Weihnachten im Flottenverein
A. Schmidhammer
Rapiräne, laßt's Euch sagen:
Müßt Euch brüderlich vertragen,
Streit hat keinen Zweck!
Rudern mir gewaltigen Schlägen
VTord und Süden sich entgegen,
R o rn rn t man nicht v o m Lleck!
^itelänclerungen
In Erlangen, der frommen Stadt, wurde im
Stadttheater ,,Le Demimonde“ von Dumas
gegeben. Auf dem Zettel aber lautete der Titel
..Junges Volk".
Das Vorgehen des Erlanger Theaterdirektors ist
mit Freuden zu begrüßen. Das moderne Theater
ist ein Schweinestall; diejenigen, die es besuchen,
sind Schweine, an deren Moral nichts mehr zu
verderben ist. Ueberlassen wir sie sich und dem
Satan, der ihre Seelen einst holt! Anders aber steht
es um das Volk, das draußen bleibt; hier sind noch
Seelen zu retten. Und diese Leute lesen doch an den
Anschlagsäulen manchmal den Theaterzettel; darum
tut der Erlanger Theaterdirektor recht daran, wenn
er wenigstens den Theaterzettel desinfiziert. Er hat
noch folgende Titelreinigungen in petto:
Kabale und Liebe -- Kamarilla und Freundschaft.
Die natürliche Tochter — Die Stieftochter.
Frühlings Erwachen = Der 21. März.
Der Schlafwagenkontrolleur -
Der Speisewagenkellner.
Die Kameliendame = Die Jungfrau von Orleans.
Die schöne Helena = Die lustige Witwe.
*
Unter bayrischen Zentrumsleuten
«Wissen Sie's schon? Vor kurzem hat
Einer behauptet klipp und glatt:
Wenn man zweie zu zwei addier',
Gab' es nach Adam Riese vier l"
«Lieber Kollege, warum der Radau?
Das Rechenexempel stimmt doch genau!
Uebrigens — nebenbei gefragt —:
Wer war denn der Herr, der das
gesagt?"
«Der Grandinger sagte das überall I"
«Der Grandinger? Oh, das ändert
den Fall!
Wenn der's gesagt, dann bleib ich
„ . dabei:
owei und zwei gibt
natürlich drei!"
Bim
Bedenkliche Errungenschaft
Professor Gardner hat die Zöglinge seiner
Affenschule im afrikanischen Urwald nach bewährter
Jdioten-Lehrmethode bereits so weit gebracht, daß
sie einzelne Worte, wie „feu“ und dergleichen, aus-
sprechen können.
Daß den Affen segne die Kultur bald,
Lehrt Herr Gardner reden ihn im Urwald!
Jeden Kunstgriff hat er aufgeboten,
Den man angewandt bei Idioten:
Ist der Schwachsinn doch von gleicher Art,
Ob er niehr, ob weniger behaart.
Und, o Glück — die strebsam dort versammelt,
Haben manches Wort schon nachgestammelt!
Brennt Herr Gardner jetzt sie an dem czueuo,
Fauchen sie ein ausdrucksvolle? „ton"!
Ja, der Primus schimpft bei diesem Spaß
Schon ganz deutlich: „Ich verbitt' mir das!"
— Eine Großtat, ohne alle Frage.. .
Aber wird sie nicht vielleicht zur Plage?
Viele haben wir schon von der Sorte,
Die bei schwachem Geiste plappert Worte:
Lehrte man's nun allen solchen so,
Wäre das nicht doch ein Risiko?
Sollt' man sich nicht eher dankbar zeigen,
Daß verschiedne noch bis dato schweigen?
SassafraHs
*
Die Berliner Automobil - Ausstellung
Die Ausstellung bringt viel des Interessanten:
Die Automobilfabrik V e I o c i1 a s hat ihren Staub
einfach, aber geschmackvoll nur mit der Straf-
prozeßreform dekoriert, damit die Schnellig-
keit ihrer wagen sich von diesem Hintergrund um
so wirkungsvoller abhebe.
Die Weichstädter Gummifabrik von
Mollig & <£o. hat dicke Gummipuffer
ausgestellt, die sie unter den: Namen
„S i e h st e w o l l" in den Handel bringt;
sie mildern auch den heftigsten Stoß
und sind deshalb ein vorzügliches Mittel,
die gefährlichen Folgen von Automobil-
kollisionen zu beseitigen. Sie sollten
an sämtlichen Bäumen und Telegra-
phenstangen angebracht werden, die sich
an Automobilstraßen befinden! Die Fa-
brik hofft, daß der Staat durch eine
Verordnung alle Fußgänger zwingen
wird, die Puffer „Siehstewoll" zu tra-
gen. Der Stoß eines in der Ge-
schwindigkeit dahinsausenden Antonio-
bils soll von demjenigen, der diese
Gummipuffer trägt, wie ein angenehmes
Kitzeln empfunden werden!
Meibnacktsgesckenk äes Vatikans für Mociernisten
i2i;
A. Schmidhammer
Rapiräne, laßt's Euch sagen:
Müßt Euch brüderlich vertragen,
Streit hat keinen Zweck!
Rudern mir gewaltigen Schlägen
VTord und Süden sich entgegen,
R o rn rn t man nicht v o m Lleck!
^itelänclerungen
In Erlangen, der frommen Stadt, wurde im
Stadttheater ,,Le Demimonde“ von Dumas
gegeben. Auf dem Zettel aber lautete der Titel
..Junges Volk".
