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500,000 Franken!

Fünfmalhunderttausend Franken
Kamen einst ans Licht der Welt,

Aber, ach, die armen Franken
Waren leider Brief, nicht Geld!

Ja, der Papst auf seinem Stuhle
Wünschte sehr, sie wären sein.

Doch der Kaiser, der blieb Kuhle,

Schickte einen Edelstein.

Leicht bewahrt man einen Freund sich.
Wenn man ihm was Bettes schenkt.

So im Jahre 93

Denkt der Papst, doch Gott er lenkt.

Aus Berlin kam Herr von Los,

Aber Gelder hatt' er nicht.

Dnkel Chlodwig Hohenlohe
Bracht' auch dieses an das Licht.

Denn dem Kaiser rieth der schlaue
Kanzler, dieser Bösewicht:

„Halt' den Beutel zu und traue
Keinem nie im voraus nicht.

Schicke ihm für sein museo

Rur ein Steinchen! Dies mein Rath!"

— So kam Los zu dem Leo
Ahne den gewünschten Draht!

Fünfmalhunderttausend Franken
Sind auch keine Kleinigkeit!
Zünfmalhunderttausend Franken!

Und bei dieser schlechten Zeit!

Rein, der Papst wollt' zu viel haben:
Hier bei uns, wie stch's gebührt,

Sind so hohe Liebesgaben
Für Agrarier reserviert!

SchwarzburgSoiidcrshäuscr Schlagbaum.
In Schwarzburg-Sondershausen ist der Antomobil-
verkchr dann untersagt, wenn der Fürst im Lande
verweilt, weil die Pferde des fürstlichen Wagens
scheuen und nicht nur der Fürst, sondern auch die
Landeskinder in Gefahr gcrathen könnten. Trotz
dieser weiseli Bestimmung ist neulich ein Auto-
mob lfahrer, der quer durch das Fürstentum fuhr,
freigesprochen worden. Dieses schmachvolle Ur
theil verdankt er einem Kniff, mit dem er leider
durchgckommeli ist. Er wandte nämlich ein, daß
er ans dem Auslande kam und beim Anblick der
iveißblauen Grenzpfähle des Fürstentums Schwarz-
burg-Sondcrshaufen sofort bremste; die Bremse
habe prompt funktioniert, da aber die Straße in
Folge eines Regens glatt gewesen sei, so sei er
erst zum Halten gekominen, als der Wagen schon
über die jenseitige Grenze hinausgefahren war.

Eine Enttäuschung

Montagnini fuhr fröhlich aus Paris ab. Man
hatte ihn auf den Schub gebracht, aber was that
das? Er wußte ja, wo er Freunde und Bundes-
genossen fand. An der Grenze löste er sich ein
Billet 2. Klasse nach Rathenow (von Ralheuom
nach Berlin wollte er, unt zu repräsentieren, ein
Billet 1. Klasse nehmen). In Berlin fand er,
dessen war er sicher, Hilfe. Schon träumte er
von seineni Einzug. Ain Bahnhof würde eine
Ehrenkompagnie aufgestellt sein; der Kaiser würde
ihn mit zwei Schwadronen 6ar<ts ckn 6orps ab-
holen und in die Stadt geleiten. Am Branden-
burger Thor würde der Oberbürgermeister im
härenen Gewände barfuß ini Schnee stehen, 36 weiß-
gekleidete Jünglinge würden ihn mit 36 Gedichten
begrüßen. Am Abend würde in der Oper Gala-
ballet sein. — Da empfing er in Stendal ein
niederschmetterndes Telegramm. Zwischen der
deutschen Regierung und dem Zentrum war plötz-
lich der Krieg ausgebrochen; aus wars mit der
Freundschaft und das halte mit seiner Mebcn-
regierung Herr Roeren gethan. „Dieser unge-
schickte Mensch, dieser Tapergreis, dieser Dumm-
kopf, dieser Esel, dieser Sünder, dieser Verräther,
dieser Ketzer, dieser Protestant," so schimpfte Herr
Ultramontagnini und reiste nach Rom.

Geigenberger (München)

„Du, fdjau’ einmal, dev Herr dort ist gewiß ein Hundsfänger, weil alle Hunde vor ihm
ausreißenl" bemerkte ein Münchner Bürger zu einem andern. — „Keine Idee, der ist Mitglied
vom ,Verein zur Bekämpfung der Unsittlichkcitft"

fort mit Sckaclen!

pardauz! — und endlich ging der Krug
Am Brunnenrand in Scherben!

Und endlich standen dicht genug
Im Kerbholz ihre Kerben>

Lin fester Griff — ein starker Hauch —
pardauz! Da lagen auf dem Bauch
Die schwarzen Lamorristen,

Die tristen!

Run endlich ist genug geschmiert
RUt Trinkgeld jeder Sorte,

Und jetzt wird nimmer mitregiert
von römischer Lohorte!

Und nimmer wird die deutsche Lhr
von solchen Schacherchristen mehr
verhökert und verhandelt,
verschandelt!

Wie spielten sie sich auf im Land,
Despoten übermächtig!

Gefällig wusch sich Hand und Hand
Und das Geschäft ging prächtig.

Ls zahlte zwar das Volk die Zech',

Doch brüsteten sich laut und frech
Als Retter und Befreier
Die Schreier!

Hinaus damit — den Riegel zu!

Ihr hohen Herrn, da droben:

Laßt nur in voller Seelenruh
Die Schächer draußen toben!

Wollt Ihr des Reiches Glan; und Glück,
So weicht um keinen Zoll zurück,

Drängt wieder sich die Sippe
Zur Krippe!

Run kennt Ihr ja ihr Angesicht —

Und droh'n Luch die Erpresser,

Was schadet's! Schlechter wird es nicht
Im Reich, es wird nur besser!

Lin Bissel Aualm und übler Duft
Füllt freilich erst die deutsche Luft,

Doch wird ihn frisches Wagen
verjagen!

Rur nicht zu diplomatisch sein
RUt pfäffischen Gesellen —

Der Schwarze wird Luch hinterdrein
Doch immer wieder prellen!

Der freien Zeiten freien Sohn
Laßt Hüter sein für Reich und Thron
Und ihm zu trau'n ist weiser —

Herr Kaiser! Hemnanu

Oie Erneuerung iwi™,

für das erste Quartal 1907 bitten wir recht bald
vornehmen zu wollen, damit die bisherigen
flbonnenien die „Jugend“ ohne Unterbreche
ung, n. neu hinzukommende unsere Wochen-
schrift sogleich von der ersten Nummer an zu«
«ePellt erhalten. üerlag öcr Jufjentl“.
Index
Frido: 500,000 Franken!
[nicht signierter Beitrag]: Schwarzburg-Sondershäuser Schlagbaum
[nicht signierter Beitrag]: Eine Enttäuschung
August Geigenberger: Panik
Hermann, Herrmann [Ostini]: Fort mit Schaden!
 
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