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Irrgarten der Liebe

(Zum Bilde von Julius Diez)

Die Neugier lockte dich, Doris, herein
Und prahlendes Siegvertrauen —

Null mußt du so arm und so ratlos sein,

Nun nützt dir kein Denken noch Schaueil!

Verhext ist dieser Höllenort,

Verzaubert von grausamsten Teufeln —
Zornweinend warfst du den Hut schon fort,

Bist nahe daran, zu verzweifeln!

Wer zeigt dir den Weg zur Götterlust?

Viel Fratzen deuten gar wichtig:

Da! Dort! Und du eilst mit fliegender Brust
Doch keine Richtung ist richtig!

Schon dreimal entrannst dn dem Grauenbcreich
Der Gauge, die wirr sich verschieben —

Doch standst du nur wieder am Thräncuteich,
Wo der Hut dir liegen geblieben.

Bezwinge nun, Schöne, die trotzige Scham,
Bekenne dich ganz überwunden!

Noch keine, die stolz in den Garten kam,

Hat stolz auch ans Ziel sich gefunden;

Und die nicht verschwanden ohne Spur
In den dunkel schweigsamen Gassen:

Hinaus aus der Wirrnis führte sie nur,

Die lüchelud herein sie gelassen!

Demüthig wirs auf die Kniee dich hin.

Wie manche hier innen schon kniete,

Und ruf' zuhülfe die Pförtnerin,

Die Mlltter Aphrodite!

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Aphorismen

Jeder Mensch ist in irgend einem Punkte völlig unbelehrbar.

Das ist sein Schicksal. Ist cs eine Sache, bei der es um Kopf und
Kragen geht, so ist das Schicksal — tragisch.

Kraftausdrücke sind die, welche das Gegentheil von Kraft ansdrücken.

Das Elend ist ganz dasselbe, ob einer mit fünfhundert oder mit fünf
Millionen Mark Einkommen nicht auskommt.

Die schwersten Beleidigungen in der Welt werden verübt - durch
Geschenke.

Das Wort ist Alles: Baustein und Mörtel, Gift und Dolch, Nahrung
und Balsam, Blöße und Panzer, ein Schild und ein Geschoß, Alles und
Nichts, nur nicht das, was es scheint. paui <35a|.in

Klabres Gcscbicbtcbcn

Der sechsjährige Rudi hat die ersten Schulferien hinter sich und sieht wenige
Tage nach seiner Rückkehr vom Lande Tante Fda zum erste» lllale wieder. Auf
ihrem Schooße sitzend, weiß er von seinem Ferienaufenthalt bei Großmama
unendlich viel zu erzählen, unter Anderem flüstert er der lieben Tante, die
es stets jo gut mit ihm meint, leise ins Ghr, daß er sich bei Großmama
eine Braut angeschafft habe. Taute Ida zeigt sich ganz erstaunt darüber und
fragt de» kleinen „Bräutigam" nach dem Namen der „Braut" und dem Zw
standekoninien dieses hochwichtigen Ereignisses. Klein Rudi erzählt darauf:
„Gertrud Müller kam jeden Tag zu Großmama, wo wir zusammen spielten.
Einmal waren wir beim Spielen müde geworden und hatten uns zusammen
auf's Sopha gelegt und — waren eingeschlafen und — und — so kam das."
Register
Otto Geigenberger: Bergblick
Paul Garin: Aphorismen
Hanns Theodor Karl Wilhelm Frh. v. Gumppenberg: Irrgarten der Liebe
[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen
 
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