1905
Nr. 4L
Das erwachen in Oesterreich
Das Volk wird wach, das Volk steht auf
Nun auch iu Oestreichs Gauen,
Die alten Regierungszöpfe saht
Darob ein lähmendes Grauen!
Das ging so rasch, schier über Nacht,
Ein jähes lleberrumpeln —
Wir waren doch nie was Andre? gewöhnt,
Als langsam »achzuhumpelnl
Im Hader der Parteien zermürbt
Sind wir seit Jahr und Tagen —
Um des Volkes Wohl vergaßen sogar
Des Volkes Vertreter zu fragen!
Sie hörten vor lauter politischem Jank
Nicht mehr die Stimmen der Tiefen^
Und glaubten, daß drunten die Massen fest
Den Schlaf des Gerechten schliefen!
Doch leise ist des Volkes Schlaf —
Der erste fliegende Schimmer
Der Morgenröthe hat es erweckt
In seinem Tagwerk immer!
Aus Osten durch die Dämtnerung
Sieht man die ersten Strahlen
Auch unfern Himmel feuerroth
Mit Flammengarben malen!
Das Volk steht auf, das Volk zieht hinaus
Stolz in den Morgen, den Hellen,
Sein Feld, das nran ihm brach gelegt,
Nun selber zu bestellen!
Rudolf ©rein}
*
eine halbe Sache
Die neue Hofjagd-Uniform, so nett sie
auch an manchem Körper sitzt, hat einen großen
Mangel: sie ist zn generell, sie will zwei und
mehr Fliegen niit einer Klappe schlagen, und das
muß im Interesse deutschen Ansehens unbedingt
vermieden werden. Man sckaffe deshalb be-
sondere Uniformen an für Hofjagdcn auf
j. Rehe, 2. Hirsche, 3. Sauen, Geflügel.
Will man ein klebriges thun und die Sache
möglichst bunt gestalten, so führe man auch für
jede Geflügelsortc eine besondere Uniform ein;
denn schließlich ist ein Hofceremoniell, das bei-
spielsweise eine Rebhühner-Uniform auch zur Er-
legung von Fasanen als zulässig erachtet, doch
recht mangelhaft. Etwas kritisch wird sich die
Sache gestalten, wenn ein Iagdgast, angethan
mit der Reh bock-Uniform, plötzlich auf einen
Hasen stößt! Dem ist aber leicht abzuhelfen,
indem jedem Theilhaber ein oder auch zwei Diener
beigegeben werden, die sämmtliche Hofjagd-
uniformen, über den Arm gelegt, zu tragen haben.
Der Iagdgast hat dann mit thunllchster Schnelle
und an windgeschütztem platze die Hasen-Uniform
anzulegen und Meister Lampe zur Strecke zu
bringen, vorausgesetzt, daß er noch da ist.
wir zweifeln nicht, daß unsere Anregung an
geeigneter Stelle die verdiente Beachtung findet,
und lassen deshalb den fröhlichen Ruf erschallen:
„Knacksüße, an die Vorarbeiten!"
Zirp
»
Wer zahlt bie Biersteuer? Die „Nord-
deutsche Allgemeine Zeitung" führt aus, weder die
Brauer, noch die Biertrinker würden die Erhöhung
der Biersteuer merken. Nörgler und vaterlandslose
Gesellen werfen nunmehr die Frage auf, aus wessen
Tasche dann eigentlich die höhere Steuer bezahlt
werde. Es gibt eben kurzsichtige Menschen, die man
auf alles stoßen muß. Die Sache ist doch furchtbar
einfach. Infolge der Erhöhung der Biersteuer wird
das Bier, da es nicht theurer werden darf, schlechter
werden; schlechteres Bier wird aber nicht so gern
getrunken wie besseres; der Durst wird aber nicht
abnehmen; also werden die Leute Wasser und Him-
beersaft trinken; also wird der Konsum von Him-
beersaft steigen; also wird dieser theurcr werden;
also sind cs die Antialkoholiker, die Absti-
nenzler, aus deren Tasche die höhere
Biersteuer bezahlt wird.
