slsflerbet
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Der neue Mutarch
Zwei von der „Schwarzen Lande" de-
gegnetcn sich:
„Nein, mit der Polizei will ich nichts mehr
zu thun haben. Sie hat uns bei der letzten
Plünderung übervortheilt."
»
Umkehr
Eitel Liebe, eitel Freude
Diesseits, jenseits des Ranals!
Mister John und Michel, Leide
Fallen froh sich um den Hals.
„Daß. ich Schlimmes von Dir glaubte,
Das begreif ich nicht" sagt Lull;
„Du bist reizend, ich behaupte:
Du bist very wonderful!“
„Daß ich so Dich einst verkannte,"
Spricht der Michel „meiner Seel,
Das ist wirklich eine Schande,
Du bist einfach ein Juwel!"
So mit liebenden Gebärden
Schwärmen sich die Zwei nun an,
Seit das Christkind ist auf Erden
Und — Sir Lampbell-Äannerman.
A. I>. X.
*
Unsere braven Krieger. Hurrah! Der Geist
des großen Friedrich lebt noch in unserer Armee.
Unsere wackeren Helden haben um der Pflicht willen
die größten Strapazen erduldet; sie haben keine
Nachtruhe und keine Müdigkeit gekannt. Wie oft
haben sie unter den größten Anstrengungen ge-
schwitzt, wenn es auf dem heißen Tanzplatz vorwärts
ging; wie oft haben sie dann wieder auf dem Heim-
weg in dunkler Nacht gefroren! Wie oft haben sie
Hunger und was noch schrecklicher ist, Durst ge-
litten, bis es endlich etwas zu essen gab. Wie oft
glaubten sie, sie könnten nicht mehr weiter, aber dps
Pslichtbewußtsein hat sie immer wieder aufgerichtet.
Darum Ehre und Ruhm den beiden braven
Leutnants, die der oberste Kriegsherr in
diesem Jahre wieder zu Vortänzern bei
Hofe bestimmt hat.
*
Preussen voran!
Mestreich und Ungarn bereiten im Chor
Gleiches Wahlrecht für Alle jetzt vor.
Rußland, selbst Rußland bewilligt es auch.
Preußen nur hält den veralteten Brauch !
Tagt mir, wo hört' ich den Ruf doch und wann:
Preußen voran?
Bayern und Baden, sie haben's gethan,
Ebneten allen Wählern die Bahn.
Hessen und Württemberg folgen gar bald.
Preußen behält die alte Gestalt!
Tagt mir, wo hört' ich den Ruf doch und wann
Preußen voran?
Preußen — es war vor Jahren einmal —
Galt im Süden als zu liberal!
Preußen es war fortschrittlich und frei!
Ach, diese Zeiten sind lange vorbei!
Tagt mir, wo höre ich wieder und wann:
Preußen voran?
Dann, wenn Europa die Freiheit beschirmt,
Fortscbrittbegeistert nach vorwärts stürmt
Und in dein hastigen wettlaufe — hört —
Jäh das Kommando schallt: „Halt und kehrt!
Dann steht mit einem Mal Mann für Mann
Preußen voran!
In -er (NedaKtion
Die „Jugend" wird auf Wunsch einiger Ltadtverord-
neten in den öffentlichen Lesezimmern in Leipzig nicht
mehr ausgelegt.
„was haben Sie, verehrter Herr Kollege!
Sie weinen ja? was ist denn nur passiert?
Fehlt's irgendwo an Ihrer Körperpflege?
Stach Sie ein Floh? was hat Sie alteriert?
Ach, stillen Sie den Sturzbach Ihrer Zähren,
Sie wissen doch, ich kann nicht weinen seh'n!
Bin ich dran Schuld? Dem bittren Schmerz
zu wehren,
Erzählen Sie doch, bitte, was gescheh'n?"
Drauf er: „Ein Unglück ist jetzt vorgefallen,
Das wie ein Fels ob meinem Haupte schwebt.
'Raus sind wir aus den Leipziger
Lesehallen!
Mb diesen Schlag die ,Jugend* überlebt?
Zur Strafe unsres bösen Hohns und Spottes
Sind wir verbannt für ewig, unbedingt.
Daran erkenne ich den Finger Gottes!
Huhu, mein Herz, mein armes Herz zerspringt!"
Da könnt' auch ich den Thränen nicht
mehr wehren.
Mich überkam der Reue bittre (pual.
Fast wären wir ertrunken in den Zähren.
Kein Taschentuch blieb trocken im Lokal,
wir kamen vor uns wie die Dagabonden,
Die die gerechte Bemesis erwischt,
— Und als wir nicht mehr weiter lachen
konnten,
Setzt' ich mich hin und machte dies Gedicht.
