Mie die Hlten sungen ... A. Weisgerber
„Schon jehört, Herr Fähnrich — Korpskommandant Abschied jenommen." —
„Sott sei Dank, een Vordermann weniger."
4. llebernahme der Refcrendarschuldcn auf
die Staatskasse.
s. Erhöhung der Sterblichkeit der Vorder-
mönner.
Ls wird erwartet, daß die Behörden nach
einigem Sträuben sich diesen Forderungen fügen
werden. Zunächst ist es zu Gegen in aß regeln
derRegterungen gekommen: letztere drohen mit
vollständiger Aussperrung und Verminderung der
Schreibarbeit. Versuche einzelner Behörden, für
die Dauer des Streiks Schreibmaschinen in größerer
Zahl einzustellen, mußten nach kurzer Zeit auf-
gegeben werden, da die Unterhaltung im Vergleich
zu dem bisherigen verfahren sich als zu kostspielig
erwies. Auch erklärte» sich die Schreibmaschincn-
fräuleins mit de» Referendaren solidarisch. Ls soll
versucht werden, den Geschäftsbetrieb durch Ein-
stellung von Militäranwärtern aufrecht zu erhalten.
Dagegen sprechen die Referendare die Drohung
ans, im Falle der Unbengsamkeit der Regierung,
sämtlich zur Theologie und Zahnheilkunde über-
gehen zu wollen.
Sache der Landtage der verschiedenen
Bundesstaaten wird es sein, auf eine energische
Abhülfe der Kalamität zu sinnen.
_ öl. U.*)
*) Der Verfasser, selbst ein Referendar, übersandte
nur das Manuskript mit nachfolgendem rührenden:
Stoßseufzer:
A» die Redaktion der „Jugend"
Mein Mädel ist chik, und ich habe kein Neid,
Ihr seidene Höschen zu kaufen,
Und doch will das Mädel um alle Welt
In seidenen Höschen laufen.
Mein Mädel ist hübsch und will lieber Sekt
Als simpeles Braunbier nippen,
Und schenk ich ihr Kuchen, Bonbons und Cvnfckl.
Dann spitzt sie entzückend die Lippen.
Ich aber, ich bin nur ein armer Jurist
Und habe nur wenig Moneten,
Und wenn nicht die „Jugend" vernünftig ist,
Gebt Geld und Mädel bald flöten.
Bescheiden
Pfarrer: „Nehmt beim Sprechen doch die Pfeife
ans dem Mund."
Bauer: „Dös gibt's nöt, i bin koa Bildungs-
protz!"
Ver Streik der Referendare
Liebe Jugend! wie ich Dir schon gestern
Abend telegraphisch mittheilte, ist hier ein Streik
der Referendare ausgebrochen. In Anbetracht der
traurigen Lage dieser schlechtest bezahlten Klasse
kam cingeweihtcn Kreisen der Ausstand nicht un-
erwartet. Die Bewegung greift lawinenartig um
sich. Unter der Bevölkerung herrscht Panik?
Am Abend des fr. (Oktobers hatte sich eine
ansehnliche Menge der Herrn Referendare zu einer
Besprechung im großen Saale der Winzerstuben
versammelt. Herr Or. Itippel referierte über die
Lagc.^ Lr erwähnte unter anderm als Beispiel für
den sozialen und wissenschaftlichen Niedergang des
Standes, daß in P. im preußischen vogtlande
ein Referendar im ». Jahr seiner Ausbildung
vorwiegend zur Bedienung des Telephons
verwendet würde, viele Anwesende konnten ähn-
liche Beispiele aus ihrer Praxis anführen. Re-
ferent schlug vor, eine Resolution zu fassen, Herr
Geheimer, Referendar bei der Staatsanwaltschaft
in DIdenburg, warnte vor unbesonnenen Schritten
und empfahl abwartende Haltung, als ein Tele-
gramm aus Nauen in B. die Nachricht brachte,
daß Herr Referendar Grützemacher, Bavarian (X)
Arminiae (XX) F. M., mangels Dienstpersonals
z»m Reinigen des Sitzungssaales aufge-
fordert worden sei. Lr habe dem Befehl Folge
geleistet, und dem betreffenden Vorgesetzten seine
Zeugen gesandt. Die Verlesung des Telegramms
wurde durch minutenlange Pfuirufe
unterbrochen, worauf der überwachende Polizist
die Versammlung auflöste. Darauf wählten die
Referendare eine vertraucnskommission, die den
G e n e r a l a n s st a n d proklamierte.