J UGHND
Der neue Mutarch
Hofpredigcr Stöcker und Herr Boh»
sprachen über die neuen Verkehrs-Steuern.
„Das Meiste brächte 'ne Steuer ein auf
den Verkehr mit — Weibern!" eiferte der
Licentiat.
In Belgrad traf ein Herr zwei serbische
Veteranen.
„wo haben Sie sich das Holzbcin geholt?"
„Bei der Ermordung Alexanders."
„Und wo haben Sic die Srirnwunde her?"
„Ich war Erzieher des Kronprinzen."
„Gebt Ihr endlich klein bei?" sagte Linde-
quist zu Isaak wirboi und Genossen, als diese
ihm die Waffen ablieferren. „Dauert Euch
endlich Eure Frcvelthat?"
„Nein!" erwiderte der freche Schwarze,
„aber der deutsche Kolonialeratl"
«
Ein Bühnen-Jubiläum. Es war am An-
fang der 50 er Jahre des 20ten Jahrhunderts.
Während Berlin sich sonst ins Rieseubafle entwickelt
hatte, war das früher so voluminöse Firmenregister
zu einem dünnen Oktavheitckien zusammengeschrUnipst.
Es enthielt nur noch vier Firmen: Die Aktienge-
sellschaft für Kunst und Bildung August Scherl,
die sämmtliche Berliner Zeitungen, den gesammten
Verlags- und Sortiments Buchhandel, sowie das
ganze Lotteriewesen iu sich vereinigte, — die Firma
HoflieferantReiuhold Begas .'inclifl G. m. b. H.,
die die Fabrikate der bildenden Kunst lieferte, — die
Firma Max Reinhardt, die sich lediglich mit
dem Betriebe der 235 Berliner Theater befaßte, —
und das Waarenhaus A. Wertheim, das in seinen
1457!» Berliner Filialen die übrigen Gebiete des
Handels und der Industrie in sich vereinigte. —
Berlin feierte das 50 jährtge Jubiläum der
Bühnenfirma Max Reinhardt. Unter den zahl-
reichen Festgeschenken heben wir folgende hervor:
Die Firma Scherl schenkte die Manuskripte von 150
neuen Trauerspielen, 150 neuen Lustspielen und 150
neuen Possen; die Firma Begas schenkte die lebens-
großen Marmorstatuen aller Mitglieder der 235
Reinhardt'ichen Bühnen: die Firma Wertheim schenkte
25 Mitrailleuiendrehbühnen, die in der Sekunde 20
Umdrehungen machen: die Prokuristen der Firma
Max Reinhardt, an ihrer Spitze die drei ältesten:
Hülsen, Brahm und Bonn, schenkten die Herrschaft
Groß-Äroblewo in Posen mit einem Waldbestand
von 55000 Morgen, der für die Bedürfnisse der
Reinhardt'schen Bühnen ausgcrodet werden soll:
die Schauspieler und Schauspielerinnen schenkten
ein Kontraktbruchband zur Verhütung der ge-
fährlichen Folgen eines Kontraktbruches.
,,ven Böfen leid Ihr los, die Boten find
geblieben“
pob und auch Wladimir sind zwar gegangen,
Selbst Trepow wurde ziemlich kalt gestellt,
Die großen Diebe wurden dieses Mal gehangen,
Die kleinen aber gingen straflos in die Welt.
pob, Trepow, Wladimir sind tot —
Ls lebe pob und Wladimir und Trepow!
Sie leben wirklich noch, denn wo ins Abeudroth
Lin Zwiebeldach sich taucht im heil'gen Rußland,
Da wirken auch, dem heil'gen Tschin zur Ziere.