Karlcheu
Mitte, der arme russische Kegeljutige
„Besoffene Bande! So laßt mich doch wenigstens
erst die Regel aufsetzen!"
Der neue PlutarM
In Sr. Petersburg unterhielt sich ein Frem«
der mit einem Soldaten:
„Sie sind gewiß von einer Gardetruppe?"
„Jawohl, ich bin Elite-Meuterer!" rief
stolz der Vaterlandsvertheidiger.
*
Von unserm *5eim
Wir geben unfern Lesern Kenntniß von folgendem
Briefwechsel:
1. Die „Jugend" an Herrn Zrido.
Mein Herr! Sie sandten uns vor längerer Zeit
einen Beitrag, auf den wir leider hineinsielen.
Danach sollte ein aus dem „Zentrum" Münchens
stammender vornehmer Herr auf dem Bahnhof am
Schnellzug nach „Rom" entlang gelaufen sein und
„Hausknecht, Hausknecht" gerufen haben; ein aus
diesen Ruf aus dem Coupeefenster schauender Herr
soll von ihm einige kräftige Ohrfeigen erhallen haben.
Der Bahnhofsvorsteher soll den Schläger als einen
vornehmen Baron festgestellt und den Geschlagenen
gefragt haben, ob er denn ein Hausknecht sei: der
letztere soll dies entrüstet verneint und stolz erwidert
haben, er sei ein Realschuloberlehrer aus Ansbach;
nun soll endlich der Bahnhofsvorsteher den Streit
mit den Worten beendet haben: „dann geht den Herrn
ja die ganze Sache gar nichts an!" — Der Redakteur
des „Staffelsteiner Tageblatts" brachte im Vertrauen
auf unsere Autorität diese Geschichte, und der Ab-
geordnete Dt. Heim erhob Privatklage gegen ihn:
nun stellte sich zu unserer peinlichen Ueberraschung
heraus, daß die ganze Sache gar nicht wahr sei und
daß sie von mißtrauischen Geistern auf den Freiherrn
von Hertling und den Di*. Heim bezogen werden
konnte; der Redakteur des Staffelsteiner Tageblatts
wurde deshalb zu 10 Mk. verdonnert. — Mein Herr!
Wie dürfen Sie sich erlauben, uns solche Bären auf-
zubinden? Wie. wenn Dt. Heim die „Jugend" ver-
klagt hätte und wenn wir hätten die 10Mk. bezahlen
sollen? Wer wäre dann der Lackierte gewesen?
Ihre ergebene „Jugend"
2. Frida an die „Jugend".
Verehrte Jugend! Mir hatte mein Freund, der
Dienstmann Michael Haxenhuber, die Geschichte be-
richtet. Er ist oft wegen Körperverletzung, aber
wegen Eigenthumsvergehen fast gar nicht vorbe-
straft; schreiben kann er nicht, weshalb er kein
Schriftsteller ist. Ich hielt ihn darum für einen an-
ständigen Menschen und glaubte ihm. Jetzt will er
sich herausreden und sagt, er habe doch nicht denken
können, daß ich ein solcher Ochse sein werde, diese
Geschichte zu glauben. Geehrte Jugend! Wer mich
kennt, weiß, daß dies eine durchaus willkürliche An-
nahme ist. — Daß der Herr aus Staffelstein Aerger
und Ausgaben gehabt hat, thut mir leid; aber ich
kann nur sagen: Pater peccavi, auf deutsch: Du
heil'ger Veit von Staffelstein, verzeih' mir Schuld
und Sünde.
Ihr ergebener
Der Brillantenbernhard. Fürst Bülow
hat die höchste russische Ordensdekoration, nämlich
die Brillanten zum St. Andreas-Orden erhalten. In
russischen Hofkreisen herrscht eine starke Empörung
über diesen Gnadenbeweis des Zaren. „Warum grade
diesem Bülow?" sagte neulich der Hofmarschall Be-
stechowitsch zum Kammerherrn Korruptionski. „An
oem ist nichts zu verdienen. Da können wir es
nicht riskieren, Similibrillanten unterzuschieben." —
„Warum denn nicht, Brüderchen?" anrw ortete Kor-
ruptionski. „Du bist immer so dumm und veroienst
nichts. Ich glaube, Du stammst vonDeutschen ab."
Frido
listen aus
Der neue Mutarch
Zwei von der „Schwarzen Lande" de-
gegnetcn sich:
„Nein, mit der Polizei will ich nichts mehr
zu thun haben. Sie hat uns bei der letzten
Plünderung übervortheilt."
»
Umkehr
Eitel Liebe, eitel Freude
Diesseits, jenseits des Ranals!