Die Folgen machen sich allerorten bemerkbar.
Der Amtsbetrieb stockt vollständig, die Tennis-
plätze und Bierstuben sind überfüllt. Die Be-
völkerung sympathisiert mit den Ansständigen.
Ausschreitungen sind bislang nicht vorgckommcn.
Streikbrecher finden sich nur wenige: bei der
Staatsanwaltschaft, in der Verwaltung und in
den Kreisen der Reserve-(Offiziere. Die Aus-
ständigen haben beschlossen, diesen die Bierrechte
zu entziehen, von der kampfeslustigen Stimmung
der Ausständigen zeigen ihre Forderungen:
t. Beschäftigung der Referendare unterhalb
der Funktionen des Gerichtsvollziehers ist unzu-
lässig.
2. Arbeitsvergütung in Höhe des ortsüblichen
Mindestlohnes für Taglöhner.
5. Nachzahlung des rückständigen Gehaltes
seit Eintritt in den Staatsdienst plus n % Zinsen
von Zustellung der Beschwerdeschrift ab.
Einer erotischen Dichterin
Genieß' ich Deiner Verse Brunst,
So scheint's mir armem Tropfe:
Als Du der Muse Kuß empfingst,
Da stand'st Du auf dem Kopfe.
ii. »
Der aufrichtige Unterrhan
Fürst (läßt sich von einem Holzknecht rodeln):
Schneller, Hans, schneller I
Holzknecht fährt vorsichtig und langsam
weiter. Als sie unten sind, fragt der Fürst:
warum bist net schneller g'fahrn?
Holzknecht (sich hinter den Ghren kratzend):
Ja mei, Königliche Hoheit! wenn was passiert
wär', thät der (Oberförster sagen, i bätt' der
G'scheitere sein sollen.
Ll<eraten-6e5psäcft
„Nun, was schreibst Du denn da?"
„Ich verfasse eine Kritik der Kritik über die
Kritik der Kritik."
9U
„Schon jehört, Herr Fähnrich — Korpskommandant Abschied jenommen." —
„Sott sei Dank, een Vordermann weniger."
4. llebernahme der Refcrendarschuldcn auf
die Staatskasse.
s. Erhöhung der Sterblichkeit der Vorder-
mönner.
Ls wird erwartet, daß die Behörden nach
einigem Sträuben sich diesen Forderungen fügen
werden. Zunächst ist es zu Gegen in aß regeln
derRegterungen gekommen: letztere drohen mit
vollständiger Aussperrung und Verminderung der
Schreibarbeit. Versuche einzelner Behörden, für
die Dauer des Streiks Schreibmaschinen in größerer
Zahl einzustellen, mußten nach kurzer Zeit auf-
gegeben werden, da die Unterhaltung im Vergleich
zu dem bisherigen verfahren sich als zu kostspielig
erwies. Auch erklärte» sich die Schreibmaschincn-
fräuleins mit de» Referendaren solidarisch. Ls soll
versucht werden, den Geschäftsbetrieb durch Ein-
stellung von Militäranwärtern aufrecht zu erhalten.
Dagegen sprechen die Referendare die Drohung
ans, im Falle der Unbengsamkeit der Regierung,
sämtlich zur Theologie und Zahnheilkunde über-
gehen zu wollen.
Sache der Landtage der verschiedenen
Bundesstaaten wird es sein, auf eine energische
Abhülfe der Kalamität zu sinnen.
_ öl. U.*)
*) Der Verfasser, selbst ein Referendar, übersandte
nur das Manuskript mit nachfolgendem rührenden:
Stoßseufzer:
A» die Redaktion der „Jugend"
Mein Mädel ist chik, und ich habe kein Neid,
Ihr seidene Höschen zu kaufen,
Und doch will das Mädel um alle Welt
In seidenen Höschen laufen.
Mein Mädel ist hübsch und will lieber Sekt
Als simpeles Braunbier nippen,
Und schenk ich ihr Kuchen, Bonbons und Cvnfckl.
Dann spitzt sie entzückend die Lippen.
