Elektrizi'tätsnionopol
3u Regierungskreisen denkt mau bekanntlich
.licht an ein Reichsmonopol für Erzeugung und
Abgabe von Elektrizität. Aber was nicht ist, kann
ja noch werden! Mir fürchten nur, daß dann
wieder einmal nicht ganze, sondern halbe
Arbeit gemacht wird! Mir schlagen deshalb jetzt
schon vor: Es muß verhütet werden, daß auf
Schleichwegen die Elektrizität erzeugt
und abgegeben wird. Menn ein Schau-
spieler durch sein Spiel einen magnetischen Rapport
mit dem Publikum herstellt, so muß er die hierzu
erforderliche Menge von Elektrizität vorher vom
Reich beziehen. Dasselbe gilt von Rednern, die
durch ihre Reden ihr Publikum, und von Putz-
macherinnen, die durch ein neues b^utmodell ihre
Kundinnen elektrisieren. vor allem aber müßten
die Reichsinonopolkontrolleure bei Bällen ein
scharfes Auge auf die paare haben, die durch
ihre Blicke eine elektrische Verbindung mit einander
Herstellen. Endlich dürften diejenigen Gattinnen,
die den in früher Morgenstunde heimkehrenden
Gemahl mit einer elektrischen Entladung begrüßen,
nur die vorher vom R e i ch bezogene Elektrizitäts-
menge verwenden; ist diese verbraucht, dann
muß sich ein Siegel automatisch auf ihreti
M u nd legen!
*
Das Kationalitätenproblem
Professor Dr. Schücking aus Marburg bricht
in einer Schrift „Das Nationalitätenproblem"
eine Lanze für die Gleichberechtigung der deutschen
und der polnischen Sprache. Der Staat soll eine
polnische Universität errichten, in gemischtsprachigen
Bezirken soll er neben einem deutschen ein pol-
nisches Theater subventionieren; er soll polnische
Bibliotheken und polnische Museen gründen.
Das genügt aber nicht, um uns die lieben
alten Polen in ihrer ursprünglichen Reinheit zu
erhalten. Sie wären imstande, aus alter Feind-
schaft gegen alles Deutsche uns den Possen zu
spielen und fließend deutsch zu lernen. Man
müßte mehr für sie tun. Mir müssen neben dem
deutschen Reichstag einen polnischen Reichstag
bestellen, in dein der Gebrauch der deutschen Sprache
verböte:: wäre. Der Kaiser inüßte während der
Hälfte jedes Jahres in Krotoschin oder Gstrowo
residieren; er müßte die poleil einlaben, und ihnen
polnische Mnrst, polnische Karpfen, polnische Sauce,
polilische Beefsteaks uild polilischen pfefferkuche,l
zu essen geben; zu trinFen müßte es neben franzö-
sischen Meiilen nur polnische Auslesen geben.
In deil Lehranstalten dürften nur polnische Dicht-
werke uild polilische Kuilstwerke berücksichtigt
werden. Uild da es bereit nicht genug gibt, so
müßten, um das Manko zu decken, die Venus
voll Milo, die Merke von Anton von Merner,
voll Begas, voll Schiller, von Goethe uild voil
Schücking ins polilische übersetzt werden.
kelgiscke Undankbarkeit
Weiln irgend iemaub über die Undankbarkeit
der Welt klagen kann, danil ist es der König
Leopold von Belgien. Er mag tun, was er will,
er entfvembet sich seinem Volke. Erlist in seinem
Verkehr nicht exklusiv wie andere Fürsten, nein,
ersteigt zum Volk herab nnb wählt sich aus ihm
seine liebste Umgebnilg, — alles umsonst!
Er bietet seinem Volke einen ganzen großen
Staat zum Geschenk all, — alles umsonst. Ja
er tllt noch nlehr, er fonunt sogar eines Tages
nach Brüssel, — alles umsonst! Und doch könnte
man es ihm nicht verargen, wenn er Brüssel
bald wieder verlassen wollte, 2)etm_ er hat dort
einen zil abiuetfeiibcn Empfang gefunden. Als
er nämlich vor dem Schlosse vorfuhr und eintreten
wollte, verwehrte ihm der Portier den Eiimang;
er kenne den König nicht; es könne jebev sagen,
er sei der König; vielleicht sei er der Schuhmacher
Voigt; ob er Legitimationspapiere bei sich hätte.
Es wurde sofort ein Schutzmann geholt; allein
dieser erklärte, er sei erst seit 5 Jahren in Brüssel;
daher kenne er den König ebenfalls nicht!