Dem Land zur (pual, in großer Zahl,
viel pöbse, Trepows, Wladimire.
Zeitgenosse
*
Irgendwo
Man tadelt wo, man lobt auch wo,
Man gibt wo Dampf, man bremst wo,
Man spricht wo kontra, spricht wo pro,
wo ist das denn? Im Semstwo!
Neue Steuern
Lieber Freiherr von Stengel!
Nachdem ick mir vom ersten Schrecken über die
jrandiose Steuerreform nothdirftlich erholt habe,
beehre ick mir. Dir mein Bedauern drieber aus-
zuschitten, daß ich Dir »ich perieentich kenne, um
Dir eines Böseren zu belehren. Nee, Junge, mit
die »eien Steiern is't nischt! Da habe ick 'n paar
viel stilvollere Dinger 'rausjeknobelt, die ick Dir
verehrungsvoll vor die Fieße lege.
Wie wäre bet zum Bleistift mit 'ne all-
jemeine „Nlucker-Steier"? — Junge, da
jinge noch wat ein, und der janze Sittlichkeits-
klimbim wäre doch wat jut vor. Mer Ham ja ooch
'ne „Hundesteier"!
Oder so 'ne kleene „Soldatenmißhand-
lungs-Steier". Ick jloohe, die Idee hat wat for
sich. Ratierlich mißte da progressiv vorjejangen
wcr'n, von die eenfachsten Rippentriller bis zu die
konipliziertesten Fußtritte mit 'n jefährlichen Je-
jenstand.
For ne Juugjesellensteier habe ick nischt ibrig.
Hinjejen wäre ick sehr for 'ne Ehe-Jrrungs-
steier". Wer sich amesiert, soll ooch blechen I
Del is mein Jrundsatz.
Dann habe ick noch uff ’n Tapet 'ne „preuß-
ische Denkmals-Euthillungs-Steier",
'ne „Telejramm-Steier". 'ne „lyrische Je-
dichte-Verzappungs-Steier" un 'ne neie
„Sleiererfindungs - Steier". Womit ick
verbleibe Dein jetreier
Rarlchen
Auch em „Humor des Auslandes"
„Im heiligen Rußland kann Jedermann ruhig
und ungefährdet leben. Keine Feinde werden
ihn überfallen und niemand wird ihn beleidigen.
Alle schützt der Zar und seine Gesetze. Friedlich
kann ein jeder seinem Geschäfte nachgehen, niemand
wird ihn stören, wenn er nur selbst den Frieden
liebt und allen Anderen nur Gutes wünscht, wo-
hin wir auch gehe», überall sehen wir das fried-
liche, ruhige Leben des russischen Volkes.
Fest und »»erschüttert steht die russische Macht
da, gleichsam eine Anserwählte des Herrn; vom
Himmel berufen, der ganzen Welt den Frieden
aller Völker zu wahren.
Alle Russen sind in Wahrheit tief überzeugt
davon, daß unser Reich, wenn es das heilige
Rußland bleibt und Gott dient und seiner Wahr-
heit treu bleibt, blühen wird zum Frieden und
zum Wohlgefallen aller Völker der Lrde, lange,
lange bis zu jenen Zeiten, wo es weder Länder
noch Völker geben wird."
(Aus der Vorrede des russischen Lehrbuches der
russischen Geschichte für mittlere Lehranstalten von
Pusitzky, 2. Auflage.)
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Nr. 4L
Das erwachen in Oesterreich
Das Volk wird wach, das Volk steht auf
Nun auch iu Oestreichs Gauen,
Die alten Regierungszöpfe saht
Darob ein lähmendes Grauen!
Das ging so rasch, schier über Nacht,
Ein jähes lleberrumpeln —
Wir waren doch nie was Andre? gewöhnt,
Als langsam »achzuhumpelnl
Im Hader der Parteien zermürbt
Sind wir seit Jahr und Tagen —
Um des Volkes Wohl vergaßen sogar
Des Volkes Vertreter zu fragen!
