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Schimmer machen, der über der Welt lag. Und sie sangen. immer weiter
in die Höhe der Berge schreilend, schon so weit, daß cS in den Himmel
zu gehe» schien. ..

Wir drei sind gekommen
Dom Morgenland der.
Den Heiland zn suchen
Tic Mrcui und Quer,

Ein Stern ist entglommen
In himmlischer Pracht,

Taghell zu erlenchlen
Die heilige Nacht. . . .
drei Tage vergangen waren und der Schwcmberger Naz noch immer
»ich! in'-; Tors zuriickkain, ging mau ihn suchen. Man suchte ihn lang.
Endlich fand man unter einer Fichte einen Skab init einem Wechslern
an der Spitze Der Stab steckte lies im Schnee. Als man den Schnee
wegschanselle. fand man darnnter den alten Stcrnsinger, der den Stab noch
krampshasl in der erstarrte» Rechten hielt.

„Der kann iah in der Ewigkeit Stern singen!" meinte einer der Bcrg-
bancrn. die den erfrorenen Lchivenibcrgcr Ra', gesunden Hallen

„3 nioan', der muasr schon a paar hundert Iahrlen im Fcgfcucr
Bnnsil'ialmen singen!" sagte ein Anderer, der als Betl'rnder bekannl war
„Der Raz hat den Enzeler gar z' gern mögen. Und dös is alleweil
jündhasl!"

Der Naz selbst aber sagte gar nichts mehr. Er grinste nur behaglich
in seinem eri'larrtcn Gesicht, als ob er die ganze Welt und die Menschen
dazu auslachen wollte.

6mKebr

Sag. Wilder, dort am Anger seh ich die Eiche nicht,

Tie hundert Arme reelle empor nach Sturm und Licht,

Und hoch hinauf des Herbstes brandrote Fackel schwang,

Sv hoch und höher als mein kindlich Denken rang —

„Mein Sohn, die alle Eiche, sie fällten sie schon lang." —

Und enger ward die Stube und dunkler ihre Wände. —

„Du sahst de-s Lichtes zu viel, mein Sohn, und wardst zu groß." -

Ta irrt mein Blick im Kreis und sindet liebe Hände,

Wie einst zur Däininernng gefallet ans dem Schoß. —

Ich weiß von einem Köpfchen das sich hineingeschmiegt,

Bon einem wilden Seelchen, das sie zur Ruh gewiegt. —

Die alte Uhr — war das ihr langenlwöhnler Ton?

Mil diesen lvelke» Händen, o Mutter, halt mich du.

Mir ist, als slüstre sie das böse Wort mir zu:

Zieh weiter, fremder Gast, zn lange weilst du schon!

Rene Prevöt

Hart am ^Tob vorbei

(Ans de» Papieren eines verschollenen Malers)

Bo» Luctwig Scharf

.an»tag Abend. Ich komme von einem Besuch bei „gutsituierten"
keilten. Ulan hatte mich zu einem Rachinittagstce cingeladen und Kuchen
und eingemachte Erdbeeren geboten, von letzteren atz ich nichts. Oer
Gedanke an Gertrud, welche vielleicht hungrig zn Fjaufc saß, während
ich hier in Gauinengenüssen schwelgte, hielt mich davon ab. Auch Hab' ich
niich vollkommen natürlich und leicht »nie, ballen, ohne das plötzliche Be»
snnkensei» und ohne die Bitterkeit ans den kippen, wenn ich aus Höf-
lichkeit lache» mnßte. Als hätte ich alles Erdenweh abgcstreift, gegen-
ivarligcs, vergangenes, künftiges. Bur ganz fern, am äußersten Rand
d> s Enipfindnngskreises meiner Seele lag's wie still verdämmernder
Gluthauch ...

Durch den warmen verkühlende» August-Abend eil' ich nach Banse.
Allenihalbc» schon spürt man eine» deutliche» Absterbehanch in der Batnr.
Er streicht durch die knft, zittert in matten Conen ans dem Lichtblau
des Acthcrs und legt sich über das sasilose Grün der großen Bauplätze,
'. der Seitenfront meiner Mahnung in liebenswürdiger Resignation
il'rer Besiiniinnng harren. Bon einer leichten lächelnden Ruhe getragen,
hasie >>l' hciniwärls. Ei» slillcs lautloses Lied hüpft mir durch die Seele,
wie Bolivendigkeit jetzt, in regelmäßig absetzenden Takten, und jetzt ans
vogclschwingc» hinanfjnbclnd wie Freiheit und Bewußtsein. . .

Gertrud sitzt unterm Fenster meines Ateliers und häkelt. Sie wartet
ans mich. Fetzt bat sic mich erkannt am Gang und ivcißcn Strohhnt. Sie
zrüßend herunter, leicht errötend. Armer Kerl! denke ich, Dn hoffst
wieder! lind leise lBehmut mischt sich der stillen durchsichtigen Klarheit
meiner Seele. Du hoffst wieder, weil du Mutter werden sollst, weil ein
neues, jnng-s Leben in deinem Leib, unter deinem Herzen heranreift . . .

l inier den dunkeln Scheiben des Kücheiifensters gewahr ich noch eine
Gestalt: die Alte! Fch mag sie nicht, diese Alte, schon von der ersten
Stunde an, da ich sie gesehen. Aber jetzt eben freue ich mich, sie schon
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