Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (12.1907, Band 2 (Nr. 26-52))

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Das stumme Aeesel

Die tschechischen Abgeordneten des öfter-
reichischen Reichsrats, einschließlich der Sozial-
demokraten, beschlossen, daß keiner von ihnen
im Haus sprechen dürfe, bevor die tschechischen
Reden und Anträge im Urtert protokolliert
wenden.

Ale, wirde schauen Welt,

Wanne nit meh briUtc
Behmisch Leesel, sundern sich
Tief in Schweigen hillte!

Muße schenste Meludie
Huhes Haus entbehren,

Wanne is Behmakenfprach
Nimmemeh zu Heren!

Huhe Haus wird gleichen Wald,
wu kan vugel singte,
wu kan helle Sunnenschein
In den Dunkel dringtel

Und in waldel uhne Sunn',

Uhne vugelliede
Wirde bitten Alles laut:

„Leefel, brill' duch wiede I"

Sadcazenel Zollen muß
Ganze weit auf Kniee
vur den edle Leefel hin —
Brillte nimme frühe!

Muß zuerst der weltensprach'
Behmisch Sprache werden,

Daß man Leesel kann versteh'n
Auf der ganzen Lrden!

Dann erst reißte Viechel auf
Grußes Maul vun neien,

Um verschluckte Niesen; u
In den Welt zu schreien!

Shaking!

Geigenberger

In London wurde auf Betreiben der vereinigten Mucker und
Pfaffen die Schaustellung der sogenannten, durchaus nicht an-
stössigen „Lebenden Statuen“ verboten, Uiie unser englischer
Berichterstatter u/eiter telegraphiert, ist in ganz England nun-
mehr auch das Stillen' der Säuglinge durch ihre Mütter und
Ammen abgeschafft worden, da durch den Anblick von Huditäten
das Schamgefühl der Kleinen gröblich verletzt und ihre Sittlich-
keit auf’s Schwerste gefährdet würde.

Rechtgläubiges Hochgebirge

Per in Altötting erscheinende „Seraphische
Rinderfreund" macht für die Gründung
eines katholischen Alpenvereins Propa
ganda. Zn Sölden im Metztal ist ferner ein
katholischer Bergführer- Oerein gegründet
worden.

Pie Alpen sind bis jetzt, dem klimme!
sei Pank, ein katholisches Gebirge und
den Alpen muß die Religion erhalten bleu
ben. Pas sollte kein Gläubiger vergessen!
Es gilt, die katholischen Augen offen zu
halten, denn den rechtgläubigen Bergen
droht Gefahr 1 Alljährlich ergießen sich
Ströme von Retzern nach Tirol u. s. w.
und wenn auch die meisten voll ihnen bei
Eintritt der kälteren Jahreszeit wieder tu
ihre ungläubige Heimat zurückkehren, so
lassell doch auch viele von ihllell ihre sündigen
Leiber in den Gletscherspalten und Abgründen
unserer Berge zurück. Pas ist keil: Münder.
Peull weml ein gut katholischer Strick ver-
damnlt ist, eineil protestalltischen Leib zil
trageil, so kanll man es ihm wahrlich nicht
verdenken, daß er die untere Festigkeit ver-
liert und vor Wut ulld Aerger platzt.

Und darum kanll nicht laut ulld ein-
dringlich genug gepredigt werden:

Ihr gläubigen Alpenbewohner, besollders
ihr Bergführer, wellil ihr abstürzt, bann
stürzt wenigstens nicht mit Protestanten
zusammen ab, damit eure zerschelltetPRno-
chen nuten nicht von Retzerknochen be-
rührt werdell. Hütet euch vor beti toten
Retzern> Nur zu den lebenden seid
freundlich, damit sie wiederkollunell, bcttti

Per echte Ratholik mag keilten Retzer leiden,
Poch seilte Gelder nimmt er gerll.

Der schwarze Aiijust

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Berliner-Gespräch

pokorny'prokop»
»Iugend^'Kurrespundent behmische.

Hurra!

Heinze, ha, da ist er wieder!

Heinze also ist nicht tot!

Heinze ist nicht tot zu Kriegen,

Heinze lebt, der Sackerlot!

In die „Jugend" voi'gen Jahves,

Zn die Nummer zwanzig neun,

Dichtet'wegen seines Todes
Ich ein schön Gedicht hinein.

Heinze wähnt' ich totgedichtet —

Heinze, wie die Zeitung schreibt,

Heinze kommt jetzt aus dem

Zuchthaus,

Heinze, wie er lebt und leibt! —
wenn mal diesem cw'gen Juden
Doch der Lebensfaden reißt,
wird ihn dennoch überleben
Ewig der Lerheinzegeist!

Kilian

Uielvmprccbender Nachwuchs

fragte eine Pame der Hofgesellschaft.
„Kamarilla, Mama!“

„Meinen Sie, Exzellenz, daß der neue Minister
lange auf seinem Posten bleiben wird?"

„Nee, der Rerl arbeitet."

*

Militärische Unfähigkeit

„Hauptmann Leblanc lnußte also wegell mili-
tärischer Ullfähigkeit seilten Abschied ltehmen ?"

Französischer General: Jawohl. Ihm
fehlte die Fähigkeit, in feiner Rompagnie die
Pisziplin durch gütliches Zu reden zu erhalten."

*

Lußgßr's Faktotum

A. Schmidhnmmer

„Sa, äs Fretter, da habt s an Präsident’nl
Den Luxus kann i mir erlaub’n!“

„Glauben Sie an einen günstigen Oerlauf der
Friedens-Rotlferenz?" fragte man Frau Berta
Rrupp-Bohlen.

„Gewiß, wir erwarten noch im Herbst einen
größeren Lieferungsauftrag." war die
verblüffellde Antwort.

*

Der Sportfex

Ich habe beit ersten Preis im Automobilwett
fahren gewonnen. — Moltke hat bloß Röniggrätz
ulld Sedatl gewonnelll"

*

Les allies

Russe:

„Ja, i had' das Meutern
Pcho’ tällgst prächti' los!
lltet’ liaba Franzos,

's lvird nimmer lang dauern,

Sannst ’s ak’rat so famos l
Holdrioh