Frido
Pbilantropiscbcr Eesmrein in Russland * cenin
„Wenn ich gleich gewußt hätte, daß man stch dcr eine ganze Stunde mit Lesen quälen muß'
wäre ich auf die paar Flaschen Wodka nicht hereingefallen I"
San ma fidel!
„Die fibelften Leute ber Welt finb bie
(Tiroler Kapuziner». (Dr. Lueger.)
Sie fitzen im Saale am Mittagstisch,
Zm Gläschen funkelt der Wein,
Ls trägt Zrater Koch den Zastenfisch
In dampfender Schüssel herein.
Und trotz dieser Müh' und trotz dieser plag,
So loben doch alle den heutigen Tag
Der Kirche getreueste Diener:
Die Tiroler Kapuziner.
Nachdem sie genüglich sich angepfropft,
Bis keiner mehr weiter kann.
Hierauf sich ein Pfeifchen angestopft,
Hält jeder ein Schläfchen sodann,
Und trotzdem das Leben voll plag und Müh',
Ls schelten und fluchen darüber doch nie
Des Herrgotts ergebenste Diener:
Die Tiroler Kapuziner.
Und wenn die Wahlzeit glücklich verdaut,
wird in dem Garten lustwandelt,
Mit Müllers Gret, die durchs Gitter schaut,
Lin wenig geneckt und gebandelt.
Und ob auch das Dasein voll Sorg und Pein.
So find doch in Demut ergeben darein
Des Papstes gehorsamste Diener:
Die Tiroler Kapuziner.
Und Abends da schleicht sich zur Klostertür
Das Landvolk scheue herein.
Tauscht Lier und Butter, Schinken und Bier
Gegen Swigkeitswechsel ein.
Und ob auch wird teurer tagtäglich das Brot,
So jammern und Klagen nie über die Rot
Der Armut stillschweigende Diener:
Die Tiroler Kapuziner.
Und sie säen nicht und nicht ernten sie
Und werden doch dick und rund,
Auf größere Weise tat sich noch nie
Lin Gotteswunder uns kund.
Und während die Menschheit mit
Arbeit sich quält,
Sind die allerftdelslen Leute der Welt
Für Doktor Luegers Wiener:
Die Tiroler Kapuziner.
rariliciiN Kas*»lnf(ürer
A. Schmidhammer
3u Regierungskreisen denkt mau bekanntlich
.licht an ein Reichsmonopol für Erzeugung und
Abgabe von Elektrizität. Aber was nicht ist, kann
ja noch werden! Mir fürchten nur, daß dann
wieder einmal nicht ganze, sondern halbe
Arbeit gemacht wird! Mir schlagen deshalb jetzt
schon vor: Es muß verhütet werden, daß auf
Schleichwegen die Elektrizität erzeugt
und abgegeben wird. Menn ein Schau-
spieler durch sein Spiel einen magnetischen Rapport
mit dem Publikum herstellt, so muß er die hierzu
erforderliche Menge von Elektrizität vorher vom
Reich beziehen. Dasselbe gilt von Rednern, die
durch ihre Reden ihr Publikum, und von Putz-
macherinnen, die durch ein neues b^utmodell ihre
Kundinnen elektrisieren. vor allem aber müßten
die Reichsinonopolkontrolleure bei Bällen ein
scharfes Auge auf die paare haben, die durch
ihre Blicke eine elektrische Verbindung mit einander
Herstellen. Endlich dürften diejenigen Gattinnen,
die den in früher Morgenstunde heimkehrenden
Gemahl mit einer elektrischen Entladung begrüßen,
nur die vorher vom R e i ch bezogene Elektrizitäts-
menge verwenden; ist diese verbraucht, dann
muß sich ein Siegel automatisch auf ihreti
M u nd legen!
*
Das Kationalitätenproblem
Professor Dr. Schücking aus Marburg bricht
in einer Schrift „Das Nationalitätenproblem"
eine Lanze für die Gleichberechtigung der deutschen
und der polnischen Sprache. Der Staat soll eine
polnische Universität errichten, in gemischtsprachigen
Bezirken soll er neben einem deutschen ein pol-
nisches Theater subventionieren; er soll polnische
Bibliotheken und polnische Museen gründen.
