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Th. Doebner

Frechlings-Melancholie

Du. hörst die Kinder lärmen, Spatzen piepsen,
Hörst einer Meise melancholisch Pfeifen,
Siehst Hügelland mit Griin und bunten Blumen,
Den nieder» Himmel, regengrau-umzogen.
Siehst schwanke Aeste in die Lüfte greifen
lind fühlst die Winde deine Wangen streifen.

Du trittst den Weg, den Menschenhand geebnet,
lind weißt, er führt von Dorf zu Dorf zu Dorf;
Tenn viele Wege bist du schon gegangen —
Doch kennst du nicht den Weg zur Kraft,

die Licht entzündet,
Kennst nicht den Weg zur Kraft,

die Schall im Ohre weckt,
Und kennst den Weg nicht, den aus ewiger Ruh
Der zeitgcborene Gedanke nimmt.

Und dennoch freust du dich, ein Mensch zu sein,
Und badest deine Sinne gern im All,

Aus dem du selbst dereinst hervorgegangen;
Freust dich des Augenblicks, des eignen Lebens,
Des goldnen Funkens, ewigkeit-entsprüht,

Und frenst dich deines menschlichen Bewußtseins,
Des Tranin-Bewnßtscins,

Und klammerst fest dich an mit allen Sinnen,
Wenn du zurück sollst in die stumme Nacht,
Uud schüttelst dich mit Grauen . . .

Ludwig Scharf

Inge

Auf deiner Stirne, weiß wie Alabaster,
Liegt mild der Abglanz einer großen Seele,
Die nicht die Bosheit kennt und nicht

das Laster,

Die rein ist, seltsam schön und ohne Fehle.

Und wenn du sprichst, verstunimt man

rings im Kreise;

Denn wie das Echo nächtlicher Gesänge
Hallt deine Stimme, eine Liebesweise
Ist deine Rede, zart wie Glockenklänge.

Um dich ist Friede. Und in deiner Nähe
Erstarb, was sich an Hader in mir regte:
Es >var, als ob ein Wunder mir geschähe,
Als deine Hand sich in die meine legte.

Da fühlt ich alles Sehnen von mir gleiten;
Da war ich wunschlos; alle Zweifel schwiegen.
Da sah der Zukunft uferlose Weiten
In lichtem Glanz ich plötzlich vor mir liegen ..

M. 2mp«r»tori

6in freckckacks

Eine Dffiziersfamilie veranstaltet ein soge-
nanntes „Kellnerfest". Die jüngeren Vffiziere
erscheinen dabei als Kellner, Portiers und der-
gleichen, kostümiert. Lin älterer kferr, seiner
Nationalität nach Amerikaner, kann sich nicht in
die ihm unverständliche Situation hineinfindcn.
Gleich bei seinen: Erscheinen fährt er einen
dieser maskierten dienstbaren Geister in barscher
Meise an. Es entsteht eine peinliche Pause. Die
in tödliche Verlegenheit versetzte ksansfran macht
ihn darauf aufmerksam, daß er es mit (Offizieren
Seiner Majestät zu tun habe. Da erwidert er,
keineswegs verblüfft, in gebrochenem Deutsch, so
daß alle Anwesenden es hören können: „Ick finden
das sehr nett, uenn sick die junge Leutnant schon
bei Zeit auf ihre künftige Berus bei uns in Ame-
rika vorbereite»."

Liebe Jugend!

Der evangelische Pfarrer eines Dorfes in Schle-
fien besucht einen alten kranken Taglöhner, der
es nicht mehr weit zum Grabe hat. Er spricht
ihm Trost zu mit den Morten, in der Ewigkeit
könne er ja ausruhen von aller Arbeit und Last
des Lebens. Der Alte will aber nichts davon
wissen. Langsam und traurig antwortet er:
„Nee, nee, kserr Paster, das is nich a su.
Menn ich ci'n Himmel kumm, do wird der Petrus
sprechen: ,Korle, Du bist de schwere Arbeet ge-
wohnt, Du kannst dnnnern!'"

