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Die Hochzeit im Hause Rrupp

kolossale Feierlichkeiten werden für die Ver-
mählung der Kculonen-Prinzessin Bertha
mit dem Lega?ionsrath von Bohlen ge-
plant. Wir verrathen bereits heute einiges davon:

Der „Polter-Abettd" wird in einem abso-
lut bombensicheren Geschützthurm abgehalten,
gegen den unausgesetzt die schwersten Marinege-
schütze feuern werden, scherzhafte Vorträge int
Panzerplattdeutsch werden das Mahl würzen.

Jeder Festtheilnehmer wird verpflichtet, s o
lange zu trinken, bis er in den Bormalzustand
einer „Schweren Haubitze" versetzt ist.

Dann tritt das junge paar die Pochzeitsreise
an. Die Thüre int ersten potel wird durch einen
300 Zentner schweren Gußstahlblock (Stiftung
eitles scherzhaften Dnkels der Familie) „gesichert".
(Zeichnungen von A. Schmidhammer)

*

kaiserliche Schulvakanz

Ave Caesar, Marl Bierjung te salutat!

Aber nicht, weil ich ein Moriturus bin,

Sondern nur blos baff von Dritter kaiserlichett

Gutthat,

Die wo Du erwiesen detr Studentett in Stettin!

Nämlich weil Du wieder einmal riesig stramm warst
litte) den Gymnasiasten, die detr freien Tag erfleht,
Sofort gttädig, selbst durch eigenhändiges

Telegramm, warst

Als die sozusagen Allerhöchste Schul-Autorität!

Und indem Du nätttlich wieder einmal

klassisch diesett

Gymnasialrektoren es hineingeriebeir hast,

Daß sie einfach fein verständniß tticht bewiesen
Für die hohen Ziele, wonach strebt ein Gymnasiast.

Die Mitgift Frl. Krupp's wird vor der Trau-
ung durch den Riesendätnpfkrahn in einen Sonder-
zug der Kgl. preuß. Staatsbahn geladett.

perr v. Bohlen erfreut attdererseits die Braut
durch einen wundervollen GranabSchmuck.

Dann wird das junge Paar vermittelst der
hydraulischen Presse für alle Zeiten „zusammen-
gefügt".

Nichts ist so gemüthserhebend und belehrend
Als ein Stapellauf von einem Kreuzer Erster Klaff',
Matt geht hin und schreit hurrah und während-
Dessen hat man auch noch tttattchetr attdern Spaß.

Sollte deshalb hier 'mal etwas Aehnliches passieret:,
(Mie z. B. beim Mktobersest die Mchsenbraterei) —
So erlaub' ich mir, Dir, Caesar, auch

zu depeschierett

Und ich hoffe, bann gibst Du uns gleichfalls

drähtlich frei.
Maxl Bierjung,

Gymnasist (München)

-r-

Beim Dessert des pochzeitsmahles erreget» die
fahrbarett Riesen - Knallbonbons mit Rücklauf-
Lafette große Heiterkeit.

Serenissimus und der Fleischtruft

K i tt d e r m a tt n (liest vor): „Es soll sogar
vorgekommetr sein, daß zwei veruttglückte Arbeiter
ohne weiteres in die Wurst gehackt worden sind."

Serenissimus (lacht): „pä, hä, Kinder-
tnann, Sie scherzen."

Kindermantt: „Doch, Durchlaucht, zwei
Mattn itt die Wurst."

Serenissimus: „Aeh, Kindermann, so
große Würste, äh, gibts ja gar nicht!"

Vötker-Gruss

Der Deutsche Kaiser kam »ach Wie»,

Das sehen mit Unbehagen

Die Gegner, die im Herze» de» Haß

Für alles Deutsche tragen.

Die Hintertreppenpolitik,

Sie zischelt und schürt auf's Neue

llud mochte verleumden den schlichten Akt

Der deutschen Brudertrene!

