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Kritik M. Feldbauer (München)

».einjähriger. Sie haben absolut kein Calent jum schweren Reiter, mit Husnahme Ihres Körpergewichts!“

Seid ihr c3 nicht, ihr Männer, die seit :
tausenden die Frau rechtlos gemacht, sie
geschlossen habt von Volks-Versammlung
Thing, sie beschimpft und heruntergezerrl
.schwaches Geschlecht', ihr Wahlrecht und Fl
entzogen..."

„Sie dient ja nicht," ruft der Oberleu
fuchsteufelswild.

Fuchsteufelswild schlägt auch Barbara m
Tisch, die Gläser klirren:

„Sic dient nicht! Zermalmen möch
dich, elende Kreatur. Sie dient nicht, sag
See hat nur allzuviel gedient- — Gedien
Hausfrau und als Gattin, gedient als Spi
und als Zeitvertreib, gedient als Mutter un
bärenn.

Sie dient nicht! sagst du. Armselige-
hirnl Blochtet ihr Männer wohl dem Bad
so dienen, wie die Frau es thut? Euer B
vergießen wie sie, wie sie Euer Leben so
Spiel setzen? Dich schaudert es, wenn d>
daran denkst!

Ja, deinen bunten Rock ausziehen,
Tressen verlieren, ein Weiberkleid anlege,
Stillen tausend kleine Arbeit ihun, unges,
Heroismus entfalten, Leiden und Schmerzen t
ohne dafür Orden und Auszeichnung zu erl
Im geschlossnen Krankengemach Leben geben
es in offner Jeldfchlacht zu nehmen ...

Oh nein, das möchtest du nicht, denn das ist
Pflicht, Pflicht, Pflicht, stille, unberühmte Pflicht
ohne Publicität. Avancement, sociale Herrschaft,
Orden und Ehrenzeichen.

Es ist vor allem Pflicht ohne Recht.

Wenn ihr Männer die Frau so zu verehren
vorgebt, wo ist dann die Anerkennung ihrer Ver-
dienste, der greifbare Ausdruck eurer Achtung?

Verehrt ihr die Frau thatsächlich, praktisch, in
der Ehe?

Sie ist dort eine Minderjährige und eurem
Willen rechtlich unterthan. Ihr maßt euch die
widerlichsten Rechte über ihre Person und ihr Ver-
mögen an-

Verehrt ihr sie thatsächlich, praktisch als Mutter?
Sie hat keinerlei Recht über ihre Kinder. Wird
sie Mutter außer der Ehe — (und solche Fälle
kenne ich ganz besonders genau, denn solche Mütter
sind bei uns im Himmel häufig) so habt ihr nicht
genug Verachtung für diese .Creatur'.

Will die Frau Aniheil anr öffentlichen Leben,
so schreit ihr, daß sie, die Hohe, Heilige und Herr-
liche, ein inferiores Geschöpf, oder daß sie nicht
dient...

Als ob der bunte Rock den Wähler macht. —
Ihr tragt ihn doch alle. Wie kommt es dann,
daß von euch keiner das moderne Wahllokal, das
parlamentarische W. C. betritt?

Frauenverehrung I — Ja in Worten, doch
nicht in Thaten. — Ja in Phrasen, doch nicht
in Gesetzen. — Ja in nichtssagender Affen-
münze, doch nicht in geprägten Barren des
Rechts.

,Jn Tischreden die Frau und Mutter preisen
als das Höchste, Herrlichste, Heiligste der Welt.
Wenn man euch aber beim Wort nimmt, dies
Hohe, Herrliche und Heilige inferiorisiren, ernied-
rigen, knechten und vernichten, mit List, Gewalt,
Gesetz und Recht Das ist so Tyrannenart.

Da schwätzt ihr Männer von eurer „Frauen-
verehrung", und könnt nicht einmal von der
Gleichberechtigung der Frauen sprechen hören..

„Ist auch nicht", ruft der Oberleutnant, „denn
das Weib ist nicht gleichartig . - ."

„Aber gleichwerthig", wie ein Hammer saust
Sanct Barbaras Faust auf den Tisch. „Mir kom-
men Sie nicht mit der Logik bei, Kamerad, ich heiße
nicht umsonst Barbara."')

„Und" — Barbara sieht nach der Uhr — „zum
Schluß das eine: Wenn ihr eure Kerls im Kasernen-
hofe drillt, wenn ihr eure eignen AdoniSsignren im
Spiegel beseht, so sagt euch, daß ihr alle sammt
und sonders, wie ihr da steht und geht — Frauen-
arbeit seid, durch Frauendienst und Frauendienen

*) Barbara in der mittelalterlichen Logik die Bezeichnung
der elementarsten Form des Syllogismus.

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Max Feldbauer: Kritik
 
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