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nordland

Erich Erler-Samaden

Gesicht, und er ruft mit vor Rührung zitternder
Stimme, die Arme ausbreitcnd: „Bruder pischkin!"

„Bruder Dardeneff!"

„Mas bist Du für ein Patriot — es gibt
keinen bessern!" — pischkin gibt nur schlucksende
kaute von sich, doch keine Antwort.

„Ich bin stolz auf Dich, Michail Gregoro-
witsch!" fährt der Gberrevisor begeistert fort.
Dann mit einem Faustschlage ans die eigene Brust:
„Auch ich bi» Patriot, Gott ist mein Zeuge, daß
ich Rußland liebe wie — wie — aber ein solcher
Gedanke wäre mir doch nie gekommen! — Nein,
nie! — Aber, ist's denn unbedingt nöthig, daß
Du deshalb aus dem Dienst gehst? — Ich meine,

man findet immer Gelegenheit, es ergeben sich
Gelegenheiten, wo man seinen patriotischen Plänen
nachgehen kann —"

„Hier? — Die Stabt ist nicht reich, die Mäuler
sind arg! — Ja, wer viel hinaus, im Lande
herumkommt —"

„WieDu jetzt hinauskommst,Bxuder pischkin!"

„Ja, dant, kann eitler was erreichen fürs
Vaterland!"

Die beiden Patrioten schauten einander an;
des einen Miene war voll Schwermuth, die des
andern ermunternd.

„versuch'?, wenn Dein Edelsinn Dich drängt,
Bruder pischkin, es ist eine patriotische Thal!"

sagte Dardeneff, „Aber vorsichtig mußt Du sein,
die Amtsgeschäfte vom Sammeln trennen, damit
Du Dir die Verleumder vom Halse hältst. Frei-
willig müssen die Leute geben, nur freiwillig, und
Du mußt Listen anlegen, in denen Jeder eigen-
händig seine»Namen und feine Spende verzeichnet."

„Und Listen wie Geld liefere ich dann an Dich
ab, Boris Iwanowitsäi, daß Du sie nach Peters-
burg schickst - nach Abzug der Kosten natürlich."

welcher Kosten? Dardeneff fragte nicht da-
nach. „In Deinem Nainen," erwiderte er blos
sehr gerührt.

„Nein," schüttelte Pischkin den Kopf, „in Deinem
oder in unser beider Namen. Ich will mich nicht

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Erich Erler-Samaden: Nordland
 
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