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Durch die Ungeschicklichkeit des Dienstmädchens
sielst ei» Besucher die Frau des Hauses einen
Augenblick dnrch die geöffnete Schlafzimmerthür
im Nachtgewand. Als dann späterhin im engen
Familienkreise die Hausfrau die fatale Geschichte
erzählt, fragt das dreizehnjährige, häuslich er-
zogene Töchtcrchcn:

„INama, war's denn wenigstens sauber?"

lNeine 6espräcsie

„Dein Vater geht also nicht mehr in die Kirche?"
Berliner Junge: „Nee, der hat sich mit
dem lieben Iott verkracht."

„was geschieht denn mit dem Holz da, Herr
Förster?"

„Das kommt in die Fabrik, da macht man
das holzfreie Hapier daraus."

Aus einer PoUzeianzeige

Als gehorsainst Unterzeichneter gestern Abend
am Garten des Bäckermeisters Huber vorüberging,
vernahm erst» der daselbst befindlichen lveinlaube
ein verdächtiges Geräusch. Gehorsams! Unter-
zeichneter spähte pflichtgemäß zwischen den Blättern
hindurch und erblickte die vereh. Huber, welche da-
selbst in schamloser weise i h r K i n d stillte. Un-
verzüglich nahm hierauf gehorsainst Unterzeichneter
das gesetzlich vorgcschriebene öffentliche Aergerniß
und verfehlte nicht, die Genannte hiermit wegen
Vornahme einer unzüchtigen Han dl u n g
gehorsamst zur Anzeige zu bringen.

Die Sinsame

O, ich verstehe Dich, Du arme Frau.

Wie weiße sturmverschlague Taube» kleben
An Jnselklippen, leer und öd und rauh,

So klebst Du jetzt a» Deinem leeren Leben.

Dir war die Lust am Sonnenschein gegeben,
Dein schönheitstruuknes Auge liebt das Blau,
Das Licht, das Gluck, Du möchtest

aufwärts schweben
— Und liegst am Boden, tief im Nebelgrau!

An Deiner Seele sehnsucht-straffe Saiten
Klingt keiner andern Ton, die Dich verstand,
Und wenn sich je die Nebelwände weiten

Um Deines Daseins freudelosen Strand,
Dann siebst Du ferne nur die Schiffe gleiten,
Die sonnig zieh» in Deiner — Traume Land.

A. De Nora

Gedanken

Von dem Augenblicke an, da wir nicht
niehr wachsen, sind wir reif znm Sterben.

In der Geschichte ist der krumme Weg der

kürzeste. Wilhelm Weigand

Die Einen führt das Unrecht, das sie von
den Menschen erleiden, zur Menschenliebe,
die Andern znm Menschenhaß.

Charakter ist, keine Macht der Welt an-
erkennen, bevor man sie nicht als berechtigt
am eigenen Leibe erfahren hat.

I'»»I (lilll-lll

Cheodor Doebnei

KinderlUder

von Gustav Falke

flßarieken

Lütt Marickcu freit sik,

Lütt Marieken treiht sik,

Lütt Marieken hatt'u uigen

Rock, wer will dat Maten frige»?

Morgen is se söben Johr

Un kriegt '»e rode Schlauf iu't Hohr.

Oie keis nack EngeUancl

Seil aff min Boot nach Eugcllaud,

De Stvrm kann di »ich an,

Jk gurt di seker an min Baud
Un lvots di dor woll 'ran.

In Engelland, dor stiegt wi ut
Un gah» nah'» König 'ran:

Jk bün '» Prinz un sök mi'n Brut,

Gib mi die Dochter man.

U» will he »ich und seggt holt stopp!
Dann gricpt wie em furts an:

Her mit die söte Zuderpopp,

Süß flau wie allcns to Schau»'.

Denn kimmt se rut un' kriegt mi fat
Un küßt mi, all wat' s' kann:

Lat em man sin, du büst min Maat,

Un di liefern ik tom Mann.
Register
[nicht signierter Beitrag]: Aus einer Polizeianzeige
A. De Nora: Die Einsame
[nicht signierter Beitrag]: Kleine Gespräche
Theodor Doebner: Weihnachten im Forsthause
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Wilhelm Weigand: Gedanken
Gustav Falke: Kinderlieder
Paul Garin: Gedanken
 
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