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A. Schmidhammer

Rünstlerioos

Auz b(ut brtmbtS 300. ©eburtstag)

und^"°^Äger flV'0en die Niederlande

gA bevölkertste •’ftaat hervor, dessen reichste
stell °0° °n Holland, sich mit einen,

r,,.^ e. FünfnndA^r^^ Handels- und Seemächte
berriiSmei Millionen^»a^end Handelsschiffe mit
, Union hur* v Halten trugen die Wimpel
Dr-^'"an, ez ®ieere- und von Holland

d°?'^nndert Mn-A ^'er '"ehr Schiffe als Häuser,
dil ^?nk von 'Salden lagen in den Kellern
g° Quellen m,Aetbam' die Schätze der Well,
Q,de.chern inÄ°rten Reichthums, in den
Kmnn?8racht i lfJ(n Kompagnieen. Auf der
aeSansern „,,n ^n Hafenanlagen, vor den
kräftiger tzile j.-.^nsulaten bewegten sich in
yn ie oster Nation»^ buntesten Trachten, Handels-
in°»°nnd der mAr ^nd wie ans der städtischen
stanö°''Nat>iche,,^m ^ b>e Fäden des Welthandels
A?den in Mesn^a^n zusammenliefen, so ent-

.-

rusp ^^Eiäfte^. aul oöllig ueucr Basis, auf der
twnü.' Geschnsr"^ Profites wurde ins Lebe» ge-
,,„n^N dene,, m A"b Handel waren die Pole,
löblich A, Juteressen pendelten. Sie waren
sA” “(8 der „AvA1 Daseinsregungen verknüpft,
Purlacus die Eröffnungsrede

"sen. E fl-., und Profites
Ven deM und Hand
UN oslich " u d>e Interessen -
i>ud als der „Al611 Daseinl
wen^benänmz A' A^allacus die Eröffnungsre!
vn^'Uber ö k ^lt. da sprach er bezeichnende
^l,ilosaphj^utzliche Verbindung von Hand

A^licher ^her die glänzenden Hofhaltung!
a,,?nl> Ware» Jentlicher Machthaber, die tonn
diAA"d bestjn,, nun das plebejische Eleme>

»ns und^Tri11' 10 trat nun das plebejische Eleme
d>°ser Ei,A'AB""° die Richtung. „Die Einwohn
flche DeAAA.hottender Könige," klagte eine spa
surststr 9,,-4r>st, aber bewundernd rief die Kr
Kauflent» !. Juliane von der Pfalz: „Hollan
Peichttz,,,„ ^ud Fürsten." Gewiß war sürstlrcl
Afwohnheitei??, ^°ud geströmt, jedoch die Lebe,
Bauer,, ""d Sitten blieben die eure? Fische
sehr wa„ ^-Nservolkes. Sie blieben plebejis
^nadenk,-n„ uuch bestrebt war, es an Adelstitel
“riftotrnt«A1 ,u.ud erdichteten Staimnbäninen d
divlome , M thun. Man kaufte sich Ade
wandelte nA Rütergüter, jedoch der Plebe
utilitarisn, ? Wr jum protzenden Parvenü, dess
Psefsersack- U^lUlver Sinn nur den Bereich serr
- övllaim Ujuspannte.

'vrvssen ^''^k°in Bode», aus dem Jdec
Sprach- Land ist flach und einförmig, j
uud derb a ",uud rauh, das Volk schwerfäl!
Uud In,/ -L^ule Noch wie damals, als es Osta
.üchtern„«^icen auf ihren Kirmeßbildcrn malt,
Mach (ä ' PoeUeloic§ Wirklichkeitsenrpsinden. d
gehende das mit den Augen

«wg, was « Gültige. Was darüber himr
?Isu>Nent mn An Phantasie, Illusion und Te
M°t> sich w bt?'«.TOurbe negiert. Hierin unt
v?lt nicht c Humanist und Dichter

Utzh'scheT.m' Haringskrämer. Idealismus
Achter veroiin!^ung blieben ihnen fremd.

den At Mag, derknm M0 uach Poesie mit e
Schak«!^sterbus!» ?°°l>rmdcsJucken hervo,

und P^'.lch ^.. f - einer Schönen mit gern»,
^°ns behaÜpE^'de^daß man in

:chönen mit geronn
das; man in Flanl
ihre Verse röchen nach 8

Der Lensor

„Die nehm ich jetzt heraus aus Eurer Mitte,

Doch alle seid Ihr theilhaft ihrer Schuld."

Selbst die Frauen waren weit davon entfernt,
himmlische Rosen ins irdische Leben zu weben. Sie
waren biederbe, kräftige Eheweiber, deren Phlegma
und Lässigkeit sie besser vor Extravaganzen schützte,
wie festgegründete Moral. Sie thaten es im
Zechen und in der Derbheit des Tones den Männern
gleich, aber hinter ihren schweren Korsettpanzern
glommen weder Leidenschaften noch Passionen. —

Diese Männer und Frauen waren das Pub-
likum für die Kunst Rembrandts. Zwei Welt-
anschauungen prallten hier zusammen. Die des
Bourgeois und die des Künstlers. Der Künstler
mußte unterliegen.

Rembrandt's Tragödie liefert den Beweis, daß
nicht der Künstler allein die Kunst macht, sondern
auch das Publikum, denn dieses verlangt nach
ihr Welche Kunst verlangte nun das holländische
Volk, welche Kunst konnte im Boden dieser Kultur
Wurzel schlagen?