Sie hörten vor lauter politischem Jank
Nicht mehr die Stimmen der Tiefen^
Und glaubten, daß drunten die Massen fest
Den Schlaf des Gerechten schliefen!
Doch leise ist des Volkes Schlaf —
Der erste fliegende Schimmer
Der Morgenröthe hat es erweckt
In seinem Tagwerk immer!
Aus Osten durch die Dämtnerung
Sieht man die ersten Strahlen
Auch unfern Himmel feuerroth
Mit Flammengarben malen!
Das Volk steht auf, das Volk zieht hinaus
Stolz in den Morgen, den Hellen,
Sein Feld, das nran ihm brach gelegt,
Nun selber zu bestellen!
Rudolf ©rein}
*
eine halbe Sache
Die neue Hofjagd-Uniform, so nett sie
auch an manchem Körper sitzt, hat einen großen
Mangel: sie ist zn generell, sie will zwei und
mehr Fliegen niit einer Klappe schlagen, und das
muß im Interesse deutschen Ansehens unbedingt
vermieden werden. Man sckaffe deshalb be-
sondere Uniformen an für Hofjagdcn auf
j. Rehe, 2. Hirsche, 3. Sauen, Geflügel.
Will man ein klebriges thun und die Sache
möglichst bunt gestalten, so führe man auch für
jede Geflügelsortc eine besondere Uniform ein;
denn schließlich ist ein Hofceremoniell, das bei-
spielsweise eine Rebhühner-Uniform auch zur Er-
legung von Fasanen als zulässig erachtet, doch
recht mangelhaft. Etwas kritisch wird sich die
Sache gestalten, wenn ein Iagdgast, angethan
mit der Reh bock-Uniform, plötzlich auf einen
Hasen stößt! Dem ist aber leicht abzuhelfen,
indem jedem Theilhaber ein oder auch zwei Diener
beigegeben werden, die sämmtliche Hofjagd-
uniformen, über den Arm gelegt, zu tragen haben.
Der Iagdgast hat dann mit thunllchster Schnelle
und an windgeschütztem platze die Hasen-Uniform
anzulegen und Meister Lampe zur Strecke zu
bringen, vorausgesetzt, daß er noch da ist.
wir zweifeln nicht, daß unsere Anregung an
geeigneter Stelle die verdiente Beachtung findet,
und lassen deshalb den fröhlichen Ruf erschallen:
„Knacksüße, an die Vorarbeiten!"
Zirp
»
Wer zahlt bie Biersteuer? Die „Nord-
deutsche Allgemeine Zeitung" führt aus, weder die
Brauer, noch die Biertrinker würden die Erhöhung
der Biersteuer merken. Nörgler und vaterlandslose
Gesellen werfen nunmehr die Frage auf, aus wessen
Tasche dann eigentlich die höhere Steuer bezahlt
werde. Es gibt eben kurzsichtige Menschen, die man
auf alles stoßen muß. Die Sache ist doch furchtbar
einfach. Infolge der Erhöhung der Biersteuer wird
das Bier, da es nicht theurer werden darf, schlechter
werden; schlechteres Bier wird aber nicht so gern
getrunken wie besseres; der Durst wird aber nicht
abnehmen; also werden die Leute Wasser und Him-
beersaft trinken; also wird der Konsum von Him-
beersaft steigen; also wird dieser theurcr werden;
also sind cs die Antialkoholiker, die Absti-
nenzler, aus deren Tasche die höhere
Biersteuer bezahlt wird.
J UGHND
Der neue Mutarch
Hofpredigcr Stöcker und Herr Boh»
sprachen über die neuen Verkehrs-Steuern.
„Das Meiste brächte 'ne Steuer ein auf
den Verkehr mit — Weibern!" eiferte der
Licentiat.