Mister John und Michel, Leide
Fallen froh sich um den Hals.
„Daß. ich Schlimmes von Dir glaubte,
Das begreif ich nicht" sagt Lull;
„Du bist reizend, ich behaupte:
Du bist very wonderful!“
„Daß ich so Dich einst verkannte,"
Spricht der Michel „meiner Seel,
Das ist wirklich eine Schande,
Du bist einfach ein Juwel!"
So mit liebenden Gebärden
Schwärmen sich die Zwei nun an,
Seit das Christkind ist auf Erden
Und — Sir Lampbell-Äannerman.
A. I>. X.
*
Unsere braven Krieger. Hurrah! Der Geist
des großen Friedrich lebt noch in unserer Armee.
Unsere wackeren Helden haben um der Pflicht willen
die größten Strapazen erduldet; sie haben keine
Nachtruhe und keine Müdigkeit gekannt. Wie oft
haben sie unter den größten Anstrengungen ge-
schwitzt, wenn es auf dem heißen Tanzplatz vorwärts
ging; wie oft haben sie dann wieder auf dem Heim-
weg in dunkler Nacht gefroren! Wie oft haben sie
Hunger und was noch schrecklicher ist, Durst ge-
litten, bis es endlich etwas zu essen gab. Wie oft
glaubten sie, sie könnten nicht mehr weiter, aber dps
Pslichtbewußtsein hat sie immer wieder aufgerichtet.
Darum Ehre und Ruhm den beiden braven
Leutnants, die der oberste Kriegsherr in
diesem Jahre wieder zu Vortänzern bei
Hofe bestimmt hat.
*
Preussen voran!
Mestreich und Ungarn bereiten im Chor
Gleiches Wahlrecht für Alle jetzt vor.
Rußland, selbst Rußland bewilligt es auch.
Preußen nur hält den veralteten Brauch !
Tagt mir, wo hört' ich den Ruf doch und wann:
Preußen voran?
Bayern und Baden, sie haben's gethan,
Ebneten allen Wählern die Bahn.
Hessen und Württemberg folgen gar bald.
Preußen behält die alte Gestalt!
Tagt mir, wo hört' ich den Ruf doch und wann
Preußen voran?
Preußen — es war vor Jahren einmal —
Galt im Süden als zu liberal!
Preußen es war fortschrittlich und frei!
Ach, diese Zeiten sind lange vorbei!
Tagt mir, wo höre ich wieder und wann:
Preußen voran?
Dann, wenn Europa die Freiheit beschirmt,
Fortscbrittbegeistert nach vorwärts stürmt
Und in dein hastigen wettlaufe — hört —
Jäh das Kommando schallt: „Halt und kehrt!
Dann steht mit einem Mal Mann für Mann
Preußen voran!
In -er (NedaKtion
Die „Jugend" wird auf Wunsch einiger Ltadtverord-
neten in den öffentlichen Lesezimmern in Leipzig nicht
mehr ausgelegt.
„was haben Sie, verehrter Herr Kollege!
Sie weinen ja? was ist denn nur passiert?
Fehlt's irgendwo an Ihrer Körperpflege?
Stach Sie ein Floh? was hat Sie alteriert?
Ach, stillen Sie den Sturzbach Ihrer Zähren,
Sie wissen doch, ich kann nicht weinen seh'n!
Bin ich dran Schuld? Dem bittren Schmerz
zu wehren,
Erzählen Sie doch, bitte, was gescheh'n?"
Drauf er: „Ein Unglück ist jetzt vorgefallen,
Das wie ein Fels ob meinem Haupte schwebt.
'Raus sind wir aus den Leipziger
Lesehallen!
Mb diesen Schlag die ,Jugend* überlebt?
Zur Strafe unsres bösen Hohns und Spottes
Sind wir verbannt für ewig, unbedingt.
Daran erkenne ich den Finger Gottes!
Huhu, mein Herz, mein armes Herz zerspringt!"
Da könnt' auch ich den Thränen nicht
mehr wehren.
Mich überkam der Reue bittre (pual.
Fast wären wir ertrunken in den Zähren.
Kein Taschentuch blieb trocken im Lokal,
wir kamen vor uns wie die Dagabonden,
Die die gerechte Bemesis erwischt,
— Und als wir nicht mehr weiter lachen
konnten,
Setzt' ich mich hin und machte dies Gedicht.
Karlcheu
Mitte, der arme russische Kegeljutige
„Besoffene Bande! So laßt mich doch wenigstens
erst die Regel aufsetzen!"
Der neue PlutarM
In Sr. Petersburg unterhielt sich ein Frem«
der mit einem Soldaten:
„Sie sind gewiß von einer Gardetruppe?"
