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iIergser S. Meöer

um der Beleidigung noch den Spott hinzuzufügen,
werden sie die Verlästerung Deiner Gaben in
Deinem Namen betreiben."

>,Du bist wohl verrückt? Wie sehr bereue ich
es, daß ich, um mir freiere Bahn für die
Schöpfungsideale zu schaffen und den Blick nicht
durch Thränen des Mitleids trüben zu lassen, Dir
Sehergabe und Zukunftssorge verliehen habe. Einen
Fürsten der Aufklärung dachte ich in Dir zu ge-
winnen, einen starken Mitüberwinder der Unlust,
und nun entpuppst Du Dich immer mehr als
geheimer Feind und Beinsteller. Habe ich Dich
darum mit allen Vorrechten der Ubiauität und
Usquität ausgestattet? Du mißbrauchst Dein Amt.
Getröstet und berathen wollte ich durch Dich sein,
nicht entmuthigt und gelähmt. Was Du mir von
der Verblödung und Undankbarkeit der Menschen
vormalst, mag ^ja bei den Entarteten, Wider-
strebenden zutreffen, nicht aber bei denen, für die
allein ich seit Jahrtausenden arbeite. Mein Schöpfer-
blick ist auf die Schönen und Frohen gerichtet,
die meine Gaben der Gottähnlichkeit baut bat:
und fromm annehmen. Und blieben sie
auch in der Minderheit, ich halte mich an die
Idealisten; die anderen mögen als mißlungene
Versuchskaninchen spurlos in den Staubwirbeln
der Ewigkeit versinken."

„Nein gewaltiger Herr, das werden sie nicht,
sie werden sich an Dich anklammern, sie werden
Dich mit Gebeten und Drohungen bestürmen, daß
Du das Angebinde der nackten Schönheit, des
freien Denkens und der Sinnenlust von ihnen
nehmest. Und ich werde ihr Fürsprecher
sein, bis sie ihren Willen durchgesetzt
haben- Denn erst, wenn das letzte Deiner un-
zufriedenen Geschöpfe in Nirwana angekommen,
erst dann werde auch ich Ruhe haben und zu
Dir und in Dich zurückkehren können."

„Ruhe ? Ruhe bei mir, in mir? Sonderbarer
Schwärmer! Als ob ich selber mir jemals Ruhe
gewänne, oder auch nur wünschte. Mißhelfer
bleibe mir denn, Egoist und Pessimist, Plaggeist und
Verführer der Schwachen in der Liebe und
Dankbarkeit; am Längsten bist Du mir Famulus
gewesen, — scher' Dich zu Dir selbst!"

Georg I)irtK

-Liebe Jugend!

Ein cand. theol., der drei Semester in Jena
studiert hat, fällt durchs Examen. Dem das Ur-
theil verkündenden Professor thut der junge Mann
leid; theilnehmend klopft er ihm auf die Schulter
und sagt: „Aber, lieber, junger Freund, wie konnten
Sie als Theologe auch nur in Jena studieren?"

Mein Kamerad

Als ich auf wilden Pfaden
Noch durch das Leben fuhr,

Fand ich ’rten Kameraden,

Der mir die Treue schwur.

Es war ein Kerl wie Seide
Und fröhlich anzuschaun,

Dem war in Wald und Heide
Und allerwärts zu traun.

Was wir zusammen kochten,

Uns schmeckte jed' Gericht;

Wie wir uns durchgefochlen,

Ich weiß es heut noch nicht.

Und wärs nicht um den andern,

Der um mich sorgte so,

Ich lag schon müd vom Wandern
Im Friedhof irgendwo.

Ein paarmal hört ich schleppen
Den Tod die Füß dnrchs Hans;

Doch er warf ihn die Treppen
Hinunter und — hinaus.

Wer mir was thnt zu leide,

Dem ist mein Friedet gram,

Und ist doch sonst wie Seide
Und sanft als wie ein Lamm.

Du Freund von Herrgotts Gnaden,
Komm, Alte, komm mal her!

So'n guten Kameraden,

Wie Du bist, gibts nicht mehr.

Adolf Ey

-Liebe Jugend!

Das Regiment jsj, das bisher in Metz stand,
muß am April mit dem Regiment tauschen
und nach Mörchingen. Die Trauerbotschaft trifft
gerade ein, als die jüngeren Gffiziere im Rasino
an der Mittagstafel sitzen. Zuerst tiefes Schweigen.
Dann ertönt vom untersten Ende der Tafel her der
Stoßseufzer: „Nun kriege ich endlich einen
Schnurrbart und da müssen wir nach
Mörchingen." —

tob des Wassers

Lin Schwimmfeft-Lied

Aus des Weltenmeisters Händen
Flog der Erdenfeuerball,

Flammenqual im Nichts zu enden
Strebte er dnrchs graue All.

Sieh, da glanzt ihm wie ein Wunder
Eines llrstroms ewige Flnth
Und der Gluthball sprang hinunter
Und ihm wurde kühl und gnt.

Keine Punktzahl, das ist schade,

Ward von solchem Sprung vermerkt;
Doch aus seinem Urweltbade
Stieg der Globus kraftgestärkt.
Felserstarrte Muskelquadern
Reckt er kühn ins Aetherblau,
Lebensvoll schwellt ihm die Adern
Erdengluth und Himmclsthau.

Und im Wechselspiel des Schönen
Ward auch ihm sein Schöpferloos:

Ein Geschlecht von Erdensöhnen
Ging aus seinem Vaterschooß;

Regte froh die Hellen Glieder,
band des Lebens bunten Kranz,
tauchte jauchzend ans und nieder
in der Ströme raschen Glanz. —

Weisheit zwar schilt uns die Ahnen
Haarig und voll Kletterwuth;

Aber sagt, ward Quadrumanen
Je im Wasser kühl und gut?

Nein! der Schönheit laßt uns gleichen,
Die ans goldnen Lüften sank
Und an Quellen, wunderreichen,

Wie ein Aar sich Starke trank.

Laßt auch uns die Woge zwingen
Und in Ueberwinderlust
Sie im Spiel der Glieder ringen
Bräutlich an die Mannerbrust.
Wundersame Kräfte leben
In dem Schooß der schönen Frau
Und aus ihrem Kusse beben
Erdengluth und Himmelsthau.

Franz Langhemrich
Index
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
E. Weber: Bergsee
Franz Langheinrich: Lob des Wassers
Karl Julius Adolf Ey: Mein Kamerad
 
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