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1906

Nr. 2

Der akte Oxmnastakprofessor keikt:

Die letzte Stunde! . . . Das alte Pennal
Versinkt, und, leuchtend wie der Gral
Auf dem Monsalwatsch, in Rosen und Reben
Steigt Ihnen herauf das Burschenleben.

Was kümmert Sie Philologie und Jus?

Daran denkt Mulus nur. weil er muß;

Sonst aber schaut er ein Schimmern und Blitzen
Von Bändern, Cereoisen und Litzen,

Und dahinter sucht sein durstiger Blick
Des Edengartens bestes Stück.

Ja, an der rosenumrankten Mauer
Da lag ich auch mal auf der Lauer,

Und es wurde mir irr und wirr
Bei dem Gläser- und Schlägergeklirr,

Bis ich frischweg hineingesprungen

Mit beiden Füßen. Die ehrlichsten Jungen

Sangen, von heiligem Ernst durchglüht,

Des alten Binzer Burschenlied:

Wir hatten gebauet! . . Auf Bergeshöhen
Sah ich die Schwarzrothgoldnen stehen,

Das eiserne Kreuz auf dem Rock von Samt.

Das Wartburgfeuer glüht und flammt.

Drein fliegt der Zopf und Schnürbrust-Plunder
Das flackert auf und brennt wie Zunder,

Bis es dem Antiburschengeist,

Dem Metternich, in die Rase beißt.

Der hängt die Lappen, stellt die Netze
Und horidoh! welche Menschenhetze!

Was da so fromm und so heiß geglüht,

Wird nun auf Festung mürb und müd.

Welk ist der Geist und steif die. Knochen,

Kommen sie endlich herausgekrochen;

Aber das hat nun mal nicht Ruh.

Der eine reicht es dein andern zu.

Ausstrecken sich neue junge Hände,

Und nun, nun hielt ich es selbst am Endel
Mein Stolz war wie eines Fürsten echt
Auf das jugendlich tapfere Ahnengeschlecht,

Und da kams, wofür sie gelebt und gelitten,

Das Deutsche Reich, das ward erstritten.

Das Wartburgfeuer bräunt' lichterloh;

Nur mit der Freiheit wars so so.

Ja. die Freiheit! Au die Freiheit denken
Kanu man schon auf den Hörsaalbänken,

Damit der Mensch auf deutscher Erd
Aufrechter, stolzer und strammer werd,

Damit er in die Großvatertruhe
Endlich lege die Kinderschuhe.

Er muß doch mal vorwärts! Sapperment!

Mir sind die Büchsiers heut zu patent;

Und doch — die Wartburgerinnerungen,

Sie können nicht totgehn bei den Jungen,

Und wenn ich noch einmal wählen sollt,

Ich trüge wieder Schwarzrothgold! . . .

Es läutet schon? — Wie die Zeit dock eilte!

Ich glaube beinah, daß ich keilte.

Liebe Iugencl!

Mein Elschen spricht das Nachtgebet: „Ich
blu klein, mein Herz ist rein, soll niemand drin
wohnen, als Jesus allein/' Die Mutter: „wenn
Du aber so unariig bist, wie heute, dann wohnt
der liebe Heiland nicht in Dir." Tischen: „Doch,
er is drin, i hab's g'merkt, im mei'm Bäuchle,
vorhin hat er g'rumxelt*)."

*) gepoltert.

In Banjaluka war ein Raubmord verübt
worden, der Thäter, ein Zigeuner, ward gefangen,
verurteilt und. weil er störrisch geleugnet hatte,
auch nicht begnadigt. — Da, als man ihm
die Schlinge um den Hals legte, winkte er und
winkte... — der Staatsanwalt meinte, nun
werde der Thäter endlich seine Mitschuldigen nennen,
und befahl die Einrichtung zu sistieren. „Na, was
hast du uns zu sagen, Zigeuner?" „Tw. Gnaden,
ich — ich — bitt ergebenst — — ich — krieg'
keine Luft."

Russen in Müncken Henry Bing (München)

„Kun, Rerr Jwan Jwanowitsch, wie gefällt es Jhnen in München ?"

„München? Da war ich noch nicht. Hber im Cafe Luitpold ist es sehr nett!“
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[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Y.: Der alte Gymnasialprofessor keilt:
[nicht signierter Beitrag]: [ohne Überschrift]
Henry Bing: Russen in München
 
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