„Jawohl, ich bin Elite-Meuterer!" rief
stolz der Vaterlandsvertheidiger.
*
Von unserm *5eim
Wir geben unfern Lesern Kenntniß von folgendem
Briefwechsel:
1. Die „Jugend" an Herrn Zrido.
Mein Herr! Sie sandten uns vor längerer Zeit
einen Beitrag, auf den wir leider hineinsielen.
Danach sollte ein aus dem „Zentrum" Münchens
stammender vornehmer Herr auf dem Bahnhof am
Schnellzug nach „Rom" entlang gelaufen sein und
„Hausknecht, Hausknecht" gerufen haben; ein aus
diesen Ruf aus dem Coupeefenster schauender Herr
soll von ihm einige kräftige Ohrfeigen erhallen haben.
Der Bahnhofsvorsteher soll den Schläger als einen
vornehmen Baron festgestellt und den Geschlagenen
gefragt haben, ob er denn ein Hausknecht sei: der
letztere soll dies entrüstet verneint und stolz erwidert
haben, er sei ein Realschuloberlehrer aus Ansbach;
nun soll endlich der Bahnhofsvorsteher den Streit
mit den Worten beendet haben: „dann geht den Herrn
ja die ganze Sache gar nichts an!" — Der Redakteur
des „Staffelsteiner Tageblatts" brachte im Vertrauen
auf unsere Autorität diese Geschichte, und der Ab-
geordnete Dt. Heim erhob Privatklage gegen ihn:
nun stellte sich zu unserer peinlichen Ueberraschung
heraus, daß die ganze Sache gar nicht wahr sei und
daß sie von mißtrauischen Geistern auf den Freiherrn
von Hertling und den Di*. Heim bezogen werden
konnte; der Redakteur des Staffelsteiner Tageblatts
wurde deshalb zu 10 Mk. verdonnert. — Mein Herr!
Wie dürfen Sie sich erlauben, uns solche Bären auf-
zubinden? Wie. wenn Dt. Heim die „Jugend" ver-
klagt hätte und wenn wir hätten die 10Mk. bezahlen
sollen? Wer wäre dann der Lackierte gewesen?
Ihre ergebene „Jugend"
2. Frida an die „Jugend".
Verehrte Jugend! Mir hatte mein Freund, der
Dienstmann Michael Haxenhuber, die Geschichte be-
richtet. Er ist oft wegen Körperverletzung, aber
wegen Eigenthumsvergehen fast gar nicht vorbe-
straft; schreiben kann er nicht, weshalb er kein
Schriftsteller ist. Ich hielt ihn darum für einen an-
ständigen Menschen und glaubte ihm. Jetzt will er
sich herausreden und sagt, er habe doch nicht denken
können, daß ich ein solcher Ochse sein werde, diese
Geschichte zu glauben. Geehrte Jugend! Wer mich
kennt, weiß, daß dies eine durchaus willkürliche An-
nahme ist. — Daß der Herr aus Staffelstein Aerger
und Ausgaben gehabt hat, thut mir leid; aber ich
kann nur sagen: Pater peccavi, auf deutsch: Du
heil'ger Veit von Staffelstein, verzeih' mir Schuld
und Sünde.
Ihr ergebener
Der Brillantenbernhard. Fürst Bülow
hat die höchste russische Ordensdekoration, nämlich
die Brillanten zum St. Andreas-Orden erhalten. In
russischen Hofkreisen herrscht eine starke Empörung
über diesen Gnadenbeweis des Zaren. „Warum grade
diesem Bülow?" sagte neulich der Hofmarschall Be-
stechowitsch zum Kammerherrn Korruptionski. „An
oem ist nichts zu verdienen. Da können wir es
nicht riskieren, Similibrillanten unterzuschieben." —
„Warum denn nicht, Brüderchen?" anrw ortete Kor-
ruptionski. „Du bist immer so dumm und veroienst
nichts. Ich glaube, Du stammst vonDeutschen ab."
Frido
Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Der neue Plutarch"
Monogrammist Igel: Witte, der arme russische Kegeljunge
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
A. D. N.: Umkehr
Karlchen: In der Redaktion
[nicht signierter Beitrag]: Unsere braven Krieger
Frido: Preussen voran!
Redaktioneller Beitrag: Von unserem Heim
[nicht signierter Beitrag]: Der Brillantenbernhard
Monogrammist Igel: Witte, der arme russische Kegeljunge
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
A. D. N.: Umkehr
Karlchen: In der Redaktion
[nicht signierter Beitrag]: Unsere braven Krieger
Frido: Preussen voran!
Redaktioneller Beitrag: Von unserem Heim
[nicht signierter Beitrag]: Der Brillantenbernhard