Das Volk war nach Kampf und Noth zu
Freiheit und Reichthum gelangt. Alle Energieen
waren auf die Sicherstellung der Existenz gerichtet.
Was errungen ward, wurde nun festgehalten mit
starker Faust. Wohl hieß es, man könne an der
Amsterdamer Börse die Welt kaufen und verkaufen,
aber trotz des horrenden Reichthums, der alle Ge-
nüsse dieser Welt zugänglich zu machen vermochte,
blieb man bei Bier, Butter und Käse, unterdrückte
mehr denn je die Bedürfnisse und schränkte die Ge-
wohnheiten ein. Alles überflüssig Erscheinende flog
über Bord, Großzügigkeit und Schwung aus
Leben und Kunst. Hatte man früher die Paläste
und Kirchen mit Darstellungen christlicher und
heidnischer Göttergeschichten geschmückt, so wurde
nun allen großstiligen Plänen kurzer Hand ein
Ende bereitet. Man verlangte eine Kunst, in der sich
das Wesen des Volkes portraitähnlich wiederer-
kennen ließe; eine Abschrift der holländischen Bürger
ihrer Sitten und Gewohnheiten, der Straßen und
Plätze, Städte und Häuser, innerhalb derer sich ihr
Leben abspielte, das Portrait des platten LandeZ,
des Meeres und des Himmels — eine Kunst, die

f)Oc!)wol)Iwclscs vom Berliner Magistrat

Auch die Billettsteuer normiert der Magistrat
uach ähnlichen Prinzipien wie die L u st b ar ke i ts st e u e r:
Sic ist proportional „dem Nmfange der Grund-
fläche," den der in Frage kommende Körpertheil des
Theaterbesuchers (in's Quadrat übertragen) besitzt.
Die Messungen für die künftige Saison haben bereits
begonnen.

(Nach Schillers „Teil")

den Begriff „Holland" gab. Und die Kunst, die
früher eine Auswahl unter den Erscheinungsformen
der Natur traf, die verbessernd und verschönernd ini
Absoluten aufging, die, hohen und höchsten Zielen
zustrebend, nur zu einer Schaar von Auserwählten
sprach, wandte sich nun an die Menge.

Als Rembrandt von seiner Vaterstadt Leyden
nach Amsterdam übersiedelte, gelangte er rasch zu
großem Ruf. Aufträge flössen ihni zu, eine Schaar
von Schülern sainmelte sich um ihn. Bald war
er der gesuchteste Portraitmaler der Hauptstadt
der vereinigten Provinzen, dem man außer Geld
noch gute Worte geben mußte, um ein Bild zu
erhalten. Er malte, wie die Kollegen es thaten,
Hinz und Kunz: jene nüchternen Männer im
schwarzen Wams und steifer Halskrause, jene haus-
backenen Weiber mit den hohen Korsetts: die Re-
präsentanten gesicherten Besitzes - Holländer!

Er malte streng im Geschmack der Besteller,
die eine ungeschminkte Abschrift ihrer selbst be-
gehrten. Aber je unabhängiger er finanziell wurde,
desto freier wurde er als Künstler, und als er durch
scine Heirath mit der Patrizierin Saskia zu Reich-
thnm kam, da spottete er der Protzen, lachte der
Kollegen, brüskierte den Geschmack und die Au-
torität der Menge.

Sein Haus im Jndenviertel füllte er mit
Kuriositäten und Kunstwerken ans aller Herren
Länder. Bald glich es einem Muselim. Der Ver-
dienst seines Pinsels wunderte in die Trödel-
buden und Auktionshallen.

Aber langsam begannen sich die Beziehungen
zum Publikum zu lockern und immer seltener wurden
die Portraitaufträge. Was lag ihm daran —
in unaufhörlichem Schaffensdrang wuchsen ihm
die farbensprühendsten Bilder mit seinen und
Saskias Zügen unter den Händen hervor. Hatte
er früher des Geldes wegen gemalt, nun malte
er um der Kunst, um seiner Kunst ivillen!

Das Jahr 1642 brachte ihm einen großen Auf-
trag. Er schuf die sogenannte „Nachtivache", eines
der bedeutendsten Meisterwerke aller Malerei, jedoch
das Publikum, das ihm einst zugejubelt hatte,
drehte ihm nun den Rücken, ob dieser Verletzung
seines Geschniackes.

Ein weit härterer Schlag traf ihn im gleichen
Jahr durch den Tod der ^vielgeliebten Frau, die
ihm kurz vorher einen Sohn geschenkt. Aller
Sonnenschein wich aus seinem Leben. Wie eine
stille Klage durchzieht die Erinnerung an Saskia
sein Schaffen. Er hat sie noch oft gemalt, bis
andere, Lebende an ihre Stelle traten: Geertje,
die Amme seines Sohnes Titus, und dann Hend-
rikje Stoffels, die seinen Haushalt führte. Uud
wie einst Saskia, so kleidete er nun sie in köst-
liche, farbenschillernde Gewänder, umgab sie mit
Juwelen und gleißendem Geschmeide und bannte
ihr Antlitz aus die Leinwand. Er hatte wieder
eine Familie, lebte still, innerlich beglückt, schafsens-
freudig dahin. Die fruchtbarste Zeit seines Lebens
war angebrochen, die Zeit, in der er immer mehr
in Gegensatz zu den Zeitgenossen und dem Zeit-
gemäßen trat, immer weniger „Holländer" wurde.
Was der Zeit und Umgebung galt, galt nicht
ihm, was die andern liebten, haßte er, was sie
verachteten, das liebte er. Kein Mensch dachte
mehr an die Bibel und -er träumte noch immer
von den heiligen Geschichten und Wundern, von
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Hermann Popp: Ein Künstlerloos
Arpad Schmidhammer: Der Censor
Arpad Schmidhammer: Hochwohlweises vom Berliner Magistrat
 
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