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1905

JUGEND

Nr. 22

Tn Regensburg, o verehrllches
Publlbum, geschah was vefährliches:

Ls stellte Me Omni* und Uange
Verwaltung Nixen auf, nackige!

Und zwar grad an die Alleen hin,
wo die Regensburger gehen drin.

Nun waren die Nixen zwar marmorne,
Aber indeeent hinten und gar vorne,

Und damit nun für das gemeine Volk
Nicht Unsittlichkeit aus dem Steine folg',

llat der Omrn- und Paxige srumbe Rath
Die nackigen Nixen umgedraht.

Doch Rehe, das Volk war frech, o sehr!
jhm mißfielen diese Anechos sehr;

is ries, daß es sich gehörete,

Daß man fie nochmal umkehrete,

Damit auch das Volk das 6lück hätte
Und die schönere Seite erblickete.

Aber diesem frechen öebahren nun
wurde höchstseits nicht willfahren nun,

Sondern gleich die ganze Reizepracht
Daraufhin völlig abseits gebracht

Und statt der Podiees kühngeschwellt,

Nur mehr einfache Vasen hingestellt;

woraus Du, o Volk, ersehen sollst,

Daß Du nie über so was schmähen sollst,

Denn wer den Mntern der Nix nicht ehrt,
Ist eben überhaupt nix nicht werth. a.

i>.


Julius Diez (München)

dem Rechten sehen. Aber immer, wenn Einer schon
ganz nah war am Heiligsein, und die Himmels-
partei die Affenpartei schon gründlich an die Wand
drücken wollte, da ist immer noch einer von
Denen gekommen und hat geschrieen: schaut nur
hin! Hat er sich nicht eben in den Spiegel ge-
guckt? Hai er sich nicht betrachtet, ob er auch schon
ganz heilig ist? — Und immer war es so. Und so
geht's schon Millionen Jahre. Und eher wird der
Spuk nicht aufhören, als wir nicht vergessen, daß
unsere Urmutter sich im Spiegel beguckt hat, und

als wir nicht aushören, uns selbst zu begucken.
Was geht Dich an, wie Du bist? kannst Du da-
für, daß sich der Uriel in eine Aeffin vergafft hat?
Glaubst, Du bist dem Himmel näher, wenn Du
in den Spiegel schaust? Im Gegentheil. SW
gradaus und laß' Dich nichts gereuen. Da thust
Du noch dem Herrgott einen Gefallen, der schon
aufhören möcht' mit dem ewigen Zuschauen . . . .
Nicht im Guten und nicht im Schlimmen sollst
Du dich bespiegeln. Ist ja alles gleich. Kannst
eh nichts dafür wie Du bist, aber die Selbstquälerei

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mußt Du los werden. Es kann Dir ja nix ge-
schehen . . . ?"

Und als ob er sein Stichwort gehört hält', war
er auf einmal verschwunden. Nur ein Sonnenstrahl
hat auf einem Spinnwebfaden geglänzt, der über
den Weg geweht ist, und drunten im Thal hat der
Nordwestwind den ganzen Dunst in die Donau
Hineingetrieben, daß es wieder ganz klar geworden
ist bis zum Schneeberg hinüber. Und da ging ich
heim, wieder einmal zusammengeflickt.

Ganz.
Register
Julius Diez: Zeichnung zum Gedicht "Die nackten Nixen von Regensburg"
A. D. N.: Die nackten Nixen von Regensburg
 
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