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Nr. 28

JUGEND

1907

Der Schleier der Landwirtschaft

Bei der Berliner landwirtschaftlichen Aus-
stellung des Jahres *906 wurde eine Postkarte
verkauft, auf der eine nur mit ihrem prächtigen
rotblonden paar bekleidete Frauengestalt einen
Schimmel am Zügel hielt. Darunter stand:

Der Schützerin der Landwirtschaft,

Die die Fluren segnet mit fruchtbarer Kraft,
Sei diese Karte in Ehren geweiht,

Daß die Landwirtschaft und das Vieh gedeiht.

Die Mangelhaftigkeit des Kostüms sollte offen-
bar die Not und die Armut der Landwirtschaft
drastisch vor Augen führen. —

Auf der diesjährigen Düsseldorfer Ausstellung
der Landwirtschaftsgesellschaft wird dieselbe Karte
verkauft, doch trägt die Frau ihren Körper mit
einem Schleier verhüllt.

Bravo! Die Landwirtschaft ist doch keine Börse,
an der die Unsittlichkeit Orgien feiert! Nun sollte
aber auch der Vierzeiler dahin geändert werden:

Die Schützerin der Landwirtschaft,

Die sich verhüllt mit dem Schleier voll Tafft,
Sei gläubig und orthodox geweiht,

Daß die Sittlichkeit und der Ochs gedeiht.

A. Schmidhnmmer

Ein Demokrat

„Ich pfeife auf den fidel! Als ob
man nicht auch sn Schulden machen
könnte!“

Offiziere als Raufleme

Es ist eine schöne und dankbare Aufgabe, die
bisher so exklusiveil und dem Erwerbsleben so
fremden Offizierskreise mit dem kaufmännischeil
Leben vertraut zu inachen. Dieser Ausgabe haben
sich mehrere Ehrenmäniler aus München unter-
zogeil, indem sie Offizieren Gelegeilheit gegeben
haben, mit Terrains auf der Malser pafde, mit
Pferden, Brillailten, Ziinmereinrichtungen, Aktien,
Alfenidesachen, Maschinen, Uhreil, Kuxen nub
anderen nützlichen Gegenständen Pandel zu treiben.
Endlich eine Annäheruilg zwischen Offizier und
Kaufmann!

Einer dieser Ehrenmänner hat bekailntlich
einem Offizier statt baren Geldes, das die jungen
Leute nur zu leichtsinnigen Ausgaben verführt,
3000 Nachtgeschirre in Zahlung gegeben, wie
unermeßlich reich muß sich der Glückliche im Be-
sitz von 3000 Nachtgeschirren vorgekommen sein!
Selbst wenil er einen Teil davon als Selbstkon-
sument verbraucht und einen anderen Teil zu poch«
zeitsgeschenken verwendet, bleiben ihm immer noch
so viel Töpfe, daß er in ihnen förmlich schwimmen
kalln. Er wird an ihnen reich werden, wenn es ihm
gelingt bei der Zulaffungrstelle die Einführung
der Geschirre an der Berliner Börse durchzusetzell!

Exakte wiffenschastliche Untersuchungen der Präparats die heutzutage als
Zahn-pulver verkauft werden, haben das überraschende Resultat ergeben, daß kein
einziges der untersuchten Handels-Zahnpulver (es sind ca. 50 Marken lultersucht
worden) den Anforderungen entspricht, die an ein tadelloses Zahnpulver gestellt
werden müssen. Einige Fabrikanten setzen ihren Zahnpulvern sogar Säuren, saure
Salze, Seife, Alkali, chlorsaures Kali und dergleichen zu. Solche Zahnpulver sind
direkt schädlich für die Zahnsubstanz, sowie für das Zahnfleisch und daher unbedingt
zu verwerfen. Andere Präparate enthalten als Grundstoff gemahlene Kreide, die
aus mehr oder weniger scharfkantigen, glasharten Krystallen besteht. Diese ritzen
beim Putzen den Zahnschmelz und können dadurch großen Schaden anrichten.
Geradezu als Unfug muß man es aber bezeichnen, wenn, wie dies vielfach ge-
schieht, den Zahnpulvern Sepia und Austernschalen, Holzkohle, Bimsstein und
dergleichen Stoffe zugesetzt werden. Solche grobwirkende Mittel benutzt man
wohl mit Vorteil zum Putzen von Metallgegenständen, aber nicht für das kostbare
Email der Zähne. Da ist es dann kein Wunder, daß zahlreiche Menschen trotz
sorgsamster Pflege und ständiger Behandlung durch den Zahnarzt doch schad-
hafte Zähne bekommen.

Dieser Stand der Dinge hat uns zu dem Entschlüsse geführt, zu versuchen,
ein hygienisch einwandfreies Zahnpulver herzustellen.

Die Aufgabe war weniger einfach, als wir anfänglich annahmen. Erst
nach mehrjährigen Versuchen ist es uns gelungen, mit unserem Jrex-Zahnpulver
ein Präparat herzustellen, das wir getrost als ein Adeal-Präparat bezeichnen können.
Es ist das beste derzeitige Zahnpulver, wie jeder Zahnarzt und Fachmann, der
sich die Mühe nimmt, das Jrex-Zahnpulver mikroskopisch und chemisch zu unter-
suchen, zugeben wird.

Unsere Patent-Irexdose gestattet eine Abgabe des Irex-Zahn-
pulvers, ohne dass die Bürste mit dem Pulver in der Dose
direkt in Berührung kommt. Beim Aufdrücken auf ein besonderes
Teilerchen, das jeder Dose kostenlos beigeliefert wird, entleert die
Büchse immer nur soviel Pulver, als zum einmaligen Gebrauche
gerade nötig ist. Die Aufnahme des Zahnpulvers durch die Bürste

findet also ausserhalb der Dose statt. Auf diese Weise bleibt das
Irex-Zahnpulver stets frisch und trocken und kann bis zum letzten
Körnchen ausgenutzt werden.

Preis einer Dose Irex Mk 1.— in Apotheken, Drogengeschäften
und Parfümerien. Eine Dose Irex enthält etwa 60 Portionen Irex-
Zahnpulver, reicht also bei täglichem Gebrauch etwa 2 Monate.).
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[nicht signierter Beitrag]: Der Schleier der Landwirtschaft
[nicht signierter Beitrag]: Offiziere als Kaufleute
Monogrammist Frosch: Ein Demokrat
 
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