Das genügt aber nicht, um uns die lieben
alten Polen in ihrer ursprünglichen Reinheit zu
erhalten. Sie wären imstande, aus alter Feind-
schaft gegen alles Deutsche uns den Possen zu
spielen und fließend deutsch zu lernen. Man
müßte mehr für sie tun. Mir müssen neben dem
deutschen Reichstag einen polnischen Reichstag
bestellen, in dein der Gebrauch der deutschen Sprache
verböte:: wäre. Der Kaiser inüßte während der
Hälfte jedes Jahres in Krotoschin oder Gstrowo
residieren; er müßte die poleil einlaben, und ihnen
polnische Mnrst, polnische Karpfen, polnische Sauce,
polilische Beefsteaks uild polilischen pfefferkuche,l
zu essen geben; zu trinFen müßte es neben franzö-
sischen Meiilen nur polnische Auslesen geben.
In deil Lehranstalten dürften nur polnische Dicht-
werke uild polilische Kuilstwerke berücksichtigt
werden. Uild da es bereit nicht genug gibt, so
müßten, um das Manko zu decken, die Venus
voll Milo, die Merke von Anton von Merner,
voll Begas, voll Schiller, von Goethe uild voil
Schücking ins polilische übersetzt werden.
kelgiscke Undankbarkeit
Weiln irgend iemaub über die Undankbarkeit
der Welt klagen kann, danil ist es der König
Leopold von Belgien. Er mag tun, was er will,
er entfvembet sich seinem Volke. Erlist in seinem
Verkehr nicht exklusiv wie andere Fürsten, nein,
ersteigt zum Volk herab nnb wählt sich aus ihm
seine liebste Umgebnilg, — alles umsonst!
Er bietet seinem Volke einen ganzen großen
Staat zum Geschenk all, — alles umsonst. Ja
er tllt noch nlehr, er fonunt sogar eines Tages
nach Brüssel, — alles umsonst! Und doch könnte
man es ihm nicht verargen, wenn er Brüssel
bald wieder verlassen wollte, 2)etm_ er hat dort
einen zil abiuetfeiibcn Empfang gefunden. Als
er nämlich vor dem Schlosse vorfuhr und eintreten
wollte, verwehrte ihm der Portier den Eiimang;
er kenne den König nicht; es könne jebev sagen,
er sei der König; vielleicht sei er der Schuhmacher
Voigt; ob er Legitimationspapiere bei sich hätte.
Es wurde sofort ein Schutzmann geholt; allein
dieser erklärte, er sei erst seit 5 Jahren in Brüssel;
daher kenne er den König ebenfalls nicht!
Frido
Pbilantropiscbcr Eesmrein in Russland * cenin
„Wenn ich gleich gewußt hätte, daß man stch dcr eine ganze Stunde mit Lesen quälen muß'
wäre ich auf die paar Flaschen Wodka nicht hereingefallen I"
San ma fidel!
„Die fibelften Leute ber Welt finb bie
(Tiroler Kapuziner». (Dr. Lueger.)
Sie fitzen im Saale am Mittagstisch,
Zm Gläschen funkelt der Wein,
Ls trägt Zrater Koch den Zastenfisch
In dampfender Schüssel herein.
Und trotz dieser Müh' und trotz dieser plag,
So loben doch alle den heutigen Tag
Der Kirche getreueste Diener:
Die Tiroler Kapuziner.
Nachdem sie genüglich sich angepfropft,
Bis keiner mehr weiter kann.
Hierauf sich ein Pfeifchen angestopft,
Hält jeder ein Schläfchen sodann,
Und trotzdem das Leben voll plag und Müh',
Ls schelten und fluchen darüber doch nie
Des Herrgotts ergebenste Diener:
Die Tiroler Kapuziner.
Und wenn die Wahlzeit glücklich verdaut,
wird in dem Garten lustwandelt,
Mit Müllers Gret, die durchs Gitter schaut,
Lin wenig geneckt und gebandelt.
Und ob auch das Dasein voll Sorg und Pein.
So find doch in Demut ergeben darein
Des Papstes gehorsamste Diener:
Die Tiroler Kapuziner.
Und Abends da schleicht sich zur Klostertür
Das Landvolk scheue herein.
Tauscht Lier und Butter, Schinken und Bier
Gegen Swigkeitswechsel ein.
Und ob auch wird teurer tagtäglich das Brot,
So jammern und Klagen nie über die Rot
Der Armut stillschweigende Diener:
Die Tiroler Kapuziner.
Und sie säen nicht und nicht ernten sie
Und werden doch dick und rund,
Auf größere Weise tat sich noch nie
Lin Gotteswunder uns kund.
Und während die Menschheit mit
Arbeit sich quält,
Sind die allerftdelslen Leute der Welt
Für Doktor Luegers Wiener:
Die Tiroler Kapuziner.
rariliciiN Kas*»lnf(ürer
A. Schmidhammer