Das
neue österreichische Ministerium
Viele zagten, aber keck
Wagte und gewann Herr Beck.
Neckisch und gemüthlich wienert
lii dem Innern Herr von Bienerth.
Stets bisher nur Leiter, ist der
Klein jetzt wirklicher Minister.
Wie der Handel stillt den Dorscht
Und den Hunger, forscht der Forscht.
Vas Ressort des ABC
Uebernahm Dr. M archet.
In der Hand, wer hält das Blatt da
Ues Verkehrs? Herr von Derschatta.
Herr Schönaich ist Feldzeugmeister,
wenn man Oesterreich reizt, dann beißt er.
prade muß gar vieles leiden,
Denn die Deutschen sind bescheideil.
Polen sind's scholl welliger,
Dzieduszycki heißt ihr Herr.
Paeak aber sagt: Der Ezeche
Zahlt niemals der andern Zeche.
Das Ganze:
Alle Farben aus dem Spektrum,
Alle liegen hier versteckt rum.
Regenbogen glänzen hell,
Aber sie verschwinden schnell!
?ur Herkonrer-^oncurrenz
(sehr frei nach wedekind)
Ich war 'ne ullgeknickte Pappel
Auf der Allee bei Klagenfurt,
Als ich zum ersten Mal 'neu Rappel
Bekam und ange-autelt wurd'.
Ein Schnaufer! traf 'mich, daß es krachte,
wie so ein Ding nur krachen kalln,
Und dabei fing es sachte, sachte
Mit Glallz zu explodieren an. -
Das Schnaufer! war solnit erledigt,
Der Autler schlug 'neu Purzelbaum,
Ich aber wurde stark beschädigt
wie mancher andre arine Baum.
Seit dieser Zeit hass' ich sie alle
Die bösen Autler, groß ulid Flein,
Mld bitt: 0 rennt E u ch m i t Geknalle
D o ch a n d e r s w o die Schädel ein!
Das Fappelbäuiuchcii
*
Wir erhalten folgende Zuschrift:
Auf dem Programm der spanischen Hochzeits'
seierlichkeiten stand auch ein Stier gef echt. Auch
^önig Alfons wohnte mit seiner jungen Gemahlin
dem Schauspiele bei und verfolgte die einzelnen
Phasen des blutigen Kampfes mit gespannter
Aufmerksamkeit. Der König und die Königin
wurden bei ihrem Erscheinen mit begeistertem
Jubel begrüßt, aber nicht geringerer Jubel er-
scholl, als die Stiere, von den langen Spießen
der Matadore in den Nacken getroffen, zusammen-
brachen. —
Daß die junge Königin an dieser barbarischen
Rohheit Vergnügen findet, dürfte ihr die kaum
erworbenen Spmpathieen beträchtlich verringern.
Ich verabscheue gemeine Attentäter, aber die
Freude am Blutvergießen scheint in Spanien
nicht nur in anarchistischen Kreisen zu herrschen.
Ich möchte in Spanien Feine Königin sein —
aber auch kein Stier!
Julius Tiez
Das galante Jahrhundert
fleh, wie lehöu war es doch, Abbe zu sein, als
25 noch keine liberalen Zeitungen gab !
*
Die Bolle-Mädchen
Bei der Besprechung des Ephoralberichtes wurde
auf der Kreissinode Berlin Stadt II auch die
Volles che Hausgemeinde gestreift. Bei dieser
Gelegenheit erklärte es ein Synodale für einen doch
nicht ganz sittlichen Zustand, daß jetzt Knaben und
Mädchen, die während des ganzen Tages ohne
Kontrolle seien, zusammen die Milch austragen.
Anstoß habe es auch erregt, daß diese Mädchen
an ihren Blusen gerade über der Brust die
Inschrift tragen: „Meierei Bolle".—
Allmorgenlich so gegen sechse
Bringt mir die Milch ein Mägdelein,
Ein kleines, liebliches Gewächse
Und stuben- sowie sittenrein.
Nur eines kann ich nicht verknusen
Und regt mich täglich schrecklich auf:
Sie trägt ein Schild auf ihrem Busen,
Und da steht „Meierei Bolle" drauf.
Pfui Deufel! muß ich da erklären,
Das find ich doch ein bischen frei!
Ein Busen ist — in allen Ehren —
Doch keine — Bolle-Meierei.
