Müllern sein System
von einem Lhpaar Namens Schnick
war sie zu dünn und er zu dick.
Das mußte diese Beiden kränken
Und mehr vielleicht, als Sie sich denken.
Denn innerlich, da lebten sie
In schönster Seelenharmonic,
Doch in Betreff des äußern Scheins
Da waren sie wie O und I.
Sie übten sich, den steifen Rücken
Nach rückwärts und nach vorn zu bücken,
wie freuten sich die Beiden da,
Als eins das Andre vor sich sah!l
Und jubelnd embrassierten sich
Die Gatten Herz- und inniglich,
Sich am willkommnen Anblick labend
Sie leerten an dem schönen Abend
Noch eine pulle guten Sekt
Auf Müllern, welcher dies bezweckt
Mit seinen Uebungsparagraphen,
Und gingen dann um Zehne schlafen!
Sich aufzurichten aus dem Liegen,
Beim perbstbeginn des nächsten Jahrs
Am zwanzigsten September war's,
Da trug der Storch zum Pause Schnick
Lin Büblein wuzerlsett und dick,
Gesund vom Scheitel bis zur Zeh' —
Nach Müllern tauften sie's I. p. 1
Und andre Babies hinterher,
Die kamen noch wie Sand am Meer,
Denn durch dem Müller sein System
Geht so was flott und angenehm! — -
Und weil der Abstand gar zu groß,
Drum blieben sie auch kinderlos.
Perr Schnick ging nach Marienbad,
Doch war's um jeden Groschen Schad',
Denn — ach! — bei seiner Wiederkehr,
Da wog er sieben Kilo — mehr!
Frau Schnick aß Riesenportionen
von Zucker, Liern, Speck und Bohnen,
Doch ob sie speiste, wie Lnkull —
Sie blieb die I und er die O!
Die Beiden, die sich heiß geliebt,
Pat dieser Zustand schwer betrübt,
Und wenn sie sich beim Baden sah'n,
So schauten sie sich schmerzlich an!
Da hörte Schnick, wie angenehm
Der Mensch durch Müllern sein System
von allem Speck Befreiung findet,
Der durch Gymnastik rasch verschwinde!.
Lr sprach bei sich: Ls ist das Beste,
Ich reise bis zum lveihnachtsfeste
Mit einem schlauen Vorwand fort
Und übe dann an andern! ©rt
Zur Minderung der Ueberplastik
Die I p. Müller'sche Gymnastik.
Und kehr' ich taunenschlank zurück —
Für meine Panne welch ein Glück!
Lr ging: Zu gleicher Zeit erfuhr
Frau Schnick: g>ur Rundung der Figur
Wird der berühmte I. P. Müller
Der kühnsten poffnung ein Lrfüller.
Da dachte sie: Ls ist das Beste,
Ich übe dis zum lveihnachtsfeste
Nach dem bekannten gelben Büchlein
Ulit den bekannten weisen Sprüchlein, -
lvenn dann mein Gatte wiederkehrt,
Sieht er mich rund und wohlgenährt
Und süßer Lohn ist mein Gewinn,
Denn Ulllllcr hilft für Dick und Dünn!
Gesagt, gethan! Und hübsch exakt,
Bei offnem Fenster splitternackt,
Im Angesicht de- Badewanne,
So übten Schnick nud seine Panne
Tagtäglich nun ihr Viertelstündchen —
Er in Berlin und sie in München.
Da ward der Rumpf gedreht, geneigt,
Nach seitwärts sich verdreht zu biegen
Und was der Mensch noch weiter macht
Getreu der Vorschrift 8,
wie I. p. Müller sie doziert;
Dann ward gebadet, ward frottiert
Und ward massiert mit starker pand.
Ihr Umfang wuchs, der Seine schwand
Und schnell gewannen sie an Reiz,
Lr seiner- und sie ihrerseits.
