Wer
f f f Wormser Karneval l
Worum fett alten Zeiten
Wir hier im Süden all
Das Volk am Rhein beneiden,
Das ist ihr Carneval.
Da nimmt des Griesgrams Drachen
Prinz Carneval beim Ohr,
Und weckt ein herzhaft Lachen
Voll fröhlichem Humor.
Die Dekanats>Synode
Im schönen Worms am Rhein,
Die ist aus andrem Schrote,
Sieht scheel und finster drein.
Sie wiltert üb'rall Sünden,
Und kann dies Treiben drum
Rur frech und „zuchtlos" finden
Und mäkelt dran herum. —
— Ihr Wormser Narrhallesen,
Laßt zetern sie und schrei'n!
Treibt Euer fröhlich Wesen
Auch fürder froh am Rhein.
Verlacht die Steifen, Starren,
Und singt: ,.Da kann man's sehn,
Es gibt auch leider Narren,
Die keinen Spaß verstehnl"
Rarlchen
Oesterreich und Deutschland.
In Oesterreich, wo bekanntlich sonst
oft ein sträflicher Schlendrian herrscht,
befleißigten sich die Eisenbahnarbeiter
in der längsten Zeit einer peinlichen
Gründlichkeit. Sie sühnen zedes Ge-
schäft im Eisenbahndienst streng nach
dem Wortlaut der Instruktion aus,
übersaben keine Kleinigkeit und waren
so gründlich, daß die vorhandene Zeit
nicht reichte und daß deshalb nicht
alle Züge abgelassen werden konnten.
In Deutschland arbeitet der Bun-
desrath seit Jahren an einem Straf-
vollstreckungsgesetz und an einem Ver-
einsgesetz: beide sind gleich nach der
Verkündung der deutschen Reichsver-
fassung in Angriff genommen worden.
Die Arbeit ist aber so gründlich, daß
die beiden Gesetze noch heute nicht fertig
sind.
In Oesterreich, wo man leider eine
große Vorliebe für Fremdwörter hat,
nennt man dies passive Resistenz:
in Deutschland nennt man es ge-
wissenhafte Gründlichkeit.
§eurr tut Jarenpakast oder
„Ich springe zu Euch hinunter, Sol-
daten! Seid ihr mir ergeben? —"
„Gott erhalte unser braves Väter-
chen bei langem Leben und guter Ge-
sundheit!" —
her „Gefährliche Sprung"
„So, Kinder, nun komme ich!" —
„Achtung —Präsentiert das
Gewehr!" —
(Zeiehn. von E. Wilke)
Mn Bull an allen Enden
In Cemberg haben polnische
Lausbuben, durch englische preß-
lügen über Deutschlands Pläne in Be-
zug auf Polen aufgeheyt, vor dem
deutschen Lonsulat demonstriert,
was von jenem Volk im Norden
lins für Bosheit schon geworden,
Lägt sich, ohne Uebertreiben! —
Nicht auf eine Kuhhaut schreiben:
(Eben kriegen wir im Gsten
Eine Niedertracht zn kosten —
Lügen, von John Bull erdichtet,
Haben sie auch angerichtet!
Naben die Chauvins im westen
Uns auf freche Art zuin Besten,
Steckt mit Trug und — Geld
nicht minder
wieder der John Bull dahinter!
Selbst im allerfernsten Süden
wühlen sie, die nimmermüden,
Und die schwarzen lkiörderbanden
Zünden Schutz in ihren Landen . . .
Um die ganze Compaßrose
Hetzt uns das gewissenlose
Feile Preßbanditenpack
Völker auf zum Schabernack!
Michel, das ist nicht zum Lachen!
Michel, was ist da zu machen?
Pulver trocken! Schwert geschärft!
Schiff um Schiff auf deutsche werft!