Das ist mir ein nette Mode,
Ich nehme Anstoß hart daran,
Denn ich gehör' der Kreissynode
Als tngendsames Mitglied an.
Hinweg das Schild! Mich faßt ein Schauer!
Das ist infamer Seelenmord!
Tie Milch wird vor Entrüstung sauer,
Prangt es noch langer schamlos dorr.
Ihr Mägdlein in den saubren Blusen,
Ihr Damen mit dem Millitopf,
O tragt, statt Eures Schilds vor'in Busen,
Fortan, wie ich, — ein Brett vor'm Kopf!
kleines Gespräch
„Der bayrische Kultusminister koinmt mir jetzt
gänzlich schwarz vor! Und Ihnen?"
„Gräulich!
*
Bei Barnum wird z. Z. ein Mann gezeigt,
der nur das Blech der amerikanischen Fleisch-
büchsen ißt. „Da weiß ich doch, was ich esse,"
sagt der Beneidenswertbe.
Der Freigraf
Graf Oppersdorf hat im Preußischen Herrenhanse
kür die geheime Wahl gesprochen.
Das war der edle Herr und Graf
Von Oppersdorf, o Graus.
Der rief mit lautem Mund und traf
Ins Herz das Herrenhaus:
Raus da, raus da aus dem Haus da,
Raus mit der offenen Wahl!
Hoch die geheiine Wahl, sie ist
Mein Herzensideal I
Beim Klange dieses kecken Worts
Erfaßte Weh und Leid
Das ganze hohe Haus der Lords,
Es fühlte sich entweiht.
Raus da, raus da aus dem Haus da
Mit solcher Ketzerei!
Das ist ja krasser Hochverrath!
wo ist die Polizei?
Graf Oppersdorf, Schockschwerenot!),
Ist roth, das ist infam.
Die andern, seht, sind gleichfalls roth,
Doch diese nur vor Scham.
Diable, so was ist blamabel.
Herr Graf, daß Gott uns helf'!
was ist mit Ihnen? Ach Sie sind
Ein Sozi oder Welf!
Der Manteuffel, der Hohenthal,
Der Dura nt und der Roon,
Die riefen: Das ist ein Skandal,
Ein Angriff-auf den Thron!
weg da, weg da mit dem Dreck da!
Von Oppersdorf der Graf,
Der ist in unsrer Herde hier
Das einz'ge räudige Schaf.
Einst steigt der Graf, hui, aus der Gruft
Auf seiner Väter Burg
Und reitet schaurig durch die Luft
Mit Rosa Luxemburg.
Rosa jagt mit diesem Posa,
Es jagt der einst'ge Pair
Mit Huffah und Hoidirido
Im wilden rothen Heer!
Frido
*
Liebe ^lugend!
Beim Lehrertag hatte ich eine Anzahl preuß-
ischer Theilnehmer am Bahnhof abzuholen. Ich
ging mit einem Berliner Oberlehrer heraus
und zeigte ihm auch das schön geschmückte Portal
mit dem Gruß: Ein herzlich willkommen den
deutschen Lehrern!
„Recht schön" meinte er, „doch wo ist der
Eingang für die Oberlehrer?"
*
Jm Gcgentbeil
Durch alle Blätter geht die große Kunde,
Von jenem Worte, so bedeutungsvoll,
Das Ibsen sprach in seiner letzten Stunde;
Vernimm's o Welt: Der Große in Apoll,
Er sprach, indem ihn traf des Todes Pfeil:
„Im G eg ent heil."
Eharakteristifch ist's! Nicht wahr, Ihr Leser?
Und intressant, was so ein Großer spricht?
Nur plagt mich leider ein Verdacht, ein böser:
Ist's nicht am End'damit, wie mit „Mehr Licht" ?
Sprach er's auch wirklich zu der Menschheit Heil?
— — I m Gegentheil!
Eine Deutsche
Helios
neue österreichische Ministerium
Viele zagten, aber keck
Wagte und gewann Herr Beck.
Neckisch und gemüthlich wienert
lii dem Innern Herr von Bienerth.
Stets bisher nur Leiter, ist der
Klein jetzt wirklicher Minister.
Wie der Handel stillt den Dorscht
Und den Hunger, forscht der Forscht.
Vas Ressort des ABC
Uebernahm Dr. M archet.
