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1905

Nr. 27

JUGEND








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jir?*


K

sät-.


Gacchanake

schöne Leserin, verehrter Leser,

Bitte schön, betrachten Sie dies Bild:
Farbenprächtig und bedeutend größer
Hat es einst den Glaspalast gefüllt.

Jst's nicht köstlich, dieses Bacchanale?
Sein Humor zeigt echtes Künstlerblut.
(Farbig wirkt es im Originale
Selbstverständlich noch einmal so gut.)

Aber ach: diverse nackte Damen
Balgen sich auf diesem Bild herum.

Dieses heidnische Vergnügen nahmen
Ein paar schwarze Herrn gewaltig krumm.

kacckanale

Und da man allhier zu Fromm und Nutzen
Längst Respekt vor diesen Herrn gelernt,

Ward das schöne Bild von Leo Putzen
Schleunigst aus dem Glaspalast entfernt!

Denn der Kunstwert gibt, wie allerorte».
Nicht den Ausschlag mehr im Glaspalast,
Nein, man fragt, ob Daller und Consorten
Huldvollst dies und jenes Kunstwerk paßt.

Der Respekt vor diesen scheint mir erblich
In den Ministerien eingeführt,

— Kunststadt München, Du hast Dich

unsterblich

Zum Gelächter aller Welt blamiert!

•'Jugend“

m:

Eeo putj (München)

(MerKsprüchk

Der Schönheitssinn muß vom Geschick
Als Weihgeschenk beschieden sein.

Dem Reinen — der mit Seherblick
Das Schöne ahnt — ist alles rein;

Der Andere sucht Tag und Nacht
Vergebens vor Gemeinem Schutz
Und findet, immer auf der Wacht,

Selbst in dem schönsten Putz nur Schmutz!

Ist

Sehr prüde

„lvarum wird denn das alte Fräulein kjanf-
samen jedesmal verlegen, wenn man mit ihm
spricht?"

„Sie ist einmal als Baby im kjemdchen
photographiert worden und schämt sich aus
diesem Grunde heute immer noch."
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Leo Putz: Bacchanale
Redaktioneller Beitrag: Bacchanale
Ist.: Merksprüchl
[nicht signierter Beitrag]: Sehr prüde
 
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