Tagtäglich wuchs das Resultat,
Und als das weihnachtsfest genaht,
>■ ® Großstadtmensch, der abgestumpft,
verfault, verrottet und versumpft,
Bald wie ein Walfisch speckumlagert,
Bald klapperdürr und abgcmagert,
Dahiudöst, träg' und allerwege,
Entbehrt gesunder Körperpflege,
Mit Fettbcrz, Milz- und Lcbcrlciden,
Mit Störung in den Lingewciden,
Die paut verwelkt und roth gepickelt,
Die Muskeln schlapp und unentwickelt,
Die Lungen ohne Sauerstoff,
Die Nieren krank vom vielen Soff,
Den Rücken vor der Zeit gebeugt,
Die Knochen zu der Gicht geneigt,
Den Scheitel kahl, die Zähne hohl,
Den Willen schwach, den Geist frivol,
Und energielos und bequem —
© Mensch, befolge ein System,
Das stärkend ist für Leib und Geist,
©b's Müller oder Meier heißt!
Du siehst es an dem Lhpaar Schnick:
Gesundheit ist das höchste Glück
Und jede Mühe wird sie lohnen
Für Dich und Deine Lpigoneni
»'!»
(Zeichnungen von A. Schmidhammer.»
Da kehrte Schnick vergnügt nach paus —
Er sah total verändert aus,
Daß ihn die Gattin kaum erkannte.
Und als die Weihnachtstanne brannte,
Da trat perr Schnick, ganz frisch gewaschen,
Die Gattin froh zu überraschen,
wie Vater Adam angethan
In das Gemach. — Den gleichen plan,
Den hatte auch Frau Schnick gefaßt,
Sie trat herein, ä tempo fast,
Zu ihrem Gatten sonder pülle
In ihrer frisch erworbnen Fülle.
Sie, rund und rosig ganz in Moll,
Lr, schlank und sehnig wie Apoll —
das Knie gebeugt,
Grudenten-Lacein
quousque tandem? = das zwanzigste Semester
ignorarnus — die Herren Professoren
altum silentium — das Examen
Im Liegen kreisten sie die Beine,
(Sowohl die ihren, wie auch seine.)
Heue« von Serenissimus
„Eklige Kerls, diese Norweger! wollen nun
gar Prädikat .Majestät' abschaffen. Soll in Zu-
kunft nur noch .Herr König' heißen, würde
m i r das — äh, ganz entschieden verbitten, lieber
Kiudcrmann! Schließlich kommen — äh —Kerle
noch mit äh — .Genosse König'!"
von einem Lhpaar Namens Schnick
war sie zu dünn und er zu dick.
Das mußte diese Beiden kränken
Und mehr vielleicht, als Sie sich denken.
Denn innerlich, da lebten sie
In schönster Seelenharmonic,
Doch in Betreff des äußern Scheins
Da waren sie wie O und I.
Sie übten sich, den steifen Rücken
Nach rückwärts und nach vorn zu bücken,
wie freuten sich die Beiden da,
Als eins das Andre vor sich sah!l
Und jubelnd embrassierten sich
Die Gatten Herz- und inniglich,
Sich am willkommnen Anblick labend
Sie leerten an dem schönen Abend
Noch eine pulle guten Sekt
Auf Müllern, welcher dies bezweckt
Mit seinen Uebungsparagraphen,
Und gingen dann um Zehne schlafen!
Sich aufzurichten aus dem Liegen,
Beim perbstbeginn des nächsten Jahrs
Am zwanzigsten September war's,
Da trug der Storch zum Pause Schnick
Lin Büblein wuzerlsett und dick,
Gesund vom Scheitel bis zur Zeh' —
Nach Müllern tauften sie's I. p. 1
Und andre Babies hinterher,
Die kamen noch wie Sand am Meer,
Denn durch dem Müller sein System
Geht so was flott und angenehm! — -
Und weil der Abstand gar zu groß,
Drum blieben sie auch kinderlos.
Perr Schnick ging nach Marienbad,
Doch war's um jeden Groschen Schad',
Denn — ach! — bei seiner Wiederkehr,
Da wog er sieben Kilo — mehr!
Frau Schnick aß Riesenportionen
von Zucker, Liern, Speck und Bohnen,
Doch ob sie speiste, wie Lnkull —
Sie blieb die I und er die O!
Die Beiden, die sich heiß geliebt,
Pat dieser Zustand schwer betrübt,
Und wenn sie sich beim Baden sah'n,
So schauten sie sich schmerzlich an!
Da hörte Schnick, wie angenehm
Der Mensch durch Müllern sein System
von allem Speck Befreiung findet,
Der durch Gymnastik rasch verschwinde!.
