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Die Blumen, die in Ähren hlühn,
Sind u/ie ein liebliches Bedicht,

Dss in des Werktags ernstes Möhn
Die schönen bunten Zeilen flicht.

F. Langheinridi


Abend

Ueber den dunkten HähEn
Flutet letzter 5chEin,

Baldiges UergehEn
5pinnt die Welten ein;

Hinter dEn Walken glühend
Steht Ein reifer Tag,

Wie Ein Hug, das blühend
Sich nicht'schlossen mag.

Nun, da die Lust gegangen
Und die Qual ist stumm,

Herz, mein Herz, u/arum
Schaust mit leisem Bangen
Du Dich sehnend um?

Hans Wendt

*

Kindlein unter’m Blütenbaum

5o weih im reichen Maienblust
Die schmucken Bäume stehen,

Es muh die ganze Blütenlust
Uergehen und verwehen.

fluch deine jungen Tage, Kind,

Und deine Lustgeberden,

Sie müssen bald, so hold sie sind,
Uerhlüh’n und dunkel werden.

In Schmerzen nur und Dunkelheit
Wird süsse Frucht geboren.

Doch ist sie reif, so war kein Leid
Und war kein Weh verloren.

Hermann Hesse

Gespenster

Manchmal empfind ich plötzlich sie,

Die Liebste, die ich längst verlor,

Wie eine ferne Melodie,

Die plötzlich wieder klingt im Dhr.

Wie ein vergessnes altes Lied:

Es kommt und man erkennt es kaum
Und klingt doch wahlvertraut und zieht
Uns nach bis in den tiefsten Traum.

So stundenlang und tagelang
Fühl' ich der Fernen Höhe noch,

Sie zwingt mit rätselhaftem Zwang
Mein ganzes Denken in ihr Joch!

Und schaudernd werd ich mir bewusst,
Dass still Gespenster mit uns gehn!

Wir tragen Gräber in der Brust,

Die immer, immer offen stehn.

0. De Hora

Mnrgenahnen

Es dämmert neu die Welt im stillen Kreise,
Schon blinzt der Tag mit Augen, früherwacht,
Der Wald regt seine Wipfelblätter leise,
fluftauchend aus dem Schweigen stiller Hacht.

Schon steigt das Licht in blendendem Erneuen,
Des keuschen Schauers eigner Schönheit voll,
Durch Tal und Lüfte fliegt ein zitternd Freuen,
Wie zögernd noch, wen es begrüben soll.

Gisela Freiin von Berger
Register
Franz Langheinrich: Die Blumen
Hermann Hesse: Kindlein unterm Blütenbaum
Ella Räuber: Rahmen
Gisela Frf. v. Berger: Morgenahnen
Hans Wendt: Abend
A. De Nora: Gespenster
 
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