In der Hand, wer hält das Blatt da
Ues Verkehrs? Herr von Derschatta.
Herr Schönaich ist Feldzeugmeister,
wenn man Oesterreich reizt, dann beißt er.
prade muß gar vieles leiden,
Denn die Deutschen sind bescheideil.
Polen sind's scholl welliger,
Dzieduszycki heißt ihr Herr.
Paeak aber sagt: Der Ezeche
Zahlt niemals der andern Zeche.
Das Ganze:
Alle Farben aus dem Spektrum,
Alle liegen hier versteckt rum.
Regenbogen glänzen hell,
Aber sie verschwinden schnell!
?ur Herkonrer-^oncurrenz
(sehr frei nach wedekind)
Ich war 'ne ullgeknickte Pappel
Auf der Allee bei Klagenfurt,
Als ich zum ersten Mal 'neu Rappel
Bekam und ange-autelt wurd'.
Ein Schnaufer! traf 'mich, daß es krachte,
wie so ein Ding nur krachen kalln,
Und dabei fing es sachte, sachte
Mit Glallz zu explodieren an. -
Das Schnaufer! war solnit erledigt,
Der Autler schlug 'neu Purzelbaum,
Ich aber wurde stark beschädigt
wie mancher andre arine Baum.
Seit dieser Zeit hass' ich sie alle
Die bösen Autler, groß ulid Flein,
Mld bitt: 0 rennt E u ch m i t Geknalle
D o ch a n d e r s w o die Schädel ein!
Das Fappelbäuiuchcii
*
Wir erhalten folgende Zuschrift:
Auf dem Programm der spanischen Hochzeits'
seierlichkeiten stand auch ein Stier gef echt. Auch
^önig Alfons wohnte mit seiner jungen Gemahlin
dem Schauspiele bei und verfolgte die einzelnen
Phasen des blutigen Kampfes mit gespannter
Aufmerksamkeit. Der König und die Königin
wurden bei ihrem Erscheinen mit begeistertem
Jubel begrüßt, aber nicht geringerer Jubel er-
scholl, als die Stiere, von den langen Spießen
der Matadore in den Nacken getroffen, zusammen-
brachen. —
Daß die junge Königin an dieser barbarischen
Rohheit Vergnügen findet, dürfte ihr die kaum
erworbenen Spmpathieen beträchtlich verringern.
Ich verabscheue gemeine Attentäter, aber die
Freude am Blutvergießen scheint in Spanien
nicht nur in anarchistischen Kreisen zu herrschen.
Ich möchte in Spanien Feine Königin sein —
aber auch kein Stier!
Julius Tiez
Das galante Jahrhundert
fleh, wie lehöu war es doch, Abbe zu sein, als
25 noch keine liberalen Zeitungen gab !
*
Die Bolle-Mädchen
Bei der Besprechung des Ephoralberichtes wurde
auf der Kreissinode Berlin Stadt II auch die
Volles che Hausgemeinde gestreift. Bei dieser
Gelegenheit erklärte es ein Synodale für einen doch
nicht ganz sittlichen Zustand, daß jetzt Knaben und
Mädchen, die während des ganzen Tages ohne
Kontrolle seien, zusammen die Milch austragen.
Anstoß habe es auch erregt, daß diese Mädchen
an ihren Blusen gerade über der Brust die
Inschrift tragen: „Meierei Bolle".—
Allmorgenlich so gegen sechse
Bringt mir die Milch ein Mägdelein,
Ein kleines, liebliches Gewächse
Und stuben- sowie sittenrein.
Nur eines kann ich nicht verknusen
Und regt mich täglich schrecklich auf:
Sie trägt ein Schild auf ihrem Busen,
Und da steht „Meierei Bolle" drauf.
Pfui Deufel! muß ich da erklären,
Das find ich doch ein bischen frei!
Ein Busen ist — in allen Ehren —
Doch keine — Bolle-Meierei.
Das ist mir ein nette Mode,
Ich nehme Anstoß hart daran,
Denn ich gehör' der Kreissynode
Als tngendsames Mitglied an.
Hinweg das Schild! Mich faßt ein Schauer!
Das ist infamer Seelenmord!
Tie Milch wird vor Entrüstung sauer,
Prangt es noch langer schamlos dorr.
Ihr Mägdlein in den saubren Blusen,
Ihr Damen mit dem Millitopf,
O tragt, statt Eures Schilds vor'in Busen,
Fortan, wie ich, — ein Brett vor'm Kopf!
kleines Gespräch
„Der bayrische Kultusminister koinmt mir jetzt
gänzlich schwarz vor! Und Ihnen?"
„Gräulich!
*
Bei Barnum wird z. Z. ein Mann gezeigt,
der nur das Blech der amerikanischen Fleisch-
büchsen ißt. „Da weiß ich doch, was ich esse,"
sagt der Beneidenswertbe.
Der Freigraf
Graf Oppersdorf hat im Preußischen Herrenhanse
kür die geheime Wahl gesprochen.
Das war der edle Herr und Graf
Von Oppersdorf, o Graus.
Der rief mit lautem Mund und traf
Ins Herz das Herrenhaus:
Raus da, raus da aus dem Haus da,
Raus mit der offenen Wahl!
Hoch die geheiine Wahl, sie ist
Mein Herzensideal I
Beim Klange dieses kecken Worts
Erfaßte Weh und Leid
Das ganze hohe Haus der Lords,
Es fühlte sich entweiht.
Raus da, raus da aus dem Haus da
Mit solcher Ketzerei!
Das ist ja krasser Hochverrath!
wo ist die Polizei?
Graf Oppersdorf, Schockschwerenot!),
Ist roth, das ist infam.
Die andern, seht, sind gleichfalls roth,
Doch diese nur vor Scham.
Diable, so was ist blamabel.
Herr Graf, daß Gott uns helf'!
was ist mit Ihnen? Ach Sie sind
Ein Sozi oder Welf!
Der Manteuffel, der Hohenthal,
Der Dura nt und der Roon,
Die riefen: Das ist ein Skandal,
Ein Angriff-auf den Thron!
weg da, weg da mit dem Dreck da!
Von Oppersdorf der Graf,
Der ist in unsrer Herde hier
Das einz'ge räudige Schaf.
Einst steigt der Graf, hui, aus der Gruft
Auf seiner Väter Burg
Und reitet schaurig durch die Luft
Mit Rosa Luxemburg.
Rosa jagt mit diesem Posa,
Es jagt der einst'ge Pair
Mit Huffah und Hoidirido
Im wilden rothen Heer!
Frido
*
Liebe ^lugend!
Beim Lehrertag hatte ich eine Anzahl preuß-
ischer Theilnehmer am Bahnhof abzuholen. Ich
ging mit einem Berliner Oberlehrer heraus
und zeigte ihm auch das schön geschmückte Portal
mit dem Gruß: Ein herzlich willkommen den
deutschen Lehrern!
„Recht schön" meinte er, „doch wo ist der
Eingang für die Oberlehrer?"
*
Jm Gcgentbeil
Durch alle Blätter geht die große Kunde,
Von jenem Worte, so bedeutungsvoll,
Das Ibsen sprach in seiner letzten Stunde;
Vernimm's o Welt: Der Große in Apoll,
Er sprach, indem ihn traf des Todes Pfeil:
„Im G eg ent heil."
Eharakteristifch ist's! Nicht wahr, Ihr Leser?
Und intressant, was so ein Großer spricht?
Nur plagt mich leider ein Verdacht, ein böser:
Ist's nicht am End'damit, wie mit „Mehr Licht" ?
Sprach er's auch wirklich zu der Menschheit Heil?
— — I m Gegentheil!
Eine Deutsche
Helios
Das Pappelbäumchen: Zur Herkomer-Konkurrenz
Frido: Das neue österreichische Ministerium
Julius Diez: Illustration zum Text "Das galante Jahrhundert"
[nicht signierter Beitrag]: Wir erhalten folgende Zuschrift...
[nicht signierter Beitrag]: Kleines Gespräch
Frido: Der Freigraf
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Karlchen: Die Bolle-Mädchen
Helios: Im Gegenteil
Frido: Das neue österreichische Ministerium
Julius Diez: Illustration zum Text "Das galante Jahrhundert"
[nicht signierter Beitrag]: Wir erhalten folgende Zuschrift...
[nicht signierter Beitrag]: Kleines Gespräch
Frido: Der Freigraf
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Karlchen: Die Bolle-Mädchen
Helios: Im Gegenteil