1607
JUGEND
Nr. 52
*Nl ■ ... ——^—<*3
A. Schönmann (München)
Abrüstung ist ein schönes Jdeal, bas niemand zu erfüllen sich getraut.
Weil er sich fürchtet, daß in praxi er werd' vom andern durchgehaut!
Der Miesbactzer Pseudo-Graf
Eine Echauerballade nach wahren Begebenheiten von
Kärtchen, mit Zeichnungen von A. Schmidsiammer
Sperrt die Nasen auf und auch die Mhren,
weil zu singen Karlchen jetzt beliebt,
Was bei Miesbach kürzlich ist Pastoren
Und was es für freche Bazis gibt.
will Johannes, keck und wohlbeschnabelt,
Dessen Stammbaum niedrig und diskret,
Hat dortselbst empörend hochgestapelt,
Was rentabel ist, wenn man's versteht.
Nannte sich Rarolus, Graf von Barum,
Zwanzig Schlösser griff er aus der Luft.
„)m Duell erschoß ich einen. Darum
Bin ich flüchtig jetzt!" erzählt" der Schuft.
Also sprechend hat der Missetäter
Dumme Leute massenhaft geschröpft.
32,000 bare Meter
Hat der Aerl der Mitwelt abgeknöpft.
„Damen" ließ er sich nach Miesbach kommen,
Hat als Gräfinnen sie vorgestellt.
Da sie sich sehr frei und kühn benommen,
Glaubte es ihm auch die Bauernwelt.
Testamente hat er ausgeschrieben,
Drin als Erbgraf er sich legitimt.
Hat als Leutnant sich Herumgetrieben
Und sogar ein Schein-Duell gemimt.
Hat als Geistlicher sich ausgegeben,
Ließ sich beichten — welcher Mordsbetrug!
Alle Sünden hat er mild vergeben —
Lin erf reuli ch er Charakter zu gl
Und zuletzt vollbrachte er das Beste,
Fuhr nach Wien ins Schloß von Belvedere,
Sprach dort, daß erErz Herzog v o n L st e
Und der TKrön fo l ger v on (Dest'rei ch wär'!
Aber wie schon kraust bemerkt sehr richtig,
Schwindet bald die Schönheit und Gestalt:
Der Filou, in seinem Fach so tüchtig,
ward zu Zuchthaus jahrelang verknallt!
Ach, die Grafen kriegen's immer schlechter:
Falsche sperrt in's Zuchthaus man, o Graus.
Und die echten, fr ei 'n sie Bürgerstöchter
a 1a Erbach in das Irrenhaus!
1215
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A. Schönmann (München)
Abrüstung ist ein schönes Jdeal, bas niemand zu erfüllen sich getraut.
Weil er sich fürchtet, daß in praxi er werd' vom andern durchgehaut!
Der Miesbactzer Pseudo-Graf
Eine Echauerballade nach wahren Begebenheiten von
Kärtchen, mit Zeichnungen von A. Schmidsiammer
Sperrt die Nasen auf und auch die Mhren,
weil zu singen Karlchen jetzt beliebt,
Was bei Miesbach kürzlich ist Pastoren
Und was es für freche Bazis gibt.
will Johannes, keck und wohlbeschnabelt,
Dessen Stammbaum niedrig und diskret,
Hat dortselbst empörend hochgestapelt,
Was rentabel ist, wenn man's versteht.
Nannte sich Rarolus, Graf von Barum,
Zwanzig Schlösser griff er aus der Luft.
„)m Duell erschoß ich einen. Darum
Bin ich flüchtig jetzt!" erzählt" der Schuft.
Also sprechend hat der Missetäter
Dumme Leute massenhaft geschröpft.
32,000 bare Meter
Hat der Aerl der Mitwelt abgeknöpft.
„Damen" ließ er sich nach Miesbach kommen,
Hat als Gräfinnen sie vorgestellt.
Da sie sich sehr frei und kühn benommen,
Glaubte es ihm auch die Bauernwelt.
Testamente hat er ausgeschrieben,
Drin als Erbgraf er sich legitimt.
Hat als Leutnant sich Herumgetrieben
Und sogar ein Schein-Duell gemimt.
Hat als Geistlicher sich ausgegeben,
Ließ sich beichten — welcher Mordsbetrug!
Alle Sünden hat er mild vergeben —
Lin erf reuli ch er Charakter zu gl
Und zuletzt vollbrachte er das Beste,
Fuhr nach Wien ins Schloß von Belvedere,
Sprach dort, daß erErz Herzog v o n L st e
Und der TKrön fo l ger v on (Dest'rei ch wär'!
Aber wie schon kraust bemerkt sehr richtig,
Schwindet bald die Schönheit und Gestalt:
Der Filou, in seinem Fach so tüchtig,
ward zu Zuchthaus jahrelang verknallt!
Ach, die Grafen kriegen's immer schlechter:
Falsche sperrt in's Zuchthaus man, o Graus.
Und die echten, fr ei 'n sie Bürgerstöchter
a 1a Erbach in das Irrenhaus!
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