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Nr. 44


JUGEND

Steppenritte von e. marHjyn

1305

Jm Schritt

Trippel trappel, trippel trappel klopft mein Pferd mit harten Hufen
Munter auf den Steppenbodcn, grad' als wollt 's den Erdgeist rufen;
Uebermüthig stampfend wirft es noch die schlanken Vorderbeine,
Und elastisch schreitend trägt mich, wiegt die Fessel mich, die feine. —
Naß und grau und halbverschlafen ziehen endlos sich die Fluren;
Durch die Halme weht der frische Frühwind seine Flüsterspuren.
Immer weiter, immer weiter geht cs durch das Morgendämmern,
Und die nächtlich stillen Saaten weckt der Hufe hartes Hämmern; —
Fast geschwätzig tönt 's, als ob mein Rappe mit dem Erdgeist plappert,
Wenn ohn' Unterlaß es klappert: Trippel trappel, trippel trappel...

Fern im Osten hellt sich 's bläulich. — Gelbe Strahlenbüschcl steigen,
Riesig in den Himmel wachsend, dem Gestirn den Weg zu zeigen. —
Blauer, wärmer wird der Aether, — westlich flieht das Nachtgedüster,
Lerchen steigen, Staare ziehen, und mein Rappe bläht die Nüster ...
Da — mit einem Flammenblicke kommt die Sonne aufgezogen!
Blutroth steigt am Horizonte ihrer Scheibe Riesenbogen.
Feuerglüh'n durchrieselt alles, — Himmel, Erde, Licht und Schatten;
Leuchtend gelbgrün wiegt ini Winde Korn sich und das Gras der Matten.
Und ich heb' mich in den Bügeln, um zu atmen, um zu schauen.. .
Unter mir tönt 's durch die Auen: Trippel trappel, trippel trappel...

Bronzesarben scheint mein Rappe, feurig, leuchtend überzogen;
Nickt, den Hals in den Ganaschen fein — graziös herabgebogen;
Prustet wohlig in den Morgen, freudig seinen Herrn zu tragen,
Und er stampft den Steppenboden nun mit doppeltem Behagen. —
Seine Körperwärme fühl' ich leise durch den Sattel dringen;
Immer weiter, immer weiter geht der Hufe hartes Klingen.

Doch des Rückens weiches Wippen trägt mich wiegend durch den Weizen;
Kauend zerrt der Gaul die Zügel, neckisch, mich zum Spiel zu reizen,
Spitzt die Ohren, rührt den Schweif — doch immer in dem

gleichen Takte

Klappt das Beinwerk, das exakte: Trippel, trappel, trippel, trappel. ..

Ini Galopp

Ucber Ursteppe stiebt es, und stampft es, und stöhnt's;

Wo noch niemals ein Pflngeisen eindrang, da dröhnt's

Ans Jahrtausende altem, verfilzendem Gras

Wie das Grollen des Donners, wie teuflischer Spaß!

Und es rast unaufhaltsam, es flieget, cs fegt. . .

— He! Ein Graben liegt quer — Halehopp! —

Wenn mein Rappe die sehnigen Beine bewegt
Im Galopp, im Galopp, im Galopp!

Ans dem Zügel, dem straffen, der lenkenden Hand,

Leicht gesenket den Kopf, jede Sehne gespannt,

Und mit wallender Mähne, mit schnaubendem Maul,

Und mit fliegendem Schweif stürmt der herrliche Gaul.

Seine Ohren sind spähend nach vorne gedreht . . .

He! ein Graben liegt quer, — Halehopp!

Mit dein Wind um die Wette, je toller er weht,

Im Galopp, im Galopp, im Galopp.

Hei, wie pfeift da der Sturm mir so frei in's Gesicht!

Und auch Häuser und Menschen gibt's meilenweit nicht. —

In der Steppe allein mit dem edclen Thier —

Oh, wie jauchzt meine Brust und wie wohlig wird mir!

An den Gurt Hab' ich fest meine Schenkel gepreßt .. .

He! ein Graben liegt quer, — Halehopp! —

In's Gebiß schäumt mein Rappe und rast ganz durchnäßt.
Im Galopp, im Galopp, im Galopp.

Ist die Steppe doch schön, — ist der Ritt eine Lust!

Bricht sich einer die Knochen, ist's auch kein Verlust. —
Unser Leben, oh wär's ein wildjauchzender Ritt,

Und man käme an's Ende, — und wäre dann quitt. —
Von den Menschen ganz fern, in der Steppe ein Grab . . .

He! ein Graben liegt quer, — Halehopp! —

Wär zu tief er gewesen, dann stürzt ich hinab
Im Galopp, im Galopp, im Galopp!

Tukenökaser

Weit von den Dergen der Ewigkeit
Dröhnt Tubenruf in die todie Zeit.
Wie erzgemeißeit die Vläser steh'n,
Lein Athemhoten noch Ftügeiweh'n.
Nur dieser Tuben erflner Ton! — —
In allen Gräbern regt es sich schon.
Die Todten dehnen und strecken

sich lang

Und horchen dem gellenden

Tnbenkiang.

Und endlich erhebt sich das

knöcherne Heer,

Endlose Züge wie Sand am Meer.
Ein strömendes, drängendes Aufgebot
Wälzt sich ins dränende Morgenrolh.
Und Alles drängt sich und

Alles strebi

Dahin wo die goldne Wage schwebt,
Es sammeln die Todten sich

zum Gericht.

Die Wagschalen schwanken im

Morgenlicht.

tleber das glänzende Schädelmeer
Gellt eherner Tnbenschrei daher.

Maurice v. Stern

— E. Kuithan —

Ein schöner Tag

Aach

einem französischen Volksliedchen

Wenn ich rückwärts sehe
Zum ersten Tag,

Ach, wie schön ist die Ehe
Am erste» Tag!

Dies Glück uiicrmejscii
Wahrt einen Tag;

Nie werd' ich vergessen
Den erste» Tag.

Nur meiner gedacht er
Am ersten Tag;

Ein andrer erwacht er
Am zweiten Tag.

Nun thnt er mir wehe
Die andern Tag' —

Ach, es ist in der Ehe
Nur e i n schöner Tag!

Hd. ey
Register
E. Maritzyn: Steppenritte
Karl Julius Adolf Ey: Ein schöner Tag
Erich Kuithan: Die Mäherin
Maurice Reinhold v. Stern: Tubenbläser
 
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