In Belgrad traf ein Herr zwei serbische
Veteranen.
„wo haben Sie sich das Holzbcin geholt?"
„Bei der Ermordung Alexanders."
„Und wo haben Sic die Srirnwunde her?"
„Ich war Erzieher des Kronprinzen."
„Gebt Ihr endlich klein bei?" sagte Linde-
quist zu Isaak wirboi und Genossen, als diese
ihm die Waffen ablieferren. „Dauert Euch
endlich Eure Frcvelthat?"
„Nein!" erwiderte der freche Schwarze,
„aber der deutsche Kolonialeratl"
«
Ein Bühnen-Jubiläum. Es war am An-
fang der 50 er Jahre des 20ten Jahrhunderts.
Während Berlin sich sonst ins Rieseubafle entwickelt
hatte, war das früher so voluminöse Firmenregister
zu einem dünnen Oktavheitckien zusammengeschrUnipst.
Es enthielt nur noch vier Firmen: Die Aktienge-
sellschaft für Kunst und Bildung August Scherl,
die sämmtliche Berliner Zeitungen, den gesammten
Verlags- und Sortiments Buchhandel, sowie das
ganze Lotteriewesen iu sich vereinigte, — die Firma
HoflieferantReiuhold Begas .'inclifl G. m. b. H.,
die die Fabrikate der bildenden Kunst lieferte, — die
Firma Max Reinhardt, die sich lediglich mit
dem Betriebe der 235 Berliner Theater befaßte, —
und das Waarenhaus A. Wertheim, das in seinen
1457!» Berliner Filialen die übrigen Gebiete des
Handels und der Industrie in sich vereinigte. —
Berlin feierte das 50 jährtge Jubiläum der
Bühnenfirma Max Reinhardt. Unter den zahl-
reichen Festgeschenken heben wir folgende hervor:
Die Firma Scherl schenkte die Manuskripte von 150
neuen Trauerspielen, 150 neuen Lustspielen und 150
neuen Possen; die Firma Begas schenkte die lebens-
großen Marmorstatuen aller Mitglieder der 235
Reinhardt'ichen Bühnen: die Firma Wertheim schenkte
25 Mitrailleuiendrehbühnen, die in der Sekunde 20
Umdrehungen machen: die Prokuristen der Firma
Max Reinhardt, an ihrer Spitze die drei ältesten:
Hülsen, Brahm und Bonn, schenkten die Herrschaft
Groß-Äroblewo in Posen mit einem Waldbestand
von 55000 Morgen, der für die Bedürfnisse der
Reinhardt'schen Bühnen ausgcrodet werden soll:
die Schauspieler und Schauspielerinnen schenkten
ein Kontraktbruchband zur Verhütung der ge-
fährlichen Folgen eines Kontraktbruches.
,,ven Böfen leid Ihr los, die Boten find
geblieben“
pob und auch Wladimir sind zwar gegangen,
Selbst Trepow wurde ziemlich kalt gestellt,
Die großen Diebe wurden dieses Mal gehangen,
Die kleinen aber gingen straflos in die Welt.
pob, Trepow, Wladimir sind tot —
Ls lebe pob und Wladimir und Trepow!
Sie leben wirklich noch, denn wo ins Abeudroth
Lin Zwiebeldach sich taucht im heil'gen Rußland,
Da wirken auch, dem heil'gen Tschin zur Ziere.
Dem Land zur (pual, in großer Zahl,
viel pöbse, Trepows, Wladimire.
Zeitgenosse
*
Irgendwo
Man tadelt wo, man lobt auch wo,
Man gibt wo Dampf, man bremst wo,
Man spricht wo kontra, spricht wo pro,
wo ist das denn? Im Semstwo!
Neue Steuern
Lieber Freiherr von Stengel!