Ich aber, ich bin nur ein armer Jurist
Und habe nur wenig Moneten,
Und wenn nicht die „Jugend" vernünftig ist,
Gebt Geld und Mädel bald flöten.
Bescheiden
Pfarrer: „Nehmt beim Sprechen doch die Pfeife
ans dem Mund."
Bauer: „Dös gibt's nöt, i bin koa Bildungs-
protz!"
Ver Streik der Referendare
Liebe Jugend! wie ich Dir schon gestern
Abend telegraphisch mittheilte, ist hier ein Streik
der Referendare ausgebrochen. In Anbetracht der
traurigen Lage dieser schlechtest bezahlten Klasse
kam cingeweihtcn Kreisen der Ausstand nicht un-
erwartet. Die Bewegung greift lawinenartig um
sich. Unter der Bevölkerung herrscht Panik?
Am Abend des fr. (Oktobers hatte sich eine
ansehnliche Menge der Herrn Referendare zu einer
Besprechung im großen Saale der Winzerstuben
versammelt. Herr Or. Itippel referierte über die
Lagc.^ Lr erwähnte unter anderm als Beispiel für
den sozialen und wissenschaftlichen Niedergang des
Standes, daß in P. im preußischen vogtlande
ein Referendar im ». Jahr seiner Ausbildung
vorwiegend zur Bedienung des Telephons
verwendet würde, viele Anwesende konnten ähn-
liche Beispiele aus ihrer Praxis anführen. Re-
ferent schlug vor, eine Resolution zu fassen, Herr
Geheimer, Referendar bei der Staatsanwaltschaft
in DIdenburg, warnte vor unbesonnenen Schritten
und empfahl abwartende Haltung, als ein Tele-
gramm aus Nauen in B. die Nachricht brachte,
daß Herr Referendar Grützemacher, Bavarian (X)
Arminiae (XX) F. M., mangels Dienstpersonals
z»m Reinigen des Sitzungssaales aufge-
fordert worden sei. Lr habe dem Befehl Folge
geleistet, und dem betreffenden Vorgesetzten seine
Zeugen gesandt. Die Verlesung des Telegramms
wurde durch minutenlange Pfuirufe
unterbrochen, worauf der überwachende Polizist
die Versammlung auflöste. Darauf wählten die
Referendare eine vertraucnskommission, die den
G e n e r a l a n s st a n d proklamierte.
Die Folgen machen sich allerorten bemerkbar.
Der Amtsbetrieb stockt vollständig, die Tennis-
plätze und Bierstuben sind überfüllt. Die Be-
völkerung sympathisiert mit den Ansständigen.
Ausschreitungen sind bislang nicht vorgckommcn.
Streikbrecher finden sich nur wenige: bei der
Staatsanwaltschaft, in der Verwaltung und in
den Kreisen der Reserve-(Offiziere. Die Aus-
ständigen haben beschlossen, diesen die Bierrechte
zu entziehen, von der kampfeslustigen Stimmung
der Ausständigen zeigen ihre Forderungen:
t. Beschäftigung der Referendare unterhalb
der Funktionen des Gerichtsvollziehers ist unzu-
lässig.
2. Arbeitsvergütung in Höhe des ortsüblichen
Mindestlohnes für Taglöhner.
5. Nachzahlung des rückständigen Gehaltes
seit Eintritt in den Staatsdienst plus n % Zinsen
von Zustellung der Beschwerdeschrift ab.
Einer erotischen Dichterin
Genieß' ich Deiner Verse Brunst,
So scheint's mir armem Tropfe:
Als Du der Muse Kuß empfingst,
Da stand'st Du auf dem Kopfe.
ii. »
Der aufrichtige Unterrhan
Fürst (läßt sich von einem Holzknecht rodeln):
Schneller, Hans, schneller I
Holzknecht fährt vorsichtig und langsam
weiter. Als sie unten sind, fragt der Fürst:
warum bist net schneller g'fahrn?
Holzknecht (sich hinter den Ghren kratzend):
Ja mei, Königliche Hoheit! wenn was passiert
wär', thät der (Oberförster sagen, i bätt' der
G'scheitere sein sollen.
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„Nun, was schreibst Du denn da?"
„Ich verfasse eine Kritik der Kritik über die
Kritik der Kritik."
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