Line Lehrerin der 4. Volksschulklasse zeigt
ihren Schülerinnen Bilder von Hoffestlichkeiten
und bespricht bei einem Bild, das einen fürstlichen
Hochzcitszug darstellt, die Funktionen der auf dem
Bilde befindlichen Persönlichkeiten. Dabei fragt
sie unter ander», auch, was ein Page sei, worauf
sie von einer Schülerin zur Antwort bekommt:
„Lin Page ist ein Edelknabe, der den Prinzessinnen
und Hofdamen die Röcke aufhebt."

In einer Klasse sehr jugendlicher Kadetten wird
als deutsches Thema behandelt: die Treue in
Schillers „Bürgschaft". Liner der vielverspre-
chenden Marsjünger schließt seine Ausführungen,
in denen er die sittliche Grundidee dieser Ballade
in überzeugender Meise darlegte und verherrlichte,
mit den Morten: „Man sieht aus^dem vorher-
gehenden, daß die Treue auch im Zivilleben not-
wendig ist!"

Zu einem Arzt kommt ein junges Mädchen,
um sich untersuchen zu lassen, da sie fürchte, in
anderen Umständen zu sein. Der Arzt muß dies
leider bestätigen. Da das Mädchen darob trostlos
ist, fragt er es teilnehmend, ob es ihm denn in
seinem Berufe so sehr hinderlich sei, und was sie
denn wäre. „Ich bin .Jungfer,'" ist die Antwort.

Oer rieifl

(Zur Zeichnung von A. Schönmann)

„Deandl," lagt die alte Mahm,

„Schaug Di um und nimm di z'amm,
Weil's der Teifi überall
Anlegt auf an Sünd'nfall!"

„Sag', wia schaugt der Gankerl aus?
Ebba wia'r n Fledermaus?

Hat er Hörudlu uud au Schweif
Und an Bocksuaß, wüascht und schteif?

Is er haaret wia'r a Bär?

Stimmt er mit a'm Gschtauk daher,

Wia wenn Pech und Schwefi brennt,

Daß ma'u glei von Weit'» kennt?"

„O beilei!" sagt d' alte Mahm —

„Bal' der mit di Hörndln kam,

Wias'n auf die Taferln mal'»,

Tat er leicht koa Söl dakrall'n!
beuntzutag geht's auderscht zua:

Z'öftern kimmt er, wia'r a Bua,

Frisch und g'suud mit Fleisch uud Bluat
Und a'm Gamsbart aus'm Huatl
So viel schö tuan ko der Tropf
Und verdraht a Dirn an Kops,

Tuat mit hoaß verliabte Aug'n
Auf dös dalket Mad'l schaug'n,

Tuat ihr süaße Wärterin sag'n,

Gschtanzl'n singa, Zithern schlag'n,

Jod'ln ko er, daß's grad schnalzt, —

Wia'r a Spielhahn, wenn er balzt,

Tanzt der Lodcr 'rum um'S Mad'l
Uud a Ringerl und a Nad'l
Und a silberns Miederg'schnür
bat er bei der Hand dafür!

Siechst, dös is dös Allerschlimmst',

Wenn's D' vom Teifi so was nimmst:

Hat er Di amal so weit,

Bitt' er um a G'fälligkeit

Und bal's D' nachgeb'n hast — 0 mei! —

G'hört Dei arme Söl scho sei

Uud amal, wenn'S finster is,

Kimmt er ua und holt di g'wiß
Abi, z'tiafst in d' Höll'ngluat —

Und da geht's D'r gar net guat!"

„JessaS na!" sagt'S Mad'l und lacht:
„Grad, wia's D' sagst, so hat er's g'macht
Grad so ham eahm d' Aeugerln glanzt,
Grad so hat er g'juchzt und tanzt,

Is mir nach auf Schritt und Tritt,
Register
Hanns (Hans): Der Teifi
W. Imperatori: Inge
Ludwig Scharf: Frühlings-Melancholie
Theodor Doebner: Der Mai ist gekommen
[nicht signierter Beitrag]: Ein Frechdachs
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
 
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