Herrmanu
Gewissenskonflikt. In Baden
gehen die Bezirkskommandos jetzt ge-
gen Offiziere des Beurlaubtenstandes
vor, die auf Grund des von den
Liberalen mit den Sozialdemokraten
geschlossenen Wahlbündnisses für Kan-
didaten der letzteren agitirt haben:
sie sollen dadurch ihre militätische
Ehre verletzt haben. Ja, wenn dies
richtig ist, dann kann doch ein Vor-
tragender Rath oder sonst ein hoher
Regierungsbeamter, der gleichzeitig
Landwehrosfizier ist, in einen gräß-
lichen Gewissenskonflikt gerathen: als
Militär ist er dienstlich verpflichtet,
gegen die Sozialdemokratie zu ar-
beiten, und als Civilbeamter ist er
amtlich berufen, durch Erhöhung der
Fleisch-, Milch- und Getreidepreise f ür
die Sozialdemokratie zu arbeiten. Was
soll so ein Unglücksmensch da thu»?
Tis blieb Sie Cola?
Sozialistischer Rlapphornvers
Zwei Knaben schimpften sich fürchterlich;
Der eine sprach: Du gemeines Viech!
Du unverschämtes Luder!
— Es war nämlich fein Bruder.
A. I>. S.
Das alte nürnberger Sfadfwappen
In Nürnberg ist bekanntlich vor einiger Jett
die nackte Frauenfigur eines Inngbrnnnenbildes
ans „Sittlichkeitsgründen" mit Haarbüscheln
und einer Nasenbinde bedeckt worden —
Stolz lieb ich den Spanier
Das find' ich nett vom Nackelnikolaus:
Er läßt sich Alle? nehmen, nur den Titel
„Selbstherrscher", sagt man, gibt er nie heraus,
Und hätt' ihn gleich der Teufel beim Schlafittel!
Er lebt und stirbt nun 'mal als „Autokrat" —
Und, will er weiter nichts, ist's ihm zn gönnen I
Man würde ihn im neuen Russenstaat
Sogar noch treffender betiteln können:
Den armen letzten Autokraten dort,
Den traurigsten von allen Nikolänßen,
Ernennt ihn doch mit einem einz'gen Wort
Einfach zum „Automaten aller Reußen."
JIus dem lyrlfcben
Tagebuch des Leutnants v. Verlewlh:
3arde*Rekrufen'Vereidigung
Kitzelt ja Kerle, Eid im Frei'n
Vor Majestät abzulcgen,
Dazu diesmal bcsondres Schwein:
König von Spanien zujegcn!
Iönn' es ihnen, weiß es ja:
Jibt nichts stolzres auf Erden! ...
will nur hoffen, daß nich etwa
Davon zu üppig werden!
Bekanntlich ist über die Frage, wo die 1818 gc
borcne Tänzerin Lola Monlez, welche im Jahre 1848
aus München ausgewiesen wurde, geblieben sei, immer
noch nichts Bestimmtes bekannt. Wie wir aber er
fahren, ist ihr jetzt die Polizei ans der Spur:
Die Lola soll nämlich unter einem falschenNameu
immer noch beim Ballet der Münchner Hofoper
als Solotänzerin thätig sein. s —
Das neue nürnberger Sfadfwappen
— Es ist höchste Zeit, daß die Nürnberger
maßgebenden Sense auch ihr „unsittliches"
Stadtwappen, den Jungfrauenadler, »zeit-
gemäß" renovieren.
f f f Wormser Karneval l
Worum fett alten Zeiten
Wir hier im Süden all
Das Volk am Rhein beneiden,
Das ist ihr Carneval.
Da nimmt des Griesgrams Drachen
Prinz Carneval beim Ohr,
Und weckt ein herzhaft Lachen
Voll fröhlichem Humor.
Die Dekanats>Synode
Im schönen Worms am Rhein,
Die ist aus andrem Schrote,
Sieht scheel und finster drein.
Sie wiltert üb'rall Sünden,
Und kann dies Treiben drum
Rur frech und „zuchtlos" finden
Und mäkelt dran herum. —
— Ihr Wormser Narrhallesen,
Laßt zetern sie und schrei'n!
Treibt Euer fröhlich Wesen
Auch fürder froh am Rhein.
Verlacht die Steifen, Starren,
Und singt: ,.Da kann man's sehn,
Es gibt auch leider Narren,
Die keinen Spaß verstehnl"
Rarlchen
Oesterreich und Deutschland.
In Oesterreich, wo bekanntlich sonst
oft ein sträflicher Schlendrian herrscht,
befleißigten sich die Eisenbahnarbeiter
in der längsten Zeit einer peinlichen
Gründlichkeit. Sie sühnen zedes Ge-
schäft im Eisenbahndienst streng nach
dem Wortlaut der Instruktion aus,
übersaben keine Kleinigkeit und waren
so gründlich, daß die vorhandene Zeit
nicht reichte und daß deshalb nicht
alle Züge abgelassen werden konnten.
In Deutschland arbeitet der Bun-
desrath seit Jahren an einem Straf-
vollstreckungsgesetz und an einem Ver-
einsgesetz: beide sind gleich nach der
Verkündung der deutschen Reichsver-
fassung in Angriff genommen worden.
Die Arbeit ist aber so gründlich, daß
die beiden Gesetze noch heute nicht fertig
sind.
In Oesterreich, wo man leider eine
große Vorliebe für Fremdwörter hat,
nennt man dies passive Resistenz:
in Deutschland nennt man es ge-
wissenhafte Gründlichkeit.
§eurr tut Jarenpakast oder
„Ich springe zu Euch hinunter, Sol-
daten! Seid ihr mir ergeben? —"
„Gott erhalte unser braves Väter-
chen bei langem Leben und guter Ge-
sundheit!" —
her „Gefährliche Sprung"
„So, Kinder, nun komme ich!" —
„Achtung —Präsentiert das
Gewehr!" —
(Zeiehn. von E. Wilke)
Mn Bull an allen Enden
In Cemberg haben polnische
Lausbuben, durch englische preß-
lügen über Deutschlands Pläne in Be-
zug auf Polen aufgeheyt, vor dem
deutschen Lonsulat demonstriert,
was von jenem Volk im Norden
lins für Bosheit schon geworden,
Lägt sich, ohne Uebertreiben! —
Nicht auf eine Kuhhaut schreiben:
(Eben kriegen wir im Gsten
Eine Niedertracht zn kosten —
Lügen, von John Bull erdichtet,
Haben sie auch angerichtet!
Naben die Chauvins im westen
Uns auf freche Art zuin Besten,
Steckt mit Trug und — Geld
nicht minder
wieder der John Bull dahinter!
Selbst im allerfernsten Süden
wühlen sie, die nimmermüden,
Und die schwarzen lkiörderbanden
Zünden Schutz in ihren Landen . . .
Um die ganze Compaßrose
Hetzt uns das gewissenlose
Feile Preßbanditenpack
Völker auf zum Schabernack!
Michel, das ist nicht zum Lachen!
Michel, was ist da zu machen?
Pulver trocken! Schwert geschärft!
Schiff um Schiff auf deutsche werft!
Herrmanu
Gewissenskonflikt. In Baden
gehen die Bezirkskommandos jetzt ge-
gen Offiziere des Beurlaubtenstandes
vor, die auf Grund des von den
Liberalen mit den Sozialdemokraten
geschlossenen Wahlbündnisses für Kan-
didaten der letzteren agitirt haben:
sie sollen dadurch ihre militätische
Ehre verletzt haben. Ja, wenn dies
richtig ist, dann kann doch ein Vor-
tragender Rath oder sonst ein hoher
Regierungsbeamter, der gleichzeitig
Landwehrosfizier ist, in einen gräß-
lichen Gewissenskonflikt gerathen: als
Militär ist er dienstlich verpflichtet,
gegen die Sozialdemokratie zu ar-
beiten, und als Civilbeamter ist er
amtlich berufen, durch Erhöhung der
Fleisch-, Milch- und Getreidepreise f ür
die Sozialdemokratie zu arbeiten. Was
soll so ein Unglücksmensch da thu»?
Tis blieb Sie Cola?
Sozialistischer Rlapphornvers
Zwei Knaben schimpften sich fürchterlich;
Der eine sprach: Du gemeines Viech!
Du unverschämtes Luder!
— Es war nämlich fein Bruder.
A. I>. S.
Das alte nürnberger Sfadfwappen
In Nürnberg ist bekanntlich vor einiger Jett
die nackte Frauenfigur eines Inngbrnnnenbildes
ans „Sittlichkeitsgründen" mit Haarbüscheln
und einer Nasenbinde bedeckt worden —
Stolz lieb ich den Spanier
Das find' ich nett vom Nackelnikolaus:
Er läßt sich Alle? nehmen, nur den Titel
„Selbstherrscher", sagt man, gibt er nie heraus,
Und hätt' ihn gleich der Teufel beim Schlafittel!
Er lebt und stirbt nun 'mal als „Autokrat" —
Und, will er weiter nichts, ist's ihm zn gönnen I
Man würde ihn im neuen Russenstaat
Sogar noch treffender betiteln können:
Den armen letzten Autokraten dort,
Den traurigsten von allen Nikolänßen,
Ernennt ihn doch mit einem einz'gen Wort
Einfach zum „Automaten aller Reußen."
JIus dem lyrlfcben
Tagebuch des Leutnants v. Verlewlh:
3arde*Rekrufen'Vereidigung
Kitzelt ja Kerle, Eid im Frei'n
Vor Majestät abzulcgen,
Dazu diesmal bcsondres Schwein:
König von Spanien zujegcn!
Iönn' es ihnen, weiß es ja:
Jibt nichts stolzres auf Erden! ...
will nur hoffen, daß nich etwa
Davon zu üppig werden!
Bekanntlich ist über die Frage, wo die 1818 gc
borcne Tänzerin Lola Monlez, welche im Jahre 1848
aus München ausgewiesen wurde, geblieben sei, immer
noch nichts Bestimmtes bekannt. Wie wir aber er
fahren, ist ihr jetzt die Polizei ans der Spur:
Die Lola soll nämlich unter einem falschenNameu
immer noch beim Ballet der Münchner Hofoper
als Solotänzerin thätig sein. s —
Das neue nürnberger Sfadfwappen
— Es ist höchste Zeit, daß die Nürnberger
maßgebenden Sense auch ihr „unsittliches"
Stadtwappen, den Jungfrauenadler, »zeit-
gemäß" renovieren.
-g-: Wo blieb die Lola?
Erich Wilke: Feuer im Zarenpalast oder der "Gefährliche Sprung"
[nicht signierter Beitrag]: Österreich und Deutschland
A. D. N.: Sozialistischer Klapphornvers
Arpad Schmidhammer: Das alte Nürnberger Stadtwappen
Karlchen: Der Wormser Karneval
Arpad Schmidhammer: Das neue Nürnberger Stadtwappen
A. D. N.: Stolz lieb ich den Spanier
[nicht signierter Beitrag]: Gewissenskonflikt
Leutnant v. Versewitz: Aus dem lyrischen Tagebuch des Leutnants von Versewitz: Jarde-Rekruten-
Hermann, Herrmann [Ostini]: John Bull an allen Enden
Erich Wilke: Feuer im Zarenpalast oder der "Gefährliche Sprung"
[nicht signierter Beitrag]: Österreich und Deutschland
A. D. N.: Sozialistischer Klapphornvers
Arpad Schmidhammer: Das alte Nürnberger Stadtwappen
Karlchen: Der Wormser Karneval
Arpad Schmidhammer: Das neue Nürnberger Stadtwappen
A. D. N.: Stolz lieb ich den Spanier
[nicht signierter Beitrag]: Gewissenskonflikt
Leutnant v. Versewitz: Aus dem lyrischen Tagebuch des Leutnants von Versewitz: Jarde-Rekruten-
Hermann, Herrmann [Ostini]: John Bull an allen Enden