Nachdem ick mir vom ersten Schrecken über die
jrandiose Steuerreform nothdirftlich erholt habe,
beehre ick mir. Dir mein Bedauern drieber aus-
zuschitten, daß ich Dir »ich perieentich kenne, um
Dir eines Böseren zu belehren. Nee, Junge, mit
die »eien Steiern is't nischt! Da habe ick 'n paar
viel stilvollere Dinger 'rausjeknobelt, die ick Dir
verehrungsvoll vor die Fieße lege.
Wie wäre bet zum Bleistift mit 'ne all-
jemeine „Nlucker-Steier"? — Junge, da
jinge noch wat ein, und der janze Sittlichkeits-
klimbim wäre doch wat jut vor. Mer Ham ja ooch
'ne „Hundesteier"!
Oder so 'ne kleene „Soldatenmißhand-
lungs-Steier". Ick jloohe, die Idee hat wat for
sich. Ratierlich mißte da progressiv vorjejangen
wcr'n, von die eenfachsten Rippentriller bis zu die
konipliziertesten Fußtritte mit 'n jefährlichen Je-
jenstand.
For ne Juugjesellensteier habe ick nischt ibrig.
Hinjejen wäre ick sehr for 'ne Ehe-Jrrungs-
steier". Wer sich amesiert, soll ooch blechen I
Del is mein Jrundsatz.
Dann habe ick noch uff ’n Tapet 'ne „preuß-
ische Denkmals-Euthillungs-Steier",
'ne „Telejramm-Steier". 'ne „lyrische Je-
dichte-Verzappungs-Steier" un 'ne neie
„Sleiererfindungs - Steier". Womit ick
verbleibe Dein jetreier
Rarlchen
Auch em „Humor des Auslandes"
„Im heiligen Rußland kann Jedermann ruhig
und ungefährdet leben. Keine Feinde werden
ihn überfallen und niemand wird ihn beleidigen.
Alle schützt der Zar und seine Gesetze. Friedlich
kann ein jeder seinem Geschäfte nachgehen, niemand
wird ihn stören, wenn er nur selbst den Frieden
liebt und allen Anderen nur Gutes wünscht, wo-
hin wir auch gehe», überall sehen wir das fried-
liche, ruhige Leben des russischen Volkes.
Fest und »»erschüttert steht die russische Macht
da, gleichsam eine Anserwählte des Herrn; vom
Himmel berufen, der ganzen Welt den Frieden
aller Völker zu wahren.
Alle Russen sind in Wahrheit tief überzeugt
davon, daß unser Reich, wenn es das heilige
Rußland bleibt und Gott dient und seiner Wahr-
heit treu bleibt, blühen wird zum Frieden und
zum Wohlgefallen aller Völker der Lrde, lange,
lange bis zu jenen Zeiten, wo es weder Länder
noch Völker geben wird."
(Aus der Vorrede des russischen Lehrbuches der
russischen Geschichte für mittlere Lehranstalten von
Pusitzky, 2. Auflage.)
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[nicht signierter Beitrag]: Auch ein "Humor des Auslandes"
Rudolf Greinz: Das Erwachen in Österreich
[nicht signierter Beitrag]: Irgendwo
Karlchen: Neue Steuern
Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Der neue Plutarch"
[nicht signierter Beitrag]: Wer zahlt die Biersteuer?
Zeitgenosse: "Den Bösen seid ihr los, die Bösen sind geblieben"
[nicht signierter Beitrag]: Ein Bühnen-Jubiläum
Zirp: Eine halbe Sache
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
Rudolf Greinz: Das Erwachen in Österreich
[nicht signierter Beitrag]: Irgendwo
Karlchen: Neue Steuern
Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Der neue Plutarch"
[nicht signierter Beitrag]: Wer zahlt die Biersteuer?
Zeitgenosse: "Den Bösen seid ihr los, die Bösen sind geblieben"
[nicht signierter Beitrag]: Ein Bühnen-Jubiläum
Zirp: Eine halbe Sache
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch