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Der Apiezek

Uark Herm. Mükkcr (Münch«»)

Das Urtheil des Paris

(Zum Titelblatt vo» Max Feldbauer.)

Drei Deandln stehn da vor'm Sepp.

Sie möchtn wiff'n g'wiß,

Die wöller iaht von eahna drei
Die AUerschönste is.

„3 mach Dir's Äammerfensterl auf,

So oft als D' Kimmst bei Macht" —

So sagt die Erst' und laßt eahm seh'gn
Zwoa wadl, 's is a Pracht.

„3 lern Dir's Zithafchlag'n recht fein
Und's Jodln," sagt die Awoat,

„Und daß d' am höchst'» spring'n Kannst
Beim Tanz'n weit und broat!"

Die dritte sagt: „3 schaff Dir Lhr!

Der beste Schütz muaßt wer'n,

Bei jed'n Schiaßn muaß als Preis
Dir so a Hump'n g'hearn!"

Da lacht der Sepp: „Du bist die Mein'!
Da seit st' weiter nix!

Hab i beim Schiaß'n aUawei
Mur Treffer in der Büx —

Dann jodl' t selber scho vor Stol)

Und spring vor iauta Freid'

Und d'Deandln mach'n d'Fensterln aus
Für mi sperrangelweit!"

A. I>e Nor»

Se-anKen

Es gibt in der Welt, wie keine gerade
Bahn, so auch kein Absolutum, außer dein
der absoluten Gegenseitigkeit aller Dinge.
Alles krümmt sich! 2lbcr der Wille
zum Geraden, zum Absoluten muß vorhanden
sein, als nothwendigce widerstand gegen diese
Rrümmscligkeit, unter deren Alleinherrschaft
das All sich zu einem todrcn Punkt zu-
sammcnrollrc.

Um mit seinem Leben auf würdige Art
fertig zu werden, muß man schließlich am
Strom der Dinge, also an seinem Leben,
sitzen, wie man wohl in gute» Stunden der
Ruhe an einem Wasser thut, und es spielend,
mit einem leisen Stich in Verwunderung und
Freude, durch die Finger rinnen lassen. Sonst
kommen, wie aus den Schmerze» und Ent-
täuschungen nicht heraus. Xf.no

Es ist drollig, das man sich für jede wirk-
liche oder vermeintliche geistige Leistung gerne
sogleich mit einem materiellen Genuß belohnt.

»

Die Dhat verwickelt uns mit dem Stoff,
der Gedanke befreit uns davon. 2lllcr Zwie-
spalt aber liegt darin, daß das Leben sowohl
Dhaten wie Gedanken fordert.

»

Die Liebe, die wir erfahren, halten wir
für selbstverständlich, den Haß für unbegreiflich.
Das Umgekehrte wäre vernünftiger.

»

Ein jeder Mensch hat nur einen Gegen-
stand seines Studiums: Zu erforschen, was
für ihn wichtig und was für ihn gleichgültig ist.

Paul (öarlu

Gin Sommerfcig

Die Welt ist voll Hollunderduft,

Von Biüthen tränst der Kleinste Baum

Und gegen laubewegte Lust

(Quillt wundersam der blonde Schaum.

Wie es in alten Märchen steht.

Still schlägt der See die Augen aus:

3n ihrem Schimmer glänzt und weht
Der Erde Bild, der Wolken Lauf.

Sein Schilsgelock, das grüne Haar,
Das fluthend ihm die Stirn umrauscht,
Tr schüttelt es so wunderbar,
wenn er dem Lied der Welle lauscht.

Vor ihm ist alle Ewigkeit
Nicht länger als ein Sommertag
Und diese schöne Blüthenzeit
Wie eines Falters Flügelschlag.

Franz Langkeinrick

Der Zollst

Hanns war ausgezogen.

3n die Berge gegangen.

Ließ zu Hause
Line Mutter bangen.

Wißt ihr, wie eine Mutter

Weinen kann?-

3ch Hab es einst vernommen,

Als eine Thräne rann
von dem Gesicht der Toten.

Aber Hann»!
was kümmerte ihn.

Froh zieht er hin! —

w. WrliUller

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Register
W. Schöller: Der Sohn
Karl Hermann Müller: Der Spiegel
A. De Nora: Das Urtheil des Paris
Paul Garin: Gedanken
Franz Langheinrich: Ein Sommertag
 
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