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1905

Nr. 31

Die Herzogin von Lonnaugöt mit einem
Aörkchen an -Akfons

Nicht Euer Wesen oder Angesicht,

Nein, Majestät, das hinderte mich nicht;
Nur meinen Glauben wechseln so alertig,
Das bringt die englische Prinzeß nicht fertig.
Doch darum bleibt nicht Junggesell!

Seid klug!

Wo anders gibts Prinzessinnen genug.

Die nehmen gern 'nen König aus der Fremde
Und wechseln ihren Glauben wie — ihr Hemde.

Liebe Jugend I

„Der Kopf des Gerichteten." In Grlöans
soll das Haupt des Hingerichteten kanguille noch
dreißig Sekunden nach der Lxecution bei Zuruf
des Namens „Languille" Gehörsempfindungen
gezeigt haben, die sogar dreimalige Sehreize (Meff-
nen und Schließen der Augen) auslösten. — Da-
gegen soll das frühere Experiment des Anatomen
Bischoff an dem Haupte eines Geköpften das
Gegcntheil bewiesen haben, d. h. es haben sich
keine Empfindungen oder Reflexe auf das zuge-
rufene wort „Gnade" eingestellt.

Ich frage: Hat nicht, wenn man schon bei den
versuchen von „Geistesthätigkeit" redet, viel mehr
das letzte Experiment einen noch klareren Beweis
von sogar „erhöhter Geistesthätigkeit" erbracht?!

Mir möchte es wenigstens scheinen, daß auf
eine so bemerkenswerthe Ironie, dem abgeschlag-
enen Kopf eines eben Gerichteten das Wort
„Gnade" in's Vhr zu rufen, keine richtigere und
bedeutsamere Antwort erfolgen konnte, als ein
diesen seltsamen Zuruf verachtendes Stillschweigen..
oder hat der Anatom Bischoff „dem lieben Gott"
souffliert?

Cand. Jobs

erlauschtes

„wie gefällt es Ihnen denn hier in Deutsch-
land, Missiß Smith?"

Amerikanerin: „VH ekelhaft! Selbst in
gute Familie man watet bis an die Knie in
kleines Kinder!"

*

Gin Gespräch

A. : Die Kaiserin-Mutter muß doch eine sehr
kluge Frau sein.

B. : Das glaube ich nicht, dazu ist sie zu reaktionär.

A. : Das sagt man ihr zu Unrecht nach. Aus
sie ist es doch zurückzusühren, daß der Zops im
Heere abgeschafst ist.

B. : Ich weiß nicht, welchen von den vielen Zöpfen
Sie meinen. Jedenfalls verhindert sie durch ihren
Einfluß auf ihren Sohn jeden Fortschritt.

A. : Aber ich sage Ihnen doch, daß die Soldaten,
dank ihrem Einfluß, keine Zöpfe mehr tragen.

B. : Von wem sprechen sie denn eigentlich?

A. : Nun, von der Kaiserin-Mutter von China.

B. : Ach so! Ja, China ist aber auch ein Kultur-
land! Ich meinte die Kaiserin-Mutter von Ruß-
land!

'lue den Gedanken eines Globe trotters

Die neueste ultramontane Entdeckung nennt sich
»Katholische Luft". Der „Neisser Ztg." ge-
l'iidrt das verdienst dieser sensationellen Lnl-
"eckung. Sie schreibt in einem Feuilleton über
^arienkolonieen:

„Auch auf katholischer Seite hat man nach
aieser Richtung schon hübsche Anläufe gemacht;
°°ch es genügt noch längst nicht. In der Diaspora

JUGEND

hätten solche Einrichtungen noch den besonderen
vortheil, daß man zwischen dem katholischen Nach-
wuchs eine innigere Verbindung hcrstellt und die
katholischen Kinder vor den Glaubensgefahren
schützt, die ihnen durch die Theilnahme an einer
Kolonie drohen, in der eine ungläubige oder doch
kirchenfeindliche Luft herrscht. Unseren Kindern
möchten wir ihren Glaubensschatz und ihre Ueb-
ung in den religiösen Pflichten ungeschmälert er-
halten, und daher ist es namentlich für die zer-
sprengten Katholiken von großem Werth, ihre
Kinder während der Ferien mal etwas kathol-
ische Luft einathmen zu lassen." —

Es ist immer etwas Erhebendes, wenn ein
Ultramontaner seinem Herzen katholische Luft
macht. Die Erfindung, wenn sie nicht aus der
Luft gegriffen ist — aus katholischer natürlich!
— dürfte Zukunft haben. Schon sehe ich
Zcitungsinserakc, die „Pneumatiks, mir katho-
lischer Lust gefüllt", anpreiscn, schon erblicke ich
„Luftbäder mit garantiert katholischer Luft",
schon sehe ich an allen bayrischen Lokomotiven
die „katholische Luftbrcmse" cingefüher, schon
höre ich im Hoftheatcr die arme Marie Beau-
marchais ausrufcn: „Katholische Luft! Katho-
lische Luft! Llavigo!"

Thatsache!

„wenn mir Jemand sagt, er trinke im Tage
zwei Liter Bier, dann frage ich nicht, o b er schon
vorbestraft ist, sondern wie oft," bemerkte kürz-
lich in einem vortrage ein Universttätsxrofeffor
(wüthender Antialkoholist).

„I ch würde dann nicht fragen, o b Sie schon
im Irrenhaus waren, sondern nur wie lange,"
dachte sich mit vollem Recht ein anwesender Arzt.
*

Se non e vero . . .

In (Oldenburg wollte ein junger Referendar
seinen Assessor machen. Seine Kenntnisse waren
gleich Null, Protektion hatte er keine, und so
waren seine Aussichten die denkbar schlechtesten.
Lange sann er nach, welches Thema er bearbeiten
solle, da plötzlich kam ihm eine Idee. Am Ent-
scheidungstage lieferte er seine Arbeit ab: „Das
Pokern, ein altes Vorrecht der Juristen."
— Der Mann bestand mit Note eins.

Unter Kameraden Emst stem (Berlin,

„oock llolonialpolltik.Zckuärnierr" — „llm Vertrauen, nee, — mir ltekt flie lropenunilorm nick."
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Y.: Die Herzogin von Connaught mit einem Körbchen an Alfons
Ernst Stern: Unter Kameraden
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