Wir aber wollen, den Herrschern gleich,

Die Hand uns entgegenstrecken

Von der Ostmark in das Deutsche Reich,

Den Feinden zum wärmenden Schrecke»!

Der Welt zu einer sichern Gewähr,

Daß kräftig des Friedens Saaten
Gedeihen in unseres Bundes Schutz
Zum Heil der Völker und Staaten!

Iturtolf OJi'Oinz

Arendt, ein Feind der Doppel währ u n g.
Wenn es sich um Pinke-Pinke handelt, dann ist
er freilich für die Doppelwährung, aber wenn es
die Volksrechte gilt, dann ist er gegen die Doppel-
währung des Reichs und der Einzelstaaten. Darum
hat er den Antrag eingebracht, der Bundesrath
möge reichsgesetzliche Eingriffe in die Verfassung
Preußens vermeiden. Die Veranlassung zu diesem
Antrag war die Bestimmung des Reichsdiäten-
gesetzes, daß die Abgeordneten der Einzelstaate»
für die Tage, an denen sie als Reichstags»!'-
geordnete Anwesenheitsgelder beziehen, keine Diä-
ten von ihrem Staate erhalten dürfen. Einige
vaterlandslose Zeitungsschreiber wollen einen Wider
spruch zwischen Herrn Arendt und Herrn Olden-
burg von Januschau entdecken, der es neulich den
süddeutschen Staaten übel nahm, daß sie ihre
Verfassung geändert haben. Von einem solchen
Widerspruch ist natürlich keine Rede. Der Olden-
burg'sche Fall ist ein ganz anderer als der Arendt'sche.
In dem ersteren handelte es sich uni eine Baga-
telle, nämlich um Bayern, in dem letzteren um
das wichtige ehrwürdige Preußen; in dem ersteren
Falle handelte es sich auch sachlich nur um eine
Kleinigkeit, nämlich um die Verfassung, in dem
letzteren aber um die heiligsten Güter der Nation,
nämlich um 20 Mark täglicher Diäten!

*

Von Posen nach Swakopmund. Trotz
aller Ableugnnngen ist es wahr, daß Abraham
Morris, der Häuptling der Hottentotten, der
Sohn eines Rabbiners in Posen ist; die Versuche,
ihn zu dem Abkömmling eines Holländers zu
stempeln, sind vergeblich. Wir haben zu bent
interessanten Manne sofort einen Interviewer
gesandt. Herr Abraham Morris hat eit: Inter-
view mit den Wörter: abgelehnt: „Stöcker soll ich
heißen und Schweinefleisch soll ich essen hundert
Jahr lang, wenn ich Sie empfange. Heißt ein
Geschäft!" Allein unser findiger Vertreter hat
trotzdetn Folgendes festgestellt.

1. Herr Morris beugt mit Vorliebe die Arme
in: Ellenbogengelenk ttach der Brust zu, streckt die
Händemit ausgespreizten Fingern ttach vorn aus und
führt die beiden Daumen an diejenigen Stellen,
an denen zivilisierte Europäer die Aermellöcher
der Weste traget:.

2. Dett gefallenett Kapitän Henrik Witboi
nannte er immer Witboi leben.

3. Att jeden: Abend liest er den Kurszettel.

4. Seit: tägliches Morgengebet lautet:
Verleih mir den Sieg ait den Ufern

des Swakops

Gerechter Gott Abrahams. Jsacs und

Jakobs'
Register
[nicht signierter Beitrag]: Arendt, ein Feind der Doppelwährung
[nicht signierter Beitrag]: Von Posen nach Swakopmund
[nicht signierter Beitrag]: Serenissimus und der Fleischtrust
[nicht signierter Beitrag]: Die Hochzeit im Hause Krupp
Rudolf Greinz: Völker-Gruss
Monogrammist Frosch: Illustrationen zum Text "Die Hochzeit im Hause Krupp"
Maxl Bierjung: Kaiserliche Schulvakanz
 
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