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Unser yeer

Von jeher schien mir jener Mann
Ein Narr, ein bassestoller,

Der unser Heer nicht leiden kann
Vor Uniformenkoller:

Denn erstens ist es schön an sich
Und zweitens ist es innerlich
Ein Bau, ein wundervoller!

Und kann der Mensch im Vaterland
Sein Brot in Frieden speisen,

So dankt er's nnserm Kriegerstand
Und seiner Faust von Eisen.

Und weil er dieser Faust vertraut,

So kann er auch mit heiler Haut
Getrost in's Ausland reise»!

Und wenn Euch Manches nicht gefiel
Zuweilen schon beim Heere —

Bedenkt: es gibt ja beim Civil
Auch allerhand Misere!

Tags siebenmal fällt, wie Ihr saht.

Selbst der gerechte Demokrat
Nach dem Gesetz der Schwere!

Gewiß sind für dies Institut
Die Kosten recht beträchtlich;

Behandelt wird oft der Rekrut
Vom Korporal nicht rechtlich,

Man stoßt ihm oft das Schienbein wund
lind heißt ihn einen krummen Hund
Und Andres, was verächtlich —

Gewiß: man liebt die falsche Schneid,
Paradeklingklang, grellen.

Man unterschätzt das Bürgerkleid
An eiustußreiche» Stellen!

Man überschätzt den Hurrah-Ton
Und sprach von Edlen der Nation
In deplazierten Fällen —

Gewiß: cs wird viel Geld verjuckt
Für Spielzeug, Tressen, Klunker,

Gewiß, der Hvchmuthsteufel spukt
In manchem Gardejunker!

Gewiß bringt's hin und wieder mal
Ein Schafskopf auch zum General
Durch Wedeln und Gcstunker —

Doch laßt nur erst zu ernstem Tanz
Die Kriegstrompeten werben,

Dann fällt der leere Firlefanz
Von selber auch in Scherben!

Und der Euch heut' als Geck erschien
Vielleicht — als Helden seht Ihr ihn
Dann fechten, dulden — sterben!

Drum gönnt mir nnserm Militär
Die wohlverdiente Liebe
Und wenn auch manche Bess'rung wär'
Zu wünschen im Betriebe!

Wenn's auch ein Bissel klirrt und gleißt,
Sein Kern ist gut und stramm sein Geist,
Wer's anrührt, holt sich Hiebe!

Biedermeier mit ei

Nach der Kritik Jim|i

„§o! Nn hätten nia ja wieder mal Einiges
for die Hebung der deutschen Iylinderindustrie
jethan."

Oie fechlllunäe

von Roda Roda

Se. Excellenz, der General der Kavallerie Anton
Graf Romanshorn war natürlich nicht mit dem gol-
denen Kragen ans die Welt gekommen; im Gegen-
thcil: mit einem Wasserkopf. — Wenigstens schweigen
sich die patriotischen, reich mit Pulverdampf und Holz-
schnitten illustrierten Werke über Anton XVI. Kindes-
jahre beharrlich aus.

Anton XVI. hieß er, zum Andenken an Ludwig XVI.
ohne Kopf, erst als Kommandierender des XVI. Ar-
meekorps. Früher hatte er ganz andere Spitznamen
geführt, zum Beispiel als Leutnant: Leithammel; als
Oberleutnant: Ober. . . mit Nutzthieren zusammen-
gesetzt; als Major: Schlanmajor, das war bittere
Ironie; als Feldherr einer Gcbirgsbrigadc: Gebirgs-
«rottel. Zu allen Zeiten aber hatte man an das
Horn in des Grafen Romanshorn Namen allerhand
Schimpf geknüpft. Auch dann noch, als er sich bei
Magenta, 1859, durch eine geradzu blödsinnige Attacke
hervorgethan, bei Custozza eine feindliche Armee zum
Stehen gebracht (man sagte: eben durch sein Horn)
— auch dann noch, als er die größten Großkreuze,
alle mit der Kriegsdekoration dritter Klasse, duldsam
auf sich genommen und die steile Leiter militärischer
Ehren so hoch emporgeklettcrt war, daß ihm nur
mehr ein Schritt übrigblicb: der Ucbertritt in den
Hofdienst nämlich, der so wenig Dienst ist, wie etwa
der Gottesdienst der Kardinale.

Anton XVI. hieß er öffentlich, sozusagen offiziell.
Wenn man unter sich war, sagte man kürzer: Rhinoze-
romanshorn — besonders in den unvorsichtigen Rang-
klassen. — Daß man den alten Helden aber als leucht-
endes Beispiel für die Kommißjugend konservieren
niüssc — so lange er lebte, in der Aktivität, und später
ausgestopft im Heeresmuseum •— darüber herrschte
nur eine Stimme.

Mein Gott — warum ihn kaltstcllen? Was ihm
an Geist fehlte, ersetzte er durch Herzcnsgütc, und
seine Urtheile über militärische Dinge füllte er nie
eigenhändig, sondern immer durch den Generalstabs-
chef. Wenn's in's Manöver gehen sollte, fuhr er
nach Karlsbad — und Dienststücke unterschrieb er
grundsätzlich, ohne sie gelesen zu haben.

Schließlich muß ein General, der rangälteste gewöhn-
lich, der klügste, ein anderer wieder der dümmste sein.

Anton der XVI. war der dümmste. Er übertraf
darin eine Winternacht und sechzehn Karpfen. Er war
so dumm, daß er eines Tages die Fechtstunde der
Brigadeeguitation inspizieren wollte.

Einem halbwegs intelligenten Vorgesetzten wäre
das gar nicht eingefallen. — Die jungen Herren Of-
fiziere von der Egnitatio» gingen bekanntlich im besten
Register
Angelo Jank: Kritik
Roda Roda: Die Fechtstunde
Angelo Jank: Nach der Kritik
Biedermeier mit ei: Unser Heer
 
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