreisen...
[nicht signierter Beitrag]: Die Schülerin eines Mädchengymnasiums...
Albert Weisgerber: Graf Tattenbach in Fez
Krokodil: Verzweiflungsschrei eines Satirikers
Franzel: Der Fall Klimt
Albert Weisgerber: Die letzte Instanz
Kassian Kluibenschädl: Epitaph auf einen Kirchenstreiter
Helios: An Roschdestwensky
G. H.: Päpstliche Fehlbarkeit
 
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