Das Vorgehen des Erlanger Theaterdirektors ist
mit Freuden zu begrüßen. Das moderne Theater
ist ein Schweinestall; diejenigen, die es besuchen,
sind Schweine, an deren Moral nichts mehr zu
verderben ist. Ueberlassen wir sie sich und dem
Satan, der ihre Seelen einst holt! Anders aber steht
es um das Volk, das draußen bleibt; hier sind noch
Seelen zu retten. Und diese Leute lesen doch an den
Anschlagsäulen manchmal den Theaterzettel; darum
tut der Erlanger Theaterdirektor recht daran, wenn
er wenigstens den Theaterzettel desinfiziert. Er hat
noch folgende Titelreinigungen in petto:
Kabale und Liebe -- Kamarilla und Freundschaft.
Die natürliche Tochter — Die Stieftochter.
Frühlings Erwachen = Der 21. März.
Der Schlafwagenkontrolleur -
Der Speisewagenkellner.
Die Kameliendame = Die Jungfrau von Orleans.
Die schöne Helena = Die lustige Witwe.
*
Unter bayrischen Zentrumsleuten
«Wissen Sie's schon? Vor kurzem hat
Einer behauptet klipp und glatt:
Wenn man zweie zu zwei addier',
Gab' es nach Adam Riese vier l"
«Lieber Kollege, warum der Radau?
Das Rechenexempel stimmt doch genau!
Uebrigens — nebenbei gefragt —:
Wer war denn der Herr, der das
gesagt?"
«Der Grandinger sagte das überall I"
«Der Grandinger? Oh, das ändert
den Fall!
Wenn der's gesagt, dann bleib ich
„ . dabei:
owei und zwei gibt
natürlich drei!"
Bim
Bedenkliche Errungenschaft
Professor Gardner hat die Zöglinge seiner
Affenschule im afrikanischen Urwald nach bewährter
Jdioten-Lehrmethode bereits so weit gebracht, daß
sie einzelne Worte, wie „feu“ und dergleichen, aus-
sprechen können.
Daß den Affen segne die Kultur bald,
Lehrt Herr Gardner reden ihn im Urwald!
Jeden Kunstgriff hat er aufgeboten,
Den man angewandt bei Idioten:
Ist der Schwachsinn doch von gleicher Art,
Ob er niehr, ob weniger behaart.
Und, o Glück — die strebsam dort versammelt,
Haben manches Wort schon nachgestammelt!
Brennt Herr Gardner jetzt sie an dem czueuo,
Fauchen sie ein ausdrucksvolle? „ton"!
Ja, der Primus schimpft bei diesem Spaß
Schon ganz deutlich: „Ich verbitt' mir das!"
— Eine Großtat, ohne alle Frage.. .
Aber wird sie nicht vielleicht zur Plage?
Viele haben wir schon von der Sorte,
Die bei schwachem Geiste plappert Worte:
Lehrte man's nun allen solchen so,
Wäre das nicht doch ein Risiko?
Sollt' man sich nicht eher dankbar zeigen,
Daß verschiedne noch bis dato schweigen?
SassafraHs
*
Die Berliner Automobil - Ausstellung
Die Ausstellung bringt viel des Interessanten:
Die Automobilfabrik V e I o c i1 a s hat ihren Staub
einfach, aber geschmackvoll nur mit der Straf-
prozeßreform dekoriert, damit die Schnellig-
keit ihrer wagen sich von diesem Hintergrund um
so wirkungsvoller abhebe.
Die Weichstädter Gummifabrik von
Mollig & <£o. hat dicke Gummipuffer
ausgestellt, die sie unter den: Namen
„S i e h st e w o l l" in den Handel bringt;
sie mildern auch den heftigsten Stoß
und sind deshalb ein vorzügliches Mittel,
die gefährlichen Folgen von Automobil-
kollisionen zu beseitigen. Sie sollten
an sämtlichen Bäumen und Telegra-
phenstangen angebracht werden, die sich
an Automobilstraßen befinden! Die Fa-
brik hofft, daß der Staat durch eine
Verordnung alle Fußgänger zwingen
wird, die Puffer „Siehstewoll" zu tra-
gen. Der Stoß eines in der Ge-
schwindigkeit dahinsausenden Antonio-
bils soll von demjenigen, der diese
Gummipuffer trägt, wie ein angenehmes
Kitzeln empfunden werden!
Meibnacktsgesckenk äes Vatikans für Mociernisten
i2i;
[nicht signierter Beitrag]: Titeländerungen
Arpad Schmidhammer: Weihnachtsgeschenk des Vatikans für Modernisten
[nicht signierter Beitrag]: Die Berliner Automobil-Ausstellung
[nicht signierter Beitrag]: Weihnachten im Flottenverein
Bim: Unter bayrischen Zentrumsleuten
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Weihnachten im Flottenverein"
Sassafrass: Bendenkliche Errungenschaft
Arpad Schmidhammer: Weihnachtsgeschenk des Vatikans für Modernisten
[nicht signierter Beitrag]: Die Berliner Automobil-Ausstellung
[nicht signierter Beitrag]: Weihnachten im Flottenverein
Bim: Unter bayrischen Zentrumsleuten
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Weihnachten im Flottenverein"
Sassafrass: Bendenkliche Errungenschaft