Lr sprach bei sich: Ls ist das Beste,
Ich reise bis zum lveihnachtsfeste
Mit einem schlauen Vorwand fort
Und übe dann an andern! ©rt
Zur Minderung der Ueberplastik
Die I p. Müller'sche Gymnastik.
Und kehr' ich taunenschlank zurück —
Für meine Panne welch ein Glück!
Lr ging: Zu gleicher Zeit erfuhr
Frau Schnick: g>ur Rundung der Figur
Wird der berühmte I. P. Müller
Der kühnsten poffnung ein Lrfüller.
Da dachte sie: Ls ist das Beste,
Ich übe dis zum lveihnachtsfeste
Nach dem bekannten gelben Büchlein
Ulit den bekannten weisen Sprüchlein, -
lvenn dann mein Gatte wiederkehrt,
Sieht er mich rund und wohlgenährt
Und süßer Lohn ist mein Gewinn,
Denn Ulllllcr hilft für Dick und Dünn!
Gesagt, gethan! Und hübsch exakt,
Bei offnem Fenster splitternackt,
Im Angesicht de- Badewanne,
So übten Schnick nud seine Panne
Tagtäglich nun ihr Viertelstündchen —
Er in Berlin und sie in München.
Da ward der Rumpf gedreht, geneigt,
Nach seitwärts sich verdreht zu biegen
Und was der Mensch noch weiter macht
Getreu der Vorschrift 8,
wie I. p. Müller sie doziert;
Dann ward gebadet, ward frottiert
Und ward massiert mit starker pand.
Ihr Umfang wuchs, der Seine schwand
Und schnell gewannen sie an Reiz,
Lr seiner- und sie ihrerseits.
Tagtäglich wuchs das Resultat,
Und als das weihnachtsfest genaht,
>■ ® Großstadtmensch, der abgestumpft,
verfault, verrottet und versumpft,
Bald wie ein Walfisch speckumlagert,
Bald klapperdürr und abgcmagert,
Dahiudöst, träg' und allerwege,
Entbehrt gesunder Körperpflege,
Mit Fettbcrz, Milz- und Lcbcrlciden,
Mit Störung in den Lingewciden,
Die paut verwelkt und roth gepickelt,
Die Muskeln schlapp und unentwickelt,
Die Lungen ohne Sauerstoff,
Die Nieren krank vom vielen Soff,
Den Rücken vor der Zeit gebeugt,
Die Knochen zu der Gicht geneigt,
Den Scheitel kahl, die Zähne hohl,
Den Willen schwach, den Geist frivol,
Und energielos und bequem —
© Mensch, befolge ein System,
Das stärkend ist für Leib und Geist,
©b's Müller oder Meier heißt!
Du siehst es an dem Lhpaar Schnick:
Gesundheit ist das höchste Glück
Und jede Mühe wird sie lohnen
Für Dich und Deine Lpigoneni
»'!»
(Zeichnungen von A. Schmidhammer.»
Da kehrte Schnick vergnügt nach paus —
Er sah total verändert aus,
Daß ihn die Gattin kaum erkannte.
Und als die Weihnachtstanne brannte,
Da trat perr Schnick, ganz frisch gewaschen,
Die Gattin froh zu überraschen,
wie Vater Adam angethan
In das Gemach. — Den gleichen plan,
Den hatte auch Frau Schnick gefaßt,
Sie trat herein, ä tempo fast,
Zu ihrem Gatten sonder pülle
In ihrer frisch erworbnen Fülle.
Sie, rund und rosig ganz in Moll,
Lr, schlank und sehnig wie Apoll —
das Knie gebeugt,
Grudenten-Lacein
quousque tandem? = das zwanzigste Semester
ignorarnus — die Herren Professoren
altum silentium — das Examen
Im Liegen kreisten sie die Beine,
(Sowohl die ihren, wie auch seine.)
Heue« von Serenissimus
„Eklige Kerls, diese Norweger! wollen nun
gar Prädikat .Majestät' abschaffen. Soll in Zu-
kunft nur noch .Herr König' heißen, würde
m i r das — äh, ganz entschieden verbitten, lieber
Kiudcrmann! Schließlich kommen — äh —Kerle
noch mit äh — .Genosse König'!"